Eine Galerie von einer italienischen Großstadt wie Venedig muss weit weniger umfassend als gewohnt ausfallen. Zu groß ist die Zahl der Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler. Nur ein Verrückter könnte sich vornehmen, all dies abknipsen zu wollen.
Vorab ein paar Anmerkungen.
Venedig ist keine mir besonders sympathische Stadt. Schon ihre Geschichte ist eher absto0end. Der unermessliche Reichtum wurde keineswegs nur auf ehrlichem Wege verdient. Venedig hat beispielsweise mit den islamischen Invasoren und Banditen gute Geschäfte gemacht und sich rege an deren Sklavenhandel bereichert. Der hierorts zur Schau gestellte Reichtum wirkt allzu protzhaft, was mitunter geradezu lächerliche Züge annimmt (man betrachte etwa den Markusdom mit seinen übereinandergeschichteten Spolien). Mitunter wirkt der venezianische Stil allzu manieristisch im schlechtesten Sinne.
Was uns Deutsch besonders auf die Nerven geht, sind die Auswirkungen des Massentourismus. Die Italiener mögen uns überwiegend als freundlich und sympathisch erscheinen, die Venezianer sind es eindeutig nicht. Ständig wird man als Tourist übervorteilt bzw zur Kasse gebeten.
Ganz Italien, vor allem aber Florenz und Venedig, ist das Liebkind der westlichen, angloamerikanischen, im Wesentlichen deutschfeindlichen Welt. Deutschland wurde von ihr zerstört, letztlich mag man es dort auch heute nicht. Man besucht nicht Rothenburg, Erfurt oder Regensburg, aber Venedig oder Florenz ist ihr Hort der Zivilisation und Kultur.
Italien gilt ihr als Gegenpol zum unzivilisierten Deutschland, quasi als Antithese. Zwar ist es auch nicht immer auf der richtigen Seite gestanden, was man ihm aber allzu gerne nachsieht. Indem man die romanischen Staaten (Frankreich, vor allem aber Italien) über alles preist, kann man die deutsche Welt mit gutem Gewissen links (bzw rechts) liegen lassen. Immerhin ist von Italien niemals so etwas wie eine ernste Gefahr für den Weltfrieden oder was auch immer ausgegangen. Italien ist daher schick und cool, Deutschland ewiggestrig.
Venedig kann man als Angloamerikaner zudem mit weit besserem Gewissen betrachten, den das haben die tapferen und kulturbeflissenen Vorväter ja nicht zerstört. Eigentlich fast logisch, dass sie es über alles lieben.
Das macht unsereinen leicht neidisch und bestärkt uns im Unterbewusstsein, Venedig NICHT zu mögen.
Dazu kommt die offensichtliche Überlegenheit. Wieviele unzerstörte deutsche Großstädte müsste man aneinanderreihen, um so etwas wie Venedig zu egalisieren? Dresden etwa ginge wie nichts in Venedigs überbordenden Reichtum auf. Frauenkirche? Pah, Maria della Salute ist größer. Solche Kleinigkeiten wie Hofkirche oder Kreuzkirche werden erst gar nicht registriert.
Was ist schon Wiens kleine Innenstadt gegen die riesige Denkmalzone Venedigs?
Nach diesen düsteren transalpinen Gedanken wollen wir uns mal ein paar Bilder dieser Stadt anschauen, ehe wir uns, von diesen besänftigt oder gar hingerissen, freundlicheren Gedanken hingeben wollen.