Dresden, Neumarkt - Quartier VII/2 - Jüdenhof

  • Ich "versteh" die beiden Renaissancebauten nicht wirklich. Also nicht falsch verstehen, gut, daß man sie rekonstruiert hat, jeder Füllbau wäre weit schlechter geworden. Aber ich weiß nicht ganz was sie darstellen wollen. Für zwei verschiedene Häuser sind sie zu gleich, für einen Zwillingsbau zu verschieden (Dachgauben) und sie als ein Haus zu sehen klappt aus gleichem Grund auch nicht. Der Sims geht durch, das Dach und die Fassaden sind getrennt, aber auch nur so halb. Irgendwie weder Fisch noch Fleisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (12. Juli 2016 um 18:17)

  • Hallo Kaoru,

    was Du über die beiden Renaissancehäuser schreibst, empfinde ich genauso. Vermutlich sind diese Gebäude im Innern zu einem Haus zusammengefasst, will sagen, dass die Fußböden auf allen Etagen ohne Stufen durchgängig sind. M. E. hätte man die Fenster des äußerlich einen Hauses gegenüber denen des äußerlich anderen Hauses ldiglich in allen Stockwerken, sagen wir mal 10 cm oder 20 cm höher oder tiefer anbringen müssen. Alleine schon durch eine so geringe Maßnahme wäre von außen her der Eindruck zweier Häuser entstanden. Baurechtliche Vorschriften (Mindesthöhe der Fensterbrüstung) hätte man mittels einer vor den Fenstern angebrachten Stange ggf. mit Vorrichtung zur Anbringung von Blumenkästen einhalten können. Aber so, wie es ist, empfinde ich es wie Du es so zutreffend beschreibst "weder Fleisch noch Fisch".

  • Man weiß halt nich ob es wirklich ein Haus oder zwei Häuser sein sollen. Entweder hätte man die Zusammenführung der beiden Häuser konsequent machen sollen, also einheitliche Dachgauben und die mittlere Lisene weglassen oder aber mehr differenzieren sollen, wie es durch verschiedene Dachhöhen ansatzweise vorm Krieg schon der Fall war.
    Weiß jemand wie es denn historisch war? (wie es ausgesehen hat, weiß ich auch, aber was hinter dieser Doppeloptik steckt)

  • Und täuscht es oder ist die rechte "Doppelhaushälfte" (eines der schönsten Worte deutscher Sprache :D) eine Nuance dunkler gestrichen? Das würde freilich den zerrissenen Eindruck noch verstärken.

  • Die Seite der Gesellschaft Historischer Neumarkt gibt ein wenig Auskunft zu den Renaissancegebäuden:

  • da hat man im 19. Jahrhundert die Häuser aber seltsam verwurschtelt..schade auch um die Erker.

  • Die Häuser sind nicht nur eindeutig in unterschiedlichen Graustufen gestrichen, der Ton der beiden ist auch unterschiedlich. Eines ist ein kaltes Grau, das andere ein wärmeres. Kalibriert vielleicht mal eure Bildschirme. ;)

  • Der Vorkriegszustand sah folgendermaßen aus: Klick
    Auch heute wieder ist dieses Gebäude im Inneren ein Einziges. Man wollte - so scheint es- dem Rechnung tragen, dass es zwei unterschiedliche Gebäude gewesen waren, indem man zu allererst den Fassadenanstrich leicht differenziert hat und des weiteren die Dachgaupen unterschiedlich gestaltet hat. Man wollte letztlich den Vorkrigeszustand rekonstruieren. So ist also diese Lösung entstanden, die man nun vorfindet.

    Ich verlinke hier mal den Grundriss einer Wohnung im 3.OG der rekonstruierten Renaissance-Fassaden:
    Grundriss Renaissance-Rekonstruktion (pdf)

  • auf Arstempano ist im übrigen eine Rekozeichnung dieses Vorzustandes zu sehen und in der Infokarte im entsprechenden Panorama sind zwei Visualisierungen davon zu sehen (Symbol auf dem EG-Fenster). Hier eine der beiden visualaisierungen, allerdings von etwas älterem Datum. Im Maßstab 1:1 hätte man die Fassaden aber nur "erfinden" können, da die Vorlage ein etwas ungenauer Stich von etwa 1730 ist. Fotos des alten Zustandes gibt es nicht. Insofern stand eine Reko dieser Häuser völlig zu Recht nie zur Diskussion. Meine Vermutung ist zudem, dass man beim Umbau in der Gründerzeit mehrere Reanaissancegewände kopiert hat, um ein regulares Abbild der Gebäude hinzubekommen.

  • An die Farbgebung wird man sich möglicherweise erst noch gewöhnen müssen, da wir auf dem NM sowieso schon ein Übermaß an Grau haben. Hinzu kommt die Frage nach der authentischen Farbgebung des 18. Jhd., wodurch man durch die Canaletto´s eine gewisse Vorstellung hat. Keine einzige der Haase-Fassaden, die in den letzten Jahren rekonstruiert wurden, bewegt sich nahe am Original. Fassaden in Bautzen und Görlitz, die dem Wesen nach verwandt sind und eine solche Farbgebung besitzen, vermitteln eher das originäre Bild.

  • Und wie immer, wenn man Vorkriegsbilder der Neumarktumgebung sieht, erkennt man dass auch damals nicht alles perfekt war. Ganz im Gegenteil sogar. Ziemlich heruntergekommen war alles und viele Fassaden und Dacher hatten bereits Schmuck, Bemalung und Zierschornsteine eingebüßt. Was wir jetzt bekommen sind Ideale, die vielleicht nie so existiert haben.

    Die Frage ist, hätte der Neumarkt überlebt, würden die Häuser heute wieder im alten Glanz strahlen oder hätte man sie so vereinfacht/umgebaut gelassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (12. Juli 2016 um 19:16)

  • Die Frage ist, hätte der Neumarkt überlebt, würden die Häuser heute wieder im alten Glanz strahlen oder hätte man sie so vereinfacht/umgebaut gelassen.


    Für die Beantwortung dieser Frage musst du einfach in die Innere Neustadt schauen. Vieles wäre wohl sicher wieder hergestellt worden - manches aber auch nicht.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Rücklagenachsen kennzeichnen sich durch Spiegelfelder:

    Die Fensterspiegel müssen dann aber eine neuzeitliche Zutat sein. Ich hab gerade noch mal im "Historischen Neumarkt zu Dresden" nachgeschaut und gemäß den dortigen Angaben waren die beiden seitlichen Fensterachsen komplett schmucklos - zumindest im Zustand von 1936.

    Gruß aus Potsdam

  • Auf Kimmerles Bautagebuch gibt es Bilder von der Inneneinrichtung des Vapiano im Dinglingerhaus:
    http://www.kim-juedenhof-dresden.de/bildergalerie-bautagebuch.html

    Es gibt allerdings einen unschönen Unterschied zwischen Visualisierung des Gewölbes und dessen Ausführung! Diese würde ich als misslungen bezeichnen. In der Visu schön geschwungene Korbbögen und der Gewölbeansatz über den Rundbogenfenstern. In der Ausführung knicken die Bögen oberhalb der Pfeiler ab und die Gewölbekappen überschneiden die Fenster. Die Pfeiler wirken wie bezugslos in den Raum gestellt. Das ganz wie ein Baldachin ohne Raumbezug. Schade, bei soviel authentischen Reko-Aufwand im Äußeren!

  • Auch wenn sich jetzt vieles doppelt, möchte ich auch noch meinen gestrigen "Bilder-Senf" hinzugeben.


    Blick über die Baugrube des Quartiers VI zur Westseite des Jüdenhofes.


    Die Zeile im Detail.



    Der Mittelrisalit des Beutlerschen Hauses.



    Die Zeile im Zusammenhang.



    Blick von der Englischen Treppe des Johanneums zum Bauvorhaben.


    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die unästhetische Ecksituation zum Kulturpalast hin wirkt wie ein bockiges Kind, welches nicht mitspielen darf und deswegen besonders garstig ist. Erzwungen wohlgemerkt von erwachsenen Menschen, welche sich hier offensichtlich
    als Kindsköpfe bloßstellen. Traurig.

    Bleibt zu hoffen dass QVI schnell hochgezogen wird, um diesen völlig unnötigen und sinnentleerten Bruch zu verdecken.

    Einmal editiert, zuletzt von Henry (13. Juli 2016 um 18:37)

  • Die unästhetische Ecksituation zum Kulturpalast hin wirkt wie ein bockiges Kind, welches nicht mitspielen darf und deswegen besonders garstig ist. Erzwungen wohlgemerkt von erwachsenen Menschen, welche sich hier offensichtlich
    als Kindsköpfe bloßstellen. Traurig.

    Bleibt zu hoffen dass QVI schnell hochgezogen wird, um diesen völlig unnötigen und sinnentleerten Bruch zu verdecken.

    Man sollte jedem dieser Kontrastbauten den Namen eines Mitgliedes der Verunstaltungskommission geben, damit jeder weis, wem man diese spannenden Kontraste zu verdanken hat!

  • Nur falls ihr es schon wieder vergessen habt. Der selbe Architekt der die Ecke am QVII/2 schuf, hat auch die Ecke am Quartier VI entwickelt. Also am Ende verdeckt nur ein Übel das Andere.
    Durch den Fassadenrücksprung neben dem Regimentshaus wird es am Ende doch aus ein paar Blickwinkeln verdeckt, aber im Großen undGganzem hat man in der Ecke am Ende 2 Störfaktoren.

    http://wp.stellwerk.org/?portfolio_page=q6

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.