Dresden, Altstadt - Quartier VII/1

  • Wer hätte gedacht dass ich bilderbuch in diesem Leben nochmal zustimme, aber der Entwurf wäre echt eine Bereicherung für den Neumarkt gewesen.

    Was ein Dach, gute Proportionen, Erker, eine klasssiche Formensprache und die Verwendung von Ornamenten doch ausmachen kann, wenn man sie zudem noch gekonnt einsetzen kann.

    So hätten eigentlich alle Füllbauten am Neumarkt aussehen müssen. Der Architekt hat sich tatsächlich mal an die Gestaltungssatzung gehalten, ihm ist eine sehr gute Korrespondenz zwischen barockem Bürgerhaus, DDR-Architekur und Schlossstraßenbebauung gelungen. Die Entlehnung DDR-typischer Elemente der 50-er Jahre ist unverkennbar, trotzdem fügt sich der Bau sehr gut in den barocken Bestand ein und ist dabei nicht so völlig belanglos und undresdnerisch wie die Südseite von Kimmerle.

    Und da kommt leider wieder meine düstere Befürchtung ins spiel. Vermutlich war dieser Entwurf zu gut, bzw. zu harmonisch als dass er bei der Kommission hätte punkten können. Denn der Geschmack der Kommission ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Man muss nur auf die Stellwerk Homepage schauen um zu sehen, was man sich hier für die Südseite vorstellen wird. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man seitens der Kommission einen der historisierenden Entwürfe zum Zug kommen lässt, wo man Herr kimmerle im Quartier nebenan derart viele Steine in den Weg gelegt hat, weil er ja eben genau so eine Lösung wollte.

    Aber schaun wir mal. Diesen Entwurf haben wir ja schon mal. Ich könnte jedenfalls sehr gut damit leben.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Baywobau hat Tafeln mit Visualisierungen aufgestellt. Im Frühjahr soll es ja glaube langsam losgehen.

    Das "auf Eis" kann ja da auch weg. Die Grabungen sind ja schon abgeschlossen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Naja. Wenn das das Ergebnis des Wettbewerbs ist hat mal wieder ein typischer Füllbau gewonnen. Man muss mal sehen wie es zur Rosmaringasse aussieht und ob es mal für einen Erker reicht. Der vorher hier gezeigte Entwurf mit der Reminiszenz an die DDR Bauten gefiel mir aber besser. Man muss aber mal abwarten wie der Bau auf der Fläche aussieht und ob es das tatsächliche Ergebnis ist oder ein Platzhalter.
    Aber schön dass es bald los geht. Dann ist der Neumarkt ja bald komplett. Ich hoffe nur die Bauausführung ist bei der Baywobau mal etwas wertiger und orientiert sich mehr an Kimmerle als am Hotel de Saxe.

    Und bei nochmaligen Betrachtung der Visu muss man schon anmerken wie beschissen billig und deplatziert der "moderne" Eckbau im Q VIII aussieht.

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (29. Dezember 2016 um 18:24)

  • Der auf der Tafel gezeigte Bau ist lediglich ein Platzhalter. Man muss sich hier weiterhin in Geduld üben. In der Schössergasse ist im übrigen ein wohl renaissancezeitlicher Keller freigelegt worden, zumindest sieht mir das aufrechte Mauerwerk danach aus. Ein paar Bilder mehr (auch vom Quartier am Jüdenhof etc.) gibt es imBlog von Arstempano

    Um die Ecke gibt es mal wieder ein Plan von uns:


    Rosmaringasse vor ein paar Tagen:

    Bilder sind von mir

  • Was ist eigentlich mit dem Giebel des Fürstlichen Hauses zur Schlossstraße hin? Ist der eine spätere Zutat und kommt nicht wieder?

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Den gabs wohl nie bzw. man kennt ihn nicht. Kommt definitiv nicht wieder.

    Ja, ja ich weiß schon: "Ich bin der Geist, der stets verneint. Drum ist denn alles, was ihr Sünde, Tod , Zerstörung nennt, mein eigentliches Element..."

  • Sicherlich hatte das Fürstliche Haus mal einen Giebel. Da hatte das Haus aber noch mindestens ein Vollgeschoss in der Schloßstraße weniger. Wie der Giebel mal aussah, so er je existierte, ist völlig unbekannt. Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf. Was es an Darstellungen gibt, ist der Phantasie des jeweiligen Zeichners entsprungen. Spätestens im 18. Jahrhundert muss der Giebel abgerissen worden sein und das Gebäude wurde weiter aufgestockt. Der letzte Zustand vor der Zerstörung war dann so verbaut, dass er nicht wiederherstellbar ist, wenn man sich den Seitenflügel in der Sporergasse betrachtet (7 Vollgeschosse, das Dach nur zum Hof zu). Eine der ältesten Darstellungen des Hauses vom Jüdenhof findet sich hier. Allerdings ist hier auch kein Giebel erkennbar.

  • Nun, die Visualisierung schaut gut aus, auch wenn es Gründe gibt, dem Braten noch nicht zu trauen - hier erst einmal der ganze Artikel:

    ... und ist das Büro Knerer&Lang nicht für recht radikale Entwürfe bekannt? Und war nicht das Hotel in der Rampischen Straße von Wörner Traxler Richter? Also abwarten...
    Ansonsten kann ich mir natürlich vorstellen, dass Berndt Dietze durchaus (schon aus Marketing) auf das visualisierte Gebäude setzen möchte - wir werden es nächste Woche sehen.

  • Ein paar Blicke aus dem Kulturpalast auf den Neumarkt, alles von heute.

    Ausgrabungen Q VII/1

    Blick Richtung Schloss über Q VII/1

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Auch die SZ berichtet nun:

    http://www.sz-online.de/nachrichten/sc…kt-3672926.html

    Das Haus an der Ecke zur Schloßstraße stammt vom Architekturbüro "Knerer und Lang" und das an der Schössergasse von "Wörner, Traxler, Richter".

    Hier die Seiten der Büros:

    http://www.knererlang.de/

    http://wtr-architekten.de/

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Also das Fassadenergebnis ist wirklich mal zu akzeptieren, ja, ich finde es teils richtig gut. Vor allem die Kombiecke Schloßstraße Rosmaringasse von klassischer Fassade und eleganter Moderne gefällt richtig gut (Die Farbgenung allerdings weniger).
    Und das von Büros, denen ich das nicht zugetraut hätte.
    Die dritte Fassade in der Schloßstraße (habs nicht so mit den Haus-nr.) ist das nun Reko oder klassisch nachempfunden? Das Original sah dort anders aus, niedriger!? Der Balkon zuoberst über dem Erker stört das Gesamtbild. Die beiden Füllbauten sind bescheiden, leider wieder braunes grau. Aber sie ordnen sich der Gliederungsdominante der Leitbauten unter. Kommt nun auf die vorgesehenen Bemalungen an.
    Insgesamt ein lobenswerter Entwurf. Danke Herr Dietze.
    Wie sehen die Innenhöfe aus? Gibt es davon Bilder? Arkaden sollen rekonsturiert werden, super!
    Und die allerwichtigste Frage: WDVS-Fassaden, oder doppelschalig mit Vormauerung oder nach Kimmerle Art mit Iso-Ziegeln.
    Damit fällt oder steht für mich die Gesamtbeurteilung des Projekts.

  • Die dritte Fassade in der Schloßstraße (habs nicht so mit den Haus-nr.) ist das nun Reko oder klassisch nachempfunden?

    Die Schloßstraße 26 ist die Fassadenrekonstruktion eines Neubaus aus dem Jahre 1911. Der Balkon im letzten Obergeschoss stellt in Wirklichkeit ein Staffelgeschoss dar, das bereits damals existierte.
    Beim Eckbau von "Knerer und Lang" handelt es sich übrigens um eine freie Interpretation des Historismusgebäudes, das hier bis 1945 existierte.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das Knerer & Lang Haus erinnert ein wenig an die sogenannte "Blobel-Bude". Die Fans der "coolen und straighten" Knerer & Lang Architektur wirds verblüffen. In einem der letzten zu bebauenden Quartiere am Neumarkt vertragen sich Moderne
    und Tradition nun endlich. Ende gut - alles gut. Danke an Hr. Dietze.

    2 Mal editiert, zuletzt von Henry (3. Mai 2017 um 17:22)

  • Details zu den Parallelen zwischen Neubau Schloßstraße/Rosmaringasse und dem Vorgängerbau sind hier zu sehen, ganz rechts.
    http://www.abload.de/img/dresdenschlostraenjkl.jpg
    EG(halb so hoch, war früher 2 Geschosse hoch),
    dann die Bogenfenster(leider ohne Brüstung),
    dann die Fenster mit dem einfachem dreieckigem Ziergiebel,
    darüber normale Fenster.
    In der Neuinterpretation folgt dann ein weiteres Geschoss, was nicht störend ist, da das EG ja niedriger ist.
    Man kommt am Ende dadurch wieder auf die selbe Höhe.
    Das erste Dachgeschoss hatte beim Vorgänger auch eine Brüstung, was man bei der Neuinterpretation mit dem Balkon gleichsetzen kann.


    Und überall im Quartier die original hohen Geschosshöhen, seh ich das richtig? Sogar bei den Neubauten keine reingequetschten kleineren Geschosse wie bei der USD.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris1988 (3. Mai 2017 um 18:54)

  • Die Ergebnisse sind doch in vielerlei Hinsicht absolut bemerkenswert:

    1. Der Füllbau in der Sporergasse ist mal wieder ..... . Warum diese Ausgeburt an Lageweile? Vor allem, weil dieser Bau gefühlt schon das zehnte Mal am Neumarkt steht. Man kann im negativen fast schon von einem Dresdner Stil reden. Aber seis drum, er ist in 15 Jahren leicht modifizierbar, schön ist er nicht, aber durch die Gassenlage sieht man ihn eh kaum.

    2. Welch positive Überraschung. Das Eckgebäude Schlossstraße/Rosmaringasse ist wirklich eine Art Blobel 2.0, also gibt es einen zweiten historisierenden Bau am Neumarkt, wer hätte das gedacht, denn dies ist aus vielerei Gründen bemerkenswert. Warum ist dies nun hier im letzten zu bebauenden Quartier möglich, wo man dies vorher fürchtete wie der Teufel das Weihwasser? Wie ist der Bau durch die Kommission gekommen? Mir soll es recht sein, es wird der Ecke gut tun, es wirft aber trotzdem Fragen auf.

    3. Ich freue mich sehr, dass man sich für die Kombination aus historisierend und klassisch modern entschieden hat. Es zeigt nämlich, dass dies geht, wenn man will. Ich kann mich Herr Dietze da nur anschließen. Im Gegensatz zu den gesichtlosen Füllbauten sonst ist die hier gewählte Variante sehr annehmbar.

    4. Gerade vor diesem Hintergrund muss sich Herr Kimmerle nun vollends verarscht vorkommen. Wollte er nicht exakt so eine Lösung in seinem Quartier auch bauen? Ich finde das an seiner Stelle unglaublich deprimierend. Während es Herr Dietze irgendwie geschafft hat, aus seinem Quartier extrem viel Gutes raus zu holen, bleibt das Nachbarquartier zumindest an der Südseite mit diesem einfallslosen Hotelbau und dieser fiesen ultramodernen Klötzchenlösung zum Jüdenhof doch optisch weit zurück. Das finde ich extrem schade und irgendwie pervers ironisch, wenn man die Hintergründe der Entstehung kennt.

    5. Kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen und hoffen, dass die Baywobau zum finalen Bauprojekt am Neumarkt nun auch endlich von der Bauqualität noch eine Stufe drauf packt. Während wir beim Hotel de Saxe noch volle Dämmplatte hatten und man sich da bis zum Q VIII zumindest teilweise gesteigert hat, hoffe ich, dass man sich was die Bauausfürhung angeht, ein Beispiel an Kimmerle nimmt und auch oberhalb des Erdgeschosses auf Dämmpappe verzichtet und solide baut. Nachhaltiger wäre es allemal.

    Fazit: Bemerkenswert gutes Projekt, hatte ich so nicht erwartet. Mit Ausnahme des obligatorischen Füllbaus, der in Form und Farbe wohl zwingend in jedes Quartier gehört, ist das ganze sehr schön gelungen. Wenn die Bauausführung nun auch endlich bei der Baywobau mal stimmt, kann das richtig gut werden.

    APH - am Puls der Zeit