• Neben der St.-Eusebius-Kirche liegt ein kleiner Platz. Hier steht u. a. ein schöner Barockbau:

    Gegenüber lässt sich einer jener bereits erwähnten skurrilen zeitgenössischen Häuser betrachten, die moderne mit historisierenden Formen in eingeschränkt gelungener Weise kombinieren. Man beachte besonders die Gaupen.

    Wir folgen nun der Rue Diderot nach Norden, zum Place Hobillard.. Auf der Karte:

    Hier befindet sich folgendes interessante Gebäude, über das ich nichts Näheres herausfinden konnte:

    An der Ecke zur Rue de la Fraternité.

  • Weiter geht es zum Place Surugue. In Auxerre gibt es wesentlich mehr Fachwerkbauten als z. B. in Dijon. Noch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein war Holz bei den Bürgerhäusern das bevorzugte Baumaterial. Die mittelalterlichen Fachwerkhäuser sind aber beeindruckender, da ab dem 17. Jahrhundert - wie auch anderswo - Auskragungen verboten wurden.
    Das rote Haus ist ein reizvolles Beispiel spätgotischer Holzarchitektur.

    Rechts davon:
    Ganz rechts im Eck eines der schirchsten Häuser, die ich je zu Gesicht bekommen habe, mehr Fotos später im Hässliche-Gebäude-Strang.

    In der von diesem Platz nach Nordosten führenden Rue de la Draperie.

    Detail an einem weiteren spätgotischen Fachwerkhaus :D

    Wir nähern uns dem berühmten Uhrturm (Tour de l´Horloge):


  • Der Uhrturm, mit Sicherheit eines der beeindruckendsten Denkmäler der Stadt, wurde im 15. Jahrhundert errichtet und wurde tatsächlich nicht gründerzeitlich überformt sondern ist so, wie wir ihn heute sehen, relativ original. Befindet sich das Gebäude heute mitten in der Altstadt, so war hier einst die gallo-römische Stadtmauer. Der Vorgängerbau war ein römisches Tor. Der Tour de l´Horloge ist quasi ein Repräsentationsbau anstelle eines älteren Tores, das schon im Hochmittelalter aufgrund der Stadterweiterung nach Westen keine Funktion mehr erfüllte.


    Im rechten Winkel zum Uhrturm ist ein weiteres Tor, zum Place Leclerc.

    Der Place Leclerc:

    Blick von Osten auf den Tour de l`Horloge

    Und hier der Place de l´Hotel de Ville, der Rathausplatz:


  • Und nun zur berühmtesten Sehenswürdigkeit der Stadt, der Kathedrale St.-Etienne.

    St. Etienne kann auf viele Vorgängerbauten zurückblicken; der erste aus dem 4. Jahrhundert wurde bereits erwähnt. Anstelle eines romanischen Baus mit etwa gleichen Dimensionen (1. Hälfte 11. Jahrhundert) wurde 1215 mit der Errichtung des heutigen Gebäudes begonnen. Gebaut wurde bis ins 16. Jahrhundert, vollendet wurde die Kathedrale nie ganz, wie die offensichtlich unfertige Westfassade zeigt.
    Rund 100 Meter ist die Kirche lang, sie besteht Chor und Langhaus mit jeweils drei Schiffen sowie einem mächtigen Querhaus und dem Westwerk.

    Besonders interessant ist die Fassade nach Westen. Unglaublich, wie filigran und prachtvoll die Dekorationen sind!
    Das Mittelportal (Gerichtsportal:( Im Tympanon ist hier Christus, auf der Weltkugel sitzend, dargestellt. Ihm sind seitlich Maria und Johannes zugeordnet. Die Bogenläufe zeigen Szenen aus dem Leben der Apostel. In der Sockelzone werden anhand der Reliefs die Geschichten vom Verlorenen Sohn und Joseph aus Ägypten erzählt.




    Die Reliefs der Sockelzone:

  • Das rechte Portal (Johannes-der-Täufer-Portal) entstand um 1260 und ist somit das Älteste. Szenen aus dem Leben des Namensgebers sind im Tympanon und in den Bogenläufen dargestellt.


    Reliefs des Sockelbereichs:
    Das war die Geschichte von David und Bathseba...? Ich weiß es nicht mehr genau.

    Besonders schon und klar erkennbar ist das Bild der Arche Noah.

  • Unglaublich, ist der schmuddelig! Und ich habe gedacht, Bayreuth sei deswegen so ungemütlich. Aber dagegen ist Bayreuth ja richtig sauber.

    Insgesamt wirkte Auxerre recht gepflegt und die meisten Häuser waren ganz gut hergerichtet. Wieso man die Fassade nicht wieder in einen schönen Zustand gebracht hat, wundert mich.

    Weiter mit der Kathedrale: Noch ein paar Außenaufnahmen, weil´s so schön ist.

    Das Querhaus

    Und der Chor.

  • Der Innenraum:
    Mag St.-Etienne von außen etwas uneinheitlich und schwer wirken, so gehört das Innere mit Sicherheit zu den gelungensten und "vollendetsten" Raumschöpfungen der Gotik (Vorbildwirkung für viele andere Kirchen!). Am ältesten ist der Chor, der noch aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt. Obwohl sich die Errichtung von Quer- und Langhaus noch fast 300 Jahre dahin zog, passen diese dazu, als wäre die gesamte Anlage in einem Guss entstanden.




    Das linke Querschiff:

    Hier ist wieder einmal die gewaltige Größe dieses Fensters unglaublich!

    Von der etwa selben Stelle aus Blick ins nördliche Seitenschiff des Langhauses.

  • Der Chor:

    Der linke Chorumgang. Links ist ein ja schon gehäuft erwähntes Merkmal der gotischen "burgundischen Bauweise" zu sehen: Die Zweiwändigkeit (Zu sehen auch deutlich am Triforium).

    Kopfkonsolen an einer Chorseitenwand.

    Ganz im Osten steht die etwa quadratische Chorscheitelkapelle mit einem 10teiligen Rippengewölbe.


  • Nachdem wir die Kathedrale verlassen, geht die Route weiter nach Norden, zu Kirche St-Germain.

    Der heilige Germain, ein Sohn und Bischof der Stadt, wurde hier 448 außerhalb der ehem. Mauern begraben. Es entwickelte sich bald eine rege Wallfahrt, wenn man diese als solche bezeichnen kann, und es kam zur Errichtung einer Kirche. Der jüngste Vorgängerbau stammt aus dem 9. Jahrhundert und war schon über 100 Meter lang! Ab 1277 erfolgte dann der gotische Neubau, der aus finanziellen Gründen nie zur Vollendung kam. Der romanische Westturm zeigt an, wie groß dimensioniert St.-Germain geplant gewesen wäre.

    Der Westturm (12. Jh.)


    Bis 1811 stand zwischen Turm und Chor das rudimentäre romanische Langhaus; die Schließung der neuen Westwand in neugotischen Formen folgte kurz danach.

    Betreten kann man den Bau heute allerdings nur durch die seitlichen Klostergebäude, die im wesentlichen barock sind und einen Kreuzganghof ausbilden.

    Freigelegte Reste des romanischen Kreuzgangs:

    An der Südseite des Hofes erhebt sich die Kirche.

    Das Hauptportal zu St.-Germain aus dem 14. Jahrhundert.

  • Inneres:


    Blick nach Westen, mit der kargen Abschlusswand aus dem frühen 19. Jahrhundert.

    Wieder einmal gibt es eine schöne Chorscheitelkapelle zu betrachten; wie auch sonst immer sehr edel und elegant ausgebildet.

  • Nun genug der Kircheninnenräume! Die hängen wohl schon den meisten zum Hals raus. Nun ein paar Abbildungen schöner Fachwerkhäuser, von denen es im Viertel zwischen St.-Germain und St.-Etienne flussnah zahlreiche gibt.

    Hier eines in der Rue Cochois.

    Auf der Karte der Rest der Tour:

    Wir biegen ab in die direkt zur Yonne führende Rue de l`Yonne - welch treffender Name!


    Welch herrliches, geschlossenes Ensemble großteils mittelalterlicher Holzarchitektur,

    Der Place St.-Nicolas, am Ufer gelegen.

