Berlin - Pariser Platz und Brandenburger Tor

  • Machen wir doch hier mit der Diskussion weiter.

    Zuerst einmal das erste Brandenburger Tor erbaut um 1734-37 mit barocken Häusern rechts und links, die nicht an die Wachhäuser angrenzten, es gab einen Durchgang.


    1791 war das heutige Brandenburger Tor von C. G. Langhans fertig, die Nachbarhäuser von Friedrich August Stüler kamen erst um 1850 dazu, jetzt grenzten sie direkt an die beiden Wachhäuser.


    Nachdem die Akzisemauer wegfiel, um 1861, wurden die Wachhäuser umgebaut, so dass nach außen hin nun auch Säulen zu sehen waren:

    Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Tor ja isoliert, so dass plötzlich die rückwärtigen Mauern dann konsequent in gleicher Weise auch hier durch Säulen ergänzt wurden, wie schon im 19. Jh. nach Westen hin.

    1947:


    1987:


    Alle klar jetzt?

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (14. Dezember 2016 um 22:59) aus folgendem Grund: Fehlerkorrektur

  • Nachdem die Akzisemauer wegfiel, um 1861, wurden die Wachhäuser umgebaut, so dass nach außen hin nun auch Säulen zu sehen waren:

    Ich wollte gerade fragen, was denn die "Akzisemauer" ist resp. war. Es gibt aber hierzu einen interessanten Artikel bei Wikipedia.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Tor ja isoliert, so dass plötzlich die rückwärtigen Mauern dann konsequent in gleicher Weise auch hier durch Säulen ergänzt wurden, wie schon im 19. Jh. nach Westen hin.

    Mit "rückwärtigen Mauern" meisnt du wohl die beiden äusseren Seitenwände der Wachhäuser.

  • Hier sieht man in den auf Seite 3 und 4 abgebildeten Grundrissen von 1866 und 1868, dass - sowohl vor als auch nach dem Umbau von 1868 - den seitlichen Wachhäuschen zwar in der Fassadenachse zur Stadtseite, also zum Pariser Platz hin, eine Reihe von jeweils vier Säulen vorgestellt war, jedoch dahinter tatsächlich "nur" eine Wand gestanden hatte. Die Auflösung dieser Wände in Säulenreihen kann dann wohl tatsächlich erst nach der Zerstörung von Haus Sommer und Haus Liebermann stattgefunden haben.
    Die Tiergarten-seitigen seitlichen Häuschen wurden dagegen schon 1868 durch Säulentempel ersetzt und zum Tiergarten hin verbreitert, wie aus den Grundrissen ebenfalls entnehmbar ist.

  • Der Pariser Platz am 12.12.2017 - einfach spektakulär.

    Der grobschlächtige Channuka-Leuchter passt gut ins aktuelle Ensemble.

    Bescheiden auch der Baum.

    Seit werweißwielange abgesperrt - nicht mehr Teil des öffentlichen Raums.

    Gitter statt Glitter.

    Berlin im "gut und gerne" 13. Jahr der Regentschaft der GröKaZ...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Für unseren Kaiserfreund - auch das pflegte er zu tun:

    Um 1900 herum ein idyllischer Ort, das "Quarree"...

    Wenig später kamen dann die Automobile (und andere Verkehrsmittel). Die Autos sind zumindest (bis auf die Taxis) wieder verschwunden, stattdessen ist aber anderes Gerümpel erschienen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (12. Dezember 2017 um 20:24)

  • Ach vulgow, sei mal nicht so hart mit der Tanne, ja, in New York würde man sie vermutlich nicht mal als Beibaum aufstellen, aber was soll´s, zumindest steht überhaupt ein Baum :lachentuerkis::lachentuerkis:

    Ansonsten muss man trotz aller Kritik sagen, dass der Pariser Platz von den großen Stadtplätzen in Mitte jener ist, der noch am besten funktioniert, man schaue nur auf den Leipziger Platz oder ganz zu schweigen den Mehringplatz, da ist der Pariser Platz eine Wohltat.

