Klar, Köln, viele Ruhrstädte, auch interessanterweise Frankfurt abgesehen vom Bahnhofsviertel sehen eher schlechter aus als Bremen. Aber auch Nürnberg, München, Hamburg, um noch nicht einmal die Klassiker zu nennen, haben tlw. riesige, geschlossene, extrem urbane Gründerzeitviertel vorzuweisen, gegen die Bremens Reihenhausquartiere richtiggehend piefig wirken.
Man muss Bremen wirklich nicht zu einem zu Unrecht unendeckten Gründerzeitjuwel machen. Es ist eher die Besonderheit der Reihenhausbebauung, die es vom Rest des Landes abhebt, deutlich weniger die Fläche oder der Erhaltungsgrad dieser Viertel. Ich habe hier und könnte noch weiter ganze Stränge nur mit katastrophalen Renovierungen füllen, der Zustand des Bestands ist in vielen Bereichen erschütternd, ganze Stadtteile mit eigentlich sehr hohen Anteilen an Vorkriegsbebauung nur als Totalverluste zu bezeichnen durch Entstuckungen, Spaltriemchenverklinkerungen, Horizontalisierungen der Fenster, Aufstockungen. Ganze Baumarktsortimente wurden an diesen armen Häusern verbaut, von Aluhaustüren über abgehängte Decken, von ungeteilten Fenstern zu komplett verfliesten Vorgärten.
Ja, die Renovierungen / Modernisierungen der 60er und 70er Jahre haben in Bremen einen gravierenden Schaden angerichtet. Weit schlimmer noch als die subventionierte Entstuckungsmanie in Berlin.
Ich bin, denke ich, auch deshalb von Bremen ganz angetan, weil ich vor 15 Jahren für ein paar Monate in Frankfurt war, und das Aussehen der Stadt einen bleibenden negativen Eindruck auf mich gemacht hat. Ähnlich ging es mir jüngst bei Besuchen in Köln, Stuttgart und Düsseldorf, v.a. wo Letztere ja einen ganz guten Ruf hat.
Hamburg steht mMn sowieso auf einem anderen Level, was Schönheit und Altbausubstanz anbelangt. Für mich mit München und Leipzig die schönste deutsche Stadt mit >500k Einwohnern.