• Die Gärten unterhalb der Prager Burg stellen eine - zumindest heute - zusammenhängende Anlage dar, die sich bis zu den Palais an der Waldsteinstraße erstreckt. Das Waldsteinpalais befindet sich hingegen auf der anderen Straßenseite. Seinen Garten kann ich bei Bedarf aber gerne noch vorstellen.

    Prag wirkte auf mich bei meinem Besuch eher wie ein großes Freiluftmuseum in dem sich die Touristen gegenseitig auf die Füße traten, während Wien bei aller historischen Pracht doch deutlich mehr Gegenwart und großstädtische Atmosphäre vermittelt. Aber das ist letztlich eine Frage dessen, was man präferiert.

    Letztlich ist das eine Frage dessen, was man sich anzuschauen bereit ist.

    Wenn man nur in den Touristenhotspots rumhängt, wird man eine Stadt natürlich nie kennenlernen und demnach Prag aufgrund freiwillig-unfreiwilliger Unkenntnis als großes überlaufenes Museum erleben. Wenn man sich jedoch gut informiert und die Stadt über einige wenige Tage (4 reichen schon aus) erläuft, wird man auch das "richtige", unfertige und unvollkommene Prag kennenlernen. Dazu reicht aber eigentlich schon eine Erkundung der Neustadt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe


  • Unvergleichlich schön aber nimmt sich der folgende Blick über die Karlsbrücke zur Kleinseite aus, die vom Kloster Strahov, Hradčany und dem umfangreichen Burgkomplex überragt wird.

    Bilder von von mir.

    Auch wenn Wien schon ist - so schon ist Wien wieder nicht. Die Schonheit von Prag ist einfach einzigartig. Die Flusslage und die Topographie ist wahnsinnig.

  • Vor allem die unzerstoerte Dachlandschaft! Wien hat vor 30 Jahren teilweise auch sicher noch so ausgesehen, aber heute ist die Dachlandschaft Wiens eine Katastrophe!

    Ich weiss, das klingt jetzt menschenverachtend, aber Prag hat (bis auf die schrecklichen Verbrechen seiner Politker) zumindest baulich vom Ostblock mit seinem Stillstand profitiert. Im Gegensatz zu den fanatischen deutschen DDR Fanatikern, haben sie zumindest nicht in Prag versucht das bauliche Erbe auszuradieren - auch wenn die Altstadt zum groessten Teil noch von deutschen Pragern gebaut und bewohnt wurde.

  • Na ja, das kann man schwer vergleichen. Meissen oder Wittenberg sind ja auch nicht gerade vorsätzlich von DDR-Politikern zerstört worden, und Berlin haben sie halt wirklich als Trümmerwüste übernommen.
    Der Vergleich mit dem heutigen Wien ist natürlich schon sehr schmerzhaft. Sicherlich hat Prag nicht so etwas die derzeitige inferiore Wiener Riege an seiner Spitze, die die Stadt und seine Bewohner verbissen auszutauschen trachten. Man hat den Eindruck, dass dort verantwortungsvoller agiert wird. Aber die CSSR-Kommunisten waren sicher nicht patriotischer als die DDR- Kommunisten. Alte Städte sind in der DDR ebenso verfallen wie Prag. Und die allergrößten Stadtbildfrevel hat bekanntlich in der CSSR und nicht in der DDR stattgefunden. In der DDR ist mir keine erhaltene Großstadt bekannt, deren Altstadt zu ca 50 % beseitigt wurde, dazu keine mittlere Altstadt, die zu 100% ausgelöscht worden ist, und so etwas wie das hier hat es auch nur in der CSSR gegeben (nicht einmal in Westdeutschland):

    https://www.google.at/search?q=iglau…lnUNJcdSXwYM%3A

    https://www.google.at/search?q=iglau…rSsiZycN4qNM%3A

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Bernau sagt dir aber was Ursus? https://de.wikipedia.org/wiki/Bernau_be…ie_2010er_Jahre
    Und Gotha? https://de.wikipedia.org/wiki/Gotha#1946_bis_Herbst_1989
    Und Greifswald (nördliche Altstadt)? https://de.wikipedia.org/wiki/Greifswald#20._Jahrhundert


    Wunderbare Bilder von Prag jedenfalls, vielen Dank! Viele Jahre war ich jährlich dort zum zelten, bis in die späten 90er hinein.
    In den letzten Jahren familiär und beruflich bedingt dann eher sporadische Besuche. Aber ich liebe diese Stadt einfach abgöttisch. Ich wünschte nur, die Touristenströme könnten zumindest etwas reduziert und umgelenkt werden. Auch wenn ich wirklich jedem Erdenbürger das augenöffnende Erlebnis eines Pragbesuches gönne! :thumbup: Im Grunde sollte jeder Stadtpolitiker, jeder Planer, jeder Architekt im Leben einen Prag-Pflichtbesuch absolvieren, bevor er sein Amt antreten darf...

  • Naja Erbse, das sind keine Beispiele, die das Genannte aufwiegen. Außerdem ham wir das schon oft erörtert- kein Land des Ostens hatte so große Altstadtgebiete zu erhalten wie die DDR. Und in tschechischen Städten sieht es oft hinter dem Ringplatz auch sehr traurig aus, trotz Denkmalreservation!
    Vor Prag ham sie natürlich schon große Skrupeln gehabt, mE sogar zu große. Die Lösung des Altstädter Ringes mit der Brachfläche neben dem alten Teil des Rathauses ist einfach nur erbärmlich. Und ich hätte, mit den Autoritäten eines totalitären Stadtplaners auch am Kleinseitner Ring ordentlich umgerührt, indem ich die Verbindung zwischen dem oberen und unteren Teil wiederhergestellt hätte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Waldsteinpalast wurde von 1624 bis 1630 für - ja wen schon? - Albrecht von Wallenstein erbaut.
    Zu seiner Errichtung ließ Wallenstein vor allem italienische Baumeister und Künstler kommen, so z. B. Giovanni Pierronie, Andrea Spezza, Nicolo Sebregondi, Baccio Binaco usw. Der Palast umfasst u.a. einen großen Gartenhof, den Bronzeabgüsse antiker Gottheiten zieren, die 1626 von Adrien de Vries geschaffen wurden und heute noch in Kopie vorhanden sind.


    Blick vom Wallensteinplatz auf die Hauptschauseite des Palais.


    Durch den Eingang gelangt man zunächst in einen geräumigen gepflasterten Innenhof.


    Durchquert man diesen, gelangt man schließlich in den Garten.


    Zum Garten hin öffnet sich diese prachtvolle Loggia.


    Diese ist mit Stuckdekorationen Bartolomeo Baccio di Biancos versehen.


    Vom Garten aus kann man teils wunderbare Perspektiven auf die Stadt genießen, wie hier St. Thomas und St. Nikolaus.


    Abgesehen davon erwarten einen architektonische Kostbarkeiten, so z.B. diese Voliere.


    Außerdem gehört zum Palais noch eine Reitschule, die heute Teile der Kunstsammlungen beherbergt.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Bei einem Besuch des Waldsteinpalastes sollte man sich auch die Innenräume anschauen.


    Der Hauptsaal wird heute durch den Senat des Parlaments der Tschechischen Republik genutzt.


    Ihn ziert ein Deckenfresko Baccio Biancos, das Wallenstein als triumphierenden Kriegsgott Mars darstellt.


    An den Hauptzahl schließen sich einige hübsche Kabinette an, deren Decken wiederum hervorzuheben sind.


    Höchst beeindruckend nimmt sich v.a. diese kurze Galerie aus.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Interessant erscheint mir, dass die seinerzeitige kommunistische Kulturgeschichtsschreibung jeglichen genuinen Charakter der "böhm. Renaissance" (dieser manieristische Ableger zählt mE noch eher dazu als zum spezifisch "böhm Barock", vgl. die "slawische Attika", zumeist dem poln. Raum zugeschrieben links des Corps des aracades) verneint hat, dies im Gegensatz zur Parler-Gotik und zum Dientzenhoferschen bzw Santini-Aichelschen Barock.
    In meinen Augen ist die Renaissance geradezu das "Heldenzeitalter" böhm. Städtebaus.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ein Tipp aus der vermutlich schönsten Alstadt der ganzen Welt:

    Villa Gröbe - Ein Stück Toskana in Prag

    In den ehemals "Königlichen Weinbergen" (Heute Vinohrady) hat der Prager Moritz Gröbe für sich und seine Familie ein Stück Toskana errichtet. Auch einem berühmten Skandal diente diese herrliche Villa als Hintergrund...

    Auch die Villa Richter des Prager Politikers, Industriellen und Mäzenen Alexander Richter neben der Prager Burg wäre einen Besuch wert...

    Villa Alexander Richter

    Das alte Prag hat zwar seine Seele und ursprünglichen Bewohner verloren, aber seine Hülle ist komplett erhalten und die neuen, nun tschechischen Bewohner bemühen sich das Erbe zu erhalten! Ein gebauter Traum!

  • Hier scheinen ein paar Prag- Experten am Werk zu sein, ihr müsst mir mal bitte einen Rat geben. Ich selber war leider noch nie in Prag, hat sich in den letzten Jahren leider noch nicht ergeben. Nun möchte ich meinen Eltern gern ein kleines Dankeschön überreichen und ihnen einen Gutschein von mydays für Weihnachtsgeschenke für Eltern besorgen. Mit diesem sollen sie sich ein paradiesisches Wochenende in dieser einzigartigen Stadt machen. Doch ich würde gerne noch einen romantischen Abend organisieren, daher nun meine Frage, kann mir jemand ein paar Restaurants und Locations empfehlen, wo man so etwas wie ein Candle-Light-Dinner buchen kann? Für eure Tipps wäre ich dankbar.

    "Ohne Heimat sein heißt leiden." (Dostojewski)

  • Oben am Kloster Strahov kann man schön essen und gleichzeitig einen herrlichen Blick über die Stadt genießen. Dort kann ich übrigens das großartige Bier St. Norbert wärmstens empfehlen. cheers:)

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ein konkretes Restaurant für ein Candle-Light-Dinner kann ich zwar nicht empfehlen, möchte aber generell den Stadtteil Zizkov empfehlen, in dem ich bei meinem letzten Aufenthalt in Prag übernachtet habe.

    Er ist ziemlich zentrumsnah (gleich hinter dem Busbahnhof) und problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, hat ein Flair ähnlich den Berliner, Dresdner oder Leipziger Gründerzeitvierteln und eine verblüffende Dichte an wirklich guten Restaurants zu einem ziemlich günstigen Preis (verglichen mit dem Zentrum oder der Kleinseite).

    Zwei Links: http://www.tasteofprague.com/pragueblog/pra…zizkov-district und https://www.tripadvisor.co.uk/RestaurantsNea…ue_Bohemia.html

  • Danke für eure Tipps. Ihr habt mir sehr weiter geholfen.
    Und @slesianospostato dein zweiter Link mit dem Hinweis auf Zizkov sieht sehr interessant aus, da werde ich einiges finden, was ich gesucht habe, danke. ^^

    PS: Da bekomme ich ja selber Lust mal in diesen Stadtteil zu fahren! ;)

    "Ohne Heimat sein heißt leiden." (Dostojewski)

  • Ich war vor ein paar Tagen wieder einmal in Prag und habe meinen Kindern die ehemaligen Geburts- und Wohnhäuser ihrer Vorfahren gezeigt. Ein sehr eigenartiges Gefühl, wenn man plötzlich vor dem Geburtshaus seiner Mutter, Urgroßeltern oder sonstigen Verwandten steht, aber man fühlt sich trotzdem irgendwie noch mit dieser Stadt verbunden.

    Ein paar Eindrücke, auch wieder gänzlich neue, blieben hängen und ich hielt einiges auch auf Fotos fest, die ich gerne mit Euch teilen werde.

    Altstädter Ring





  • Abgesehen von den doch noch zahlreichen und ehemaligen deutschen Hausin- und aufschriften sind mir beim diesmaligen Besuch vor allem die zahlreichen Gedenktafeln ehemaliger Pragerdeutscher Literaten aufgefallen, die auf den ehemaligen Wohnhäusern oder Schulen angebracht sind wie zB von Werfel, Kisch, Rilke et cetera...



  • Noch ein wenig weiter in der Neustadt. Beim vorigen Bild stehe ich bereits auf dem Senovážné náměstí (Heuwaagsplatz), einem langezogenen dreieckigen Platz, auf dem ich nun nach Nordosten weitergehe.


    Links hinten das Kongresszentrum der Tschechischen Nationalbank.

    Nach einer kurzen Verengung, weitet sich der Platz wieder auf.

    Ein Musikantenbrunnen wohl jüngeren Datums.

    Jugendstil ist hier auch vertreten.

    Dieses palastartige Gebäude wurde um 1894 für eine Hypothekenbank errichtet und beherbergt nun ein gehobenes Hotel.

    Die überwiegende Sauberkeit und Gepflegtheit der Straßen und Gebäude ist für einen Deutschen, zumal einen Berliner, natürlich imponierend.

    Noch zwei Bilder der ulice Bolzanova, welche auf die Hochstraßen- und Bahnbrücken-Unterführungen zuläuft.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (15. Mai 2017 um 10:23)

  • Östlich der Brücken und des Hauptbahnhofs liegt der Stadtteil Žižkov.

    Ein Blick entlang der Verkehrssschneise ulice Seifertova.

    Hier zweigt die parallel verlaufende Wohnstraße ulice Řehořova ab.

    Schön gepflasterter Anstieg, gesäumt von farbenfrohen Fassaden.


    Es geht wieder abwärts.

    ...bis die Ecke zur ulice Orebitská erreicht ist.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)