    Und ja, er lebt eben vom Brandenburger Tor und dem Adlon, es ist eine Schande, dass Patzschkes keinen Bau mehr in dieser Qualität zustande gebracht haben.

    In der Summe ist der Pariser Platz trotz einiger Fehlgriffe (die Amibotschaft ist der Horror geworden) trotzdem im Ensemble ein Platz, der funktioniert. Ob man es heute, würde man es nochmal planen, besser oder schlechter machen würde, ich bin mir nicht sicher, ein Adlon würde es unter dem jetzigen Senat aber mit Sicherheit in dieser Form nicht geben.
    Also feiern wir das Gute und wenden die Blicke ab vom Schlechten, etwas Milde zur Weihnachtszeit tut uns allen gut :lachentuerkis::lachentuerkis:

    APH - am Puls der Zeit

  • @ Vulgow : Wie mit dem Platz seit Jahren umgegangen wird, ist eine erbärmliche Sauerei; überall die berlintypisch häßlichen, schäbig anmutenden Absperrgitter.

    Seit ewigen Zeiten stehen diese aufgereiht auf dem Gehweg am nördlichen Schmuckareal ? Warum ?

    Aber sämtliche Anrainer haben auch nichts anderes verdient. Keiner scheint bereit zu sein, diesen unwürdigen Zustand nachhaltig zu kritisieren !

    Gilt übrigens für das gesamt sogenannte Regierungsviertel !

  • Bei grauem Winterwetter ist Berlin einfach nur hässlich. Auch am Pariser Platz. Die ganzen modernen Gebäude wirken dann noch kälter und farbloser als ohnehin schon. Berlin ist eine Schönwetterstadt, im Gegensatz zu Hamburg.

    In dubio pro reko

  • Bei grauem Winterwetter ist Berlin einfach nur hässlich. Auch am Pariser Platz. Die ganzen modernen Gebäude wirken dann noch kälter und farbloser als ohnehin schon. Berlin ist eine Schönwetterstadt, im Gegensatz zu Hamburg.

    Prenzlauer Berg ist auch schon beim Regen und graue Himmel

  • Berlin ist auch bei Sonne hässlich.

    Also das kann ich so jetzt nicht stehen lassen. Berlin ist eine Stadt, die unglaublich viele Facetten hat. Ja, es gibt Orte in Berlin, die sind ästhetisch als hässlich zu bezeichnen, aber die Stadt so undifferenziert zu verteufeln, sorry, da spiele ich nicht mit.
    Berlin ist sehr heterogen, aber das war die Stadt schon immer, sie ist geprägt von einer Kiezstruktur mit unterschiedlichen Zentren, ja, es gibt Teile, da ist Berlin schmuddelig und wenig einladend, aber es gibt auch Teile, da sind die Altbaubestände echt bemerkenswert.
    Ja, als Nichtberliner ist man sehr aufs Zentrum fokussiert (eine Einstellung zu Berlin, die die meisten Berliner so gar nicht teilen) und auch da muss ich sagen, dass doch fast alle wichtigen Solitäre erhalten sind und auch die wesentliche Grundrissstrutur der Stadt. Museumsinsel, Zeughaus, Berliner Dom, Deutscher Dom, Französischer Dom, Bebelplatz, Humboldtuni, Stabi, der gesamte Teil der östlichen Linden, Brandenburger Tor, Reichstag, jetzt das Schloss, Marstall. Alles ist vorhanden. Ja, hier und da fehlt es natürlich an Altbausubstanz, der Alex, die Fischerinsel, die Leipziger, alles nicht wirklich toll.
    Aber das ist fern ab der Zerstörungen durch Kriege auch einfach das Schicksal der Metropolen der Welt, von denen Deutschland eben nur Berlin hat. Diese wandeln sich immer, genau das ist deren Merkmal. Und das war Berlin auch in den 20-ern so. Wir haben es ja auch im APH dokumentiert. Selbst ohne den 2.WK wären viele Gründerzeitbauten heute nicht mehr da gewesen, einfach weil der Zeitgeist ein anderer war.
    Heute wird eben wieder mehr rekonstruiert, jede Bewegung hat früher oder später ihre Gegenbewegung. Aber Berlin so schlecht zu reden, ohne jede Differenzierung, sorry, so lasse ich mit meinem Berlin nicht umgehen :D:lachentuerkis:nono:)

    APH - am Puls der Zeit

  • Berlin ist eine Schönwetterstadt, im Gegensatz zu Hamburg.

