Königsbrück (Galerie)

  • Heute möchte ich euch an einem kürzlich erfolgten Rundgang durch das sich 25 km nördlich von Dresden befindliche Königsbrück teilhaben lassen.
    Die heute ca. 4.300 Einwohner zählende Stadt wurde erstmals 1248 urkundlich erwähnt und ging vermutlich aus einer Grenzfeste zwischen der Mark Meißen und der Oberlausitz hervor. Damit kam dem an der Via Regia liegenden Ort eine gewisse Bedeutung zu. 1331 erhielt er die Stadtrechte. 1562 wurde Königsbrück zur vierten Standesherrschaft der Oberlausitz erhoben und fiel 1635 durch den Prager Frieden an das Kurfürstentum Sachsen.
    Die Geschichte und nicht zuletzt das Stadtbild Königsbrücks wurde durch teils verheerende Stadtbrände geprägt. So brannten im Oktober 1431 hussitische Schwärme die gesamte Stadt nieder. 1530 und 1631 wurde Königsbrück ebenfalls fast vollständig durch Feuer zerstört. 1760 fand schließlich der letzte wirklich große Brand statt, dem noch einmal etwa 40% der Häuser zum Opfer fielen.
    Dem heutigen Stadtbild sieht man, insbesondere in den Seitenstraßen, die Bemühungen an, Königsbrück durch den Wiederaufbau ein einheitlich barockes Gepräge zu verleihen. So verfügt das typische Stadthaus nur über ein Obergeschoss sowie ein ausgebautes Sattel-, manchmal auch über ein Mansarddach. Bauschmuck ist selten und beschränkt sich meist auf Portale oder Hauszeichen. Aufstockungen sowie einige wenige Neubauten des 19. und frühen 20. Jh., bringen heute etwas Abwechslung in das Stadtbild, das sich ansonsten ganz den Dominanten Schloss, Hauptkirche und Rathaus unterordnet.

    Aber kommen wir nun zu den Bildern, die bei einem ca. 3-stündigen Spaziergang durch die Stadt entstanden.

    Verlässt man den Zug, wird man gleich von für sächsische Kleinstädte typischen Gebäuden empfangen.


    Haus in der Bahnhofstraße.


    Haus in der zur Altstadt führenden Dresdner Straße.

    Überquert man den Fluss Pulsnitz, gewahrt man schnell eine der Dominanten der Stadt.


    Blick aus der Großenhainer Straße zur Hauptkirche mit dem Rentamt (links) und der alten Knabenschule (rechts).


    Die Stadtkirche befindet sich auf einer leichten Erhebung und wurde zwischen 1682 und 1689 errichtet (der Vorgängerbau war 1631 abgebrannt). Den dominanten Turm ergänzte man zwischen 1717 und 1719.


    Das Innere des einfachen Kirchenraumes wird vom 1692 geweihten Altar - einer Bautzner Arbeit - beherrscht.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Direkt neben der Hauptkirche befindet sich das Schloss, der ehemalige Sitz der Standesherren zu Königsbrück. Der barocke Hauptbau wurde um 1700 unter Freiherr Maximilian von Schellendorff errichtet. Letzte Schlossherren waren die Naumanns zu Königsbrück, eine Dresdner Industriellenfamilie (Seidel und Naumann), die die Herrschaft 1893 erworben hatte. Sie musste den Bau im April 1945 verlassen. Nach Nutzungen als Lazarett und Flüchtlingsunterkunft, diente das Schloss bis 2001 einem Altenheim. Nun befindet es sich in Privatbesitz.


    Das im Wirtschaftsflügel integrierte Torhaus des Schlosses wurde 1948 abgerissen und zwischen 1997 und 1998 samt dem Dachreiter rekonstruiert.


    Leider konnte ich das eigentliche Schlossgelände nicht betreten, sondern nur einen Blick durch das verschlossene Gitter erhaschen.

    Hier ein Link mit Bild:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_K%C3%B6nigsbr%C3%BCck


    Direkt an den Schlosskomplex schließt sich das Rentamt an, das heute die Diakonie sowie das Wahlkreisbüro "des Sachsen Stanislaus" beherbergt.


    Vis-à-vis und der Hauptkirche vorgelagert, befindet sich die ehemalige Knabenschule, das heutige Pfarramt.


    Auf dem Kirchhof steht übrigens das um 1905 errichtete Mausoleum der Familie Naumann zu Königsbrück. Hier wurden u.a. der Firmengründer Karl Robert Bruno und jüngst (2004) erst noch der Zoologe Clas Michael Naumann zu Königsbrück beigesetzt.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Doch kommen wir nun zur eigentlichen Altstadt, die sich zwischen dem Schlosskomplex und dem Friedhof der Hospitalkirche erstreckt.


    Durchschreitet man die Schloßstraße in Richtung Markt, gewahrt man u.a. dieses für Königsbrück wirklich typische schmucklose Stadthaus.


    Direkt gegenüber legte man später scheinbar größeren Wert auf Repräsentation und bereicherte die Fassade durch diversen Zierrat.

    Aber betreten wir nun den nahezu quadratischen Marktplatz, dessen Fläche leider nicht etwa durch den wenig glücklich in der Mitte des Platzes befindlichen Brunnen, sondern vielmehr den ruhenden Verkehr dominiert wird.


    Beim Blick aus der Schloßstraße gewahrt man zuerst die Ostseite des Marktplatzes, die komplett nach 1760 bebaut wurde.


    Zu ihr gehört an der Ecke zur Curt-Tausch-Straße der "Schwarze Adler", ein 1777 errichteter Gasthof, der 1992 schloss und nun zum Gesundheitszentrum umgebaut wird.


    Gleich nebenan befindet sich die Löwen-Apotheke, deren Privileg bis auf das Jahr 1668 zurückgeht. Der jetzige Bau entstand 1761 und wurde 1926 mit einem Zwerchhaus versehen.


    Ein weiteres bedeutendes Bauwerk an der Ostseite des Platzes ist der 1787 errichtet Gasthof zum Hirsch. Zwischen 1912 und 1961 beherbergte er ein Kino.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Kommen wir nun zur Südseite des Platzes, die aufgrund diverser Traufsprünge weitaus lebendiger wirkt.


    Neben einigen Aufstockungen, ist es hier während des 19. Jh. auch zu kompletten Neubauten gekommen.


    Dies betrifft etwa das 1852 errichtete ehemalige Amtsgericht, das heute eine Filiale der Sparkasse beherbergt.


    Blick entlang der Südseite des Markplatzes in die Alte Poststraße, deren Gepräge ganz auf den Wiederaufbau nach 1760 zurückgehen dürfte.

    Blicken wir nun aber erst einmal zur Nordseite, ehe wir zum Höhepunkt des Markplatzes kommen.


    Die Nordseite präsentiert sich fast komplett schmuck- und auch ein wenig lieblos.

    Die Westseite wird durch das den Markt beherrschende Rathaus dominiert, das eine recht bewegt Geschichte aufweist. 1681 war es nach einem großen Stadtbrand neu errichtet worden und überlebte alle darauffolgenden Unbill. Um 1800 stellte es sich jedoch als derart baufällig heraus, dass wiederum ein Neubau errichtet werden musste. 1847 schon brannte dieser mitsamt 47 Bürgerhäusern nieder. Bis 1852 erfolgte der Wiederaufbau nach den alten Plänen, wobei man zum Markt hin einen 40 Ellen hohen Turm anbaute. Seitdem hat sich das Gebäude, in dem 1818 die erste Sparkasse Sachsens öffnete, kaum noch verändert.


    Blick von der Südseite des Marktes zum Rathaus.


    Der extrem einfache Rathausbau lebt von seinem Turm, der von einer aus Sandstein bestehenden Laterne bekrönt wird.


    Der "Rathausblock" wird zur Marktstraße hin durch ein in den 20'er Jahren entstandenes Verlags-Haus (Grafia) abgeschlossen.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der östlich anschließende Altstadtteil präsentiert sich in einem geschlossenen und - wie eigentlich die gesamte Stadt - gut sanierten Zustand, wirkt aber scheinbar auch etwas eintönig.


    Blick entlang der Louisenstraße in Richtung Süden.

    Die Louisenstraße erweitert sich an ihrem südlichen Ende zum Topfmarkt, der durch folgenden spannenden Kontrast bereichert wird.


    Das Gebäude am Topfmarkt 4 wurde 1852 angeblich unter Verwendung von Teilen des Schlosses Laußnitz erbaut.

    Blickt man von Topfmarkt 4 in Richtung Westen, in die Hintere Gasse, gewahrt man bereits den Stadtrand.


    Hier dürfte einst Gartenland gewesen sein. Die heutigen Schuppen und Garagen bieten jedoch ein nicht minder pittoreskes Bild.

    Wenden wir uns nun aber in Richtung Osten und betreten - welch passender Name - die Gartenstraße.

    Hier erwartet uns u.a. das barocke Kleinod des sogenannten Apothekerhauses. Dieses wurde in der Mitte des 18. Jh. durch den Apotheker Lewecke errichtet und diente ihm sozusagen als Gartenpavillon.


    Über quadratischem Unter-, erhebt sich ein achteckiger Hauptbau, der von einem Mansarddach bekrönt wird, dessen zentraler Schornstein einer Apothekerschale nachempfunden sein soll.


    Fortfolgend kann die Gartenstraße noch mir diesem Pavillon oder...


    ...jenem Gartenhäuschen aufwarten, das wohl zu einer Gärtnerei gehört.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der eigentliche Hauptbau und scheinbare Zielpunkt der Gartenstraße ist jedoch die Hospitalkirche. Sie wurde 1538 erstmals erwähnt und erhielt ihren Namen aufgrund des 1630 nebenan erbauten Hospitals (1973 leider abgerissen). Zwischen 1756 und 1760 ließ Baron Johann Friedrich Ernst von Friesen das Kirchenschiff vergrößern sowie einen neuen Turm erbauen, der das kleine Kirchlein bis heute überragt.


    Blick aus der Gartenstraße in Richtung Osten.


    Blick vom Friedhof auf die Kirche sowie die zwischen 1905 und 1906 nach Plänen des Architekten Oskar Menzel erbaute Friedhofskapelle.


    Neben besagter Friedhofskapelle, befindet sich der urigste Abort, den ich jemals gesehen habe. Wenn nur der Gestank nicht wäre...


    Der sich langsam leerende Friedhof (Gestorben wird immer!) kann u.a. mit einigen hübschen Grufthäusern aufwarten, deren Erhaltung ein wichtiges Anliegen sein sollte.

    Nach diesen aufmunternden Bildern verlassen wir die Kleinstadt Königsbrück und wenden uns in absehbarer Zeit anderen Zielen zu. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Vielen Dank für die informative Vorstellung von Königsbrück. Sehr schön finde ich die Rekonstruktion des Torhauses, eine große Bereicherung für das Wirtschaftsgebäude, außerhalb von Sachsen wäre das wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Besonders gut gefallen mir auch die Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

  • Vielen Dank, eine sehr gute Galerie! Trotz der Schlichtheit der einzelnen Häuser finde ich eigentlich alle gezeigten Häuserzeilen durchaus ansprechend. Durch unterschiedliche Farbgebungen und leicht variierende Gebäudeformen entstehen doch sehr schöne Ensembles. Trotzdem schade, dass es so gut wie keine aufwändiger verzierten Fassaden gibt - ist das immer der Originalzustand oder gab es einst doch mehr Dekor an den Fronten?
    Interessant sind auch die Garagenzeilen, wie bei den Häusern sind diese bunt und schlicht und schauen miteinander doch recht nett aus. Gottseidank keine billigen Flachdachhäuschen!

  • Vielen lieben Dank für eure Anmerkungen!

    @ Tobias

    Es ist nicht davon auszugehen, dass die Fassaden einst mit Schmuckelementen oder dergleichen versehen waren. Stattdessen werden sie wohl teilweise über eine aufgemalte Gliederung aus Spiegeln und dergleichen verfügt haben.
    Hierbei muss man einerseits die sozioökonomischen Verhältnisse Königsbrück und andererseits die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Zeit bedenken. Als die Stadt 1760 in großen Teilen abbrannte, tobte noch immer der Siebenjährige Krieg. Sachsen war durch Kontributionszahlungen an Preußen, die darauffolgende Münzverschlechterung sowie die politischen und ökonomischen Fehlentwicklungen der Vorkriegszeit vollkommen ausgezehrt. Nicht umsonst pflegte man selbst beim nach 1763 einsetzenden Wiederaufbau Dresdens den sogenannten Hungerstil.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Habe gerade die Bilder von Königsbrück gesehen. Meine Großeltern wohnten in Weißbach bei Königsbrück. so kenne ich die Stadt noch von früher. Ich finde, sie hat sich tüchtig rausgeputzt. Von wegen eintönig oder langweilige Fassadengestaltungen - es muß nicht überall Gold oder Stuck angebracht werden. So, wie es jetzt aussieht, finde ich es angemessen und üblich für eine Kleinstadt. Das ist meine Meinung.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten