Köln - damals und heute (Galerie)

  • Mit diesem Ausblick?

    Im Ernst?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wenn es nur um den Ausblick ginge könnte man ja auch in der Banlieue von Paris wohnen, da gibt es auch einige Ausblicke zum Eiffelturm.

    Ich habe außerdem soeben gelernt, dass man läppische "Altstadtzitate" in Köln zu goutieren hat, in Würzburg oder Nürnberg jedoch nicht.

    In dubio pro reko

  • Wer etwas mehr über das Areal sehen will, der kann sich hier ein paar Bilder dazu ansehen:

    RE: Köln - real life (Galerie)

    Was ich interessant finde: Auf der Webseite des Architekten findet man zwar eine abstrakte Zeichnung, die eine Anmutung von Fachwerkhäusern vermittelt, aber keine aussagekräftigen Fotos, wo zum Beispiel der Innenhof gezeigt wird:

    http://www.j-schuermannarchitekten.de/index.php?id=38

    Zu der Frage, ob man hier Referenzen auf das alte Köln sieht, würde ich sagen, man kann auch einen Zombie mit einem Menschen vergleichen und dann sagen, naja, hat nen Kopf und zwei Augen, das ist sich doch recht ähnlich.

    Und zu der Frage, wer dort wohnt, es handelt sich wohl ausschließlich um Eigentumswohnungen, die sehr schnell verkauft waren. Bei diesem Ausblick, da das auch angesprochen wurde, sicher kein Zufall:


    Köln, Groß St. Martin

  • Wenn es nur um den Ausblick ginge könnte man ja auch in der Banlieue von Paris wohnen, da gibt es auch einige Ausblicke zum Eiffelturm.

    Na ja, Groß St. Martin aus nächster Nähe ist schon was...

    Beachtenswerter ist dies:

    Ich habe außerdem soeben gelernt, dass man läppische "Altstadtzitate" in Köln zu goutieren hat, in Würzburg oder Nürnberg jedoch nicht.

    Ich geb zu, dass ich gegenüber Wü und N ungleich unduldsamer bin als gegenüber Köln. Aber Würzburg und Nürnberg stellen andere Maßstäbe und sind gegenüber modernistischer Hässlichkeit ungleich anfälliger als die längst neuzeitlich gewordene Großstadt Köln mit ihrem Stilgemisch.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Kommen wir nun zum ersten Mal zu einem früher-heute-Vergleich, den die meisten hier kennen dürften, der Rudolfplatz (beziehungsweise die Partie am gegenüberliegenden Habsburger Ring):

    Wo heute ein riesiger Verwaltungsbau steht, der als Hotel genutzt wird...

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    ...stand früher die prachtvolle und fantastische Oper:

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    Nur noch einmal zur Erinnerung. Die Oper wurde im Krieg nur leicht beschädigt und war sogar schon wieder genutzt worden. Trotzdem entschied man sich in den Fünfzigern für den Abriss und einen Opern-Neubau am neuen Offenbachplatz.

    Die Sanierung der Nachkriegsoper ist jetzt schon teurer als das gesamte Humboldtforum zuzüglich Fassaden. Eines der größten Desaster der Kölner Stadtgeschichte. :aufdenkopf::kopfwand:

  • Die Geschichte der Oper in Köln, ist genauso ärgerlich wie die des Frankfurter Schauspielhauses. Vielleicht sogar noch schlimmer, weil ich die Kölner Oper schöner finde.

    Der Glaskasten auf dem ersten Bild hat schon große Ähnlichkeit zu der so genannten Doppelanlage in Frankfurt. Sehr interessant.

  • Klassiker ,ich glaube es Ihnen,auch ich empfinde diese alten Opernhäuser als einen schmerzlichen Verlust für die archrichtektonische Landschaft beider Städte.Aber das sie im alten Stil wiedererrichtet werden sollten, ist illosorisch.Da muss man jetzt doch Realistisch sein.Wir müssen es einfach Akzeptieren das sehr viele Gebäude die wir uns wünschen das sie wieder Rekonstruiert werden,nicht mehr Rekonstruiert werden.

  • Dieses Gebäude am Rudolfplatz ist eine einzige Schande.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Der nächste Bildvergleich zeigt die Straße Am Malzbüchel mit Blick auf den Heumarkt.

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    Heute erkennt man kaum noch, dass man eigentlich einen ehemaligen Marktplatz vor Augen hat - man sieht nur die riesige Verkehrsachse, die hier von Südwesten auf die Deutzer Brücke führt. Im Hintergrund kann man das Maritim Hotel erkennen.

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    Früher war die Straße am Malzbüchel deutlich schmaler, allerdings wurde sie schon im Kaiserreich zu eng, weswegen man die Häuserzeile rechts bereits 1910 abgerissen und etwas zurückversetzt neue Häuser erbaut hat.

    Hinten erkennt man die Fassade des Hotel Vanderstein-Bellen, eines der bekanntesten Gebäude am Heumarkt.

    In diesem Beitrag sieht man übrigens den Zustand während des beschriebenen Abrisses vom Heumarkt aus.

  • Unglaublich was die aus Köln gemacht haben. Das ist ja fast noch schlimmer als das , was man mit dem schönen Dresden nach 1945 machte, und das ist eine Leistung....!

