Rudolstadt (Galerie)

  • Angeregt durch Karaseks hübsche Photos möchte ich seine Serie über Rudolstadt ein wenig mit eigenen Aufnahmen ergänzen.

    Soweit ich mich noch richtig erinnern kann, sind meisten der zuerst folgenden Aufnahmen bei einem Rundgang von Westen nach Osten im wesentlichen in der Marktstraße, dem Markt und der Kirchgasse aufgenommen worden ( http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=rudolstadt&sll=51.151786,10.415039&sspn=22.009492,67.456055&ie=UTF8&ll=50.721446,11.337944&spn=0.005407,0.016469&t=h&z=17\r
    maps.google.de/maps?f=q&source=s ... 9&t=h&z=17 )

    Ein Platz am westlichen Ende der Marktstraße...

    ...mit folgendem Haus mit Jugendstilbemalung, das auch Karasek schon von einer anderen Perspektive gezeigt hat...



    ...und auch in folgendem Bild der Marktstraße im Hintergrund rechts ansatzweise zu erkennen ist:



    Die Marktstraße führt erwartungsgemäß zum Marktplatz, den Karasak schon genauer gezeigt hat. Vom Marktplatz nur noch ein Photo vom neuen Rathaus an der Nordseite des Rudolstädter Marktplatzes, welches in seiner heutigen Form im Jahr 1912 entstand. Damals erhielt das ehemalige, schmucklose Amtsgebäude, das aus dem 17. Jahrhundert stammte, seinen prägnanten Turmanbau und als Verzierung einen Erker im Renaissancestil:



    Hier ein Blick in die Marktstraße in östlicher Richtung:



    Nördlich vom Marktplatz befindet sich das spätgotische Alte Rathaus von 1524, dessen Turm die Rudolstädter Altstadt überragt und das im 18. Jahrhundert mehrfach verändert wurde:

    Das Nachbarhaus:

    Nun einige Impressionen (vermutlich aus) der Kirchgasse, die zur Stadtkirche führt:







    Fortsetzung folgt...

  • Die Stadtkirche St. Andreas in der heutigen Form geht auf das 15. Jahrhundert zurück, wobei insbesondere nach Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert und dem Dreißigjährigen Krieg bedeutende Änderungen Innen und Außen vorgenommen wurden.

    Hier noch einmal eine Gesamtsicht der Südfassade mit dem ansatzweise zu erkennenden von Karasek schon gezeigten Hauptportal und dem Renaissanceturm mit Barockhaube:

    Nun das Innere der Hallenkirche, welche auch die für protestantische Kirchen typischen Emporen aufweist:



    Dass die Kirche zudem nicht nur einfache Stadtkirche, sondern Kirche eines Herrscherhauses ist zeigt folgender Fürstenstand aus dem 17. Jahrhundert in der Form eines naturalistischen Stammbaums der Schwarzburger Grafen:



    Hier der Hauptaltar von 1636 mit spätgotischen Bildtafeln...

    ...die ebenfalls 1636 geschaffene Kanzel, rechts daneben das üppige Epitaph von 1587 für die Familie Schönfeld...

    ...und die Rücksicht auf die Orgel von 1636, die 1882 überarbeitet wurde:



    Abschließend die im Erdgeschoss des Turms gelegene Gruft mit einem Doppelsarkophag des damaligen Grafenpaares von 1708:



    Von der Stadtkirche aus geht es in westlicher Richtung den Berg hinauf...

    ...an diesem klassizistischen Horentempel vorbei...


    ...auf die untere Schlossterasse mit dem sog. Schallhaus in der Mitte und dem Turm der Stadtkirche im Hintergrund:



    Noch ein paar Stufen hoch und man gelangt auf die obere Terasse des dreiflügigen Schlosses, mit dem Marstall auf der hinteren rechten Seite:

    Dreht man sich um, blickt man direkt auf diesen sog. Schönen Brunnen:

    Fortsetzung folgt...

  • Nun noch einige weitere Ansichten des barocken Schlosses Heidecksburg:



    ...hier u.a. des älteren vorbarocken Nordflügels, an den eine der herrlichen Barockfassaden anlässlich der Erhebung der Schwarzburg-Rudolstädter Grafen in den Reichsfürstenstand 1710 und eines Schlossbrandes 1735 angefügt wurde:



    Beim barocken Umbau wurden auch einige sehr sehenswerte Prunkräume geschaffen, die leider nicht photographiert werden dürfen ( http://www.thueringerschloesser.de/content.asp?xp…=502&mID=&lang= )

    Vom Schlossinnern habe ich lediglich Photos der Eingangshalle...





    …und der sog. Porzellangalerie, einem rippengewölbten Saal des 15./16. Jahrhunderts...





    ...und dem zu den Prunkräumen führenden Treppenhaus mit Relieffeldern der neun Musen, das 1800 umgestaltet wurde:





    Das war`s.

  • Vielen Dank für die Bilder, MunichFrank! Die Stadtkirche mit ihrer frühbarocken Ausstattung (und Ausmalung!) ist ja wirklich hochinteressant - ein Glück, daß sich die Neugotik dort nicht ausgetobt hat. Allerdings würde mich mal interessieren, wie das Rathaus zu seinem grünen Anstrich gekommen ist; das soll doch nicht der Originalzustand sein, oder doch?

  • Hesse: Vielen Dank.

    Zur Kirche: Die Ausmalung ist eine in den 1960er Jahren wiederhergestellte Farbfassung des 17. Jahrhunderts, die 1879 durch eine neogotische Fassung übermalt wurde, die wohl auf folgendem Bildindex-Bild von 1929 zu erkennen sein müßte:


    Quelle: http://www.bildindex.de/bilder/mi13252b11a.jpg

    Zum Neuen Rathaus: Ich habe keine Informationen wie die ursprüngliche Farbfassung war. Wie auf folgendem Bild von vor der (sehr)späthistoristischen Anpassung 1912 zu erkennen ist, ist der grüne Bauteil rechts übrigens älteren Datums:


    Quelle: http://www.bildindex.de/bilder/mi02825d10a.jpg

  • Rudolstadt ist die ehemalige Haupt und Residenzstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Die Stadt liegt reizvoll gelegen im Thüringer Schiefergebirge. Hier ein Blick auf das Rathaus; nur der grün verputze Teil ist wirklich alt. Die linke Gebäudehälfte nach 1900. Ganz links oben, hinter der Baumkrone hervorlugend, gewahrt man den barocken Helm des einstigen Residenzschlosses Heidecksburg.


    Die ev. Stadt- und frühere Hofkirche:

    Das Hauptportal der Kirche (Renaissance):

    In den frübarocken Altar wurden gotische Tafelbilder übernommen:

    Ein Epitaph der Renaissance der damals noch gräflichen Familie. Die Erhebung in den Fürstenstand erfolgte erst im 18. Jahrhundert.

    Ein anderes Grabdenkmal mit einem "Stammbaum" mit Wappen

    Die Kanzel, deren Kanzelkorb von Moses (mit den Gesetzestafeln) getragen wird:


    Fürstliches, barockes Grabmal unter der Orgelempore. Die Fürstin Bernhardine von Schwarzburg-Rudolstadt, die hier ruht, hat um die 400 Kirchenlieder gedichtet, von denen zumindest noch eines, wenn nicht mehrere, sich noch im derzeitigen ev. Kirchengesangbuch befindet/befinden.


  • Die Heidecksburg, hoch über der Stadt gelegen, ist ein barock überformter Bau der Renaissance, der eine Dreiflügelanlage darstellt. Namentlich in den Seitenflügeln haben architektonische Bestandteile der Renaissance überdauert. Dennoch ist der Gesamteindruck barock. Die Repräsentationsräume stellen Meisterleistungen des Rokoko dar, die einem stark an süddeutsche, mainfränkische Innendekorationen, etwa der Würzburger Residenz erinnern.


    Renaissance-Portal am rechten Seitenflügel des Innenhofs:

    Barocker Garten-Pavillon.

    Überreste eines barocken Bassins im Garten:

    Ein barocker Prunkschlitten:

    Klassizistische Nachbildung der Ildefonsogruppe:

    Im Festsaal:



    Im Festsaal, oben rechts die Musikerempore

  • Die Musikerempore des Festsaals, die heute noch bei Konzerten genutzt wird. Dabei werden die Kerzen der Brüstung entzündet, was dann auf Stuck und Vergoldung beim Flackern der Kerzen einen herrlichen Schimmer und eine ganz wunderbare Stimung hervorruft.



    Leider wurden die Porzellane, die einst auf den Konsolen in der Nische
    standen, 1945 geplündert.



