• im unzerstörten Celle hat auch die moderne Stadtplanung nicht halt gemacht.Mitten in die historische Fachwerk Altstadt hat man in den 60ern rücksichtslos und unsensiebel ein Kaufhausklotz gesetzt .Für ihn wurden mit Sicherheit viele intakte Häuser gopfert.Und dieser Klotz steht leider heute noch unverändert so da.

    Wikipedia sagt dazu:

    Zitat

    Im September 1929 eröffnete Rudolph Karstadt ein ab 1927 neu errichtetes, monumentales Karstadt-Warenhaus an der Poststraße inmitten der Fachwerkaltstadt, welches in seiner Fassadengestaltung ähnlich war mit dem Karstadt-Warenhaus am Berliner Hermannplatz. Die Celler Karstadt-Filiale wurde 1965 abgebrochen und durch einen flächenmäßig noch größeren, umstrittenen Kaufhausneubau nach einem Entwurf von Walter Brune ersetzt.

    Ich nehme an, dass beim Bau des 1929 eröffneten Gebäudes (Foto) bereits einige ältere Gebäude weichen mussten und nicht erst in den 60ern. Dennoch ist das heutige Gebäude natürlich unsensibel, soll aber angeblich selbst unter Denkmalschutz stehen (siehe hier). Mehr zur Geschichte des Ortes

  • Derselbe Stil wie in Bremen...

    schon damals ein Sakrileg. Man hätte allerdings schon diesen Bau unter Denkmalschutz stellen sollen, damit noch Schlimmeres verhindert würde.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Und zuletzt auf meiner Städterunde noch Celle. Ich kannte Celle gar nicht, null, was als gebürtiger Niedersachse auch schon wieder krass ist. Hatte ehrlich wieder nicht allzu viel erwartet, als wir dort Station machten auf unserer Radtour. Klar, ich kannte die Fotos der giebelständigen Fachwerkhäuser - aber ich hatte mich bzgl. der Fläche wie in Lüneburg massiv verschätzt. Die Altstadt ist bis auf den oben beschriebenen Karstadt im Prinzip geschlossen erhalten, ich habe auf einer orientierenden Runde fast keine Bausünden entdeckt. Auch Neubauten werden oft mit Fachwerkfassade gebaut und sind erst auf den zweiten Blick als Neubauten zu erkennen. Es handelt sich auch bei Celle um ein beeindruckendes Flächendenkmal, noch gewürzt durch das Schloss, das in vielen anderen norddeutschen Mittelstädten fehlt. Der Charakter ist für Norddeutschland atypisch "barock", wenn Ihr wisst, was ich meine, auch die Gründerzeit entsprechend häufig barockisierend, cremig, manchmal "süddeutsch" für den Laien.

    Stilistisch steht Celle nahezu perfekt und seiner geografischen Lage entsprechend zwischen den "richtigen" norddeutschen Altstädten wie Lüneburg oder Stade oder auch Lübeck und den sich weiter südlich anschließenden typisch (süd)niedersächsischen Fachwerkstädten. Interessant ist die sehr konsequente Giebelständigkeit fast aller Häuser.

    Auch hier wieder nur 3-4 Schnappschüsse bei mäßigem Licht, deshalb nicht in der Galerie:

    Wirklich nicht sehr selektiv fotografiert, einfach draufgehalten, so sieht das dort auch in den Parallelstraßen aus.

    Noch das Schloss:

    Blick zurück Richtung Altstadt:

    Hinzu kam wie in Lüneburg und sogar in Verden die große Lebendigkeit, viele Menschen unterwegs, auch später abends noch, kaum erkennbarer Leerstand, insgesamt anscheinend ganz gut funktionierende Städte.

  • Schuhstraße 18 wird aufwändig saniert:https://celler-presse.de/2021/05/26/spe…chuhstrasse-18/

    Und als wäre der autogerechte Ausbau des Nordwalls nicht schon schlimm genug, gedenkt man jetzt die abgerissene Randbebauung durch spektakuläre Neubauten zu ersetzen. Das wäre wirklich eine komplette Katastrophe für das Stadtbild!

    https://www.cz.de/Celle/Aus-der-…l-und-Wohnungen

    Und ja, jetzt bekommt auch Celle endlich seine Hafencity:https://www.hofschroeer-projektbau.de/aktuelle-proje…afen-celle.html

  • Und als wäre der autogerechte Ausbau des Nordwalls nicht schon schlimm genug, gedenkt man jetzt die abgerissene Randbebauung durch spektakuläre Neubauten zu ersetzen. Das wäre wirklich eine komplette Katastrophe für das Stadtbild!

    Allerdings.

    Der verlinkte Artikel steckt hinter der Bezahlschranke. Ich lese aber in der Einleitung:

    Zitat

    Das 33-Millionen-Euro-Projekt versetzt die Politik in Staunen.

    Ich hoffe mal, die Stadtpolitiker staunen darüber, was für ein hässlicher 08/15-Mist ihnen in da angeboten wird, um diesen in das Stadtbild zu klotzen. Gibt es keine engagierten Altstadtfreunde in Celle, die laut protestieren? Dieser Bau sollte unbedingt verhindert werden. Statt dessen ist eine Bebauung vorzuziehen, die sich kleinteilig präsentiert und der gegenüber liegenden historischen Bebauung besser anpasst.

  • Oh ja?,dies ist eine architektonische Provokation 1.Ranges in der so schön erhaltenen Stadt Celle.

    Auf jeden Fall muss man in der Stadt auf diesen schrecklichen Entwurf entsprechend reagieren.

  • Recht schöne Altstadterweiterung in Celle, die auf den Namen "Strohballenhaus" hört. Als Lage wird die Bergstraße 25 a+b angegeben. Ich habe erst einen mittelschweren Schock bekommen, da ich dachte 2 Fachwerkbauten westlich vom Südwall sollen abgerissen werden, aber es handelt sich um ein Grundstück weiter östlich: hier. Soweit mir bekannt befand sich dort bisher ein Parkplatz. Sieht doch vergleichsweise ansprechend aus, für eine Stadt die mal den Abriss der Hälfte ihrer Fachwerkhäuser diskutiert hat ...

    3478_230_1_g.PNG?1633673769

    (c): e 3 Architekten Hannover

    Weitere Informationen hier: klick.

    Zum Silogebäude:

    Für die Umnutzung des Silogebäudes in der mittlerweile weitestgehend fertiggestellten Celler "Hafencity" (Allerinsel) gibt es, auch 10 Jahre nach Überlegung den Bau in ein Hotel umzuwandeln, offenbar noch immer kein tragfähiges Konzept. Es handelt sich um dieses Gebäude: klick. Falls jemand andere Informationen hat, wäre ich für eine entsprechende Wortmeldung sehr dankbar.

  • Und ich empfinde das als dummen Schrott von a bis z.

    Erst einmal muss man sagen, dass sich das Projekt nicht in der unmittelbaren Altstadt befindet, in einem Bereich in dem ein öffentlich zugängliches Erdgeschoss nicht mehr zwingend erforderlich ist. Und ich finde, dass man sich mit der Fassade aus Holz schon Mühe gibt, angepasster als in früheren Zeiten zu bauen. Zumindest ich kann diesen Versuch honorieren. Das ist jetzt vielleicht nicht der ganz große Wurf, aber das passt eigentlich ganz gut zum wahren Fachwerkeldorado Celle (das ich aufgrund der räumlichen Nähe ziemlich gut kenne) und gefällt mir erheblich besser als die ebenfalls noch recht neue Bebauung gegenüber, auch wenn dessen Erdgeschoss weniger abweisend ist.

    Interessanter als den Entwurf finde ich allerdings dein vernichtendes Urteil. Das ist mir schon bei mehreren Usern hier aufgefallen, dass alles was nicht völlig den eigenen Wünschen und Vorstellungen entspricht kompromisslos abgeurteilt wird. Immerhin sprichst du davon, dass es sich um deine persönliche Empfindung handelt. Ich persönlich begrüße halt Bemühungen die Modernes, behutsamer als in früheren Zeiten, mit gewachsenen Strukturen zu verbinden versuchen. Aber die Menschen sind halt verschieden. Mir täte halt die Wahrung von etwas mehr Verhältnismäßigkeit gefallen.

    Element7:

    Es war durchaus mal eine Hotelnutzung des Silos angedacht, siehe hier:

    Hotel im Speicher und Wohnen auf dem Friedhof
    CELLE. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen wurden zwei Vorschläge der Grünen für erledigt erklärt. In einer Anfrage sollte…
    celler-presse.de
  • Ich kann das vernichtende Urteil von Riegel auch nicht nachvollziehen. Vor allem empfinde ich es vollkommen unangemessen, alles zu beschimpfen, was nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Wenn man Kritik sachlich äußern würde, könnte man sich auch adäquat mit den verschiedenen Argumenten auseinandersetzen.

    Ich kenne Celle nun auch sehr gut und kann mit der Lösung hier am Rande der Altstadt sehr gut leben. Die Giebelform und die Materialwahl passt sich der Umgebung gut an. Die weniger gelungene geschlossen Form des Untergeschosses und der Überstand der darüberliegenden Geschosse ist wohl dem Platzmangel geschuldet, der dort herrscht. Wir würden uns glücklich schätzen, wenn die meisten Projekte zumindest diese Qualität aufweisen würden.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Wir würden uns glücklich schätzen, wenn die meisten Projekte zumindest diese Qualität aufweisen würden.

    Genau so ist es. Das ist ein Bau aus Holz, Stroh und Lehm, der versucht zwischen modernen Wohnansprüchen und dem gewachsenen Stadtbild Celles zu vermitteln. Und solche Bemühungen sollte man in einem Forum wie diesem auch honorieren, wenn man was verändern will. Alles andere ist für die Ziele dieses Forums kontraproduktiv.

  • Das mit der Nutzung des Silos als Hotel ist wohl irgendwie an mir vorbeigegangen. Aktuell plant Barilla aber nicht das Silo aufzugeben.

  • Bin an sich solchen modernistischen Nachempfindungen nicht immer abgeneigt, muss aber sagen, dass mir das konkrete Beispiel überhaupt nicht gefällt und in seiner demonstrativen Naivität das Riegelsche Verdikt "dumm" sozusagen herausfordert. Die Riesenfenster, unten noch dazu in die Breite gelagert, wirken wie ein Hohn auf die gotische Form. So billig und versatzstückartig lässt sich das Mittelalter nicht adaptieren oder verarbeiten, in solchen Fällen ist "richtige Moderne" mE der bessere Weg. Diesen Satz:

    Wir würden uns glücklich schätzen, wenn die meisten Projekte zumindest diese Qualität aufweisen würden.

    würde ich daher nicht unterschreiben. Natürlich ist evident, dass sich der Architekt dabei "etwas gedacht" hat, aber herausgekommen ist in meinen Augen eine ziemliche Geschmacksverirrung. Ehrlich gesagt gefällt mir da der Karstadt um vieles besser, aber bitte das nicht misszuverstehen: ich weiß, dass der inmitten der Altstadt steht und weitaus schädlicher ist. Natürlich kann man mit den drei Häuslein anstellen eines Parkplatzes leben, es ist nichts passiert, und einige finden das sogar gelungen, was sicher gewissermaßen für die Qualität spricht. Mein negatives Urteil ist rein geschmacklicher Natur und drüber kann man streiten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Für ein wirklich nachhaltiges Bauen fehlt hier einfach eine nachhaltige Ästhetik, um mal dieses überstrapazierte Wort zu bemühen. Wenn ich es richtig lese stimmt hier mal -ausnahmsweise- die Materialwahl, aber zumindest auf der Visualisierung ist es nichts anderes als modernistischer, zeitgeistiger Schrott, hier ist Riegel zuzustimmen. Die Punkte wurden genannt: das abweisende, ungegliederte Erdgeschoss, die scheinbar darüber schwebenden „Kästen“, der Materialbruch, die übergroßen Fenster zur Straße hin (wie nachhaltig ist das eigentlich, weiß man doch, dass keiner gerne im Schaufenster lebt und es wahrscheinlich nicht lange dauern wird, bis irgendein Sichtschutz angebracht wird), das Solardach(?), zumindest aber ein schwarzes Dach, das man in der Altstadt sehr selten findet und offensichtlich eine Entsprechung beim modernistischen Bau gegenüber hat, die Vollverkleidung der aufgesetzten Häuser, die ja wohl in Celle auch keine Entsprechung findet etc etc

    Aber: sollte man als Investor zum Zuge kommen, kann man laut Broschüre immerhin bei Farbe und Dimension der Rhombusleisten und der Faschen „kreativ“ werden :)

    Zu loben ist, dass die Stadt hier in Vorleistung geht und der „Behördenkram“ wohl schon abgeschlossen ist und man „nur noch“ den passenden Investor sucht. Keine Ahnung, ob sich das rentiert bei den Preisen (man hofft schon auf Genossenschaften), und falls man dann doch Änderungswünsche hat, ob das ganze dann auch so schnell geht oder ob man sich dann ganz schnell im Behörden- und Genehmigungsdschungel wiederfindet Bewerbungsschluss: Ende Januar.

  • ... aber zumindest auf der Visualisierung ist es nichts anderes als modernistischer, zeitgeistiger Schrott, hier ist Riegel zuzustimmen.

    Ehrlich: Ich finde es bemerkenswert, wie oft in diesem Forum persönlichen Ansichten als allgemeingültige Wahrheiten dargestellt und mit welcher Wortgewalt sie vorgebracht werden.
    Mich erinnert das Projekt an zeitgenössische Bauten in Skandinavien. In Deutschland fällt mir zuerst die "Bretterbude" in Heiligenhafen ein. Ein ziemlicher Klotz mit Holzfassade, aber irgendwas muss der Bau richtig machen, denn er wird gut angenommen.
    Auch meiner Meinung nach sind beim Celler Entwurf die Fenster-Proportionen zur Straße hin nicht perfekt. Aber zumindest die Ausgestaltung der EG-Zone lässt sich noch nicht abschließend beurteilen.

    Was man aber mit absoluter Sicherheit sagen kann ist, dass eine baldige Kehrtwende der Gegenwartsarchitektur hin zu klassischem Bauen nicht zu erwarten ist. Dieses Forum wird sich also auch langfristig ausschließlich um Sanierungsprojekte, einige wenige Rekonstruktionen und kantige neoklassizistische Bauten Berliner Prägung drehen.

    Meiner Meinung nach ist es sinnvoll Projekte wie diese positiv zu begleiten und die Schwächen der Entwürfe mit einem Augenzwinkern zu kommentieren.

  • Dass sich die Gebäude nicht in der unmittelbaren Altstadt befinden werden, empfinde ich als einzigen Pluspunkt dieser Bauten. Anders als einige Foristen sehe ich nicht, dass sie sich gut in die Bebauung einfügen. Aber eben, sie stören aufgrund ihrer Lage nicht, sind aber dennoch ein Armutszeugnis für die zeitgenössische Architektur. Wäre ich Architekt, würde ich mich für diesen Entwurf schämen und tunlichst vermeiden, meinen Namen damit zu verbinden (ja, ich weiß, Schamgefühl ist in der heutigen Zeit eine Untugend, selbst in Fällen, wo es berechtigt wäre). Wie dem auch sei: Das komplett auszublenden und wegen minimalsten Bezügen zur Umgebung schönzureden als wäre es in irgendeiner Form „vorbildlich“, finde ich etwas zu viel des Guten.