    Gut, es gab Krieg und Zerstörung. Dennoch hätte man vieles anders machen können. Diese post-2WK Architekturideologien scheint fast noch mehr zerstört zu haben als der Krieg selber. Vermutlich wurde noch nie so viel Hässlichkeit in so kurzer Zeit erbaut.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Zumal im Nachkriegs Köln noch sehr viel erhalten war, was hätte wieder gerichtet werden können.

    Ja beim Dom, da war man fleißig, da wurd gleich wieder nach dem Krieg Hand angelegt - die Wohnhäuser hingegen wurden einfach mal dem Verfall preisgegeben und schlußendlich weggerissen.

  • Weiter geht es in der Straße "Am Hof":

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    Das einzig historische auf dem Bild ist eine alte Wasserpumpe auf dem Bürgersteig.

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    Früher standen hier noch zwei alte Fachwerkhäuser, schon etwas eingezwängt zwischen Gründerzeitgebäuden. Sie wurden schon 1907 abgerissen und die Häuserzeile im Historismusstil komplettiert - in meinen Auge schade, in Köln hat man schon immer gerne alte Sachen abgerissen. Heute spielt es keine Rolle mehr, die Häuser wurden sowieso im Krieg zerstört.

    Ich habe mich beim Standpunkt übrigens nicht vertan - der Versprung in der Häuserzeile ist heute ein Haus weiter hinten.

    Links an Bildrand sieht man übrigens eine Häuserzeile, die ich schon früher in einem Bildvergleich gezeigt hatte. Siehe hier.

  • So schmerzlich diese architektonischen Verluste sind,sie bleiben leider für immer verloren,auch wenn zukünftig noch das ein oder andere Gebäude hier und da Rekonstruiert wird,die Geschlossenheit vieler Altstädte der Vorkriegszeit jedenfalls, bleiben Geschichte .

  • Keine Sorge! Auch diese Häuser sind nicht für die Ewigkeit gebaut ;-). Die Frage ist eher, was kommt danach? Fast alle unsere Städte sind immer wieder im Laufe der Geschichte komplett zerstört oder neu bebaut worden. Früher ist in der Regel immer etwas Besseres nachgekommen... . Wie auch immer, für Köln sehe ich es positiv. Diese Stadt startet aus einer Minusposition und ist so ziemlich das Hässlichste zusammen mit dem Ruhrgebiet, was es in Europa gibt. Es kann ganz einfach nur besser werden ;) .

  • Keine Sorge! Auch diese Häuser sind nicht für die Ewigkeit gebaut ;-). Die Frage ist eher, was kommt danach? Fast alle unsere Städte sind immer wieder im Laufe der Geschichte komplett zerstört oder neu bebaut worden. Früher ist in der Regel immer etwas Besseres nachgekommen... . Wie auch immer, für Köln sehe ich es positiv. Diese Stadt startet aus einer Minusposition und ist so ziemlich das Hässlichste zusammen mit dem Ruhrgebiet, was es in Europa gibt. Es kann ganz einfach nur besser werden

    Mein Ernst:

    Ein selten genialer Kommentar! BRAVO! Du hast das Talent, einem Mut zu machen, Vor allem der letzte Satz, da musste ich echt laut lachen. Weil es stimmt! Köln ist leider absolut abartig hässlich. Aber diese "Minusposition" (haha welch geniales compound word) ist tatsächlich ein Vorteil.

    Dein Kommentar war grade deswegen so gut, weil ich bei Herrn Hermann dachte: Verdammt, er hat Recht. Da wird nix mehr rekonstruiert.

    Aber dann las ich unmittelbar danach deinen, und dachte: Der hat ebenso recht - aber möglicherweise noch mehr Recht. Denn, du beziehst das ja nicht auf Reko, sondern darauf, dass die Zukunft total offen ist für alles mögliche.

    Überall Reko brauche ich auch gar nicht. .... Ich möchte schöne zeitgenössische Architektur, und dieser Begriff "zeitgenössisch" kann alles mögliche heissen denn Barock und Renaissance etc. waren zu ihrer Zeit auch "modern".

    Wir brauchen nicht überall Reko, sondern vor allem ein Umdenken in der Architektur und bei Politikern und Bauherren. Köln hat gute Chancen. Es geht doch nichts über eine anständige Minusposition. LOL! (haha immer noch am lachen, der Begriff ist einfach zu genial Lol lolol ):D:lachentuerkis:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Nach Euren aufbauenden Kommentaren :crying: geht es weiter an der Straße Am Hof.

    Der ein oder andere dürfte den Bildvergleich schon kennen, es geht um die Einmündung der Straße Unter Goldschmied, wo es bald mit dem Abriss für das Laurenz-Carré losgehen dürfte. Mehr Informationen zu dem Projekt finden sich hier.

    Das folgende Gebäude wartet also auf seinen Abriss:

    28 Am Hof_6 heute

    Ich musste für den Bildvergleich übrigens ein Stück die Treppe zur Domplatte hinauf, die es früher natürlich noch nicht gab, rechts im Bild sind irgendwelche Lüftungsanlagen (vielleicht vom Parkhaus unter der Domplatte?)

    Vor dem Krieg stand dort das Westminster Hotel: Wir befinden uns übrigens nur 3 Häuser weiter rechts vom letzten Motiv:

    28 Am Hof_6 früher

    Und so wird es dann in Zukunft aussehen:

    close-up-03-1600x720.jpg

    :crying::crying::crying: