Kleinere Sehenswürdigkeiten in Baden-Württemberg (Galerie)

  • In diesem Thread werde ich kleinere Sehenswürdigkeiten in Baden-Württemberg vorstellen, also Burgen, Schlösser, Gutshöfe, Dorfkirchen, Kapellen, Bauernhäuser etc., die nicht bedeutend genug für einen eigenen Thread sind, doch andererseits so hübsch und interessant sind, daß sie einen Blick lohnen. Der Thread ist natürlich offen, wer beitragen will, möge dies bitte tun.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (17. August 2014 um 13:07)

  • Das Wasserschloß in Poltringen, Gde. Ammerbuch, Lkr. Tübingen

    Im Jahr 1613 errichtete der Baumeister Heinrich Schickhardt in Poltringen zwei Schlösser, nämlich das Talschloß an der Ammer und das nicht mehr existierende Bergschloß. An der Stelle des Talschloßes stand bereits eine Wasserburg, die Schickhardt zu einem vierflügeligen Renaissanceschloß umbaute.

    Die Weststeite. Vom Vorgängerbau übernahm Schickhardt das steinerne Erdgeschoß, dem er zwei neue Vollgeschosse aufsetzte.

    Der Dekor des Portals und des Erkers erinnern an das untere Schloßtor in Tübingen, das Schickhardt 1607 erbaut hatte.

    Das Schloß ist noch auf allen Seiten von Wasser umgeben

  • Westlich des Schlosses stehen etliche Nebengebäude. Hier die Mühle

    Die Schloßscheuer, die 1930 nach einem Brand erneuert wurde

    Das Amtshaus

    Bei der Einfahrt in den Schloßhof ist an der Ecke des Amtshauses dieser Kopf angebracht. Ein kulturgeschichtlich gebildeter Freund meinte, so ein Kopf habe auf magische Weise Schaden abwehren sollen. Oder diente er als Sockel für eine Figur?

    300 Meter westlich des Schlosses steht die Schloßkirche St. Stephanus, die schon im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde und somit zeitlich selbst der Burg vorangeht. Chor und Turm sind gotisch, das Langhaus und die Glockenstube wurden nach 1750 neu errichtet. Leider war die Kirche bei meinem Besuch geschlossen.

  • Schloß Hirrlingen (Lkr. Tübingen)

    Am nordwestlichen Rande Hirrlingens lag eine mittelalterliche Wasserburg, bestehend aus der Vorderen und der Hinteren Burg. 1557-58 ließ Georg VII. von Ow den Bergfried und Teile der Hinteren Burg abbrechen und ein neues Schloßgebäude im Renaissancestil errichten. Nach dem Aussterben der Linie Ow-Hirrlingen kam das Schloß 1709 als Erbe an die österreichische Familie Attems und ging schließlich 1821 durch Kauf in den Besitz der Gemeinde Hirrlingen über. Heute dient das guterhaltene Schloß u.a. als Rathaus.

    Das 1557-58 erbaute Neue Schloß von Norden.

    Der Wassergraben ist heute größtenteils trocken.

    Die Ostseite mit dem Tor. Vorne, zum Tor hin, stand bis 1757 die Vordere Burg.

    Links anschließend der südliche Teil, die ehemalige Hintere Burg. Davor der Schloßweiher als Andenken an den Wassergraben.

  • Wir betreten den Schloßhof. Am Tor das Wappen der Familie Attems, darunter das Wappen der Gemeinde Hirrlingen (der Pfeil).

    Das Neue Schloß

    Am Erker oben das Wappen der Familien Ow und Brandeck-Sterneck, darunter eine Bauinschrift, die berichtet, daß Georg von Ow am 23. März 1557 "den ersten Stain an disem Baw gelegt". Unten das Attems'sche Wappen (links, das rechte kenne ich nicht).

    Rechts die Zehntscheuer (übersaniert, aber im Kern alt), links anschließend im Kern mittelalterliche Wirtschaftsgebäude.

    Die Rentamtei, 1557 an Stelle der Hinteren Burg erbaut.

    Mit hübscher Außentreppe.

    Das wars!

  • Schloß und Wehrkirche St. Fabian und Sebastian in Großsachsenheim (Lkr. Ludwigsburg)

    1544 ließ Reinhard von Sachsenheim an Stelle seiner zwei Jahre zuvor abgebrannten Burg ein Renaissance-Wasserschloß errichten. Es hat einen annähernd gleichmäßigen zwölfeckigen Grundriß und einen viereckigen Innenhof.
    Die Südwestseite. mit dem Hauptportal.

    Der Südflügel, der erst 1959-62 gut passend hinzugefügt wurde, als man das Schloß zum Rathaus von Großsachsenheim umbaute. Der alte Südflügel war 1823 abgebrannt.

    Der Nordostflügel mit einem weiteren Portal.

    Letzeres ziert die Figur eines Harlekins.

    Der heute trockene Graben ist beachtlich groß.

    Der Nordflügel.

    Im Schloßgarten steht das süße "Teehaus" von 1629.

  • Durch das Hauptportal gehts zum Innenhof.

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    Links am Portal die Figur des Klopferle, dem Hauskobold der Herren von Sachsenheim.

    Rechts oberhalb des Portals ein Wappenträger mit dem Wappen der Sachsenheimer (Büffelhörner).

    Der Innenhof ist eher schlicht.

    Westlich des Schloß sind noch einige Nebengebäude erhalten.

  • 200 Meter südwestlich des Schlosses liegt die Wehrkirche St. Fabian und Sebastian. Im Norden sind die Umfassungsmauer und ein Turm erhalten. Dieser diente noch bis 1962 als Ortsgefängnis.

    Die Kirche wurde 1256 erstmals erwähnt. Aus dieser Zeit dürfte der Chorturm in seinen unteren Teilen stammen. 1484 wurde die Kirche gotisch erweitert und in späterer Zeit noch mehrmals umgebaut.

    Östlich der Kirche, gleich neben ihrem Chor, steht die 1473 erbaute ehem. Vogtei, das heutige Pfarrhaus, mit einem netten Türmchen.

    Ansicht von Osten.

    Das wars aus Sachsenheim

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (31. August 2014 um 20:46)

  • Sehr schöne Galerie, danke! Vor allem die mächtige Wehrkirche ist beeindruckend.
    Sachsenheim scheint im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit bedeutender gewesen zu sein; erst nach dem Dreißigjährigen Krieg erfolgte der Niedergang zu einem Bauerndorf. Kann es sein, dass der Ort einst auch auch eine Befestigung hatte? Einige Straßen umschließen den Ortskern in einem verräterischen Oval...

  • Im 15. Jahrhundert waren die Herren von Sachsenheim wohlhabend und einflußreich. Davon profitierte auch der Ort: "1495 erhoben die von Sachsenheim den Ort zur Stadt, verliehen ihm das Marktrecht und begannen ihn zu befestigen. Nach dem Aussterben des Ortsadels 1561 fiel die Stadt an Württemberg heim, das sie zum Mittelpunkt eines kleinen Amtes machte. Der später zeitweise in Vergessenheit geratene Stadtrechtsstatus wurde Großsachsenheim durch ein Reskript Herzog Carl Eugens vom 9. Mai 1747 ausdrücklich wieder zuerkannt." (Quelle). Sachsenheim war nie ganz ummauert und die Stadtbefestigung ist heute wohl bis auf geringste Reste verschwunden. Sachsenheims Stadtentwicklung ist nicht recht vorangekommen, vielleicht weil es zu nah an den größeren und wichtigeren Städten Vaihingen a.d. Enz, Markgröningen und Bietigheim lag. Trotzdem sind in Sachsenheim auch abgesehen vom Schloß und der Kirche einige stattliche Bauten zu finden, die einen städtischen Charakter haben.

  • Das "Schlößle" in Oberlenningen (Lkr. Esslingen)

    Das "Schlößle" in Oberlenningen ist das hübsche Beispiel eines bescheidenen württembergischen Landschlosses aus dem späten 16. Jahrhundert. Die Familie Schilling von Cannstatt errichtete es 1593 an Stelle eines Schlosses aus dem Jahre 1429, dessen steinernes Erdgeschoß beibehalten wurde. 1990 ließ die Gemeinde das Schloß restaurieren, wobei der Fenstererker rekonstruiert und etliche spätere Veränderungen des Fachwerks rückgängig gemacht wurden. Seitdem dient es als Gemeindebücherei.

  • Vom Erdgeschoß aus gelangt man in mehrere tonnengewölbte Keller. In einem von ihnen ist ein interessantes kleines Museum untergebracht, das die Funde zeigt, die man bei der Restaurierung des Schlosses gemacht hat.

    Schnecken waren früher auf der Schwäbischen Alb ein gängiges Nahrungsmittel und sie wurden dort auch in größerem Stil für den Export gezüchtet.

  • Wand- und Deckenmalereien aus der Zeit der Erbauung sind im ganzen Gebäude erhalten geblieben. Hier die Decke im Erdgeschoß

    Und ein weiterer Kellerzugang.

    Das Obergeschoß (mit einem späteren, klassizistischen Türrahmen)

    Datierung "1596".

    Ein Aborterker.

    Das wars!

  • Das "Untere Schloß" in Geisingen (Stadt Freiberg am Neckar, Lkr. Ludwigsburg)

    Das Schloß wurde vermutlich 1486 von den Herren von Stammheim als Wasserschloß im Neckartal errichtet, 1671 erweitert, 1784, bzw. 1813 erfolgte der Abbruch der ältesten Gebäude.

    Links das eigentliche "Schlössle" von 1671, rechts daneben das Torhaus, ebenfalls von 1671

    Der Innenhof

    Die Rückseite zum Neckar hin

    Die Nebengebäude sind teilweise erhalten. Leider hat man gegenüber des Schlosses eine "angepaßte" Wohnanlage errichtet.

    Dieses Haus (wohl von 1671) wurde anscheinend im 19. Jahrhundert umgebaut; später legte man den originalen Giebel wieder frei.

  • Das "Obere Schloß" in Geisingen (Stadt Freiberg am Neckar, Lkr. Ludwigsburg)

    Wo es ein "Unteres Schloß" gibt, sollte es auch ein "Oberes Schloß" geben. Und in der Tat: In Geisingen stehen zwei Schlösser. Das Obere Schloß, am Abhang zum Neckar gelegen, entstand aus einem 1356 erstmals erwähnten Hof des 43 km entfernten Klosters Bebenhausen. 1386 kam der Hof in Adelsbesitz. 1723 wurde schließlich ein Schloßgebäude errichtet.

    Bauinschrift von 1723 mit dem Wappen des Erbauers, dem Freiherrn Levin von Kniestedt

    Der Zugang zum Schloßhof

    Die Wirtschaftsgebäude sind weitgehend erhalten

    In der nördlichen Ecke des Hofes steht der Schloßbau

  • Die Amanduskirche in Beihingen (Stadt Freiberg am Neckar, Lkr. Ludwigsburg)

    Wir bleiben in Freiberg und besuchen den Teilort Beihingen, der eine besonders charaktervolle Wehrkirche besitzt, nämlich die Amanduskirche.

    Blick von Süden. Die Kirche wurde in ihren wesentlichen Teilen um 1450 erbaut, wobei der wuchtige Chorturm in seinen untersten Teilen vom Vorgängerbau stammt. 1620 wurde ein südliches Querschiff mit einer Empore und einem Treppenturm hinzugefügt.

    Am Aufweg zur Kirche steht dieses winzige, anscheinend bewohnte Fachwerkhäuschen.

    Der Anbau von 1620

  • Das zugehörige Pfarrhaus wurde 1590 erbaut und liegt gleich nördlich der Kirche

    Das Portal des Treppenturmes von 1620

    Bauinschriften an der Südseite des Kirchenschiffes. Die Inschrift links aus dem Jahr 1500 bezieht sich auf eine Kapelle, die abgebrochen wurde zugunsten des Anbaues von 1620, dem die rechte Inschrift gewidmet ist.

    Bei meinem Besuch war die Kirche geschlossen, was ich bedauerte, denn die Innenausstattung ist ungewöhnlich reichhaltig. Einige Bilder von wiki commons mögen das belegen:


    © Roman Eisele / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 & GFDL ≥ 1.2, via Wikimedia Commons


    © Roman Eisele / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 & GFDL ≥ 1.2, via Wikimedia Commons


    © Roman Eisele / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 & GFDL ≥ 1.2, via Wikimedia Commons

    Weitere Bilder hier.

  • Das Alte Schloß in Beihingen (Stadt Freiberg am Neckar, Lkr. Ludwigsburg)

    Wie Gesingen besitzt auch Beihingen zwei Schlösser. Beide liegen nahe beieinander etwa 120 Meter südlich von der Amanduskirche.

    Das Alte Schloß von der Amanduskirche aus gesehen.

    Das Alte Schloß ist aus der Beihinger Ortsburg entstanden. Das älteste Gebäude ist der steinerne Wohnturm (links) aus dem 13. Jahrhundert. Der Südflügel (rechts) wurde im 15. Jahrhundert erbaut.

    Der Nordflügel von der Seite. Der mittelalterliche Wohnturm ist klar zu erkennen.

    Das Tor von innen

  • Der Innenhof ist pittoresk verbaut.

    Blick aus der Gegenrichtung. Links der Südflügel aus dem 15. Jahrhundert.

    Die Ostseite

    Besonders hübsch ist die südöstliche Ecke des Schlosses.


  • Das Neue Schloß in Beihingen (Stadt Freiberg am Neckar, Lkr. Ludwigsburg)

    Schräg gegenüber vom Alten Schloß liegt in Beihingen das Neue Schloß. Es wurde 1573 von Friedrich von Breitenbach, Obervogt zu Urach und Schwiegersohn des Beihinger Grundherrn Ludwig zu Freyberg-Steußlingen erbaut. Es ist ein schlichter Bau, der aber mit seiner großzügigen Befensterung für die Zeit der Erbauung ungewöhnlich modern und komfortabel wirkt.

    Das Portal mit einer schönen Wappenkartusche ist fast die einzige Zier der Fassade zum Hof.

    Das Allianzwappen Breitenbach (links, Wappen des Mannes) und Freiberg (rechts, Wappen der Frau)