• Städtebaulich ist die geradezu winzige Siedlung in der Schackstraße eine gar nicht mal schlechte Lösung - sie schafft einen kleinen Platz und einen Durchgang zum Friedhof dahinter. Allerdings wurde nicht konsequent gearbeitet, der Hof ist gegen die Straße mit einem Zaun abgeriegelt und eher ein versiffter Zwischenraum zwischen den Häusern.

    Architektonisch geht es einigermaßen in Ordnung, weitere Wohnanlagen Haeslers in Celle zeigen, dass er sowohl Besseres - die durchaus gelungene Siedlung am Italienischen Garten - als auch Schlechteres - die furchtbare Vorausahnung der Nachkriegs-Großwohnsiedlungen am Sankt-Georg-Garten - hervorgebracht hat.

    Résumé: Keine sonderlich tollen Bauten, aber ich bezweifle, dass etwas Besseres nachkommen würde, und die städtebauliche Lösung ist es wert, erhalten zu werden - unter der Maßgabe, dass man offensichtliche Fehler korrigiert.

    PS: Ich warte immer noch auf eine Siedlung der 20er, die gegen meinen persönlichen Favoriten - die Siedlung am Grüngürtel in Düren (1,2) - ankommt. ;)

  • Die Siedlung am Grüngürtel in Düren ist ja genial, kannte ich noch gar nicht! Dagegen würde ich die Böttcherstraße in Bremen in die Runde werfen. Wobei das freilich nicht als Siedlung auf der grünen Wiese gelten kann, sie befindet sich ja mitten in der Innenstadt. :D

    Gerade Wien z.b. hat da aber auch sehr gelungene Beispiele aus der Zwischenkriegszeit. Ich denke etwa an den Marxhof.

  • Mir sagt da eher die Ermisch-Wohnsiedlung (1, 2, 3) in Berlin-Spandau, Falkenhagener Feld, zu.

    Wie sieht es mit einem eigenen Thema (Sozialer Wohnungsbau?/ 20er-Jahre Wohnungsbau?) aus? Die letzten Beiträge haben nun eigentlich nichts mit Celle zu tun.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • An der Kanzleistraße entsteht auf einer als Ratsherrenparkplatz bezeichneten Baulücke derzeit ein Neubau:https://celleheute.de/stadt-bestaeti…ngen-entstehen/
    Mit Ausnahme der in diesem Artikel präsentierten Zeichnung konnte ich bislang keine Entwürfe finden:https://www.cellesche-zeitung.de/Celle/Aus-der-…en-statt-parken

    Sehr gut sieht das Ganze aber nicht aus! Von mir aus hätte die Fläche unbebaut bleiben können.

  • Die Lücke ist aber besser so. So bleibt etwas von der Sicht auf das Fachwerk erhalten. Möglichenfalls ist es für die Durchlüftung der Wände auch besser. Außerdem hat mindestens das rechte Haus ja im Dachgeschoss erkennbar Fenster zur Seite, die nicht zugebaut werden können.

    Der Neubau passt sich zumindest in der Höhe an und hat ein steiles Dach. Ansonsten ist er architektonisch aber leider keine große Nummer. Einige asymetrisch angeordnete Fenster und asymetrisch angeordnete Dachgauben bei einem First, der keine gleiche Höhe aufweist. Und wenn die Linien auf der Fassade große (Metall-)Platten andeuten sollen, dann dürfte das ein stark konstrastierendes Element zu den Fachwerk-Nachbarn darstellen.
    Fazit: 50:50 mit Tendenz zu Schrott.

  • Der Neubau in der Kanzleistraße ist fertig:https://celleheute.de/neubau-der-celler-kanzleistrasse

    Wirklich grausam! Es wäre wirklich besser gewesen, diesen Platz frei zu lassen!

    Den Autoren (sic!) der Celler „architekturMEILE", Künstler und Haesler-Kenner, Dietrich Klatt, überraschen solche Reaktionen nicht. „Das ist noch radikaler als die Bauhauszeit", sagt er mit Blick auf die Kanzleistraße 12. Auch die Häuser im Stil des Neuen Bauens des Architekten Otto Haesler trafen in der Zeit ihrer Entstehung auf wenig Akzeptanz in der Bevölkerung. „Und hier handelt es sich um ein sehr mutiges und gelungenes Bekenntnis zu Bauten des 21. Jahrhunderts“, zeigt sich Klatt überaus beeindruckt von dem neuen Bestandteil des denkmalgeschützten Altstadtensembles, das im Auftrag des Projektentwicklers „Gessner und Raap“ errichtet wurde.

    Was bitte ist denn daran mutig? Unverfroren und rücksichtslos trifft es wohl eher!

    Auf den Laien wirkt das Erscheinungsbild, als habe es keinen Bezug zum bereits Bestehenden. Doch dem Kenner der Materie erschließt sich die harmonische Eingliederung. „Das fügt sich ein“, sagt der langjährige Vorsitzende des mittlerweile aufgelösten Kulturkreises Fachwerk, Dietrich Klages, „das ist kein Klotz, man findet unter anderem durch die senk- und waagerechte Strukturierung Elemente der vorhandenen Bausubstanz wieder“, zeigt sich auch Klages sehr angetan. Weder Klages noch Klatt kennen die Leitideen des Architekten, und doch stimmen die Aussagen der beiden Experten mit den Äußerungen von Jürgen Otto überein. „Mir gefällt, dass die Farbigkeit der Nachbargebäude aufgenommen wurde, die Fensterzeilen werden fortgeführt und die Fassadenhöhe wurde ‚runtergetreppt‘, da wurde ein Übergang geschaffen“, sagt Klages. Die Form des Daches und die Farbe der Ziegel sagen beiden Experten gleichermaßen zu.
    Natürlich, Laien können das ja gar auch nicht beurteilen, was passt, das bliebt wohl nur Kennern vorbehalten. Was für ein Geschwurbel!!!

  • Ravensberger,viiiiiel schlimmer als dieser eher kleine Neubau mit "selbstbewusster Architektursprache"ist das Kaufhaus(Kaufhof) das seit den 60er architektonisch für die Celler Innenstadt eine Zumutung ist.Oder besitzt der monotone Kaufhausklotz etwa auch eine "selbstbewusste Architektursprache"die wir nur nicht sehen und verstehen?:wie:Ich weiß nicht warum man inzwischen diesen architektonischen Misstand (Kaufhof Fassade)nicht endlich mal der Altstdt etwas angepasst hat?Ja,die modernen Architekten und Planer reden sich ihre Architektur schon zurecht mit eben solchen wohlklingenden Worten wie"selbstbewusste Architektursprache,mutige Architektur......:kopfschuetteln:Es ist einfach ein Trauerspiel das die Stadtveratwortlichen noch immer so eine Sichtweise zu Altstädten haben wie in den 60er/70er Jahren. Viele Zeitgenossen wollen auch heute mit solchen provozierenden"mutigen Neubauten"wohl bewusst oder vielleicht auch etwas demonstrativ weiterhin nicht aus den Fehlern des Städtebaus jener Zeit lernen.

  • Ich weiß nicht, ob es etwas bringt, den Neubau durch den natürlich berechtigten Verweis auf angeblich noch viel schlimmere Bausünden der 60er Jahre in Schutz zu nehmen.

    Auch zu diesem Kaufhof (siehe hier) könnte ich schreiben, "dass die Fachwerkstruktur durch das Muster miteinander verknüpfter vertikaler und horizontaler Linien sensibel aufgenommen wird. Auch die Farbauswahl orientiert sich am historischen Erscheinungsbild der Altstadt. Hinzu tritt die durch die Erker-artigen Ausbuchtungen geschaffene kleinteilige Anmutung."

    Na, bin ich gut? Eigne ich mich als Architekten-Presseprecher?

    Falls Ihr das nicht so sieht, seid Ihr eben dumme Laien, die von Kunst und Kultur keine Ahnung haben. :tongue:

  • Zitat von Celle heute

    Die Fassade des Neubaus in der Kanzleistraße ist seit Anfang der Woche für alle zu bestaunen.

    „Gibt es das auch in Schön?", lautet eine Reaktion. „Es muss ja nicht unbedingt Fachwerk sein, aber das wirkt doch wie von der Stange", eine andere. „Wie bekommt man dafür eine Genehmigung vom Denkmalschutz?", heißt es von dritter Seite. Den Autoren der Celler „architekturMEILE", Künstler und Haesler-Kenner, Dietrich Klatt, überraschen solche Reaktionen nicht. „Das ist noch radikaler als die Bauhauszeit", sagt er mit Blick auf die Kanzleistraße 12.

    Auch die Häuser im Stil des Neuen Bauens des Architekten Otto Haesler trafen in der Zeit ihrer Entstehung auf wenig Akzeptanz in der Bevölkerung. „Und hier handelt es sich um ein sehr mutiges und gelungenes Bekenntnis zu Bauten des 21. Jahrhunderts“, zeigt sich Klatt überaus beeindruckt von dem neuen Bestandteil des denkmalgeschützten Altstadtensembles, das im Auftrag des Projektentwicklers „Gessner und Raap“ errichtet wurde.

    Die Selbstüberschätzung mancher kann man auch einmal höflich ausgedrückt als reichlich naiv bezeichnen. Des Kaisers neue Kleider...aber gegen Dummheit ist bekanntlich kein Kraut gewachsen und wenn die "Schneider des Kaisers" einem auch immer und immer wieder einzureden versuchen...dieses Haus ist nicht nur hässlich, es bleibt auch in Zukunft nackt! Die Vergewaltiger des Stadtbildes werden zumindest beim Namen genannt. Vielleicht bewerben sie sich einmal um ein "kaiserliches" Bauvorhaben in Prag...wenn sie die dort noch reinen Kindermeinungen nicht scheuen ;). Ach ja, auch ein "richtiges" Bauhaushäusl würde dort auch nach 100 Jahren fehl am Platz sein ungefähr wie ein Fachwerkhaus mitten in Halle Neustadt. Manche haben wirklich keine Ahnung, aber davon dafür reichlich viel. Die Nachbarn links und rechts tun mir leid, ist deren Liegenschaft nun um ca 10% weniger wert wegen "Abschlag aufgrund unharmonischer Bebauung" wie ich das bereits einmal in einem Sachverständigen Gutachten las!

  • Das hat mich jetzt überzeugt, Heimdall. Komisch, dass mir dieses so stringente städtebauliche Konzept bei meinem seinerzeitigen Besuch in Celle offenbar völlig entgangen ist. Ich war damals regelrecht empört. Aber auch dem verlinkten Bild schaut das doch wirklich nicht schlecht aus. Jedenfalls eine höchst innovative und mutige Neuinterpretation, die sich bei aller Lust am Kontrast formal überzeugend eingliedert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Am vergangenen Sonntag gab es einen Tagesausflug nach Celle. Da viele der Forums - Teilnehmer diese herrliche Fachwerkstadt sicherlich kennen, gibt es nur eine kleine Auswahlan Bildern (mit besonderen Bonbons...):

    Alle Bilder von mir 12. Juli 2020

  • Allerdings fiel mir im vorbeifahren eine großflächige Baustelle der Nordumgehung auf. Vom Auto aus war es so schnell nicht möglich, irgendwelche Bilder zu machen. Deshalb habe ich recherchiert und das hier gefunden:

    https://celleheute.de/nordwall-letzt…wird-abgerissen

    https://celleheute.de/celler-nordwall-abriss-verzoegert-sich

    https://www.cellesche-zeitung.de/Mehr/Bilder/Fo…ll-hat-begonnen

    https://celleheute.de/eilantrag-besc…-unrechtmaessig

    Ohne Worte!!! :wie:

  • Weil die Bundesstraße die Altstadt leicht tangiert und Platz für eine (!) Spur fehlt, wird mal eben eine ganze Straßenseite abgerissen? Ich dachte, die 70er sind lange vorbei. Die Bundesstraße einfach auf südlich der Altstadt verlaufende, genügend breite Straßen zu verlegen fiel wohl niemandem ein?

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  • Verdrehte Welt. Bei uns bauen sie überall Straßen zurück, schaffen Parkplätze ab, machen Fahrradstraßen daraus (ob das einen Sinn macht, steht auf einem anderen Blatt Papier). Und dort findet ein Flächenabriss für die autogerechte Stadt statt. eye:)

  • Immer noch die "Autogerechte Stadt"?! Nichts gelernt?

    Übrigens, ein ganz ganz großartiges Buch: Fachwerkhäuser-- Verzierungen an niederdeutschen Fachwerkbauten und ihre Entwicklung in Celle, von Hans-Günther Bigalke, 2000, Schlütersche GMBH Verlag und Druckerei.

  • Ebenfalls sehr empfehlenswert:

    Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs und des Bomann-Museums Celle, Band 28:
    Fischer, Gernot:

    Celler Baudenkmale
    Celle 2000, 240 Seiten

    (ISBN 3-925902-40-6) 5,00 €

    https://www.amazon.de/Celler-Baudenk…r/dp/3925902406

    Das kleine, äußerst informative Büchlein enthält alle wichtigen Celler Bauwerke. Wirklich ein Schnäppchen! Hier kann man es bestellen:http://www.bomann-museum.de/Information/Publikationen