  • Blick in die Rue de la Marine. So schöne Fachwerkhäusergruppen gibt es in Auxerre leider nur mehr vereinzelt, dann aber besonders spektakulär. Wenn ich mich recht erinnere, waren es "nur" etwa 150 Fachwerkhäuser in der Stadt.

    Nun zum schön gestalteten Yonne-Ufer, das wiederum größtenteils mit Gebäuden jüngeren Datums verbaut ist.

    St.-Etienne:

    Von der Fußgängerbrücke lässt sich jener märchenhafte Blick genießen, von dem ich schon am Anfang der Galerie einen Vorgeschmack gab. Das ist doch ein würdiger Abschluss - so schließt sich der Kreis.

    St.-Germain

    St.-Etienne

    Das war´s aus Auxerre.

  • Zitat

    So schöne Fachwerkhäusergruppen gibt es in Auxerre leider nur mehr vereinzelt

    Diese Altstadt sieht aber ziemlich perfekt aus, oder trügt der Schein?
    Was steht zwischen den von dir gezeigten Glanzpunkten?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ursus:
    So perfekt, wie ich die Altstadt vorgestellt habe, ist sie definitiv nicht! Ich habe mich beim Fotografieren auf die schönsten Straßen beschränkt, stellenweise ist die Bebauung wirklich lückenlos historisch, im überwiegenden Teil der Altstadt trifft man auf eine bunte Mischung von Häusern aller Jahrhunderte, darunter auch vieles aus dem 20 Jahrhundert (meistens aber eher unauffällig gestaltet).
    Dadurch dass ja große Gebiete, v. a. in Stadtmauernähe in früherer Zeit eher locker bebaut waren, ist da aber auch viel Platz für Neubauten.
    Insgesamt: Sicher die Hälfte der Gebäude in Auxerre wurde im 19. und 20. Jahrhundert errichtet, der Rest ist älter. Gefühlsmäßig überwiegen schlichte Häuser der 18./19. Jahrhunderts. Ich mag aber nicht schimpfen, Auxerre ist eine schöne Stadt.

  • Nun stelle ich die Klosteranlage
    Fontenay
    vor. Etwa 50 Kilometer südöstlich von Auxerre stiftete der hl. Bernhard von Clairvaux im Jahr 1118 in einem von Wäldern umgebenen Tal die dritte, seinen Ordensregeln folgende Abtei. Nachdem man mit der Wahl des Platzes unzufrieden war, verlegte man sie gut 20 Jahre später um ein kleines Stück an die heutige Stelle. Die Voraussetzungen waren günstig: Große Wälder, mehrere (namensgebende) Quellen. 1139 wurde der Kirchenbau begonnen, 8 Jahre danach folgte die Weihe.
    Nach dem Mittelalter folgte ein langsamer Niedergang. Nach der Revolution wurde Fontenay verkauft und zu einer Papierfabrik. Im frühen 20 Jahrhundert wurde nach deren Auflösung mit der Restaurierung begonnen. Heute steht das ehem. Kloster auf der Unesco-Weltkulturerbe-Liste.

    Den Kern der Abtei bildet der Kreuzganghof, u. a. mit Refektorium, Dormitorium, Kirche. Rundherum stehen in einem parkartigen Garten Nebengebäude verstreut. Der Großteil der Gebäude stammt aus der Bauzeit.

    Am ersten Bild ist das Pförtnerhäusl (15. Jahrhundert) von der Innenseite der Anlage abgebildet.

    Nördlich daran schließt die ehem. Bäckerei an:

    Von dort in die andere Richtung geblickt: Bei dem Turm auf der linken Seite handelt es sich um einen Taubenkobel, mittig die Kirche, rechts steht das Abtspalais (18. Jh.).


  • Nun zur berühmten Kirche, übrigens die älteste so gut erhaltene erhaltene des Zisternzienserordens. Sie stammt aus der Bauzeit und hat immerhin eine Länge von 66 Metern. Besonders der Innenraum ist äußerst ausgewogen und angenehm proportioniert, und - wie es die Ordensregel besagt - sehr schlicht, wenn auch nicht ganz dekorationslos. Gerade dadurch bekommt der Bau einen sehr edlen und angenehmen Charakter, die Raumwirkung ist wirklich beeindruckend!

    Inneres:


    Das linke Seitenschiff:

    Der Chor:

    Da es in der Kirche relativ dunkel war, sind die Fotos teilweise recht unscharf, man möge mir verzeihen.
    Die Touristen werden leider mit einer spartanischen Einrichtung gequält, wie einst auch die Mönche. Der Boden war übrigens einst nicht bloß mit Kies bedeckt, sondern war gefliest oder gepflastert, ich weiß es nicht mehr...

  • Direkt von der Kirche aus zugänglich ist das Dormitorium.
    Im Gegensatz der Kirche entspricht die Einrichtung nicht dem historischen Zustand; die Mönche hatten Betten.

    Ein Stockwerk tiefer befindet sich der schöne Kreuzgang:

    Auch den Kapitelsaal fand ich sehr beeindruckend. Die Architektur strahlt so eine angenehme, schlichte und edle, fast zeitlose Atmosphäre aus. Die Erbauer von Fontenay hatte wirklich ein hervorragendes Gespür für die Wirkung der Räume.

    Ganz so streng ging man mit dem Verbot von Verzierungen doch nicht um...


    Ähnlich gelungen ist das Skriptorium.

    Kreuzgang:


    Der Innenhof: (Rechts die Kirche)


  • Südlich des Kreuzganghofes steht die ehem. Schmiede, ein Bau von beeindruckenden Dimensionen, aus der Zeit der Klostererrichtung.

    Sogar in diesem Wirtschaftsgebäude haben alle Räume prächtige Gewölbe.


    Man hat auch einen der Hämmer rekonstruiert: Ein Mühlrad betreibt einen runden Balken, der Zähne hat, welche den mächtigen Hammer nach oben drücken.



    Neben der Schmiede steht ein Verschönerungswasserbecken des 18. Jahrhunderts.

    Von gleicher Stelle auf den Kreuzganghof geblickt: Links der im 19. Jahrhundert veränderte Küchentrakt, rechts das ausspringende sog. Haftgebäude.

    Blick zurück zur Schmiede und zum Abtspalais:

  • Nun zur im Bilderquiz schon vor längerer Zeit angekündigten Präsentation der Burg Guédelon.

    Im Jahre 1997 begann man dort in einem Wald mit der Errichtung einer hochmittelalterlichen Burg (Mitte 13. Jahrhundert) mit den Methoden der damaligen Zeit. Auch fast alle Materialien werden vor Ort von Handwerkern in originaler Weise hergestellt. So wächst die Anlage Jahr für Jahr ein Stück weiter, etwa für 2022 ist die Fertigstellung geplant. 25 Jahre soll also insgesamt gebaut werden, 50 Handwerker sind daran beteiligt und das fast ohne moderne Technik - Ein weltweit einzigartiges Projekt.

    Klar, dass Guédelon eine Touristenattraktion ist. An mit schönem Wetter gesegneten Tagen stürmen diese die Anlage regelrecht, trotzdem hat man es geschafft, dass die Baustelle sehr authentisch wirkt. Nun, seht selbst...

    Link zu offiziellen Webseite

    Auf trapezförmiger Grundfläche erhebt sich die Burg über einem geböschten Sockel, vier runde Ecktürme begrenzen die Anlage. Der zweigeschossige Palas steht an der dem Eingang (die Toranlage ist noch nicht errichtet) gegenüber liegenden Seite.


    Im Burghof. Während alle anderen Bauteile noch eingerüstet sind bzw. nur am Bauplan existieren, ist der Palas schon längst fertiggestellt und eingedeckt.

    An der Spitze des mächtigen Nordturmes wird gerade gearbeitet.

    Der Nordwestturm mit dem dahinterliegenden Palas von außen:
    Im Bild ist ein Kran mit Hamsterradantrieb zu sehen.

    Einen gleichen gibt es auch auf der Burginnenseite zu sehen, hier werden die Steine zum Bau der Wehrmauer transportiert.

    Selbiger mit Besucherschar: