Aber bedeutet - nur auf dieses partikuläre Argument bezogen - ein Erhalt der Karl-Marx-Allee und so der "Via Triumphalis" des sozialistischen Berlins nicht viel eher einen "rückblickenden Triumph" der DDR als ein Erhalt der Mauer, Eingeständnis ihrer Lebensunfähigkeit? Ich erinnere an deine Aussage: "Eher werden damit die Schrecken und Greultaten des DDR Regimes bagatellisiert".
Im Bezug auf die noch lebenden Opfer hingegen muss ich dir bei näherem Nachdenken über das Argument beipflichten. Aber ist andererseits die Tilgung der "Erlebbarkeit" zumindest eines Abschnitts der immer noch endlos erscheinenden Mauer, selbst wenn es aus Respekt vor jenen Opfern geschieht, nicht auch immer ein Stück vergessen? Vergessen also von Gueffroy, Liftin, Fechter und allen Unbekannten, Ungenannten? (Hinzufügung z. Verdeutlichung: Man muss somit abwägen zwischen erinnern müssen und abschließen können).
Beispiel Oberbaumbrücke: Wie wäre es, würde man sie und ihr Umfeld ästhetisch, anspruchsvoll und und als "Point de Vue" für Spree und Uferwege herrichten? Berlin würde ein Stück seines alteuropäischen Glanzes wiedererlangen. Und wenn man in diesem Gedankenspiel Die East Side Gallery so wie sie ist stehen ließe, würde man dann nicht durch die Blockade, das Nicht-Sehen dieser Schönheit, die Beklemmung der Opfer nachvollziehen können? Es wäre, wie ich finde, der beste Kompromiss - denn letztlich existiert die DDR nicht mehr, und dahinter liegt, frei zugänglich, das Schöne. Es wäre ein Bruch, wie ich ihn so oft in diesem Forum anfechte, sicherlich. Doch keiner, der omnipräsent und haarspalterisch wäre. Vor allem aber ein Bruch, da er mit der Schönheit brechen könnte, und nicht der Banalität.