    Und zur Ergänzung, ich weiß nicht, warum alle Hamburg immer so hochjubeln. Ich war vor 6 Jahren da und fand die Stadt ganz okay, aber gepackt hat sie mich nicht. Ich fand, Hamburg ist eigentlich eine Großstadt wie jede andere in Deutschland, es gibt ein paar schöne Ecken, aber der Mythos, der manchmal von Hamburg als schönster Stadt Deutschland verbreitet wird, den kann ich null nachvollziehen. Fand die Stadt in weiten Teilen trist, langweilig und auch nicht im klassischen Sinne schön. Vielleicht ist es in den Außenbezirken anders und ich tue der Stadt unrecht, aber das Zentrum war für mich in der Summe eine echte Enttäuschung. Ich würde Hamburg daher deutlich hinter Berlin und München ansiedeln und da Hamburg auch dieser eine markante Bau fehlt (wenn man von der Elbphilharmonie mal absieht, die damals noch nicht fertig war), ist mir da fast sogar Köln lieber, um ehrlich zu sein.
    Ich weiß, es gibt viele, die sehen Hamburg anders, aber diese Stadt so weit über Berlin zu stellen, ich wüsste nicht, wie man das rechtfertigen sollte. Weder architektonisch, noch kulturell oder von der historischen Bedeutung her.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ne, Wissen.de, da muss ich dir widersprechen. Hamburg hat im Zentrum - gerade um Neuen Wall, Jungfernstieg, Mönckebergstraße und Gänsemarkt - soviele Großbauten aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zu bieten wie keine andere Großstadt in Deutschland. Die Hamburger Innenstadt ist immernoch stark durch Vorkriegsarchitektur geprägt und die Neubauten sind oft erstaunlich edel. Diese typische Nachkriegseinöde findet man zwar auch, gerade um den Hauptbahnhof herum und beim Michel, aber ein Großteil des Hamburger Zentrums zeichnet sich durch hohe architektonische Qualität aus. Schade nur, dass abseits des Nikolaifleets, der Peterstraße und den Krameramtsstuben abgesehen von den zahlreichen Großkirchen kaum mehr etwas vom wirklich alten Hamburg (d.h. prä-19. Jahrhundert) erhalten ist.

    Kein markanter Bau in Hamburg?? Was ist mit dem wunderbaren Rathaus, mit dem sich nur wenige in Europa vergleichen können, oder dem Michel, einem der Hauptwerke norddeutscher Barockbaukunst? Ich glaube, keine andere Stadt weltweit hat soviele Kirchtürme zu bieten, die die 100 Meter übersteigen!

    Alleine durch den Hafen, durch die Kanäle und Fleete, durch die zentral gelegene Binnenalster, in deren Wassern sich die Prachtbauten widerspiegeln, kommt ein Flair zustande, das so herrlich maritim und nordisch ist und das man so nur in wenigen Städten finden kann. Alleine der Blick vom Jungfernstieg die kleine Alster hinab, wo den wundervollen Alsterarkaden gegenüber das grandiose Rathaus erhaben emporragt und all die Pracht schemenhaft im Wasser widerschimmert... Ach, ich beginne zu schwärmen.

    Klar, Berlin hat mehr repräsentative Herrschaftsarchitektur aus preußischer Zeit zu bieten, aber was die bürgerlichen und kommerziellen Bauten aus der Vorkriegszeit anbelangt, ist Hamburg zumindest im Zentrum Berlin meilenweit überlegen. Man schaue sich nur die Colonnaden an, das ist gründerzeitliche Pracht, wie man sie in Wien kaum herrlicher finden würde (Betonung auf "KAUM herrlicher", nicht dass die Wien-Fans (zu denen ich mich übrigens selbst zähle) protestieren):

    https://www.google.de/search?q=hambu…BVfgobg0heTZJM:

    Hamburg hat wirklich noch vieles an historistischer Prachtarchitektur zu bieten, weit über die Stadt verstreut. Dann noch die Speicherstadt, die so als architektonisches Denkmal weltweit einmalig ist. Das Kontorhausviertel mit den herausragenden Werken des Backsteinexpressionismus... Und geht es überhaupt malerischer als Blankenese?

    Ich finde nicht, dass Hamburg überschätzt wird, angesichts dessen, was die Stadt zu bieten hat, eher im Gegenteil.

    In Bezug auf Berlin stimme ich dir hingegen zu. Gerade an den zentralen Achsen kann man noch viel vom Glanz der einstigen preußischen Hauptstadt erfahren. Wenn man "Unter den Linden" herabgeht, an Prachtbauten vorbei, um dann, hinter den weißen Statuen der Schlossbrücke aufragend, den majestätischen Dom und die wiederhergestellte Zollernresidenz zu erblicken, wenn sich beim Gang durch die Straßen plötzlich die weite Wucht des Gendarmenmarktes vor dem Auge eröffnet, dann weiß man, dass man sich in einer Stadt befindet, die nicht erst seit kurzem bedeutend ist. Ich finde es auch ungerecht, dass Berlin immer als so "hässlich" bezeichnet wird. Was die reine Quantität herrschaftlicher Großbauten anbelangt, steht die deutsche Hauptstadt selbst im internationalen Vergleich auch heute noch nicht schlecht da.

    2 Mal editiert, zuletzt von Suebicus (21. Dezember 2017 um 14:26)

  • Entschuldige, Wissen, ich wollte Dein Berlin nicht madig machen - es ist aber auch mein Berlin, und so gerne ich hier seit fast 30 Jahren lebe, so tue ich dies doch eher trotz als wegen dem Grad der "Schönheit" dieser Stadt. Berlin ist groß, lebendig, überraschend, voller Merkwürdigkeiten der letzten zweihundert Jahre, ich liebe den trockenen Humor der Berliner, ihre Lässigkeit und Gelassenheit; die Weite in der Stadt (die zunehmend schwindet) ebenso wie ihre Dichte (die zunimmt). All das: gerne. Aber schön? Wo ist Berlin schön? Ich meine nicht einzelne Gebäude, großartige einzelne Gebäude gibt es viele in der Stadt, ich meine schön im Sinne dessen, was eine Stadt an Schönheit leisten kann, nämlich Raumbildung? Da fällt mir wenig ein, was selbst bei Regenwetter zu bezaubern vermag. Zugegeben, ich vergleiche B auch nicht mit HH, Frankfurt oder Köln, da ist es auch nicht besser - aber nimm Mailand, Prag oder Wien, ganz zu schweigen von Rom oder Paris - wo könnte unser B da mithalten?

  • Ich liebe Berlin doch auch, mein erster Berlinbesuch bleibt mir unvergessen. Damals war der Reichstag verhüllt, es war eine tolle Sommeratmosphäre in dieser Stadt. Das Brandenburger Tor stand noch ganz frei im Raum, der Pariser Platz war noch unbebaut. Damals träumte man davon, was hier wieder entstehen könnte, wie Berlin dadurch wieder aufblühen würde. Jahrzehnte später die Ernüchterung: Überall wurde Potenzial verschenkt, Gelegenheiten verpasst, Mittelmaß geschaffen. An keiner Stelle ist es gelungen, den Geist der Gründerzeit und der goldenen Zwanziger (eine Zeit, in der Berlin in meinen Augen die aufregendste Stadt der Welt war) fortzuschreiben. Und wenn nicht gerade die Sonne über Berlin lacht wirkt dieses ganze Mittelmaß umso freudloser. Im grauen Winter im Regierungsviertel, Leipziger Straße oder Alexanderplatz? Bitte nicht. Dazu kommt, dass es an vielen Stellen einfach versifft und verwahrlost aussieht. Ich leide mit dieser Stadt, deren Mythos man schon lange nicht mehr gerecht wird. Einzig das Stadtschloss bildet hier eine leuchtende Ausnahme.

    In dubio pro reko