Bremen - Innenstadt

  • Leserfoto in den heutigen Bremer Nachrichten (von Ostersonntag, 21.04.2019), welches die Ansicht des neuen Kühne & Nagel Gebäudes vom Stadtwerder aus illustriert. (Der Bremer Volksmund kann die von ihm geprägte, alte Verballhornung des Firmennamens von jetzt an mit größerer Berechtigung denn je verwenden, wenn man sich die Grobschlächtigkeit des Gebäudes innerhalb der Silhouette vor Auge führt...: KUHNAGEL !!!)

  • Liebe Mitglieder, liebe Besucher des Forums auf Stadtbild-Deutschland!

    Dieser Beitrag gehört eigentlich nicht in diesen Strang, ich bitte dies zu entschuldigen.

    Doch die Dringlichkeit der Angelegenheit - und die Tatsache, dass sich mehr Foristen und Besucher für diesen Strang interessieren, haben mich dazu bewogen, hier auf folgenden Link zu verweisen:

    https://www.change.org/p/nils-mahler-…es-medienhauses

    Ob von Nah oder Fern, aus Deutschland, Europa oder Welt - Buten wie Binnen-Bremer, bitte unterschreibt die Petition zum Erhalt des Medienhauses.

    Der Verein Anschari i.G., die Bremerinnen und Bremer, sowie alle Freunde des Medienhauses werden Euch dafür danken.

    Teilen und Verbreitung des Links unbedingt erwünscht!!

  • Langsam geht es los: Kurt Zech bekommt Grünes Licht zur Zündung der ersten Stufe: Den Kauf und Abbruch des Parkhauses Mitte. Ich lasse seine verkehrliche Bedeutung mal außer Acht und komme so zu dem Schluss, dass ein architektonisches Ungetüm aus der Innenstadt verschwindet! Soweit so gut.

    Offen ist bislang die Gestalt dessen, was uns bevorsteht. Wird es ein Center? Wird es eine Passagenfolge? Wird es Stadt - erhält also freie Straßen und Plätze? Ich tippe auf die Passagenfolge, was ich schade fände, aber immerhin besser als ein Center.
    Werden die Gebäude kleinteilig parzelliert mit ansehnlichen Fassaden oder kommen monotone Blöcke zum Tragen, wie sie heute als Lösung gerne gewählt werden? Wahrscheinlich Letzteres, denn so lässt sich innen eine größtmögliche Variabilität erzeugen.

    Fakt ist: Zech hat Ahnung. Er hat auch Niveau. Hat er denn auch Fingerspitzengefühl und Heimatverbundenheit - nein Heimatliebe?
    Anders gesagt: Je verträglicher Zechs Entwurf für den Bereich "Altstadt" ist, desto schwerer wird eine Umsetzung der Libeskind-Wälder. Möglich leider auch: Libeskind inspiriert Zech zu "Höhrerem".

    Auch Fakt: Herr Hinrichs vom Weser-Kurier schwärmt schon wieder vom "Glücksfall". Um sich nicht ganz der Lächerlich preis zu geben, wirft er flott den Begriff "Risiko" mit in seinen Kommentar. Aber wir kennen ihn inzwischen: Hinrichs will bauen, bauen, bauen. Und zwar größer, höher, spektakulärer.

  • Ich bin besonders auf zwei Dinge sehr gespannt: Was wird aus den Mietern im Parkhaus? Dem Bürgercenter und der Augenklinik, die sich meinen Infos dort befindet? Wird um diese Mieter herum abgerissen?

    Das zweite Ding ist die von unserem 'Lieblingsautor' beschworene Bürgerbeteiligung hinsichtlich der Zech-Pläne. Zitat aus Hinrichs Kommentar auf Seite 2 des WK vom 02.05.19: "Über diesen Plan bestimmt nicht Zech allein, sonderndie ganze Stadt".

    Ergo: Wann kann ich Wo meine Ideen und Meinungen über die Zech-Pläne äußern und einbringen?

    Ich bin gespannt, ob die "ganze Stadt", also alle Bremerinnen und Bremer, wie Hinrichs in seinem Kommentar staatsmännisch beschwört, auch rechtzeitig über die Möglichkeit des 'Bestimmens' informiert wird!

  • Und die Innenstadt wird von den Baulöwen weiter unter Feuer genommen:

    Jetzt soll der Domshof mit Marktbuden bebaut werden.

    "Es muss doch möglich sein, jeden Quadratmeter öffentlichen Raumes zu belegen!", scheinen sich manche Makler, Investoren oder andere zu denken!

    NEIN!

    Bremen darf nicht weiter so unverantwortlich um das historische Erbe gebracht werden. Der Domshof ist ein immaterielles Erbe: Eben WEIL dort nichts ist!

    https://de.wikipedia.org/wiki/Domshof

  • Drei Leserbriefe von heute:

    "Alt und grau geworden"

    Die Bremer Innenstadt ist über viele Jahre so gewachsen, wie sie jetzt ist, und damit unantastbar. Das meinen jedenfalls viele Leserbriefschreiber, die am liebsten alles beim Alten belassen würden. Mit Ausnahme weniger schöner Plätze und Gebäude gibt es aber nicht viel Erhaltenswertes. Bremen ist alt und grau geworden. Die gesamte Stadt zwischen Hauptbahnhof, Brill, Weser und Kunsthalle müsste völlig umgekrempelt und einer Verjüngungskur unterzogen werden.
    Der Abriss des Parkhauses Mitte und die Umgestaltung von Karstadt/Kaufhof kann nur ein Anfang sein. Hoffentlich gibt es neben den jetzigen Investoren noch weitere Interessenten, die diesen Kraftakt begleiten und bezahlen können. Es muss eine Stadt frei von Schmuddelecken und ohne Autoverkehr entstehen. Mit Gebäuden, die wegen ihrer Architektur Touristen anziehen und in denen wieder Menschen leben wollen, die zuvor den Stadtkern in Scharen verlassen haben.
    Derzeit ist das Stadtzentrum ein museales Quartier, das um 19 Uhr schließt und danach nur noch Obdachlose beherbergt. Wenn die Schlachte nicht wäre, könnte man glauben, die Stadt sei ausgestorben. Eine Stadt ist zum Leben da, mit Hochgaragen am Rande und einem kostenlosen Shuttleservice. Und mit Hochhäusern, die den Dom überragen dürfen. Liebeskind ist willkommen.
    Alles nur Spinnerei? Nein, ohne neue Ideen stirbt unsere Stadt. Frankfurt am Main lässt grüßen.
    Dieter de Beek, Bremen

    "Nicht unbedingt falsch"

    Wenn Bürgermeister Carsten Sieling konstatiert, Architektur sei Geschmackssache, so ist das nicht unbedingt falsch. Immerhin sind dazu zwei Begriffsbestimmungen bekannt, wie der gute und der schlechte Geschmack. Andere Geschmäcker gibt es schlichtweg nicht.
    Diese sind auch relativ einfach zu definieren. Wer bestimmte Obstsorten nicht mag, dokumentiert damit weder einen guten noch  einen schlechten Geschmack. Wer dagegen madige und faulige Produkte nicht von guten und einwandfreien Angeboten zu unterscheiden vermag, ist damit offensichtlich geschmack(s)los.
    Jürgen Stolle, Lemwerder

    "Ein hässlicher Quader"

    Nun ist also der nächste Betonklotz eröffnet, Schießscharten-Optik, wie derzeit gerade hip, Quader-Architektur, nur mit Flachdach und passt in die Umgebung wie Äpfel zu sauren Gurken. Und wer jubelt wie immer? Der Bürgermeister, alles toll, alles Supi, in zwei Wochen ist ja Wahl. Mitte April dasselbe Schauspiel bei Kühne + Nagel.
    Ein hässlicher Quader, der so weit nach vorn gesetzt wurde, das vom Dom man gerade noch die Wetterfahne zu sehen ist, wenn man aus der Neustadt kommt. Wofür haben wir eigentlich eine Senatsbaudirektorin? Viele unserer 70er-Jahre-Sünden sind gerade entweder verschwunden oder hinter neuen Fassaden versteckt worden, da lässt Frau Reuther keine Möglichkeit aus, unsere Stadt auf Jahre hinaus mit Brocken aus Beton ihrer Silhouette und Sichtlinien zu berauben.
    Das Königsstück aber kommt noch am Brill. Denn dort darf sich Herr Libeskind austoben und seine Visionen in den Boden rammen. Da  könnte man die altehrwürdige Sparkasse auch gleich ganz abreißen, denn sehen wird man von ihr durch diese erdrückenden Türme  nichts mehr. Aber sowohl der scheidende ­Bausenator samt seiner Direktorin als auch der Bürgermeister werden wieder jubeln, es sei denn, ihnen wird am 26. Mai die ­Rechnung präsentiert.
    Bernd Schebesta, Bremen

  • Dank an John Rothwell, Peter Trappen und Klaus upper Borg


    In dem am 16.05.2019 ausgestrahlten ARD ‚Tagesthemen’-Beitrag zur Bürgerschaftswahl in Bremen, hatten sie einen bundesweiten großen Auftritt: Nein, nicht die Landespolitiker des Zwei-Städte-Staates, sondern die beiden ‚Herolde’ vom Ostportal des Alten Rathauses (in dem anliegenden Youtube Video min. 01:29-01:38 und min. 04:02-04:14) . Diese – bis auf die Größe – identischen, verkleinerten Nachbildungen von zwei nach dem letzten Weltkrieg den Buntmetallsammlern zum Opfer gefallenen Reiterfiguren vom Ostportal des Berliner Reichstagsgebäudes (alle vier waren Schöpfungen des aus Regensburg gebürtigen Künstlers Rudolf Maison), die den deutschen Pavillon auf der Pariser Weltaustellung 1900 bewachten , 1901 von dem Buten-Bremer John Harjes seiner alten Vaterstadt gestiftet und vor dem Ostportal des Rathauses aufgestellt, während des 2. Weltkriegs abgebaut und eigentlich für die Metallspende vorgesehen, diese glücklich überlebten und dann für viele Jahrzehnte in einem Park an der Stadtgrenze beheimatet waren, stehen seit dem 07.02.2007 endlich wieder an ihrem historisch angestammten Platz vor dem Rathaus.

    Daß dies so ist, verdanken wir zunächst Herrn John Rothwell, der – ganz ähnlich seinem Landsmann Tony Clunn, welcher bei Kalkriese nördlich von Osnabrück, den Hinweisen Theodor Mommsens folgend, die Reste der Legionen des Varus aufspürte -bereits 1992 die beiden Figuren mit einem originellen Film dem Vergessen entriss (siehe anliegendes Youtube Video). Und als dann die Herolde– im Rahmen einer Kunstaktion- im Jahre 2003 temporär ans Rathaus zurückkehrten, da war es der rührige und unvergessene Klaus upper Borg, der ‚Himmel und Hölle’ in Bewegung setzte, um den Zustand zu einem dauerhaften zu machen und an der Sicherstellung der Finanzierung der kostspieligen Sanierung bei einem Berliner Fachbetrieb – unter den goldenen Händen von Peter Trappen- tatkräftig an vorderster Stelle mitwirkte.

    Lieber Klaus, Du hast uns leider viel zu früh verlassen müssen ! Wir vermissen Deine wortgewaltige Stimme und Deine wirkmächtige Durchsetzungskraft schmerzlich. Heute hättest Du sicherlich so manchen Anlaß, über den Zustand Deines geliebten Bremen bitterlich zu klagen…


    Die ARD-Tagesthemen vom 16.05.2019

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    Der amüsante Film von John Rothwell

    (Dank an Frank Hethey von‚Bremen History’ für das Einstellen bei Youtube !)

    (P.S.: Die am Beginn des Films von Herrn Rothwell befragten älteren Damen sind einfach herrlich ! Solche über den sprichwörtlichen 'spitzen Stein' stolpernden Originale gibt es heute leider nur noch sehr, sehr wenige... Zwischen 1992 und 2019 liegen halt - aus vielerlei Gründen - Welten !)

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    Die ‚großen Zwillinge’ der Bremer Herolde über dem Osteingang des Reichstagsgebäudes (rechts im Bild):

    Die beiden- späteren Bremer - Reiter im deutschen Pavillon in Paris 1900

    Beeindruckendes Schattenspiel vor dem Bremer Rathaus.

    Farbfoto aus der Vorkriegszeit vom Ostportal des Bremer Rathauses.


    Fotos vom 7. Februar 2007 – dem Tag der dauerhaften Wiederaufstellung der Herolde am angestammten Platz (alle von mir)

    Der Tieflader aus Berlin ist da !
    Klaus upper Borg (links) und zwei weitere Mitglieder des Vereins ‚Herolde von Bremen’ (herzliche Grüße an die beiden Letzteren !) in freudiger Erwartung des großen Ereignisses.

    Pferd am Kran, aber noch ohne Reiter-Oberteil…

    Der begnadete Metallkünstler Peter Trappen montiert eine der rekonstruierten Lanzen.

    Klaus upper Borg und Landesdenkmalpfleger Prof. Georg Skalecki.

    Der Bürgermeister der seinerzeitigen großen Koalition (ganz rechts im Bild) gab sich ebenfalls die Ehre (ja, auch damals war Wahlkampf…).

    Klaus upper Borg und der Denkmalpfleger warten auf die nächsten Maßnahmen von Peter Trappen. Im Hintergrund das Gebäude der Bremischen Bürgerschaft (auf dem ehemaligen Areal der Neuen Börse).

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (17. Mai 2019 um 22:14)

  • Der zweite Herold schwebt ein...

    Das Werk ist vollbracht !
    Peter Trappen, Klaus upper Borg und weitere Vereinsmitglieder.



    Hier noch zwei drollige Ansichtskarten aus der Zeit vor 1914:



    (Bis auf Roland und Herolde, sind alle anderen, auf der folgenden Postkarte dargestellten Bremer Denkmäler der 'Metallspende' des 2. Weltkriegs zum Opfer gefallen..., also Gustav Adolf und Bischof Willehad.)

    .
    Weitere Hintergrundinformationen zu den Herolden findet man auch noch hier – das Selbstzitat sei bitte erlaubt:

    Berliner Stadtschloss (architektur- und kunsthistorische Aspekte)

    (laufende Nummer: 5.294)

  • Heinzer, wie kommt es, dass die Fassaden-Pläne noch verändert werden können. Ist der optisch gefälligere Entwurf nur fürs öffentliche Publikum, um Kritik unten zu halten? Danach dann kommt die Wahrheit? Das wäre Betrug am Bürger, rumtrickserei als Grundlage? Da müsste dann die Baubehörde Einspruch erheben, das wäre dann - bitte nicht lachen - Frau Reuther.

    Einmal editiert, zuletzt von findorffer (25. Mai 2019 um 18:06)


  • Die Pläne sind auch optisch nochmal kurzfristig verschlechtert worden, wer mag, möge unter http://www.wallkontor.de nachschauen. Deutlich weniger vertikale Fassadengliederung, die den alten Entwurf noch geprägt hatte.

    Das stimmt so nicht, verändert wurde lediglich der Dachaufbau - zum Positiven, wie ich finde. Die drei Gaubenreihen auf dem Dach sahen doch gräßlich aus. Insgesamt gefällt mir der Bau natürlich immer noch nicht.
    Ursprünglicher Entwurf aus 2017

  • Ach, Heinzer

    durch Deine rationale Begründung - anderes Bauunternehmen, andere Gestaltung - nimmst Du mir ja meine Verschwörungstheorie weg und wirfst sie quasi in die Tonne.
    Tonne wäre ein gutes Stichwort. Beim Umbau der Gebäude Am Wall 198 zum Justizzentrum war eine für meine Zwecke gefällige Gestaltung des oberen Bereichs vorgesehen, ein großes Bild verwieß auf die Neugestaltung. Gelungen. Und jetzt sieht die Sache aber ganz anders aus, im Dachbereich plötzlich ein Tonnendach mit häßlichen moderen Erkern über zwei Etagen. Da fühlt man sich doch als aufmerksamer Bürger auf den Arm genommen, wenn es nachher ganz anders aussieht.

    Ebenso beim Dudler-Bau. Der ist jetzt viel höher als auf den Bildern, die früher veröffentlicht wurden. Das nenn ich Trickserei mit dem Ziel, Kritik im Vorfeld schon abzumildern.
    Herr Spellenberg kann die Reihe der Täuschungen sicher noch vervollständigen.

    Einmal editiert, zuletzt von findorffer (25. Mai 2019 um 21:33)

  • Dudler - Dudler - und kein Ende....

    Das City-Gate ist längst enthüllt, doch der Unmut des Volkes gärt weiterhin...
    Auslöser ist jetzt ein Interview, das "Ratskeller"-Hinrichs mit dem großen "Meister"der Moderne führte.
    Der Meister lobte sein Werk darin als "Geniestreich" und sah den Bau als Vertreter der "norddeutschen Gotik".
    Hier ein paar Antworten aus dem Volk, abgedruckt im Weser-Kurier des Tages 04.06.19:


    Selbst ernannter Potentat
    Max Dudler weiß also genau, was den Geist befreit: „Wir müssen zurück zur strengen Form, die allein den Geist befreit.“ Ich wusste nicht, dass einfallslose Kopisten der 20.-Jahrhundert-Architektur sich neuerdings für Gurus halten. „Ohne klare Form wird der Geist nicht frei, ohne klare Form verläuft er sich bloß“, heißt es weiter im Interview. Wir sind also kleine, umherirrende Wesen, die nur in einer gnadenlos geometrischen Strenge die Befreiung erlangen.
    Klingt so, als ob jemand sich gern in einer Klosterzelle einschließt. Für mich gilt das definitiv nicht. Ich muss nicht mit architektonischen Zitaten an die Brutalität der Gotik erinnert werden, als Architektur unter anderem zur Einschüchterung des Individuums missbraucht wurde. Oder an die Strenge der Architektur totalitärer Systeme, die noch in Italien, Deutschland und Russland Zeuge stehen und ähnliche Funktion hatten. Dies zu Dudlers Eindruck, dass die Kritik in Bremen abebbe.
    Mit der Aussage, innovative Architekten wie Libeskind würden die Architektur mit ihren Entwürfen auflösen, entlarvt er sich
    wieder als selbst ernannten Potentaten über den Architekturgeschmack. Hoppla, da wären wir wieder bei den absolutistischen Herrschern des 20. Jahrhunderts und ihrer Architektur.⇒ Karl Barcikowski , Bremen


    Verwischte Grenzen
    Egal, welches Urteil man über die Bauten Max Dudlers fällen mag, ein Satz im Interview scheint mir so zentral wie symptomatisch für Rechtfertigungsstrategien innerhalb der zeitgenössischen Architektur: „Wir müssen zurück zur strengen Form, die allein den Geist befreit.“ Im konkreten Fall erweist sich die geforderte geistige Freiheit als bloßer Adjutant eines durchökonomisierten Funktionalismus und verwischt die Grenze zwischen einer für eine verantwortliche Berufsausübung nötigen Klarheit im Denken und Handeln und einer ideologisch erstarrten Ästhetik. Eine humane, lebendige Stadtgestaltung hat am allerwenigsten mit einer „Tyrannei der Kreativität“ zu kämpfen. Leider steht Dudler mit rigoros ideologischen Wendungen dieser Art in der öffentlichen Diskussion nicht allein. Dabei täte ein Blick in unsere holländische Nachbarschaft ganz gut: Dort finden sich zahlreiche Beispiele für ein gelungenes und entspannteres Nebeneinander traditioneller und moderner Architektur. ⇒ Klaus Mecking, Bremen

    Einmal editiert, zuletzt von Jakku Scum (4. Juni 2019 um 13:45)

  • Kühne + Nagel ist zur Vollkatastrophe geworden.
    Frau Reuther sollte ihren Hut nehmen.

    Wenn sich das Bauen in der Innenstadt so fortsetzt, dann gute Nacht.

    Ich plädiere für die Wiederentdeckung der Giebel und geneigten Dächer. In den Dachräumen lassen sich die haustechnischen Anlagen gut und ansehnlich verstecken.

  • Ich habe mal zum Kühne & Nagel-Bau - zum Vergleich - mehrere Bilder unten eingestellt. Das erste Bild ist das vor Baubeginn der Öffentlichkeit vorgestellte, dann folgt ein aktuelles Foto. Da kann man dann sehen, dass auf dem Gebäude noch ein weiteres, vorher nicht veröffentlichtes "technisches" Stockwerk draufgesetzt wurde. Warum fehlt das bei den früheren Bildern?
    Für einen weiteren Vergleich mit jetzigen Gebäude stelle ich zusätzlich den - für mich besten - Entwurf von Axel Spellenberg ein.

    Ursprünglicher Entwurf:

    Aktuelles Foto:

    Entwurf von Axel Spellenberg:

    Spellenberg-Entwurf Blick von der Wachtstraße (Rückseite):

    Einmal editiert, zuletzt von findorffer (17. Juli 2019 um 12:22)

  • Durch den großen Zuspruch ("gefällt mir") sehe ich mich genötigt, noch einige Zusatzinformationen zum Thema Kühne & Nagel-Bau/Spellenbergentwurf anzufügen.

    Ich hatte nach dem Erscheinen der Pläne der Hamburger Architekten mit Herrn Kühne Kontakt aufgenommen und ihm den Spellenbergentwurf als Alternative vorgeschlagen. Wieder Erwarten reagierte dieser darauf, ich sollte mich an seine Mitarbeiter in Bremen wenden, die dann die Hamburger Architekten kontaktieren sollten. Das wurde aber von den Bremer Seite abgebügelt. Vielmehr verwies man auf den tollen, eigenen Entwurf.
    Die sich jetzt durchgesetzten und realisierten Pläne gehören vom Baustil her zur Zweiten, Abstrakten Moderne (mal wieder), während Herr Spellenbergs Entwurf der traditionellen Moderne zuzuordnen ist. Letzterer ist beeinflusst von Bernhard Hoetger und das spiegelt sich in der Fassade wieder, meine ich. Herr Spellenbergs Vorschlag nimmt Kontakt auf mit der schräg gegenüberliegenden, nur einen Steinwurf entfernten, historisch-expressionistischen Böttgerstraße, die Hoetger gestaltet hatte, und erinnert mit seiner Giebelstruktur respektvoll an die frühere Bebauung vor dem Krieg, denn hier befanden sich vorwiegend giebelständige Gebäude. Für mich wäre das ein großer Wurf gewesen und eine Änderung der gegenwärtigen Architekturrichtung. Außerdem hätte er die Höhe von 44 Metern, die m. E. im gesamten Innenstadtbereich völlig unangebracht ist, durch ästhetische Qualität erträglich gemacht.
    Die Höhe und die Ausweitung der Fläche nach Osten waren vor der Bebauung in der Kritik. Herr Kühne aber bestand darauf, einmal, weil sich an dieser Stelle das Stammhaus des in Bremen gegründeten Logistikkonzerns befand, dann, weil er diese zusätzliche Fläche brauchen würde. Hinter vorgehaltener Hand wurde berichtet (ganz leise, man wollte ja nicht den Investor verschrecken), dass Kühne mit dem Abgang und der Verlagerung ins Bremer Umland gedroht hatte, wenn nicht an diesem Ort gebaut werden könnte.
    Modern ausgerichtete Architekten und die Mitarbeiter in der Baubehörde sind sich meistens immer einig - mit den Politikern und den Investoren. Schon beim Dudlerbau am Hauptbahnhof favorisierte die Baubehörde klare Linien ("Klare Kante"). Mir scheint, Architekten und Mitarbeiter der Baubehörde bilden eine unheilige Allianz, weil sie wohl alle beim gleichen Professor studiert haben. Zumindest erwecken sie durch ihr Handeln den Eindruck und das zeigt sich mal wieder am jetzt entstandenen Gebäude. Man hätte auch auf eine gefälligere Fassade bestehen können, Herr Kühnes Forderungen nach mehr Fläche am eigenen Standort wären ja trotzdem realisiert worden.

  • Heinzer,

    eigentlich ist alles noch viel schlimmer. Ich habe mal einen kleinen Ausschnitt der Rückseite - also Blick von der Wachtstraße - vergrößert. Hier fallen zwei Gestaltungsfaktoren auf, die man in der verkleinerten Abbildung nicht so gut wahrnehmen kann:

    Der Spellenberentwurf zeigt ornamentähnliche Betonungen zwischen den Fenstern und an den Ecken des Gebäudes, das fällt doch heute keinem Architekten mehr ein - hinzu kommen Zusatzkosten und außerdem widerspricht es dem Ideal der klaren Kante, der die Modernisten so nachhängen.

    Noch bedeutsamer ist für mich der verbindende Mittelteil zwischen den beiden Gebäudeteilen. Wir sehen einen Durchgang, der den Weg zu Weser öffnet. In der verglasten Brücke ist ein Anker (das Firmenzeichen von Kühne & Nagel) mit doppelter Bedeutung als Hinweis auf "Wasser" und "Schiffsverkehr" angebracht. Darüberhinaus gibt es aber noch einen versteckten Bedeutungszuwachs. Die gläserne Brücke ist auch Symbol an diesem Standort, denn hier genau stand einst die alte Brautbrücke, seit Jahrhunderten ein Übergang auf die andere Weserseite. Im Strang gibt es bereits Bilder von ihr, deshalb verzichte ich auf eine nochmalige Abbildung. Diese wirklich schöne Brücke wurde im Krieg beschädigt, danach repariert, um dann von einer neuen, großen Brücke daneben verdrängt zu werden. Zwei Löwenköpfe nebend der "neuen" Brücke direkt an der Weser erinnern noch an die Brautbrücke. Heute wird wieder eine zusätzliche Querung der Weser für Fahrradfahrer diskutiert. Hätte man diese Brücke erhalten......ach, die Stadtplanung der 60er ist ein einziges Ärgernis, man darf sich eigentlich gar nicht mehr damit befassen. Axel Spellenberg hat mit seinem Entwurf den jahrhundertalten Übergang gewürdigt und hätte damit Bremern und Touristen einen Einblick in die "Vergangenheit" der alten und bedeutsamen Wegebeziehungen - für mich auch denkmalwürdig - gewährt.

    Gibt es vielleicht auch noch etwas Positives zu bemerken? Ja! Der Spellenbergentwurf wäre jederzeit zu realisieren, denn er betrifft hauptsächlich die Fassadengestaltung. Nur - wer soll das bezahlen? Außerdem hat es immer wieder Archtekten gegeben, die ihre Gebäude als "Kunstwerk" betrachtet haben und deshalb gegen jede Veränderung juristisch vorgegangen sind. Das könnte hier bei diesem "Kunstwerk" natürlch auch der Fall sein.

  • An finanziellen Mitteln für die Umsetzung der Spellenberg-Pläne hätte es dem Konzern Kühne & Nagel wohl kaum gemangelt.
    Wer wie Klaus Michael Kühne Millionen im Verlustgeschäft HSV verbrannt hat, hätte ruhig in paar Millionen in Bremen zusätzlich für den Neubau der Europazentrale investieren können.
    Zumal man sich als Firmenpatriarch zu seinen Bremer Wurzel bekannt hätte - auch wenn der Wohnsitz längst nicht mehr in der Hansestadt angesiedelt ist.
    In dem Backsteingebäude, das an solche Werte wie Tradition und Identifikation anknüpft, hätte man nicht nur die Firmenphilosophie widerspiegeln können - im Foyer hätte eine kleine Austellung Platz gefunden, die neben den Erfolgen auch auf die 'unrühmlichen' Zeiten hinweist.
    Bremer Firmen- und Zeitgeschichte zum Anfassen für Buten und Binnen-Bremer und Schulklassen.