Berlin-Mitte - Oranienburger Straße - ehem. Tacheles

  • Zitat von "fonti"

    Warum problematische Gegend? Is doch nich gerade unbeliebt die gegend oder? Gibt doch bestimmte ne große nachfrage da....

    In Berlin ist so ziemlich alles problematisch, was nicht 1a ist. Und selbst da soll es vergleichsweise billig sein.
    Die EG-Zone würde Fundus problemlos vollbekommen, aber die ganzen Büros? Das ist schwer.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • @ van Dyk

    wir hatten das Thema vor einigen Jahren schon einmal. Ich weiß aber nicht mehr, wo die Infos stehen. Soweit ich weiß, liegt das Projekt auf Eis. Ich hoffe aber, dass es irgendwann doch noch realisiert wird.

    APH - am Puls der Zeit

  • Mann soll die Chance doch greifen um "Tacheles" oder die FSP in alter glanz zu rekonstrieren. So einer Fassade ist heute einmalig, wertvoll, würdig und bietet etwas vom alten Berlin.

    .......und bitte auch die alte originelle Kuppel........

  • van Dyk. Genau das Tacheles aber nicht, wie ich meine, die ganze einstige Friedrichstadtpassagen!!!

    Mit das Vorbild des heutigen Tacheles sind die Passagen leicht zu rekonstruieren. Ein Perle für die Innenstadt.

    Genau das fehlt auch am heutigen Potsdamerplatz.

    Wenn die Behörden nur einige alten Berliner Hohenpunkten rekonstruiert hätten (z.b. Haus Vaterland, Grand Hotel Excelsior) UND dazu viel mehr andere Geschäften, ein Fusgänger freundliche Umgebung, dann wäre die Potsdamerplatz wieder Flaniermeile gewesen statt Einkaufspassage und da draussen das "nichts". Wieder kein Erfolg für moderne Städteplaner, die einfach nichts verstehen von was Besucher, Touristen usw am liebsten wollen. Deswegen ist heute Paris noch immer die NUMMER EINS für Besucher und Touristen. Und nicht wegen das angenehme Klima.

    Die schöne urbane und lebendige Boulevards. mit ihren schönen Fassaden. Es gibt in Paris gar nicht so viele Laden aber doch viele Bäume, Kneipen, Bars, Restaurants unf Geschäfte entlang diese Boulevards.
    Einkaufen tut mann sonst.

    Lässt die führende Städteplaner und Architekten zusammen eine Woche jährlich loss in Paris und bin überzeugt dass alles in Berlin doch noch in Ordnung kommt.

  • Also, an Bäumen mangelt es Berlin ganz bestimmt nicht. Glaube mal gehört zu haben, Berlin habe die meisten Straßenbäume Europas oder so ähnlich.

  • Zitat von "uaoj36"

    Wieder kein Erfolg für moderne Städteplaner, die einfach nichts verstehen von was Besucher, Touristen usw am liebsten wollen.

    Also wenn ich mir so anschaue, was da, gerade tourimässig, so los ist, kann ich den Eindruck nicht bestätigen. Ich finde auch, dass es für ein komplettes Neubauviertel ziemlich urban ist.

    Grüße,
    Daniel


    Ende der Einfügung

  • Endlich mal wieder Neues zu diesem tollen Projekt:
    http://www.morgenpost.de/content/2008/04/02/berlin/955036.html\r
    http://www.morgenpost.de/content/2008/0 ... 55036.html
    (Okay, das hier ist schon ein paar Wochen alt) 8)
    Aber das ist ziemlich neu:
    http://www.welt.de/berlin/article1898378/Luxuswohnungen_fuer_Spitzenverdiener.html\r
    http://www.welt.de/berlin/article189837 ... iener.html
    Zum Glück hat sich am Architekturstil nicht viel geändert. Könnte absolut großartig werden! :D

  • Endlich geht es los! Ich habe schon fast die Hoffnung verloren. Dass sich das Projekt bei den niedrigen Mieten in Berlin (Unter den Linden nur € 10/m²!, dafür kann ich andernorts gerade einmal eine 08/15-Bude anmieten) lohnt ist zwar eher schwer nachzuvollziehen, aber was solls, Hauptsache schen wird es. Aber mit den Eigentumswohnungen und dem Hotelo wird das sicher bello!

  • Ein Punk ist schick. Aber bitte nur auf abruf und dann bitte auch nur dekorativ in der Ecke stehen... für die Touristen und so. Genauso wie die Menschen jetzt alle aus Prenzelberg weg müssen, weil die ganzen Neureichen, die es toll fanden in der autonomen Gegend zu leben, da hin zu ziehen und so die Mietpreise hoch trieben. Und nach und nach verschwindet das Flair, weswegen sie her gezogen sind. Das ist vorher schon mit dem Scheunenviertel passiert, in Prenzelberg ist es am laufen und in Friedrichshain wird es auch irgendwann soweit kommen, wenn Prenzelberg erstmal "zu normal" ist. Und wenn die Szene dann erst verschwunden ist, dann ziehen sie wahrscheinlich irgendwo nach Amsterdam ins Hurenviertel und machen das "hip" oder was weiß ich wohin. Ich freu mich ja sogar schon darüber dass Abends am Hackeschen Markt die Nuttis auflaufen, wenigstens etwas was die Yuppies nicht vertreiben konnten.

    Aber sie werden sich ins eigene Fleisch schneiden. Sicher, man kann Berlin "gesellschaftsfähig" machen und nobel. Dann lebt alles was es sich nicht leisten kann in den Randbezirken, ohne jede Identität, ohne autonome Subkultur. Und in der Mitte dann die rausgeputze Fassade. Das Problem; Diese Subkultur, die Vertrieben wird, macht den Reiz Berlins aus. Meine Heimatstadt wird nie ein Paris, London oder auch nur ein Wien werden, dazu ist Berlin objektiv einfach zu hässlich und dieses ganze royalistisch/europäische nicht authentisch genug. Das ist einfach nicht Berlin und es gibt ganz andere Städte, die diese Vorzüge viel selbstbewusster und echter rüber bringen. Irgendwann wird Berlin halt die Sparversion einer europäischen Großstadt sein, mit einem künstlichen Palast und überteuerten Hotels, wo dann im Außenring 70% Migrationsanteil und 20% Arbeitslosigkeit ist und im Centrum Schicki-Micki und Stuck-Kulisse. Keine individuellen Geschäfte mehr, keine innovativen Clubs, keine Künstlercafés, keine Partytouristen mehr aus Skandinavien, keine Bohéme-Künstler aus New York, die aus einer schrulligen Laune heraus nach Berlin kamen um im Tacheles zu leben und zu arbeiten. Nur deutsche Neureiche, überteuerte Geschäfte mit den selben Labels wie auf der Königsallee in Düsseldorf und all den anderen exqisiten Geschäftszentren in Deutschlands Landeshauptstädten... Glaubt mir, das wird aus Berlin werden, wenn sich nicht was ändert an der Stadtplanung. Manchmal denke ich, es hätte nie wieder Hauptstadt werden dürfen. Einfach um seiner selbst Willen und der Menschen wegen die hier leben. Und da bin ich bei weitem nicht der einzige der so denkt.

    Und ja, ich rede hierbei vor allem von den Menschen aus der autonomen Szene. Auch wenn ich nicht dazu gehöre, viele dieser Menschen sind meine Freunde und das ist IHRE Gegend, das Zentrum Ost ist IHR Zuhause. Sie haben es zu dem gemacht, was sie ist, leben da zum Teil wirklich seit den 68ern in dritter Generation und sie haben immer jeder dort willkommen geheißen, niemand ist dort fremd. Und nun werden sie vertrieben. Nicht umsonst kusiert auf einmal das Wort "Beute-Berliner" für Zugezogene und immer mehr Einheimische solidarisieren sich mit den Autonomen und lehnen die Zugezogegnen ab. Und wenn die irgendwann das Tacheles räumen werden (denn dazu wird es kommen, wenn die die Künstler dort vertreiben wollen), dann werde ich mich auf jeden Fall mit an die Fassade ketten, das schwöre ich.

    Wenn ihr wirklich ein Herz für Kultur habt und davon gehe ich aus, wenn ihr in einem solchen Forum seid, wo es sicher nicht nur um rausgeputze Oberflächen geht, dann setzt ihr euch dafür ein, dass diese fast schon traditionell Ost-Berliner Gesellschaft nicht ausstirbt. Wir dürfen nicht zulassen dass das Gefühl von Freiheit aus den Gründerzeit-Arbeitersiedlungen verschwindet, wo JEDER egal ob arm, reich, schwarz, weiß, muslim, christ, hetero oder schwul ein Zuhause finden kann. Seht euch an was aus Montmatre wurde. Und dort wurden keine Stuckfassaden glatt gekloppt, schön sieht es noch immer aus und ist sicher sehenswert. Aber Ostberlin lebt nicht von seinen Altbauten. Diese glatt gekloppten Mietskasernen tragen zum Flair bei, aber sie sind nicht seine Seele und als solche auch nichts besonderes, wenn wir ehrlich sind. Seine Seele sind die Menschen dort. Und diese Seele stirbt. Kein Luxus-Hotel kann ersetzen, was Berlin am Kunsthaus Tacheles hat.

    "Schlage die Trommel und fürchte dich nicht"

    *gelesen bei Maria Gräfin von Maltzan, geschrieben von Heinrich Heine

    Einmal editiert, zuletzt von Monbijou (5. Oktober 2017 um 11:02) aus folgendem Grund: Persönliche Infos entfernt

  • naja, ich verstehe was du meinst, aber ob gerade diese paar kunsthansels im tacheles jetzt so wichtig für das berliner lebensgefühl sind?

    ja, berlin wird sich schon ändern, die von dir beschriebene atmosphäre war eben bezeichnend für das berlin der 80er und 90er, aber die zeiten ändern sich eben an gewissen orten, und vieles bleibt ja auch bestehen. und bevor berlin ne schicki stadt wird, braucht es seeeeeeehr viel geld. das schafft selbst das reiche moskau nie. die ham jetzt richtig geld und trotzdem stehn da auch in 10 jahren noch die pelzmützen-russen mit dem plastikbeutel am vaksal, so wie in berlin (halt dann woanders als am neuen tacheles) immer ein paar punks mit der töle um euros betteln werden. keine sorge.

    und mit der kunst ist das sone sache. auch alles nur business in wahrheit. der tacheles ist doch schon seit 15 jahren nur noch ne touristen veranstaltung. welcher echte berliner rennt denn da hin? ich war da 2, 3 mal und nie wars wirklich interessant für mehr als 10 min. bin danach nie wieder hingegangen. und deine künstler ham ja von den touris ganz gut gelebt. nicht umsonst wollnse ja jetzt ne richtige miete zahlen. woher kommt denn die knete der armen künstler, dass se jetzt den tacheles sogar zu nem richtigen mietpreis mieten wollen?? klar ich verstehs, ist garantiert ein ganz gutes geschäft... also dein ostberlin stirbt so schnell nicht. schliesslich hab ich das berliner klagen ja auch schon vor 15 jahren gehört, und es klagt immer noch, kann also nicht ganz so schlimm sein... :zwinkern:
    was solln wir armen rheinländer da sagen? bei uns ist alles nur noch 50/70er schrott, die penner bleiben penner und son projekt wie der tacheles in weiter ferne...

  • Aus "Monbijous" Stellungnahme spricht mir dann doch etwas zu viel diffuse Angst vor den angeblich bösen Yuppies, die wie die Heuschrecken über den Kiez herfallen, um ihn zu vernichten. Ist schon eine etwas absurde Vorstellung, die auch gar nicht der Berliner sozialen Realität entspricht. Denn schließlich besteht die Mitte der Stadt doch nicht nur aus Superreichen mit Sektgläsern in der Hand.

    Und wenn man dabei noch Städte wie Paris oder London anführt, sollte man erkennen, daß auch dort im Zentrum teurere Mieten herrschen und eine etwas andere Klientel herumläuft, als in den Randgebieten oder gar Banlieues. Dem Flair der Stadt insgesamt muß das nicht schaden.

    Alles ist nun einmal auch in Bewegung. Und man kann eine Stadt natürlich nicht auf dem (sozialromantisch verklärten) Stand der 80er/90er Jahre einfrieren.

    Die beschönigte Darstellung der "Menschen aus der autonomen Szene" möchte ich außerdem entschieden zurückweisen, wenn damit echte "Autonome" gemeint sein sollen, und nicht nur ein paar Alternativ-Künstler. Bei diesen "autonomen" Leuten ist es nämlich ganz und gar nicht so, daß sie "immer jeden dort willkommen heißen" und "niemand dort fremd" sei. Wenn man zum Beispiel nicht die Meinung dieser Leute teilt, offen eine Gegenposition einnimmt, zeigen sie nämlich rasch ein ganz anderes, und gar nicht tolerantes, Gesicht. Selber oft genug beobachtet. Von latenter Gewaltbereitschaft gar nicht zu reden.

    Also, das neue Tacheles-Projekt gefällt mir städtebaulich und es wird der Tacheles-Ruine, die ich auch vor vielen Jahren schon besucht habe, durchaus auch etwas Positives zurückgeben. Positives in der Wandlung und Heilung. Und eine kreative Kultur-Szene, die wirklich kreativ ist, wird sich auch gegenüber solch neuen Situationen flexibel zeigen. Es gibt in Berlin doch so viele interessante Ecken und Nischen, so viel Potential. Es wäre eine falsche Angst, von der Umgestaltung des Tacheles darauf zu schließen, daß die künstlerische oder "alternative" Szene der Stadt stirbt oder abwandert. Habt doch nicht so viel Furcht.

  • Nachdem ich sechs Jahre in Berlin gelebt habe (die meiste Zeit sogar in der Ecke), halte ich ja auch von der vielgerühmten Berliner Szene nicht besonders viel.
    Diese Autonomen und selbsternannten "Künstler ... einfach nervig, selbstgefällig, eitel und meistens nicht besonders intelligent. Die "Yuppies" müssen gar nicht von außen kommen; sie sind im Prinzip schon da und verkleiden sich nur eine zeitlang noch als ihr vermeintliches Gegenteil.

    Dennoch würde ich monbijou hinsichtlich des tacheles-Areals Recht geben, auch wenn's teilweise zur Touri-Attraktion verkommen ist (kommt allerdings auch sehr drauf an, wo man da zu welcher Zeit genau hingeht).

    Ich bin ja sonst eigentlich auch gegen den neuberliner Brachen-Fetischismus, aber das tacheles-Areal würde ich doch nur ungern mit langweiligen, neo-neo-neo-klassischen "Berlin-spielt-New-York-um-1900"-Bauten zugebaut sehen. Was ich da oben in dem Modell sehe überzeugt mich gar nicht und es hat auch mit Berlin wenig zu tun. Da ginge Berlin wirklich etwas verloren, ohne daß was gewonnen würde.

  • Ich habe auch viereinhalb Jahre in Berlin gelebt und kann mit einer Verklärung der autonomen Szene wenig anfangen. Der größte Teil dieser Szene entstammt aus stinklangweiligen Käffern aus den alten Bundesländer und macht in Berlin dann einige Jahre auf linksautonomes Selbstverwirklichen.

    Mit einsetzen für die Arbeiterklasse, alternativen Leben o.ä. hat das wenig zu tun. Ich habe "linke" Punks gesehen, die zu Weihnachten am Bahnschalter 1. Klasse gebucht hatten und dann zu ihren meist wohlhabendenden Eltern gepilgert sind. Nach ein paar jahren abhängen und Fun-Randale in Berlin sind die dann wieder zurück gezogen und waren anschließend Konservativer als zuvor. Heute machen die auf Musterfamilie und sind meist unternehmerisch Tätig - Wasser predigen und Wein trinken - überflüssig und unglaubwürdig.

    ...

  • Ohne auf die Erscheinungsformen "alternativer Lebenskonzepte" einzugehen; eines steht aber fest: Prenzlberg hatte früher sein eigenes "Miljöh" aus alteingesessenen Langzeitbewohnern gemischter Herkunft (vom Arbeiter bis zum Professor) und nach '89 hinzukommend viele Jüngere welche durch die Möglichkeiten des Wilden Ostens angelockt wurden. Alles zusammen schuf eine attraktive Diversität mit kreativer Energie. Das machte den Kiez zur Szene und lockte wiederum wohlhabende Auswärtige an. Die verdrängen nun die niederen alteigesessenen Schichten und verändern das "Miljöh". Weniger ostdeutsch, weniger proletarisch, weniger kreativ.

  • Im Deutschlandfunk war am Samstag ein sehr interessanter Beitrag über das Tacheles Areal:

    Ich dachte bis dato eigentlich, dass FUNDUS die Pläne für die Entwicklung des „Johannishofs“ eingestellt hat, aber nun

    Zitat

    Die Investorengruppe FUNDUS will auf dem Gelände an der Oranienburger Straße in Berlin Mitte ab 2011 Luxusappartments mit einer Investitionssumme von etwa 600 Millionen Euro bauen. Entstehen sollen die "Tacheles-Höfe", deren Mittelpunkt, ein zehnstöckiger Wohnturm sein wird, so der Fundus-Sprecher Johannes Beermann.

    quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1111701/

    Wenn es sich hierbei doch tatsächlich um die bekannte Johannishof-Planung handeln sollte, wäre ich persönlich begeistert!

    Den Künstlern ist es wirklich höchst anzurechnen, dass sie damals dieses Areal besetzt haben! Schade, dass die Wende erst 1989 kam, sonst wäre sicherlich auch der unversehrte und anschließend gesprengte Kuppelbau mitgerettet worden…naja...aber der gerettete Rest der Friedrichstraßenpassage wird nach Sanierung sicherlich auch wieder wunderbar aussehen!