• Einfach nur Schnappschüsse am Abend. Und es sind noch keine Bilder aus dem Schnoor - Viertel dabei!!!

    Weingeist wir können ja gerne mal in der Mainzer Altstadt im Schatten von St. Johann oder des Dom den Geist aus der Weinflasche lassen und über die Deutsche Braukunst unterhalten cheers:)

  • In Bremen war ich diesen Sommer nach über 20 Jahren wieder, als Abstecher von Hannover aus - leider war das Wetter wirklich schlecht.

    Die Innenstadt ist kleinteilig, die "Traditionsinsel" groß und beeindruckend, das Schnoor-Viertel schön, der Grünring um die Innenstadt herum (mit der Windmühle) ebenfalls angenehm.

    Für einen mehrtägigen Aufenthalt oder eine wirklich weite Anreise wäre es mir aber dann doch etwas zu wenig, außer, man nutzt Bremen als Standort für Ausflüge in die Umgebung oder besucht Museen usw.

    Mir erscheint das Zentrum auch relativ klein für fast 600.000 Einwohner, da wirkt das doch flächendeckender wiederhergestellte historische Zentrum des halb so großen Augsburg mit gut 2 Kilometer Länge vom Fischertor bis zum Roten Tor wesentlich größer, zumal es da eben immer wieder erhaltene oder rekonstruierte Areale gibt (dazu folgt noch eine Galerie, aber nur vom Norden der Innenstadt, der Süden war bei meinem Besuch wegen eines Straßenkunstfests leider nicht fotografierbar).

    I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work. (Thomas A. Edison)

  • Ich teile weder die negativen (Beispiel Heinzer) noch die positiven (Beispiel Ostwestfale) Einschätzungen zur Innenstadt und die diese umgebenden Stadtteile.

    Schauen wir uns also mal die Sache genauer an, Ausgangspunkt ist der Bremer Markplatz.

    1. Zuerst bewegen wir uns Richtung Süden und kommen an die Weser. Auf dem Weg vom Marktplatz gemischte Eindrücke von wunderschön bis potthässlich. Dann versöhnt einen aber der Blick auf die Weser. Wer mehr wissen will, überquert die Weser und läuft in die Neustadt. Wer es dann bis zum Gebiet Pappelstraße/Flüsseviertel schafft, wird belohnt. Schöne Gebäude, viele Alt-Bremer Häuser. Da lohnt sich schon ein halber Nachmittag, denn das Gebiet ist groß. Das Buntentorviertel ist zu empfehlen. Wer es dann noch zum Werdersee schafft, wird belohnt. Viel Wasser, parkähnliche anlagen.

    2. Die interessanteste Strecke ist sicherlich die Richtung Osten. Das Ostertor lockt mit vielen Alt-Bremer Häusern, auch das Steintor verfügt noch über reichlich historische Architektur. Es folgt der Peterswerder, viele schöne Häuser, man kann bis nach Hastedt gehen, auch dort noch stimmige Architektur. Parallel dazu verläuft die Weser und ab Peterswerder/Weserstadion auch ein großes Grüngebiet.

    3. Nördlich des Marktplatzes gelangt man in die Wallanlagen, die sich um die gesamte Innenstadt ziehen. Für mich immer wieder ein Erlebnis. Weiter nach Norden Richtung Rembertiring sehen wir die Fehler der modernen Stadtplanung aus den 60er-Jahren. Eine breite Schneise wurde für die autogerechte Stadt geschlagen, das Ostertorviertel auseinandergerissen und eine üble Neubebauung installiert. Geht man dann noch ein bisschen weiter, kommt man zum Concordiatunnel. Danach beginnt Schwachhausen und eine wirklich schöne Architektur begeistert hier. Irgendwann hat man den Bürgerpark erreicht, ein weiterer Nachmittag müsste dafür geopfert werden. Obwohl - opfern ist das falsche Wort.

    Das sind jetzt 3 Himmelsrichtungen mit zum Teil beeindruckender Architektur - deshalb kann ich Buarque nicht zustimmen. Er hätte sich auf mehr einlassen, seinen Forscherdrang etwas nachgeben müssen.

    4. Kommen wir nun zur letzten Betrachtung, der Blick geht nach Westen. Hier kann ich Heinzer nur recht geben. Es geht ja schon los, wenn man den Marktplatz verlassen hat und in die Obernstraße eintaucht. Karstadt, finde ich, geht noch. 20er-Jahre Architektur. Aber dann - wird´s immer schlimmer.

    Das Ansgariviertel. So viel Hässlichkeit anzusammeln, das ist auch schon eine Kunst. Natürlich gab es Kriegszerstörungen. Aber es gab auch Gebäude, die überlebt haben, wie das Geschäftshaus des Norddeutschen Lloyd oder die Ansgariiruine. Jürgen Mirow schreibt in seinem Buch "Abgerissen": "Bremen steht in Westdeutschland mit dem Abriss eindeutig mittelalterlicher Kirchenruinen ganz alleine. Im Frühjahr 1946 waren sich Bauverwaltung und Landeskirche noch einig gewesen, dass die schwer getroffene, aber wieder aufbaufähige St. Ansgariikirche gesichert und ihr Turm, als höchster Bremens, ein markantes Element der Stadtsilhouette, wiedererrichtet werden müsse. Doch 1949 - 1959 wurde die Ruine schrittweise abgeräumt und das Grundstück an den Hertiekonzern verkauft, um dort ein Warenhaus zu bauen, die SPD-geführte Stadtregierung fordere die Ausweitung der City durch Verkehrsachsen und neue Geschäftsbauten (...)". Erwähnt werden muss noch, dass die Ruine der Ansgariikirche unter Denkmalschutz stand, der dann wieder aufgehoben wurde. Und, wie gesagt, der Abriss mittelalterlicher Kirchenruinen....da wäre noch die St. Katharinen-Klosterkirche in der Innenstadt, die für ein Parkhaus abgerissen wurde, zu erwähnen sowie die evangelische Kirche in Gröpelingen.

    Die SPD hat jahrzehntelang die das traditionelle Stadtbild vernichtende Baupolitik betrieben, aber auch nach vier Legislaturperioden grün geführtem Bauressort kann ich nicht sagen, dass es besser geworden ist. Wir beklagen im Bremen-Forum doch ständig die Auswirkungen. Auch das Stephaniviertel, stark kriegszerstört, hat nichts mehr, was sich zum anschauen lohnt. Höchstens der Gang an die Weser. Und dann folgt noch daran anschließend mein "Lieblingsstadtteil", die Überseestadt, da haben sich die Modernisten so Richtig ausgetobt. Wegsprengen oder Orakel schenken, damit er das nach Hannover bringen kann.

    Fazit: Besuchern kann man 3 Himmelsrichtungen empfehlen, vom Westen aber ist abzuraten. der Eindruck der Hansestadt Bremen wäre nur negativ. Dieses schlechte Ergebnis liegt zum Teil am Krieg, zum Teil aber auch an der Zweiten Zerstörung unserer einstmals so schönen Stadt durch die moderne Stadtplanung.

  • Wegsprengen oder Orakel schenken, damit er das nach Hannover bringen kann.

    Eine Liebeserklärung an Bremen. Und ich möchte die Überseestadt nicht nach Hannover bringen. In den Hannoverschen Neubaugebieten steht auch schon zu viel belangloses herum. (So ging es in meinem Post von "Kronsberg-Süd" ja nur darum, in dem Einheitsbrei des Viertels Lichtblicke auszumachen. War so ein Ding für einige wenige User.)
    Das Silohotel, die Reishalle und den Europahafenkopf allerdings würde ich schon nehmen; das Grüne Haus gar mit Kusshand. Alles Projekte die erkennen lassen, dass Bremen ehrlich um Verbesserungen bemüht ist. Ich habe zwar den Eindruck, dass Hannover da in den letzten Jahren etwas mehr raus geholt hat; wer meint, das würde großartig ins Gewicht fallen, irrt allerdings. Immerhin: die neue Bebauung vor dem Bremer Hauptbahnhof würde ich umgehend entsorgen. Noch ein Pluspunkt für die Leinestadt.
    Sollte Bremen aber alles nicht tangieren, denn in Sachen Innenstadt wird Hannover weder Bremen noch Hamburg je das Wasser reichen können. Es sind halt besonders diese städtischen Impressionen an Weser und Elbe die die meisten Menschen begeistern und nicht irgendwelche Straßen in Wohnvierteln. Da muss man schon Orakel heißen. Und schöne Wohnstraßen gibt es in Bremen auch.
    Übrigens habe ich kürzlich erstmalig realisiert, dass Land und Stadt Bremen nicht dasselbe ist. Die Stadt allein kommt tatsächlich auf eine Fläche von "nur" ca. 419 km².

  • Die Beschreibungen von findorffer sind natürlich absolut verständlich und richtig. Mein (M)Hotel hatte ich am Brill und die Gegend ist tatsächlich gruselig! Aber ich hatte auch berufliche Termine in Walle, Woltmershausen, Seehausen und Rablinghausen. Alle samt westlich von Bremen. Zwar nicht mehr ganz direkt Innenstadt, aber auch dort gibt es hübsche Straßenzüge und ländlicheAAufenthaltsore.

    Dagegen war ich vom Bezirk Kattenesch quasi schockiert! Plattenbauten, Betonkisten und sozialer Wohnungsbau erster Güte.

    Trotzdem bleibe ich bei meiner Aussage:

    Bremen ist die kleine und ebenfall besuchenswerte Schwester von Hamburg!

  • Immerhin: die neue Bebauung vor dem Bremer Hauptbahnhof würde ich umgehend entsorgen.

    Bin sofort mit dabei!!!

    Orakel:...denn in Sachen Innenstadt wird Hannover weder Bremen noch Hamburg je das Wasser reichen können.

    Aber das Hannoveraner Rathaus, eingebettet in einen schönen Park, ist doch ein Traum.

  • Bremen ist die kleine und ebenfall besuchenswerte Schwester von Hamburg!

    Na ja, der Satz könnte einigen Bremern aufstoßen. Die kleinere Schwester, das ist ja auch die jüngere Schwester. Aber Bremen ist älter als Hamburg. Bremen ist auch architektonisch ganz anders verortet. Die Weser-Renaissance ist ein wichtiges Identitätsmerkmal der Hansestadt. Das gibt es nicht in Hamburg. Die kleine Schwester von....das klingt wie eine Funktion von......eine Ableitung von HH. Das kann man aber aufgrund der Geschichte sicherlich nicht sagen. Ich glaube, auch Lübecker würden sich dagegen wehren, falls Ihre Hansestadt als die kleinere Schwester bezeichnet werden würde. Lübeck - das war mal die mächtigste Stadt der europäischen Hanse. Dieses Bewusstsein herrscht doch bei den Lübeckern noch vor, oder. Wenn nun Hamburg, das sich sowieso immer als schöner, besser, toller im Vergleich mit allen Städten in dieser Welt sieht, auch noch als große, d. h. reifere Schwester bezeichnet wird - das würde den Lübeckern nicht gefallen. Die Geschichte lebt da weiter.....

  • Ganz ehrlich...

    Man möchte hier nix mehr schreiben weil selbst ein freundlich gemeintes Kompliment in eine negative Aussage umgewandelt wird.

    Das Glas scheint in Bremen wohl eher halb leer als halb voll.

    Thema durch. Danke! Schreibe diesbezüglich nichts mehr.

  • Lass Dich nicht ärgern. :) Er hat ja auch gesagt, dass ihm drei von vier Himmelsrichtungen gefallen, das ist doch eine gute Quote. Abgesehen davon lese ich deine Posts sehr gerne - das gilt auch für die Bilder. Es ist immer gut, wenn jemand mit einem Blick von außen berichtet, also bitte nicht aufhören!

    P.S. Mich würde ja wirklich interessieren, was du von "Seehausen" hälst, denn das dort mal jemand von außerhalb ist, geschieht wohl eher selten. Gleiches gilt für das angrenzende "Strom". Das sind Stadtteile, die die meisten Einheimischen nicht einmal kennen, von denen sie wahrscheinlich sogar nie gehört haben. Ich kenne beide Stadtteile - falls man diese überhaupt so bezeichnen kann - auch erst seit einigen Jahren von Fahrradtouren und habe beide sehr schätzen gelernt. Die Marina Hasenbüren, das Grünland an der Ochtum inklusive dem Überschwemmungsgebiet direkt an der Weser mit tideabhängigem Zufluss und vor allem das Fischrestaurant Spille - kann man anbieten.

  • Da haut man hier einmal auf den Putz und dann so ein Tross an Diskussionen. Ich bleibe bei meiner Meinung zur Innenstadt. Diese hat natürlich sehr schöne Ecken, aber diese haben andere Städte auch. Insgesamt ist das wirklich (halbwegs) geschlossene Gebiet erstaunlich klein und selbst immer wieder fragmentiert (z.B. Schnoor vom Marktplatzensemble abgeschnitten durch die sagenhaft hässliche Balgebrückstraße).

    Das soll hier keine Therapiestunde werden. Ich bin immer ehrlich überrascht, wenn ich die Touristenmassen auf dem Marktplatz sehe. Ich hätte immer gedacht, dass Bremen mit seiner sterbenden Innenstadt (damit meine ich Einkaufsfunktionen) nie wieder an die Vorcoronazeit würde anschließen können. Der Lack ist sehr schnell ab, wenn man die wenigen schönen Ensembles verlässt. Aber auch ich kann nicht bestreiten, dass die Leute ganz offensichtlich kommen und sich weder von den desaströsen Zuständen am Bahnhof, noch von brabbelnden Alkis und Schnorrern an jeder zweiten Ecke und in jeder Straßenbahn, noch von leeren Ladengeschäften, noch von den Niedergang atmenden Nachkriegsarchitektur in der Umgebung des Weltkulturerbes abschrecken lassen. Das ist natürlich auch wirklich schön, ganz ehrlich gemeint.

    Die einzige wirkliche "Neuerung" in der Altstadt ist tatsächlich die vom Ostwestfalen erwähnte Schlachte, an der man an schönen Nachmittagen und Abenden ganz vorzüglich sitzen kann. "Neuerung" in Anführungsstrichen deshalb, weil das ein EXPO 2000-Projekt war. Die letzte größere Umgestaltung eines Areals im Kerngebiet der Altstadt ist also 25 Jahre her - das zeigt leider auch schon wieder an, welch ein Wind hier weht. Nämlich entgegen den Gerüchten praktisch keiner.

    Der Einwand mit den tlw. intakten Vorstädten geht insofern fehl, als dass es ja um Tourismus ging. Und bei aller Liebe werden nur die wenigsten Touristen in der Neustadt landen und Bremer-Hausreihen bewundern, auch das Ostertor dürfte eine eher periphere Rolle für den typischen Bremen-Touristen spielen. Dass ich ein ganz großer Fan dieser Stadtteile bin, muss ich hoffentlich nicht immer wieder sagen, ich dokumentiere hier zur Zeit wieder alleine die positiven Veränderungen, die mir auffallen (MAK?).

    Insgesamt wollte auch ich keineswegs dem Ostwestfalen aufs Dach steigen, über dessen Meldungen und Fotos zu Bremen ich mich immer sehr freue.

  • Dass ich ein ganz großer Fan dieser Stadtteile bin, muss ich hoffentlich nicht immer wieder sagen, ich dokumentiere hier zur Zeit wieder alleine die positiven Veränderungen, die mir auffallen (MAK?).

    Ich mache mal demnächst ein Update. :)

  • Dachte, Du wärst komplett abgetaucht. Insofern hatte mein Rant ja doch noch etwas Gutes, nämlich Dich aus der Forenpause gelockt zu haben. Meine leicht bipolare Schaukelhysterie in Bezug auf Bremen bitte ich freundlich zu ertragen. Ich finde die Stadt auch sehr schön und lebe gerne hier. Trotzdem nervt mich diese behäbige Selbstzufriedenheit vieler Bremer ganz kolossal. Das führt dann zu diesen Phasen mit etwas destruktiven Ausbrüchen. Man könnte und müsste aus dieser Stadt soviel mehr machen, als sie ist.

    Ich antworte nachher auch noch dem Ostwestfalen zu seinen Beobachtungen der Bremer Stadtteile, aber das dauert etwas länger und muss noch warten.

  • Ganz ehrlich...

    Man möchte hier nix mehr schreiben weil selbst ein freundlich gemeintes Kompliment in eine negative Aussage umgewandelt wird.

    Das Glas scheint in Bremen wohl eher halb leer als halb voll.

    Thema durch. Danke! Schreibe diesbezüglich nichts mehr.

    Lieber Ostwestfale!

    Ich kenne selbst auch solche Situationen: man meint etwas gut, postiv, und dann wird das völlig mißverstanden. Aber das, worauf ich hier eingegangen bin, existierte ja schon vor Deinem Beitrag, der lediglich ein Auslöser für ein - tja, man könnte sagen, jahrhunderte altes Thema ist: die Rivalität der Hansestädte. Das äußert sich heute meist indirekt, z. B. über den Fußball. Es soll ja auch zwischen Köln und Düsseldorf ähnlich sein und vermutlich gibt es noch weitere dieser belasteten "Städteparnerschaften". Es ist in gewisser Weise so wie mit dem Einser-Schüler, der immer besser ist als die anderen, bei den Lehreren gut ankommt, aber mit solch einem Streber wollen die anderen Schüler nichts zu tun haben. Und sie wollen mit dem auch nicht verglichen werden. Das gilt auch für Bremen, für Lübeck - im Verhältnis zu Hamburg. Das Verhältnis Bremen -Hannover ist da, finde ich, wesentlich entspannter und auch freundschaftlicher.

    Dass Du nun nichts mehr schreiben willst, würde ich schade finden. Es muss doch auch möglich sein, Widerspruch zu äußern. Auch mir wurde schon widersprochen, ich widersprach anderen...In einem Diskussionsformum nicht ungewöhnlich......Deshalb ist das Glas nicht gleich halbleer...

  • Es ist in gewisser Weise so wie mit dem Einser-Schüler, der immer besser ist als die anderen, bei den Lehrern gut ankommt, aber mit solch einem Streber wollen die anderen Schüler nichts zu tun haben. Und sie wollen mit dem auch nicht verglichen werden. Das gilt auch für Bremen, für Lübeck - im Verhältnis zu Hamburg.

    Und das gilt ganz besonders für User mit einem ausgeprägten Lokalpatriotismus. Mal ehrlich, die Geschichte von Bremen ist eben genau das: Geschichte, für viele vorbei und vergessen!
    Das heutige Hamburg ist in jeder Beziehung weitaus kosmopolitischer und angesagter als Bremen oder erst recht als Hannover (Hannover und angesagt ist schon ein Widerspruch in sich). Und auch wenn einem die Hamburger Überheblichkeit manchmal nervt, na und?
    Die Formulierung "kleine Schwester von Hamburg" hätte glatt von mir stammen können. Ist doch ein nettes Kompliment. Vielleicht tröstet es dich ja, dass Hamburg wiederum anderen Städten gegenüber weit abgeschlagen ist. In Barcelona z. B. nimmt man Hamburg in keiner Weise als gleichwertige Stadt wahr. Und auch von dem Touristen-Rummel, der im Sommer in Kopenhagen tobt, kann Hamburg nur träumen. Für viele im Ausland ist Hamburg immer noch eine graue, nichtssagende, beliebige Hafenstadt.
    Mir sind diese Städte eh alle zu groß. Meiner Meinung nach sind besonders Halbmillionenstädte besonders lebenswert: Schon groß genug für ein lebendiges Stadtteilleben, aber eben noch so klein, dass man sie mit dem Fahrrad erkunden, oder mal kurz in der Stadt ein Eis essen gehen mag. Geht gerade in Bremen und Hannover ganz prima. Wie cool ist das denn?
    Im hippen Hamburg gerät beinahe jeder Ausflug gleich zu einer nervtötenden halben Weltreise. Für mich ist das ein enormes Minus an Lebensqualität. Daher überlasse ich solche Städte im Alltag gerne anderen. Also immer locker bleiben ...

  • Es ist mir auch weiterhin ein Rätsel, warum Bremen so beliebt sein soll. Es ist eine insgesamt ziemlich runtergerockte Stadt mit einer vielleicht etwas größer als für vergleichbare deutsche Städte üblichen Traditionsinsel in einem Meer von Nachkriegstristesse. Dass man sich die Innenstadt mal ankuckt, wenn man Besuch hat oder dass Leute aus Osnabrück oder Leer Tagesausflüge machen hierher, ist natürlich ok und auch nachvollziehbar. Das Rathaus ist beeindruckend, der Marktplatz zumindest ganz schön.

    Dass Leute aus anderen Ländern hierherfahren und hier wesentlich mehr als ein paar Stunden verbringen, verstehe ich hingegen tatsächlich nicht. Nichts von dem, was Bremen bietet, findet sich (tlw. wesentlich) intakter/schöner/geschlossener nicht auch in anderen deutschen Städten.


    War jüngst mal wieder in Bremen. Die Stadt ist tatsächlich in Teilen extrem runtergerockt. Vor allem der Bahnhof und das Umfeld sind eine Katastrophe. Aber ein Meer von Nachkriegstristesse? Nein. Bremen ist mMn deutlich besser aufgestellt als Stuttgart, Düsseldorf, Köln etc. Ich denke da nur an den Marktplatz, Domshof, Domsheide, Böttcherstr. und Schnoor.

    Und Bremen hat ein echtes Pfund, mit dem es wuchern kann: dichte, urbane Viertel mit viel Altbausubstanz, direkt außerhalb der Altstadt. Hier ein paar Beispiele:

    Hohenlohestraße

    Slevogtstraße

    Carl-Schurz-Str.

    Delmestr.

    Donaustr.

    Bleicherstr.

    Besselstr. 

    Herderstr. 

    Mathildenstr.

    Hermann-Allmers-Str.

    Parkstr.

    Ostertorsteinweg

  • Bremen ist sicherlich schön und einzigartig mit dieser Form der Vorstadtbebauung, du hast auch ein paar der schöneren Straßen rausgesucht.

    Wenn man sich aber mit gründerzeitlichen Stadterweiterungen in Deutschland beschäftigt, merkt man sehr bald, dass diese praktisch jede Stadt noch aufzuweisen hat. Stuttgart zum Beispiel hat einen tief beeindruckenden, ebenfalls sehr lokalspezifischen Gründerzeitstil, der oft einfach nicht bekannt ist. Man kann mit Google- oder AppleMaps stundenlang durch Stuttgarter Vorstädte streifen und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus:

    Heinzer
    November 2, 2022 at 8:07 AM

    Hannover ist aus meiner Sicht in dieser Hinsicht eine der wenn nicht die unterschätzteste Stadt Deutschlands:

    Heinzer
    October 23, 2022 at 9:57 AM

    Klar, Köln, viele Ruhrstädte, auch interessanterweise Frankfurt abgesehen vom Bahnhofsviertel sehen eher schlechter aus als Bremen. Aber auch Nürnberg, München, Hamburg, um noch nicht einmal die Klassiker zu nennen, haben tlw. riesige, geschlossene, extrem urbane Gründerzeitviertel vorzuweisen, gegen die Bremens Reihenhausquartiere richtiggehend piefig wirken.

    Man muss Bremen wirklich nicht zu einem zu Unrecht unendeckten Gründerzeitjuwel machen. Es ist eher die Besonderheit der Reihenhausbebauung, die es vom Rest des Landes abhebt, deutlich weniger die Fläche oder der Erhaltungsgrad dieser Viertel. Ich habe hier und könnte noch weiter ganze Stränge nur mit katastrophalen Renovierungen füllen, der Zustand des Bestands ist in vielen Bereichen erschütternd, ganze Stadtteile mit eigentlich sehr hohen Anteilen an Vorkriegsbebauung nur als Totalverluste zu bezeichnen durch Entstuckungen, Spaltriemchenverklinkerungen, Horizontalisierungen der Fenster, Aufstockungen. Ganze Baumarktsortimente wurden an diesen armen Häusern verbaut, von Aluhaustüren über abgehängte Decken, von ungeteilten Fenstern zu komplett verfliesten Vorgärten.

  • Mich würde ja wirklich interessieren, was du von "Seehausen" hälst, denn das dort mal jemand von außerhalb ist, geschieht wohl eher selten. Gleiches gilt für das angrenzende "Strom". Das sind Stadtteile, die die meisten Einheimischen nicht einmal kennen, von denen sie wahrscheinlich sogar nie gehört haben. Ich kenne beide Stadtteile - falls man diese überhaupt so bezeichnen kann - auch erst seit einigen Jahren von Fahrradtouren und habe beide sehr schätzen gelernt. Die Marina Hasenbüren, das Grünland an der Ochtum inklusive dem Überschwemmungsgebiet direkt an der Weser mit tideabhängigem Zufluss und vor allem das Fischrestaurant Spille - kann man anbieten.

    Lieber MAK.

    ich hoffe, es stört Dich nicht, wenn ich nun umgekehrt Deinen Beitrag, der zwar nicht an mich gerichtet war, lobe. Auch ich habe den dörflichen Charakter von Seehausen/Strom mit den alten Bauernhäusern, der einen teilweise auch in eine andere Zeit bringt, schätzen gelernt.

    Anlass meiner Reaktion ist die Tatsache, dass ich just am Wochenende eine Fahrradtour in diese beiden Stadtteile unternahm. Ich wollte mir eigentlich den Fortgang des Autobahnbaus mit der Untertunnelung der Weser anschauen und war doch überrascht, wie weit die Bauarbeiten hier schon vorangeschritten waren. Zurzeit durchbricht eine breite Schneise das Seehausener Dorf Hasenbüren, das sich an der Weser entlangschlängelt. Aber ich gehe davon aus, dass nach Fertigstellung der Arbeiten der alte Zustand wieder hergestellt wird, denn: es handelt sich ja um einen Tunnel.

    Nach meiner Besichtigung habe ich die Weiterfahrt genossen. Endstation war die Schleuse des Wesernebenflusses Ochtum. Richtung Vegesack viele Segelbote auf der Weser, impressionistische Anmutungen, es war sehr heiß, die Schleusenpause eine willkommene Unterbrechung. Zurück ging´s dann über Strom, leider mit Gegenwind. Die Anwohner an der Hauptstraße beschweren sich ja schon seit Jahren über den zunehmenden Verkehr. Es war sehr laut an diesem Sonntag, der Fahrradweg verlief parallel zur Straße und ich konnte die Anwohnerklagen verstehen. Linker Hand entschädigte das weite, grüne Land. Irgendwann tauchte der landwirtschaftliche Betrieb Imhof auf, Ferienwohnungen wurden angeboten. Da flutsche ich gedanklich plötzlich in den dreiteiligen Kultfilm aus den 50er-Jahren: Ferien auf Immenhof. Nach ca. zweieinhalb Stunden war ich wieder bei meiner Wohnung angekommen: erschöpft, verschwitzt und duschbereit. Trotzdem: ein erfüllender Nachmittag.