Dresden, Neumarkt - Quartier VII/2 - Jüdenhof

  • Lieber Oktavian,

    so sehr ich Deine sonst sachkundigen und inspirierenden Beiträge schätze, so schade finde ich es, dass Du Dich im Hinblick auf Dein "Insiderwissen" ständig in irgendwelchen diffusen Prophezeiungen ergehst.
    Wir Nichtwissenden sind dadurch nämlich weder schlauer noch informierter, was die Sache sehr frustrierend macht.
    Entweder Du lässt uns an Deinem Wissen teilhaben oder - falls es unter irgend eine Form der Geheimhaltung fällt - Du verzichtest bitte auf obige "Orakel".

    Lieben Dank.

  • Ich kann da aus bestimmten Gründen mehr nicht zu sagen, aber hütet euch davor zu glauben, in dem Quartier würde alles historisch exakt und in so hervorragender Qualit rekonstruiert, wie etwa bei Kimmerle.
    Das geht nämlich - leider! - auch ganz, ganz anders.(Stichwort: Hauptsache Rendite).

    Deshalb bitte erst jubeln, wenn alles fertig ist und steht.

  • Da heute das Licht besser war und mich der Anblick des Quartiers einfach bezaubert, möchte ich euch weitere Bilder meines heutigen Besuches nicht vorenthalten.


    Das Dinglinger-Haus in all seiner Pracht.


    Diese wird durch die extrem einfachen Nachbarhäuser nochmals gesteigert.


    Das Quartier im Zusammenhang mit dem Türkenbrunnen, der den Eingang zum Jüdenhof markiert.


    An dieser Stelle geht ein großes Lob an die Stadtplanung, die bei der Pflasterung und "Stadtmöblierung" alles richtig gemacht hat.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    An dieser Stelle geht ein großes Lob an die Stadtplanung, die bei der Pflasterung und "Stadtmöblierung" alles richtig gemacht hat.

    Diesem Lob schließe ich mich an.

  • Zum Dinglinger - Haus

    Beim Blick aus der Nähe auf die Fassaden sieht man, dass nur winzige Streifen von den Stürzen verbleiben. Das ist bei einer modernen Vorhangfassade OK, jedoch absolut nicht bei einer derart aufwendig und solide rekonstruierten Fassade.

    Hier meine Idee ^^

    Kann man nicht den Sonnenschutz wenn er ganz eingefahren ist unten mit einer Klappbaren Leiste/Blende versehen , so das es so aussieht " als ob " da kein Hohlraum ist !? Ist nur so ein Gedanke ....

    Einmal editiert, zuletzt von Manometer (7. Juli 2016 um 22:01)

  • Wartet mal ab, bis wir den Bunker, der direkt an die schönen Jüdenhof-Fassaden anschließt, zu Gesicht bekommen...

    Vor dem "Bunker" habe ich auch schon Angst. Es ist zwar nur ein schwacher Trost, aber genau dieser Bunker wird vermutlich die beste Werbung für ein MEHR an Rekonstruktionen sein, weil dieser hässliche Bruch (zumindest bis das Nachbarquartier stehen wird) kaum zu ertragen sein und das Manko moderner Architektur dadurch erst recht für jedermann ersichtlich wird.

  • Hallo Exilwiener,

    für einen ästhetischen Menschen, mit unverfälschtem Sinn für Schönheit, sollte die von Dir anhand des Vergleichs der beiden Gebäude, dargelegte Schlussfolgerung selbstverständlich sein. Leider sind viele Menschen völlig abgestumpft und erkennen das Schöne nicht (mehr), oder ihnen genügen alleine für ihre Zufriedenheit panem et circenses (Brot und Spiele). Die Architekten des BdA werden den Bunker als architektonische Höchstleistung unserer Zeit über den Schellenkönig loben. Dennoch, vielen Menschen wird die Hässlichkeit des Bunkers im Vergleich zum Dinglingerhaus augenscheinlich offenbar werden, auch solchen Leuten, die sich bisher wenig für Architektur interessiert haben. Deshalb mag der Bunker im direkten Vergleich zum Dinglingerhaus, so Gott will, für manche Betrachter letztlich zu der Erkenntnis führen, dass am Neumarkt einzig Rekonstruktionen zu einem stimmigen und sehr guten Ergebnis für das einzgartige Ensemble führen können.

  • Ich muss der Einzige sein, der Namen wie "Elb-Florenz" oder "Isar-Athen" oder "Paris des Ostens" nicht sonderlich mag. Meiner Meinung nach werten sie Städte damit nicht auf, sondern ab und lassen sie als eine Möchtegern-Version oder Abklatsch erscheinen.
    Das damalige Dresden hatte es nicht nötig nur ein "Elb-Florenz" zu sein. Es war ganz es selbst, Dresden, mit allem was man mit dem klangvollen Namen der Stadt verband, wenn man ihn hörte, irgendwo las oder er einem selbst über die Lippen kam.

    Einmal editiert, zuletzt von Treverer (8. Juli 2016 um 08:39)

  • Da kannst du dich beim alten Herder bedanken, der da anno 1802 meinte:

    Zitat von Herder

    Vor allem aber sind es die Kunst- und Alterthumssammlungen, die er mit ansehnlichen Kosten stiftete, Trophäen seiner Regierung. Was ein Friedrich August im Anfange des Jahrhunderts anfing, hat ein anderer Friedrich August am Ende desselben vollendet. Durch sie ist Dresden in Ansehung der Kunstschätze ein Deutsches Florenz geworden.


    Dass die Tourismusindustrie derartiges dankbar aufgreift, kann man ihr nun wirklich nicht zum Vorwurf machen.

    Nun aber zurück zum Thema!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Name "Elb-Florenz" bezog und bezieht sich vor allem auf die Kunstsammlungen der Sächsischen Kurfürsten und Könige, die mit der Qualität der florentinischen Sammlungen gleichgesetzt wurden, und nicht auf das Stadtbild.
    Dass eine königliche Residenzstadt städtebaulich und architektonisch was zu bieten hat, war damals noch normal und bedurfte keiner besonderen Betonung.
    Trotzdem schön, dass Dresden mit dem Dinglingerhaus endlich einen kleinen Teil seiner ehemaligen Schönheit zurück erhält.

  • Und dass München "Isar-Athen" ist, ist vor allem Ludwig I. zu verdanken.
    Hier wurde architektonisch kopiert und abgekupfert, dass es eine wahre Freude ist.
    Wie übrigens an vielen anderen Orten und vielen Jahrhunderten zuvor auch.
    Nur unsere "Modere" denkt, sie kann mit jedem Bau die Architektur neu erfinden...
    Aber das ist ein anderes Thema.

  • Ich war an diesem Wochenende mal wieder in Dresden und habe es mir bei dem wunderschönen Wetter heute natürlich nicht nehmen lassen, auch beim Dinglingerhaus wieder vorbeizuschauen. Hier meine Eindrücke von heute vormittag (auch wenn die Motive hier schon öfter gepostet wurden). Ich glaube, die einzelnen Bilder brauchen nicht kommentiert zu werden. Die Schönheit spricht für sich.


    Bilder sind von mir (Juli 2016)

    Gruß aus Potsdam

  • Das ist wahre Schönheit! Es könnten noch viel mehr historisch wertvoll oder auch bauhistorisch bedeutsame Gebäude rekonstruiert werden...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Der Jüdenhof hat bereits jetzt eine Strahlkraft entwickelt, die ihresgleichen sucht. Vermutlich gibt es am ganzen NM kein weiteres Haus mit einer solchen Dominanz und Strahlkraft wie das Dinglingerhaus, das seinesgleichen wahrlich nicht hat. Wenn man es klug angeht, kann dieser Platz zwischen dem Zwinger, der Frauenkirche und dem Kurländer Platz die eigentliche Herzmitte Dresdens werden. Einfach grandios!

  • Investoren/Bauunternehmer schneiden sich letztendlich nur selbst ins Fleisch, wenn sie anstatt solcher Schönheiten lieber hässliche Kisten an den Neumarkt stellen. Keiner wird sich letztendlich für die Kisten interessieren und ihnen einen zweiten Blick schenken, während Leute Rekonstruktionen wie das Dinglingerhaus in Scharen bewundern, ablichten und besuchen werden. Und nun mal die Frage, welcher Besitzer einer Immobilie würde sich nicht wünschen, dass sein Haus als absolutes Sahnestück in Dresdens Innenstadt gilt, wahrscheinlich sogar auf vielen Postkarten und Seiten von Reiseführern prangt? Sowas erhöht das Interesse und den Marktwert nämlich enorm.

  • @Treverer

    Volle Zustimmung! Auch Herr Kimmerle wollte diese "moderne" Gruseleck ("moderne" - kommt vermutlich eher von vermodern) auch nicht in seinem ansonsten wunderbaren Quartier. Die Gestaltungskommission hat ihm diese Metastase aufgedrückt. Wenn es nach den meisten Bauhheren am Neumarkt ginge, dann würde noch viel, viel mehr rekonstruiert werden. Aber nein, eine Hand voll Jurymitglieder stemmt sich seit fast 15 Jahren mit aller Kraft dagegen, damit nur keine 100% Harmonie zusammenkommt.

    Ich bin aber zuversichtlich, dass diese Bausünden in ein paarJahrzehnten adäquat ersetzt werden.

  • Das Beutler´sche Haus dürfte wohl die letzte Fassade von Haase gewesen sein, die rekonstruiert wird. Sie hat im Vergleich mit seinen anderen rekonstruierten Fassaden die größte Achsenzahl und damit auch die breiteste Fassade von allen anderen. Sie ist für den NM hochwichtig - weitere Bilder von ihr werden sehr verheißungsvoll sein.

  • Auch von mir einige Bilder von heute:
    Die Bebauung des Q VII/2 am Jüdenhof fasst den Neumarkt auf gelungenste Weise, jetzt fehlt nur noch für kurze Zeit das sehr wichtige Q VI:

    Die Front zum Jüdenhof hin:


    Auf dem Dach des fertigen Beutlerschen Hauses von Haase fehlen noch immer die Schornsteine (wie auch beim Dinglingerhaus).


    Durch die erhebliche Breite (und auch Höhe) dieser Fassade hat das Beutlersche Haus einen sehr herrschaftlichen Charakter.

    Die Farbgebung gefällt mir sehr gut, auch die Farbtöne der Renaissance-Gebäude mittig sind m.E. sehr gelungen. Alles in allem ein stimmiges Ensemble, das den Jüdenhof schon jetzt zu einem Highlight werden lässt.

    Die Rekonstruktion der Phantasiekapitelle auf den pilastern erwies sich als schwierig, weil sie vor 1945 durch dicke Regenrohre fast vollständig verdeckt waren.

    Die Rücklagenachsen kennzeichnen sich durch Spiegelfelder:

    Der Verdachungsschmuck im Detail:

    Ein letzter Blick von weiter weg:

    Bilder sind von mir von heute.