Berlin - Pariser Platz und Brandenburger Tor

  • Ich habe gehoert, dass das Haus aufgrund des Flachdachs (;-) von der Eroeffnung 2005 bis 2015 sich in der dauer reno befand!

    Uebrigens haben auch die Nachbar Haeuser mit Ihren Flachdaechern Dauerprobleme.
    Gerhard Schroeder wohnte in der Behren Strasse und hatte ausziehen muessen. Die erste Totalreno war nach nur sex monaten!!! faellig. Die Fenster, Ich glaube das Haus im Bild links, liessen sich im Winter nicht mehr oeffnen. Nach insgesamt 12 Monaten war der Preisgekroente Bau! in der zweiten Sanierung. Das wasser war in den Kabelschaechten der Fahrstuehle gelaufen und gingen Monatelang nicht. Fuenf Sanierungen und dutzende kleinerer Massnahmen in sieben Jahren.

    Zurueck zum Thema. Danke fuer den Fleiss, werter Spreetunnel!

  • Ich wusste gar nicht, dass das Glasflachdach bedruckt wurde mit einer Folie! Es scheint so, als hätte man einen Wald von oben darstellen wollen...

    Ob das den Bau gefälliger macht, wage ich zu bezweifeln :augenrollengruen: Man sieht es ja nicht wirklich von der "Schauseite" aus.

  • Weiter geht es mit dem Pariser Platz Nr. 5, der Französischen Botschaft:


    Wer über die Botschaft und den "Stararchitekten" etwas erfahren möchte:

    Französische Botschaft


    Der "Grundstein", gelegt 1998:



    Historisches über das Areal (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):

    27. Februar 1737
    Erbverschreibung an den Major, später Oberstleutnant Bernhard von Bauvrye vom Artillerie-Feld-Bataillon. Der Bau ist 1735 auf der ehemaligen Tuchmacherwiese angewiesen worden.

    8.Juli 1737
    Für 14000 Taler an den Christen Benedict Dethloff von Thienen verkauft.

    2. Oktober 1737
    Überweisung des Kaufbetrages durch die Bank von Splitlgerber und Dänin.

    24. Januar 1741
    Vertrag zwischen Benedict Dethloff von Thienen in Preetz und David Splittgerber. Besitzübergabe an letzteren, als »mein alter ehrlicher Freund David Splittgerber«bezeichnet: »... nachdem ich bewegende Ursachen halber mich von Berlin wegbegeben, und kein ständiges Domesticum daselbst weiter zu haben gesonnen ...« Im Ergebnis des Vergleichs gehen Palais nnd Grundstück in den Besitz Splittgerbers über.

    12. September 1774
    Für 12 000 Taler an Frau Christina Charlotta Koeppen, geb. Daum verkauft, 1798 als Erbe Kriegsrat Sebastian Karl Koeppen und dann die Witwe Marie Elisabeth Koeppen, geb. Dietrich. Nach deren Tode von den Erben am

    1. April 1816
    an die Witwe des Geheimen Oberfinanzrates Graf von Hagen. Friederike Luise Caroline Christiane, geb. Freiin von Wilcke für 40 000 Taler verkauft.

    13. Dezember 1830
    Ihr Erbe ist der Königliche Kammerherr Wilhelm Albert Hermann Leo Graf von Hagen.

    30. Dezember 1834
    Für 79000 Taler an Dorothea Sophie Bertha, Gräfin Reclern, geb. Jaenisch verkauft.

    23. Juni 1836
    Für 100000 Taler an den Destilleur Johann Heinrich Moewes verkauft.

    22. Februar 1843
    Genehmigung zur Teilung des Grundstückes im hinteren Abschnitt für die Verlängerung der Dorotheenstraße.

    19. Marx 1853
    Für 70000 Taler wird der vordere Teil an den Königlichen Geheimen Kommerzienrat Heinrich Conrad Carl verkauft.

    23. September 1860
    Für 140 000 Taler an d ie »französische Nation als Repräsentantin des Französischen Slaalsverrnögens« verkauft und seit dieser Zeit als Französische Botschaft genutzt.


    Pariser Platz 5_Französische Botschaft_von Kyllmann & Heyden_1883:




    Nordseite des Pariser Platzes mit der Französischen Botschaft, F. A. Schwartz:



    Blick von der Französischen Botschaft zum Brandenburger Tor, Max Missmann, 1907:


    1937:

    Eingang zur Botschaft, 2016:


    Pariser Platz 5_Palais Beauvryé_Französische Botschaft_um 1900:

    1945/46:



    Panorama, 2016:



    Panorama 1820:


    Aktuelle Bilder von mir.

  • Man kann es drehen und wenden wie man möchte, selbst im zerstörten Zustand war das alte Berlin tausend mal schöner als das was die Moderne aus der einstigen Schönheit gemacht hat.

  • Heute Pariser Platz Nr. 6, erbaut für die Dresdner Bank, heute in Besitz der Allianzversicherung.

    Die Geschichte des Grundstücks ist etwas kompliziert, weil es früher auch einmal die angrezenden Grundstücke bis Nr. 7 umfasste und hier eine Fabrik im Hinterhof lag.

    Aber lest selbst (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):


    19. Februar 1737
    Erbverschreibung für den Geheimen Rath und Stadtpräsidenten Heinrich Adam von Neuendorf, Vizepräsident der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer. War mit dem Grundstück Pariser Platz Nr. 7 vereinigt. Nach dessen Tod erben die »verwitwete Präsidentin von Neuendorf und deren Tochter Louise von Neuendorf«.


    3. Januar 1765
    Für 28750 Louisdor und 40 Dukaten an den Kauf- und Handelsmann Johann Georg Sieburg verkauft.
    Nach Sieburgs Tod erbt sein Sohn, Georg Justus, und dann dessen vier Kinder.
    Der hintere Teil des Grundstücks wird wegen der dort liegenden Fabrikgebäude seit dem Ende der zwanziger Jahre zur Kasernen-, dann Sommerstraße gezählt.


    7. Dezember 1785
    Wohnhaus und Fabrikengebäude werden für 34 000 Taler bei der Feuersozietät eingetragen.


    18. Mai 1827
    an die Destillateure Christian Friedrich und Johann Heinrich Moewes verkauft.


    4. Oktober 1842
    »In allen Theiien« an den Zimmermeister Carl August Heinrich Sommer verkauft.


    17. November 1844
    Sommer trennt einen Teil der Fläche ab, legt die »Verlängerte Dorotheenstraße«an und parzelliert das Gelände.


    19. Februar 1846
    Trennung der Grundstücke Pariser Platz Nr. 6 und Nr. 7.


    5. Oktober 1850
    Ein weiteres Grundstück - Pariser Platz Nr. 6 a - wird abgetrennt.


    20. September 1869
    Das Grundstück Pariser Platz Nr. 6 wird für 250000 Taler an den Bankier Magnus Hermann verkauft. Weitere Eintragung unterbrochen.


    8. April 1891
    Wird der Geheime Kornmerzienrat Emil Stephan Besitzer.


    29. März 1895
    Der Bergbau- und Fabrikbesitzer und Kaufmann Fritz von Friedländer-Fueld als Besitzer eingetragen. Das Grundstück Pariser Platz Nr. 5 a wird gebildet. Nach ihm wird Erbin Frau Marie Anne von Goldschmidt-Rothschild, geb. von Friedländer-Fueld.


    16. Oktober 1938
    Das Deutsche Reich, der Generalinspekteur für das Straßenwesen, als Besitzer eingetragen.


    Gesamze Nordseite des Pariser Platzes:


    Nordwestecke:


    Fassade:



    Eingang:



    Pariser Platz 6, Lichtkuppel im Innenhof, 1998 (Dia gescannt):


    Situation zum Nachbarn, der Französischen Botschaft:



    Historische Fotos:


    Pariser Platz 5-7, Nordseite, Stülerumbauten, F. A. Schwartz, 1875:


    1906:


    Pariser Platz 5a, Haus Friedländer-Fueld, 1942:

  • Das zuletzt gezeigte Palais Friedländer (N°5a) wurde 1895/96 nach Plänen von Ernst v. Ihne für Friedrich Friedländer erbaut.

    Einige weitere sehr schöne Ansichten, sämtlichst aus http://www.bildindex.de entnommen.

    Platzfront

    Hofansicht nach Norden, zu sehen ist das Hinterhaus.

    Hofansicht nach Süden. Wunderhübsch, der Hof - welch ein Verlust!

    Auf diesem Luftbild ist das Grundstück (rechts mittig des Platzes) u. v. m. schön in seiner Aufteilung zu sehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der Hof war in der Tat sehr hübsch. Aber zum Platz hin passt es nicht so recht, finde ich. Liegt wohl an den Proportionen. Ist ja schließlich nur die Hälfte in der Breite ggü. den anderen Palais am Platz. Dafür ist das Dach höher. Aber auch das einstige Nachbargebäude finde ich nicht so dolle. Hat etwas von nere Festung.

    Der heutige Bau gehört zu den besseren am Platz. Das "Portal" über zwei Etagen und die abgerundete Einfassung haben was recht einladendes und repräsentatives. Und vor allem hat es eine normale Fensteranordnung, ohne Schießscharten, Vesetzungen o.ä.

    Zur Franz. Botschaft muss man wohl nichts sagen...

  • Die Stadt Berlin wollte übrigens den Bau von Friedländer-Fueld verhindern, da hat sich der Kaiser Willi II für seinen Freund ins Zeug gelegt und es ging dann mit der Baugenehmigung. Dass man damit die schönen Proportionen des Platzes empfindlich stören würde sah der Monarch eben nicht so.

    Der Bau Pariser Platz 6 war ja ursprünglich im Stil eines italienischen Palazzo von Stüler entworfen worden (siehe Foto von 1875), mit Mittelrisalit und den Seitenteilen, Durch denn Abriss eines Teils des Gebäudes wirkte natülich der Rest unproportioniert.

  • Für die, die es interessiert, nun das Haus Pariser Platz 6a, genannt "Palais am Pariser Platz", 2016:


    Wohnhaus des Komponisten Giacomo Meyerbeer, 1897:

    Situation mit dem Nachbarhaus, dem Haus Liebermann, 1937:


    damalige Hofsituation, um 1910:



    während des Wiederaufbaus, Dias gescannt, 1997:


    Ansicht von der Friedrich-Ebert-Straße (früher Kasernenstraße, dann Sommerstraße), 2002:


    2016:


    Historische Ansicht, F. A. Schwartz, 1885:



    Ruinenansicht, 1945:


    Historische Fakten (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):


    Pariser Plalz Nr. 6 a und Nr. 7 sowie Kasernenslraße Nr. 2

    5. Oktober 1850
    Notarielle Beglaubigung über die Trennung des Grundstücks Pariser Platz Nr. 6 und Anlage eines neuen Grundstücks. Erster Besitzer ist der Stadtrat und Zirnrnermeister Carl August Sommer.

    28. Dezember 1861
    Für 132000 Taler an den Bankier Ernst Jacoby verkauft. Weitere Eintragungen unterbrochen. - Ernst von Ihne wohnt in diesem Haus.

    15. März 1906
    Als Besitzerin eingetragen die Ehefrau des Prof. Dr. Landau, Johanna, geb. Jacotay.

    15. April 1922 Prof. Dr. Edmund Landau in Göttingen.

    25. April 1922
    Prof. Dr. Emil Eandau in Göttingen, dann USA. Keine weiteren Eintragungen.

  • Ein wenig beachtetes, aber dennoch ganz gelungenes Gebäude, wobei ich die Front zur Friedrich-Ebert-Straße schwächer finde als die zum Pariser Platz. Man erkennt die Zitate zum Vorgängerbau, etwas mehr Deutlichkeit hätte aber nicht geschadet.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Ebertstraße bzw. nach 33 Hermann-Göring-Straße hieß auch nach dem Krieg kurzzeitig inoffiziell wieder Friedrich-Ebert-Straße. Das ist bspw. auf den ersten Nachkriegsstadtplänen zu sehen. Insbesondere bürgerliche Kräfte in Berlin waren aber der Meinung, Vor- und Zuname von Personen sei ein Merkmal der Nazizeit gewesen. Dementsprechend kassierte bei der Veröffentlichung aller amtlich genehmigten Umbenennungen vom 31. Juli 1947 der erstmals gewählte Magistrat alle Vornamen ein. Auch zu sehen am Bebelplatz, Mehringplatz oder Singerstraße, die vor 33 seit 1926 Paul-Singer-Straße hieß.

  • Danke, Saxonia... wieder was gelernt... ich finde diese Bandwurmstraßennamen der heutigen Zeit (vorrangig ja nur für Frauen) ohnehin schrecklich...

    Hier ein Stadtplanausschnitt von 1946, der Deine Worte bestätigt.

  • An dem Plan sieht man sehr gut, wie das alles in der Schwebe war. Straßennamen in roten Klammern hatte der Bezirk zwar umbenannt, dies war aber vom Magistrat und vom Polizeipräsidenten noch nicht bestätigt worden. In Berlin lag das Recht zur Straßenbenennung früher beim König, der diese Gewalt dann faktisch auf das Preußische Innenministerium und den Polizeipräsidenten übertrug. Auch in Weimarer Zeit konnte der Magistrat darüber nicht allein entscheiden.
    Politisch für die Polizei und damit auch für die Umbenennung von Straßen zuständig, war mit Karl Maron (KPD) der eigentliche politische Kopf des ersten von den Sowjets installierten Nachkriegsmagistrat. Polizeipräsident wiederum wurde mit Paul Markgraf ein zum Kommunisten gewandelter Stalingradkämpfer.
    Jedenfalls gabs da einige Unstimmigkeiten, weil die berühmten Berliner Namensdopplungen verhindert und natürlich "militaristische" und "unzeitgemäße" Namen genauso zu verschwinden hatten wie die offensichtlichen Nazi Namen. Bis zu 2000 von ca. 9000 Namen sollte das betreffen. Bis 31. Juli 1947 waren allerdings nur um die 10 Straßen amtskräftig umbenannt, das heißt vom Polizeipräsidenten veröffentlicht. Darunter der heutige Bebelplatz, Mehringplatz oder Bersarinplatz. Selbst Adolf-Hitler-Platz (vorm. Reichskanzlerplatz heute Theodor-Heuss-Platz) und Hermann-Göring-Straße waren rein formal bis 31. Juli 1947 noch offizielle Bezeichnungen, wenn auch faktisch seit Kriegsende nicht mehr in Gebrauch. Die Liste vom 31. Juli weist dann nur 150 bestätigte Änderungen aus. So führt deine Karte bspw. für die Kaiserin-Augusta-Allee in Nord-Charlottenburg und Moabit eine "Thälmann-Alle" an. Der Name wurde nach den Wahlen vom 20. Oktober nicht bestätigt.

    Das vlt. nur als kleiner "Nachkriegsstraßennamenexkurs" :D.

    2 Mal editiert, zuletzt von Saxonia (15. März 2016 um 13:13)

  • Pariser Platz 7 - Haus Liebermann.

    Zu guter Letzt noch das Haus Liebermann in jetziger und früherer Form.


    Das Rendering vor dem Neubau, 1995:



    So sah es früher aus:



    Ursprünglich stand hier ein kleines Barockhaus. Es war Teil der gesamten Anlage des Kattunfabrikanten, Kauf- und Handelsmann Johann Georg Sieburg.

    Da es nie ganz abgebildet war, habe ich mal eine Rekonstruktion gewagt. Dabei ist der linke Teil mit 4 Fensterachsen einem Stich des 18. Jh. entnommen, der Rest, ab dem roten Strich, bis rechts also Fantasie:



    Kleine Hausgeschichte (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):


    19. Februar 1737

    Erbverschreibung an den Geheimen Rath und Stadtpräsidenten Heinrich Adam von Neuendorf. War mit dem Grundstück Pariser Platz Nr. 6 vereinigt - siehe dort!


    19. Februar 1846
    Wird zu einem selbständigen Grundstück.


    10. Mai 1857

    Grundstück und Haus an den Kaufmann Louis Liebermann verkauft.


    21.April 1894

    Tod Louis Liebermanns. Erbe ist sein Sohn Max. Er und seine Frau wohnen bis zu ihrem Tode in diesem Haus.


    24. März 1938 Erbin ist die Tochter Käthe Riezler, geb. Liebermann.


    7. April 1944

    Enteignung der Familie Liebermann, Veröffentlichung im Deutschen Reichsanzeiger Nr. 84/1944.


    Ansichten des Liebermannhauses an der westlichen Seite des Brandenburger Tores, an der Ebert-Straße (!):






    Während der Bauphase, Dia gescannt von 1997:



    Ansicht vor 1900, damals noch an der Sommerstraße:


    Ansicht mit dem Atelier auf dem Dach, das Kaiser-Wilhelm II. unbedingt verhindern wollte, Max Liebermann aber rechtlich durchsetzen konnte. Der Kaiser war beim Haus des Bankiers Friedländer-Fueld (Pariser Platz 5a) nicht so pingelig und winkte es durch. Hier spielten wohl Willis konservative Einstellung zur Malerei eine nicht unerhebliche Rolle.

    Gemälde von Max Liebermann mit Frau und Tochter und ihm im Atelier:

    Alles in Ruinen, 1946:


    Panorama vom Pariser Platz, 2016:

    Alle neuzeitlichen Fotos von mir.

  • Ich finde die Palais' Liebermann und Sommer durchaus angemessen. Sicher, Reko wäre besser, wie immer, aber es ist eine gute kritische Reko draus geworden. Man hat die Achsenzahl, die Balkons und Erker und - zumindest beim Liebermann - das Geländer auf dem Dach wieder aufgegriffen. Das kann man wohl von keinem der anderen Neubauten am Platz behaupten.