Dresden, Altstadt - Quartier VII/1

  • Die letzte mir bekannte Nachricht ist diese:

    Die DNN berichten heute, am 21.01.2015, dass der Kaufvertrag für das Quartier VII/1 noch immer nicht unterzeichnet sei. Der potentielle Käufer, die Baywobau Dresden, wolle erst den Ausgang des Lärmschutz-Streits abwarten und auf dieser Grundlage eine Entscheidung treffen - wie immer diese auch aussehen mag.


    Abgesehen davon arbeitet die Baywobau weiter an der Konstruktion einer mobilen Schallschutzschleuse für den Kulturpalast. Insofern möchte man wohl zeitnah mit einer Bebauung des Quartiers beginnen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wann und ob und wie etwas im Q VII.1 passiert, weiß ich auch nicht, habe insofern nichts neues zu verkünden. allerdings kann man auf Arstempano nun auch das Q VII.1 im Panorundgang umrunden. alle Panoramen sind verknüpft und mit den entsprechenden Infokarten vertackert. Die Infokarten, die es bisher gibt, sind fast alle auf einen Blick im Tourplaner zu erfassen und dann je nach Auswahl anzuschauen. In der Rubrik Bauprojekte habe ich eine Vielzahl der Bauprojekte im Neumarktbereich zusammengefaßt. Allerdings ist das Frieseneck mal demnächst zu aktualisieren.
    Spannend wird das Dach des Fürstlichen Hauses. In der Mietskaserenform, wie nach dem letzten Umbau mitte des 19. Jh. kann man es nicht wieder aufbauen. Man versucht also einen Zustand des 18. Jh.. Das Stadtplanungsamt sieht dort eher ein Satteldach - mir gefällt das Mansarddach besser. Was es wirklich war - darüber gibt es keine Unterlagen! Beim Cäsarschen Haus ist die Baugeschichte etwas verzwickt. Richtig ist, dass es um 1780 Baumaßnahmen am Haus gab. Allerdings schreibt Hasche, dass in diesem Palazzo die Obertallmeisterin Brühl gewohnt hätte (vermutlich die Witwe des Erbauers vom Palais Hoym) oder aber die Frau seines Bruder, der das Amt übernahm - die wohnten aber glub ich mehr in Martinskirchen). Dieser Vermerk Hasche kann sich nur auf die Jahrzehnte zuvor bezogen haben. Stilistisch weißt der Bau meines Erachtens auch nicht auf die Zeit 1780 sondern eher auf die Zeit 1740 - 1770 als spätester Zeitpunkt. Hinzukommt, dass es weiteren FassadenZierrat in den spiegelfeldern der Mittelrisalite gab, der aber verloren ging. Allerdings gab es wohl nich Fassadenzierrat über den Mezzaninfenstern. Das brachte mich auf folgende Idee: Um 1750 errichtet mit drei Obergeschossen und Satteldach. 1780 um das Mezzaningeschoss aufgestockt und mit Mansarddach versehen. 1790 stockt man dann das gegenüberliegende Triersche Haus ebenso nahtlos und ohne Brüche auf. Auf der Ecke gegenüber (heute Schlosshotel) sind meines Wissens am Ende des 18. Jh. ebenso Baumaßnahmen inkl. Aufstockungen und Beseitigung von Renaissancegiebeln erfolgt.
    Was haltet ihr eigentlich von dem rechten Bau in der Schloßstraße? Ursprünglich stammte er von etwa 1910 und wurde ebenso unter die Leitfassaden aufgenommen.

    Link Tourplaner Sehenswertes / Bauprojekte
    Link Pano Cäsarsches Haus / Pano Schloßstraße

    Cäsarsches Haus, Sporergasse, Ecke Schössergasse

    ursprünglicher Grundriss des Cäsarschen Hauses. Für die Zeit sehr mustergültig, so 1: 1 aber wohl heute kaum mehr umsetzbar, zumindest sollte man da Realist sein und sich freuen, wenn wenigstens Hauptaspekte aufgenommen werden.

    Front zur Schloßstraße

  • Vielen Dank für den tollen Beitrag AT! Was mich wirklich traurig und dann zornig macht, dass NUR wegen diesem wirklich grauslichen "Kulturpalast" eine Menge Rekonstruktionen einfach von der Stadtplanung verunmöglicht werden und zwar in allen der an diesen Schandfleck angrenzenden Quartieren.

    Vielleicht erkennen nachfolgende Generationen (vor allem im Stadtplanungsamt) dieses städtebauliche Desaster und korrigieren die heute geplanten Fehler.

  • Da hier schon immer mal die Frage nach einer Bebauung der Piazetta vor dem Südflügel des Residenzschlosses aufkam, möchte ich noch auf die verknüpften Panoramen in diesem Bereich aufmerksam machen. Also ich denke, dass bei der räumlichen Qualität, die da entsteht, die Bevölkerungsmehrheit kaum für eine Bebauung der Piazetta zu gewinnen sein dürfte. Mit den beiden Rundtürmen des Schlosses und dem Mitteleingang an der Südfassade des Schlosses, ruft es ja förmlich nach einem Vorplatz. Dieser ist zwar nicht historisch, man könnte aber fast meinen, den Platz hätte es schon immer so gegeben. Wichtiger fände ich, dass man vielleicht mal in 30 Jahren die Westfassade des Kulturpalastes in die alte Straßenflucht bringt, wie auch immer man das mit der dann in 30 Jahren modernen Architektur zu lösen vermag. Dazu gab es vor Jahren schon mal im Zuge der Umbaupläne zur Philharmonie Pläne, die aber nicht weiter verfolgt wurden. Die Wohnzeile an der Wilsdruffer Straße dürfte zumindest so lange ich leb Bestand haben und somit ist auf der Westseite der Schloßstraße ohnehin kein Bezug zu den historischen Parzellen möglich.

    Link zum Pano an der Brücke zwischen Schloss und Taschenbergpalais

  • Das sieht aber sehr schööön aus!
    Andreas, ist das schon die Farbfassung, die die Stadt festgelegt hat?

  • Ich glaub nicht - nein - da ist mehr grau, als weiß oder rosa dabei. Mir gefällt es so besser und da es noch keine veröffentlichte Planung gibt, habe ich meine Variante beibehalten. Ist mit dem Dach des fürstlichen Hauses das Gleiche. Hier sieht die Stadt ein Satteldach vor. Mir gefällt die Variante mit dem Mansarddach besser. Was wirklich vor der letzten Aufstockung drauf gesessen hat, ist unbekannt. Letztlich denke ich, dass es vor dem Abbruch der Renaissancegiebel (Aussehen ebenso unbekannt)eher eine Variante mit Mansarddach gab, als ein Satteldach, was nicht so gut nutzbar war.

  • Laut Aussage von Dr. Thomas Westphalen, Leiter der Abteilung II - Archäologische Denkmalpflege und Stadtkernarchäologie beim Landesamt für Archäologie, sollen bereits im September 2016 Grabungen auf dem Quartier VII/1 durchgeführt werden.
    In diesem Sinne ist vielleicht zeitnah mit einer Bebauung auch dieses Quartiers zu rechnen?! Der Investor steht immerhin bereits seit einigen Jahren zur Verfügung.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hatte ich mir schon gedacht. War am Samstag spontan zur "Bestandsaufnahme" in der Stadt; da hatte man schon die Asphaltdecke entfernt. Tolle Nachricht; kommt die obligatorische Tiefgarage, oder gibt es Hoffnung für ein paar Keller?

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Erstmal werden die Ausgrabungen durchgeführt.
    Danach wird bestimmt erst entschieden, ob Ein paar Reste erhalten bleiben.

    Das die Ausgrabungen im September starten, wurde bei einer Reportage von Dresden-Fernsehen über die Ausgrabungen am Postplatz vor ein paar Wochen angekündigt.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Tolle Nachricht; kommt die obligatorische Tiefgarage, oder gibt es Hoffnung für ein paar Keller?


    Also die Tiefgarage kommt auf jeden Fall. Meinem Kenntnisstand nach gibt es nämlich noch immer keine neue Parkraumverordnung; und die Baywobau wäre ja schön dumm, wenn sie keine bauen würde.

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  • Weshalb hat man bisher eigentlich nicht in Erwägung gezogen den gegenüberliegenden Teil der Schloßstraße zu rekonstruieren? Auch dort könnte man noch mindestens drei, sogar vier Häuser wieder aufbauen. Im Heft der GHND "Der Dresdner Neumarkt - Herz und Seele der Stadt" kann man das gut auf dem beigefügten Plan erkennen.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Darüber hatten wir bereits in diesem Strang gesprochen:

    Unbebautes Grundstück neben dem Schloß und dem Taschenberg-Palais

    Eine Bebauung kommt aufgrund des Seitenflügels der "Schneider-Zeile" schlichtweg nicht infrage. Außerdem zeigen Andreas' großartige Visualisierungen, dass hier nach der Bebauung des Quartiers ein durchaus charmanter Platzraum entstehen könnte, den sicher viele nicht mehr missen wollen.

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  • Danke für den Hinweis auf den Link. Was den charmanten Platz betrifft, kann man ja unterschiedlicher Meinung sein. Mir ist jedes Stück rekonstruiertes Dresden lieber.

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  • Gibt es schon einen aktuellen Zeitplan für dieses Quartier? Wann ist mit der Fertigstellung zu rechnen?


    Meinem Kenntnisstand nach gibt es noch nicht einmal einen Termin für den Baubeginn.
    Zuerst muss einmal die Schallschutzproblematik am Kulturpalast geklärt werden, ehe die Baywobau/CTR einen Bauantrag für ihr geplantes Wohn- und Geschäftshaus einreichen kann. Das allein dürfte noch "etwas" Zeit in Anspruch nehmen.

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  • Ich vermute, dass die Baywobau eine mobile Schallschutzschleuse für den Kulturpalast finanziert, um dann zu öffnende Fenster einzubauen.

    Einige Impressionen von heute:


    Bilder sind von mir von heute.


    Interessant im obigen Bild ist das Gerät neben dem Schacht. War es ein Druckmesser (oder vielleicht ein Termometer)? Allgemein scheint mir der Keller des Caesarschen Hauses erstaunlich gut erhalten zu sein, als ob man ihn zu Beginn des 20. Jahrhunderts saniert oder sogar umgebaut hätte.