    Eine Geheimtüre in einem Gemälde:

    Räume von heiterer Eleganz:

    Im grünen Salon sind auf dem Gemälde die fürstlichen Kinder bei Hausmusik und Gesang zu sehen:

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (28. Mai 2016 um 22:32)

  • Das farbenfrohe letzte Bild kontrastiert mit der Vorstellung, die ich stets mit Rudolstadt verbinde. Unter den Städten Thüringens, in denen ich bisher war, besitzt Rudolstadt so ziemlich die schlechteste Assoziation. Rudolstadt verbinde ich mit schwarz-grauen Fassaden an dreckigen, staubigen Straßen. Niemals habe ich einen Ansatz von Lust verspürt, mich in dieser Stadt aufzuhalten und schon allein die Erwähnung der Heidecksburg habe ich wie einen Hohn aufgefasst. Schwer lastet auch der trostlose Eindruck von Schwarza (nomen est omen?) auf meinem Bild von Rudolstadt als einer völlig unattraktiven Stadt. Ich muss aber sagen, dass diese Stadt zu meinen ersten Eindrücken gehört, die ich vom Osten Deutschlands bekommen habe, wenige Jahre nach der Wende.

    Vor diesem Hintergrund mögen Berichte und Ansichten aus dieser Stadt auch ein Korrektiv sein, das einem die schönen Seiten der Stadt ins Bewusstsein rückt.

  • [...]Rudolstadt verbinde ich mit schwarz-grauen Fassaden an dreckigen, staubigen Straßen. [...]

    Diesen Eindruck hättest du kurz nach der Wende in so ziemlich jeder ostdeutschen Stadt gewinnen können. Für Westdeutsche muss das wie eine Zeitreise gewesen sein. Umso unglaublicher ist die in der Masse in kaum 10 Jahren gestemmte Aufbauleistung.

  • Ja, mir ist in Thüringen (das mir nächstgelegene und daher auch am besten bekannte Land im Beitrittsgebiet) aufgefallen, dass die einstige Grau-in-grau-Tristesse längst einer gewissen Farbenfrohheit gewichen ist und vor allem viele Gebäude saniert wurden, so dass das Erscheiningsbild bisweilen besser ist als in grenznahen Gebieten Oberfrankens. Diesen Eindruck, dass Thüringen nun weitgehend wieder gepflegte Ortsbilder besitzt, habe ich bereits 2005 gewonnen. Andererseits sind aber auch unzählige Altbauten verschwunden oder werden es noch in den nächsten Jahren tun...

  • In Rudelstadt gibt es das "Freilichtmuseum Thüringer Bauernhäuser", welches, wenn ich micht recht erinnere, schon 1913 eröffnet worden ist. Zwar sind es nur wenige Häuser, da der 1. Weltkrieg und die folgenden Notzeiten eine Erweiterung unmöglich machten. Doch geben die eingerichteten Räume ein anschauliches Beispiel über die bäuerliche Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts in Thüringen. Das erste Haus ist ein Fachwerkhaus, dessen Fachwerk man als "Thüringer Rechen" bezeichnet, womit die Brüstungszone unterhalb der Fenster gemeint ist:


    Der hier zu sehende Kachelofen hat im unteren Bereich links die sog. "Wasserblase".
    Wurde der Ofen beheizt, füllte man die Wasserblase mit Wasser und hatte alsbald
    warmes Wasser zur Verfügung. Über dem Ofen die Stangen zum Trocknen der Wäsche
    im Winterhalbjahr, wenn diese im Freien nicht trocken getrocknet werden konnte.
    Das warme Ofenbänckchen darf auch nicht fehlen.


    Eine ganz mit Holz vertäfelte Stube:



    Allerlei Küchengerät:

    Das Gestell mit den vielen Kuchenblechen, sicher auch für Speckkuchen, Salzkuchen und Flammenkuchen:

    Ein Thüringer Bauernhaus mit einer Galerie oder Laube, die Giebelseite des Hauses ist geschiefert,
    was auf eine Herkunft aus dem Thüringer Schiefergebirge schließen lässt:


    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (30. Mai 2016 um 10:48)

  • Thüringer Bauernhaus mit Bauerngarten:


    Ein Bauerhaus mit Schiebefensterläden:


    Diese Apotheke aus dem Rokoko stammt zwar bestimmt nicht aus einem Bauernhaus, ist aber in dem Museum untergebracht,
    und erinnert in ihrer frohen Farbigkeit doch auch an bemalte Bauernmöbel aus dieser Epoche:

    Blick in eine Schlafkammer mit Himmelbett von 1763 unter dessen Betthimmel" ein Engel mit einem Palmzweig gemalt ist.
    Da das Bett offenbar ein Ehebett ist, erinnert der Friedensengel daran, doch mit einander in Frieden zu leben.

    Esstisch in der Bauernstube: