Künzelsau (Galerie)

  • Künzelsau ist seit 1973 die Kreisstadt des seinerzeit neu geschaffenen Hohenlohekreises und mit 14700 Einwohner nach Öhringen zweitgrößte Stadt im Landkreis.
    Die Stadt liegt im Tal des Kocher, etwa 35 km ENE von Heilbronn und etwa 20 km N von Schwäbisch Hall entfernt.

    Der Ortsname geht auf den deutschen Vornamen Konrad bzw. auf dessen Koseform Cunzilo zurück. Bis 1802 unterstand Künzelsau (gesprochen Künzels-au oder regional „Kinzlsa“) einer Ganerbengemeinschaft. Dann war es 4 Jahre lang hohenlohisch und seitdem gehört die Stadt (erst seit dem 18. Jh., davor Markt) zu Württemberg.

    “Um 1500 besaßen die Herren von Stetten 25 % von Künzelsau, 20 % gehörten dem Haus Hohenlohe und 15 % der Reichsstadt Schwäbisch Hall. Weitere 10 % waren im Besitz des Erzbistums Mainz, dem Bistum Würzburg gehörten 10 %, und 20 % waren auf sonstige Besitzer verteilt (Sulmeister von Hall, Ritter von Bachenstein, Berlichingen, Crailsheim, Neuenstein u. a.).“
    Beispiele für Ganerbschaften

    Der Ort gilt nach Wikipedia als hohenlohisches Klein-Nürnberg. Der seit 1976 durchgeführten Altstadtsanierung fielen offenbar viele Häuser im Altstadtbereich zum Opfer (1978 Aufgabe des letzten Bauernhofs im Stadtzentrum). 1945 war Künzelsau noch gerade der amerikanischen Beschießung entgangen und praktisch unversehrt durch den 2. Weltkrieg gekommen.

    Seit 1999 verbindet eine Standseilbahn das Zentrum mit dem etwa 200m höher gelegenen Wohngebiet Taläcker auf einem Plateau oberhalb.

    10 Dinge, die man über Künzelsau wissen sollte:
    Stadtporträt

    Künzelsau vom Aussichtspunkt Lindle:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/t…_vom_Lindle.jpg

  • Künzelsau hat heute einen für Baden-Württemberg recht typischen Altstadtbereich mit überwiegend wenig ansehnlichen neueren Gebäuden vermischt mit hübschen älteren Gebäuden.


    Ansicht vom großen Parkplatz am Kocher


    Schloss Bartenau, heute Gymnasium mit Internat
    1679-81 wurde an Stelle einer Burg unter Graf Johann Ludwig von Hohenlohe ein Schloss errichtet (Veränderungen Mitte 18. Jh. und 1937). 1871 ging das Schloss von den Hohenlohe an Baden-Württemberg über.


    vom Schlossplatz aus gesehen



    Amtshaus am Schlossplatz (Anne-Sophie-Haus), offenbar seit 2003 etwas entstellt


    Bildarchiv Foto Marburg

    Unweit vom Schlossplatz die Hirschwirtscheuer, 1988/89 Neubau des 1986 abgerissenen Gebäudes als Museumsgebäude.


  • Stadtseite vom Morsbacher Tor, letztes erhaltenes von ehemals 3 Stadttoren.
    1525 erstmals erwähnt, ab 1822 ein paar Jahre Gefängnis.



    Feldseite vom Morsbacher Tor


    Bildarchiv Foto Marburg



    Schnurgasse vom Morsbacher Tor aus gesehen nach Westen Richtung Hauptstraße


    Bildarchiv Foto Marburg

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (5. August 2014 um 15:36)


  • Schnurgasse, rechts der Komburger Bau


    Bildarchiv Foto Marburg


    Bildarchiv Foto Marburg



    sog. Komburger Bau, ehem. Amtshaus der Comburger weltlichen Verwaltung, erbaut 1634.



    Bildarchiv Foto Marburg

  • Eine Neugestaltung der Oberen Hauptstraße erfolgte zwischen 2007-09, darunter verläuft der Künsbach.


    Nördlicher Abschluss ist das Alte Rathausvon 1522 (als Rathaus genutzt bis 1989).


    3x Bildindex zum Vergleich:

    Bildarchiv Foto Marburg



    Rechts angeschnitten die Nr. 32

    Hauptstraße 32

    Bildarchiv Foto Marburg

  • zum Vergleich:


    3x Bildarchiv Foto Marburg

    Auch am Hang im Hintergrund hat sich einiges verändert...



    rechts das Amtshaus der Comburger weltlichen Verwaltung aus der 1. Hälfte des 17. Jh.


    Bildarchiv Foto Marburg

    1x mehr fehlen heute die Fensterläden.

  • Vielen Dank für die Bilder! Künzelsau kannte ich bisher nur dem Namen nach. Dort stehen noch etliche hübsche und interessante Häuser, aber die Altstadt"sanierung" war so schrecklich wie man es aus Baden-Württemberg gewohnt ist. Sehe ich das richtig, daß man sogar dieses Prachtexemplar eines Fachwerkhauses durch einen verschi**enen angepaßten Neubau ersetzt hat???

    Hauptstraße 32

    Bildarchiv Foto Marburg

    Rechts angeschnitten die Nr. 32

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (5. August 2014 um 17:18)

  • Auf einer zweiten Aufnahme im Bildindex ist links das Rathaus besser erkennbar. Auch die Hausnummer passt dazu.

    1957 stand es noch:

    Bildarchiv Foto Marburg
    links vom Alten Rathaus, Blickrichtung gegen Süden

    3 Mal editiert, zuletzt von Markus (5. August 2014 um 16:19)

  • Vielen Dank für die Galerie. Künzelsau steht ein Mal mehr exemplarisch für die württembergisch-schwäbische Unbeholfenheit beim Thema Gestaltung des öffentlichen Raums wie in Architekturfragen. Die Vergleichsbilder dokumentieren es im Groben wie im Detail und führen einem vor Augen worauf dieses Forum eigentlich aufmerksam machen möchte...

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (5. August 2014 um 19:44)

  • Diese Ansichten haben mich ja geradezu verwürth, habe ich mir Künzelsau doch seit vielen Jahren wie eine hektische Großstadt vorgestellt. Das hier aber ist das Bild einer Kleinstadt! Der unpassende Eindruck liegt wohl auch daran, dass man mit dem Kennzeichen "KÜN" stets Oberklasse-Limousinen assoziiert.

    Der Verlust von Hauptstraße 32 ist fraglos schwerwiegend. Das war ja viergeschossig!

  • rechts das Amtshaus der Comburger weltlichen Verwaltung aus der 1. Hälfte des 17. Jh.


    Bildarchiv Foto Marburg

    1x mehr fehlen heute die Fensterläden.

    Und nicht nur die. Was hat man denn mit dem Erdgeschoss veranstaltet? Es fehlen die Türgewände und die Halbsäulen. Vor dieser unnötigen Purifizierung sah die Situation weit abwechslungsreicher und besser aus.

  • Verstehe ich Stadtbild nicht nur als ein Bild des Hochbaus, sondern auch als Bild der Straße und des Tiefbaus, so hat Künzelsau gegenüber dem Zustand 1960 stark gewonnen. Das liegt ja nicht nur an den seinerzetigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Besonders bei den Fotos 905 994 und 905 997 packt mich das kalte Grausen ob der Unwirtlichkeit dieses und anderer Orte und erfüllt es mich wiederum mit Freude und Genugtuung, über diese Wüstenei hinausgelangt zu sein. Das andere aber: Unbenommen ...

  • Vielen Dank für die Galerie. Künzelsau steht ein Mal mehr exemplarisch für die württembergisch-schwäbische Unbeholfenheit beim Thema Gestaltung des öffentlichen Raums wie in Architekturfragen. Die Vergleichsbilder dokumentieren es im Groben wie im Detail und führen einem vor Augen worauf dieses Forum eigentlich aufmerksam machen möchte...

    Der These von einer "württembergisch-schwäbischen Unbeholfenheit beim Thema Gestaltung des öffentlichen Raums wie in Architekturfragen" ist nicht im geringsten zu widersprechen. Allerdings sei angemerkt, dass Künzelsau nicht in Schwaben liegt, sondern dem hohenlohisch-fränkischen Siedlungsbereich angehört. Die fränkischen Städte haben sich insgesamt mehr Ursprünglichkeit und gestalterische Stimmigkeit bewahrt als die schwäbischen, aber der gesamtdeutsch zu beobachtende Niedergang der Stadtbaukunst nach dem 2. WK ist natürlich auch an Künzelsau nicht vorübergegangen.

  • Ich sehe es ähnlich. Künzelsau ist geradezu typisch für den im "Ländle" leider häufig zu beobachtenden, völlig sorglosen bis rigiden Umgang mit historischer Bausubstanz. Was den wirtschaftlichen Interessen im Wege steht, wird einfach abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Die negative Entwicklung, die bereits in den 1970er Jahren mit der Altstadtsanierung begann, hat sich leider bis in unsere Zeit fortgesetzt. Erst vor wenigen Jahren wurden etliche Häuser im so genannten Honigszipfel, einem alten Handwerkerviertel, abgebrochen und neu bebaut.

    Hier die wenig gelungenen Neubauten am Schlossplatz:

    http://www.kuenzelsau.de/ceasy/modules/…hp5%3Fid%3D1388

    Weitere alte Häuser verschwanden 2009 in der Keltergasse:

    http://www.stimme.de/hohenlohe/nach…art1912,1582463

    Auch die Hauptstraße verändert zunehmend ihr Gesicht. Etliche denkmalwerte Fachwerkbauten wurden in der letzten Zeit vernichtet, darunter 2009 das denkmalgeschützte Haus Kurrle, ein unter Denkmalschutz stehendes, verputztes Fachwerkgiebelhaus (Hauptstraße Nr. 22):

    http://www.stimme.de/storage/pic/al…HAUSKAUF002.jpg

    Es musste dem Hotel Anne Sophie weichen:

    http://www.stimme.de/hohenlohe/nach…;art1912,128270

    http://www.stimme.de/hohenlohe/nach…;art1912,544017

    http://www.stimme.de/hohenlohe/nach…ie;art1912,7032

    Zitat: Bernd Hermann rechnet mit Kosten in Höhe eines „nicht unerheblichen
    zweistelligen Millionenbetrags“ und mit dem einen oder anderen
    Bürgerprotest wegen des Abbruchs des Hauses Kurrle. „Wenn wir es nicht
    machen, macht es keiner, und das Haus vergammelt“, sagt er. Zumal das
    Konzept auch ohne das Gebäude umsetzbar sei, wie Carmen Würth betont:
    „Wer meint, er müsse es erhalten, soll es erwerben.“

    Schon 2006 verschwand das Haus Schöller, obwohl sich eine Gruppe von Bürgern für den Erhalt des äußerst stattlichen, ca. 400 Jahre alten Fachwerkhauses stark gemacht hatten:

    http://www.stimme.de/hohenlohe/nach…;art1912,788501


    Zitat: Immer wieder gab es Proteste, vor allem wenn vermeintlich historisch
    bedeutsame Gebäude wie das sogenannte Haus Schöller am Unteren Markt
    einem Neubau weichen mussten. „Die Diskussion ist nicht überall von der
    Einsicht geprägt, dass wir die Stadt fit machen wollen“, sagt Lenz (d. i. der Bürgermeister).
    Auch da gibt es grundsätzlich unterschiedliche Sichtweisen: Bürger,
    die sich um das historische Erbe der Ganerbenstadt sorgen einerseits,
    und solche, die sich mehr Leben in der Innenstadt wünschen andererseits.
    Der Stadtchef zählt im Spannungsfeld zwischen Historie und Zukunft in
    erster Linie auf das Landesdenkmalamt: „Wenn es irgendwie geht, machen
    wir das im Einvernehmen.“ Sprich: Wenn das Denkmalamt auf Erhalt pocht,
    wird die Stadt Folge leisten. Denkmäler Eines aber will der Bürgermeister definitiv nicht: eine Stadt
    als Museum mit Denkmälern, die niemand nutzt. Gerade da sei Künzelsau im
    Vergleich zu den Wettbewerbern in der Region im Nachteil. Anders als in
    ehemaligen Residenz-, Deutschordens- oder Freien Reichsstädten fehle es
    an Häusern mit großzügigem Zuschnitt.

    Zudem verschwanden 2004 die Häuser Hauptstraße 25 und 27:

    http://www.stimme.de/hohenlohe/nach…;art1912,408398

    Die Zerstörung des Stadtbildes setzt sich also unvermindert fort und schon bald wird von der Altstadt - mit Ausnahme einiger weniger herausragender Bauten - nicht mehr viel übrig sein. Und das Landesamt sagt offenbar zu allem hübsch ja und amen. Dass gerade die alten Bauten das Flair der Stadt ausmachen, hat von den Verantwortlichen offenbar niemand begriffen.

  • Der Herr Lenz ist ein typischer Vertreter der baden-württembergischen Bürgermeister, zumindest was die uns interessierende Problematik der historischen Bauten betrifft. Alle diese Bürgermeister betonen bei passender Gelegenheit, daß ihnen der Denkmalschutz und der Erhalt des kulturellen Erbes ein wahres Herzensanliegen ist. Doch oft folgt darauf ein "aber": "Denkmalschutz muß finanzierbar sein", "Wir dürfen die Menschen und ihre Bedürfnisse nicht vergessen", "Wir können aus der Altstadt kein Museum machen" usw. Wirklichen Schutz genießen in Baden-Württemberg nur die auffallenderen Baudenkmäler, wie die Schlösser, Kirchen und Rathäuser etc (entstellende Anbauten sind allerdings durchaus möglich). Bürgerhäuser dagegen interessieren die Verwaltung und leider auch die Bevölkerung viel weniger. Findet sich jemand, der ein altes und abbruchgefährdetes Haus denkmalgerecht saniert, sind ihm lobende Worte der Stadt und der Lokalzeitung sicher. Doch gibt es diesen Retter nicht - dann, so die Argumentation der meisten Baden-Württemberger, hat die Realität gezeigt, daß das Haus eben nicht zu retten ist. Leider ist das Wohnen in alten Häusern in Baden-Württemberg nicht in Mode und die Nachfrage nach Fachwerkhäusern hält sich in engen Grenzen. Ein sauberer Neubau, der womöglich ungefähr so aussieht wie der Vorgängerbau, erscheint dann als nötig und natürlich. Noch schlimmer als in den Städten ist übrigens die Lage in den Dörfern; in welchen Mengen dort Fachwerkhäuser abgerissen werden, ist kaum zu glauben.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (9. August 2014 um 20:47)