Berlin - Pariser Platz und Brandenburger Tor

  • So generell würde ich das nicht unterschreiben. Zur Urbanität gehört m.M.n. auch ein - im gewissen Umfang - motorisierter Verkehr. Dass dieser in vielen Städten mittlerweile sämtliche Maße sprengt und die Steuerung auch nicht einfach ist, sei unbenommen.

  • Wow, dass sieht echt gruselig aus. Der Fakt dass sich die Autos und Busse for dem Brandenburger Tor stauen, dass sie sich durch die engen Toröffnungen eines historischen Denkmals von extremer Bedeutung zwängen (was mir Angst macht es wird etwas beschädigt), und zu guter Letzt wie der Pariser Platz durch eine mehrspurige Straße zerschitten wird. Noch nicht mal gerade sondern diagonal.

  • Klar. Ganz heraushalten kann man den Autoverkehr auch nicht. Aber da wo es geht, sollte man Fußgängerbereiche schaffen und Parkplätze vor den Stadtgrenzen. Das gilt ganz besonders für Plätze. Da sollten Autos auf jeden Fall verbannt werden. In manchen Städten sind die Marktplätze ein einziger großer Parkplatz. Das finde ich fürchterlich.

    Der Pariser Platz ist so, ohne stinkende und laute Autos, richtig gut (um den Bogen zurück nach Berlin zu finden). ;)

  • Ich finde Verona hat hier als Stadt eine gute und tragbare Lösung gefunden: Am Rande der Altstadt kann der Tourist und sonstige Auswärtige in Tiefgaragen oder bezahlte Parkplätze fahren. Nur Gewerbetreibende und Anrainer sowie Hotelgäste dürfen in die Altstadt hinein.

  • .... nur, daß die Altstadt von Verona nur ca. 1,5 km² Fläche einnimmt.
    In Berlin dagegen, bzw. die touristischen Sehenswürdigkeiten und die meisten Hotels, verteilen sich auf einer Fläche von ca. 8 km².
    Diese Fläche per Pedes zu erkunden, ist unmöglich.
    Fahrrad / E-Roller / ÖPNV - alles bisher nicht wirklich gelöst.

  • Wow, das sieht echt gruselig aus. Der Fakt dass sich die Autos und Busse for dem Brandenburger Tor stauen, dass sie sich durch die engen Toröffnungen eines historischen Denkmals von extremer Bedeutung zwängen (was mir Angst macht es wird etwas beschädigt), und zu guter Letzt wie der Pariser Platz durch eine mehrspurige Straße zerschitten wird. Noch nicht mal gerade sondern diagonal.

    Also stauen tut sich da erst mal nix. Die Autos und Busse fahren einfach in Schlange. Ich hab das damals ja noch erlebt, man kam ziemlich zügig durch. Für den Auto- oder Busfahrer war das schon ein tolles Erlebnis - es war wirklich klar: jetzt kommt man in die Berliner Innenstadt. Man darf auch nicht vergessen: das Tor wurde nicht gebaut, um eine hübsche Kulisse für Touristenselfies abzugeben, sondern um die Berliner Innenstadt vom "draußen" abzugrenzen, und damit die Menschen durchfahren. Insofern hat es jetzt ein wenig seine Funktion verloren, und das ist eigentlich schade.
    Dass es für die Bausubstanz nicht gut war und dass die Luftqualitat jetzt besser ist, ist natürlich auch klar...

  • Man darf auch nicht vergessen: das Tor wurde nicht gebaut, um eine hübsche Kulisse für Touristenselfies abzugeben, sondern um die Berliner Innenstadt vom "draußen" abzugrenzen, und damit die Menschen durchfahren.

    Richtig, allerdings wurde das Tor ja lange vor der Erfindung des Automobils erbaut. Mir gefallen allerdings Aufnahmen aus den 30ern, wo man die schicken Autos und Omnibusse durch das Tor fahren sieht. Das wirkte sehr lebendig und großstädtisch. Natürlich kann man das nicht mit dem Verkehrsaufkommen von heute vergleichen, von daher ist die heutige Situation in Ordnung.

    In dubio pro reko

  • Das Brandenburger Tor zu Berlin stellt unter den europäischen Triumphtoren des Klassizismus insofern eine Besonderheit dar, als es in eine geschlossene Platzbebauung einbezogen wurde. Dadurch ist es nicht möglich, den Verkehr seitlich am Tor vorbeizuleiten. Erfreulicherweise wurde hier nicht das Verkehrshindernis beseitigt, sondern der Verkehr. Man muss das Tor durchschreiten können, um die schönen Reliefs in den Durchfahrten, pardon, Duchgängen betrachten zu können.

    Brandenburger Tor (Foto: Luisalvaz, April 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Brandenburger Tor, Reliefs mit Szenen aus dem Leben des Herkules in den Durchgängen (Foto: Axel Mauruszat, März 2017, CC-BY-SA-4.0)

    Brandenburger Tor, das Relief im ersten Gang links unten: Herkules am Scheideweg mit Minerva, die auf den Tempel des Ruhms weist, und Venus, die er zurücklässt (Foto: Heinzi, August 2011, CC-BY-SA-3.0)

    Brandenburger Tor, Blick zur Decke des fünften Durchgangs. Das untere Relief der rechten Wand zeigt die Aufnahme des Herkules in den Olymp (Foto: Luisalvaz, April 2016, CC-BY-SA-4.0)

  • Das Haus Vaterland wie auch die KW-Gedächtniskirche gehören zu den Gebäuden, die bereits 1943 zerstört wurden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste man, was die Reichshauptstadt noch zu erwarten hatte.
    Aber die wirkliche Zerstörung Berlins wurde erst nach 1945 mit dem endgültigen Abriss unzähliger, lediglich beschädigter Gebäude vollzogen. Hätte man all diese Häuser wiederaufgebaut, wäre das Zentrum Berlins noch heute reich an historischer Bausubstanz, die Zäsur nicht so unübersehbar gewesen.

    In dubio pro reko

  • Diese Aussage passt leider für jede kriegsbeschädigte deutsche Stadt. Hätte man nur die Schäden instandgesetzt und nicht gleich alles beseitigt und neu gebaut, würde unser Land ganz anders aussehen. Aber das wissen wir ja alle.

    Vielleicht ist es auch ein Vorteil, daß die meisten deutschen Städte touristisch uninteressant sind. So muss man sich nicht über die Besuchermassen ärgern.

  • Ich würde nicht sagen, dass die städtebauliche Ausgangslage für jede zerstörte Stadt nach Kriegsende gleich war. Berlins Zentrum war geprägt von massiver Bauweise, die gründerzeitlichen Gebäude und Großbauten hielten den Angriffen vergleichsweise gut stand, so dass man in vielen Fällen von einer reparablen Teilzerstörung sprechen konnte. Luftbilder aus der Zeit zeigen eine Innenstadt, etwa entlang UdL oder Leipziger Straße, deren Struktur noch deutlich erkennbar ist, viele "lediglich" ausgebrannte Bauwerke. Historische Altstädte, filigran und verletzlich, wie in Nürnberg, Würzburg oder Braunschweig wurden in ihrem Kern dagegen wirklich vernichtet, da war kaum etwas zu retten. In Berlin waren die Voraussetzungen für Wiederherstellung von ganzen Ensembles nach '45 günstiger, leider wurden diese durch spätere, massive Abrisstätigkeit zunichte gemacht, so dass die Verluste heute viel größer sind als sie hätten sein müssen.

    In dubio pro reko

  • Nach - gefühlt - und wahrscheinlich auch tatsächlich mehreren Jahren wurde letzte Woche auf der Nordseite des Pariser Platzes die hässliche rot-weiße-Behelfsumzäunung zu großen Teilen entfernt und befindet sich nunmehr nur noch an der Zufahrt auf der Nordostseite. Was der aktuelle Grund dafür war, weiß ich nicht - plötzlich aufgehellte Sicherheitslage für franz. Auslandsvertretungen oder gar Wahrnehmung/Einsicht bezüglich des bisherigen hässlichen Zustands?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)