Tausenden Kirchen droht der Abriss

  • Das neue Gemeindezentrum soll die Glocken (Töne f' a' c'' d'') der Bodelschwingh-Kirche (Hannover-Ledeburg) übernehmen, die demnächst ebenfalls entwidmet und abgerissen wird - dafür wird dieser Glockenträger benötigt. Das Geläut der Corvinuskirche wurde im Sommer ausgebaut (Töne e' g' a') und ist derzeit irgendwo eingelagert, soll wohl vermittelt/ verkauft werden. Es gab bereits eine interessierte Gemeinde, die aber wieder abgesprungen ist, deshalb wurde der Glockenträger bereits für das andere Geläut geplant (bezüglich Platzbedarf bzw. der Tragwerksberechnung genau darauf ausgerichtet).

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Beitrag in der FAZ zur De-Christianisierung Deutschlands.

    Momentan leider mit Paywall (- heute morgen noch nicht). Beschrieben wird die nachlassende kirchliche Bindung insbesondere in den mittleren und unteren Altersgruppen, die sich an die nächste Generation "weitervererbt" und zu einer weitgehenden Entkirchlichung führt. Vom nächsten Jahr an werden Christen mutmaßlich zum ersten mal in der Geschichte Deutschlands eine Minderheit sein.

    Nicht betrachtet wird dabei die besondere Rolle der Kirchensteuer, die - weltweit meines Wissens einzigartig - eine besondere Hürde für den Wiedereintritt oder Neueintritt in die Kirchen darstellt.

    Ebenfalls nicht eingegangen wird auf den Aspekt, das es sich m. M. nach mehr als nur um eine Abkehr vom Christentum handelt. Moslemische Gemeinden kämpfen mit einem ganz ähnlichen Problem, was lediglich durch Zuzug von Gläubigen kaschiert wird.

  • Beitrag in der FAZ zur De-Christianisierung Deutschlands.

    Nicht betrachtet wird dabei die besondere Rolle der Kirchensteuer, die - weltweit meines Wissens einzigartig - eine besondere Hürde für den Wiedereintritt oder Neueintritt in die Kirchen darstellt.

    Nicht ganz einzigartig, denn in Österreich wurde diese "tolle Errungenschaft" des Führers nach dem Krieg auch beibehalten wie so vieles andere auch. Dagegen treten die Gutmenschlein natürlich nicht auf. Aber das ist eine andere Geschichte. Weltweit gesehen wächst das Christentum zumindest jedes Jahr beträchtlich!

  • Die katholische Kirche hat das Feiern traditioneller, lateinischer Messen faktisch verboten - warum blos?

    Meiner Meinung nach war schon die weitgehende Abkehr von der lateinischen Messe ein schwerer Fehler. Man hätte den Gläubigen ja beides anbieten können - einen Sonntag so, einen Sonntag anders, und schauen können, was besser angenommen wird. Ohne Not wurde so vielen Gläubigen der Zugang zur Kirche nicht eben leichter gemacht.

    IMHO erschwert die deutschsprachige Gottesdienstgestaltung das meditative "Eintauchen" - ebenso wie nüchterne moderne Architektur.

    Die moslemische Konkurrenz hat es da einfacher: Die Liturgie ist selbstverständlich und weltweit arabisch.

  • Beitrag in der FAZ zur De-Christianisierung Deutschlands.

    Ebenfalls nicht eingegangen wird auf den Aspekt, das es sich m. M. nach mehr als nur um eine Abkehr vom Christentum handelt. Moslemische Gemeinden kämpfen mit einem ganz ähnlichen Problem, was lediglich durch Zuzug von Gläubigen kaschiert wird.

    Nicht nur die Religionsgemeinschaften kämpfen mit dem Problem.

    Viele Menschen wollen sich nicht mehr binden, verpflichten...Mitgliedsbeiträge zahlen usw.

    Dies betrifft über die Jahre fast alle Vereine, Parteien, Gewerkschaften, Freiwillige Feuerwehr usw. usw.

  • IMHO erschwert die deutschsprachige Gottesdienstgestaltung das meditative "Eintauchen" - ebenso wie nüchterne moderne Architektur.

    Hallo Helge,

    Das kann ich mit meiner ev.-luth. Prägung überhaupt nicht sagen. Die Deutsche Messe Martin Luthers habe ich immer als äußerst erhebend empfunden, gerade weil man die Inhalte versteht. Sofern sie natürlich vom Zelebranten würdig (und mit Eucharistie) gefeiert wurde. Leider wird das Feiern der Messe in den Lutherischen Kirchen, gerade was die Kirchenmusik betrifft, inzwischen sehr vernachlässigt. Gerade im Erzgebirge und Vogtland existiert eigentlich eine reiche Tradition der Liturgie, die, gerade zur Weihnachtszeit (Chöre, Kurrende) der katholischen Festlichkeit nicht nachsteht. Stattdessen war meine Feststimmung nach dem Besuch der örtlichen Christmette am frühen Morgen des ersten Weihnachtstages vollkommen dahin ob der traurigen Veranstaltung.

    Bei der Schwierigkeit, sich in modernen Bauten in entsprechende Stimmung zu versetzen, stimme ich dir schon eher zu.

    Grüße vom Frank.

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    Das kann ich mit meiner ev.-luth. Prägung überhaupt nicht sagen. Die Deutsche Messe Martin Luthers habe ich immer als äußerst erhebend empfunden, gerade weil man die Inhalte versteht. Sofern sie natürlich vom Zelebranten würdig (und mit Eucharistie) gefeiert wurde. Leider wird das Feiern der Messe in den Lutherischen Kirchen, gerade was die Kirchenmusik betrifft, inzwischen sehr vernachlässigt

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    Hallo Frank,

    ich stamme aus Hamburg und bin selber protestantisch geprägt aufgewachsen. Gottesdienste sind hier oben eine nüchterne Angelegenheit. Ein Ansprache auf einer nicht-interlektuellen Ebene findet kaum statt, und wenn es doch versucht wird, springt der Funke in der Regel nicht über. Als ich zum ersten Mal eine traditionelle katholisch-lateinische Messe in einer Kirche in Südtirol erlebt habe, war ich wirklich fasziniert - und das als Atheist, der ich mittlerweile im Grunde bin.

    Missa Tridentina (St. Ludgerus, Billerbeck, Münsterland)

    Wie gesagt, ich wende mich hier nur gegen das faktische Verbot dieser Form der Messe. Ich vermag für ein solches Verbot überhaupt keinen Grund zu erkennen. Warum nicht einfach den Gläubigen die Entscheidung überlassen?

  • Warum nicht einfach den Gläubigen die Entscheidung überlassen?

    Das überlässt die Kirche, vor allem die katholische, den Gläubigen doch seit Anbeginn ihres Bestehens nicht. Und den Menschen im Allgemeinen erst mal gar nicht.

    Das wäre ja wohl skandalös, wenn man den Leuten selbst überlassen würde, was sie glauben und welche Riten sie ausführen möchten... Da muss doch sofort eingeschritten werden... nono:):lachentuerkis:

  • Als ich noch in Stuttgart wohnte, also vor April 2012, wurde in St. Elisabeth in Stuttgart-West jeden Monat an einem Sonntag, die Hl. Messe in lateinischer Sprache gelesen, an den übrigen Sonntagen in deutscher Sprache. An diesen lateinischen Hl. Messen hatte ich öfters teilgenommen.

    Leider findet das, was man früher ein feierliches Hochamt nannte, wohl kaum mehr statt. Früher wurde dabei z. B. vom Priester in der feierlichen Form von vor dem II. Vaticanum, auch das Gedächtnis der Heiligen wie folgt gesprochen., hier die alte Übersetzung in die Deutsche Sprache:

    In heiliger Gemeinschaft ehren wir dabei vor allem das Andenken der glorreichen, allzeit reinen Jungfau Maria, der Mutter Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes wie auch seiner heiligen Apostel und Blutzeugen, Petrus und Paulus, Andreas, Jakobus, Johannes, Thomas, Jakobus, Philippus, Bartholomäus, Mattäus, Simon,Thaddäus; Linus, Kletus, Klemens, Xystus, Kornelius, Cyprianus, Laurentius, Crysogonus, Johannes und Paulus, Kosmas und Damianus und alle Deine Heiligen. Ob ihrer Verdienste und Fürbitten gewähre uns in allem hilfreich deinen Schutz und Beistand. Durch Christus unseren Herrn. Amen.

    Die Wandlungsworte zur Wandlung des Brotes erfolgten mit den feierlichen Worten des Priesters:

    Er nahm am Abend vor seinem Leiden Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände, erhob die Augen gen Himmel, zu dir, Gott, Seinem allmächtigen Vater, sagte Dir Dank, segnete es, brach es und gab es seinen Jüngern mit den Worten: Nehmet hin und esset alle davon: Das ist mein Leib.

    Analog waren die Worte zur Wandlung des Weines.

    In feierlichen Worten folgte das Gedächtnis des Erlösungswerks Christi,

    sodann die Bitte um die Annahme des Opfers:

    Schaue huldvoll darauf nieder mit gnädigem und mildem Angesichte und nimm es wohlgefällig an, wie du einst mit Wohlgefallen angenommen hast die Gabe Abels, deines gerechten Dieners, das Opfer unseres Patriarchen Abraham, das heilige Opfer und die makellose Gabe, die dein Hohepriester Melchisedech dir dargebracht hat.

    Demütig bitten wir Dich, allmächtiger Gott, dein heiliger Engel möge dieses Opfer zu Deinem himmlischen Altar emportragen vor das Angesicht Deiner göttlichen Majestät. Lass uns alle, die wir gemeinsam vor diesem Altare das hochheilige Fleisch und Blut Deines Sohnes empfangen, mit allem Gnadensegen des Himmels erfüllt werden. Durch Christus, unseren Herrn, Amen.

    Entsprechend feierlich folgte das Gedächtnis der Toten, die Bitte um Gemeinschaft mit den Heiligen, Apostel und Blutzeugen und feierlichem Abschluss.

    Dadurch, dass man sehr Vieles vereinfacht, modernisiert und herausgestrichen und weggelassen hat (man sagte, es sei zu salbungsvoll), verschwand leider auch die Feierlichkeit und die tiefe innere Empfindung, das sich Hineinversetzen können in die heilgen Geheimnisse. Der heutige deutsche Text hingegen erscheint mir dürr, glatt, ohne feierliche Erhebung. Vielleicht vergleichbar mit einem kostbaren reich gegliederten historischen Gebäude einerseits und im Gegensatz dazu im Vergleich mit einem modernen, glatten, schmucklosen Kubus.

    Die Schönheit der lateinschen Sprache ist unbestritten. Wer ihr aber nicht mächtig ist, hat das Problem, dass er Vieles nicht versteht. Früher gab es Gebetbücher, z. B. "den Schott", wo die Gebete links in lateinischer Sprache und rechts davon in deutscher Sprache standen. Das feierliche Hochamt in deutscher Sprache, wie früher (s. o.), gefällt mir genauso gut wie ein lateinisches Hochamt.

    Zu einem feierlichen Hochamt an den kirchlichen Hochfesten gehört auch die entsprechenden Musik, Orgel und/oder Orchester mit Solisten, z. B. eine Mozartmesse oder die Deutsche Messe von Franz Schubert. Auf ev. Seite nicht nur Werke von Bach, sondern auch von vielen Anderen, z. B. Schütz, Schein und Scheid etc.

    Aber auch ganz allgemein gehört der Gesang der Gläubigen in der Kirche mit dazu. Auch heute noc h berührt die Schönheit und Innigkeit der vertrauten alten Weihnachtslieder viele Menschen und schenkt ihnen Freude.

  • Gottesdienste sind hier oben eine nüchterne Angelegenheit. Ein Ansprache auf einer nicht-interlektuellen Ebene findet kaum statt

    Schrecklich. Nun, das sage ich als Süddeutscher, und daher ist es subjektiv. Wenn Ihr als "unterkühlte Norddeutsche" das gut findet und es Euch zusagt, dann gerne, es muss Eurem Wesen ja auch entsprechen. Das "Unterkühlte" ist ja nicht Schlechtes, absolut nicht. Aber wir mit unserer süddeutschen Gefühlswelt können damit halt einfach nicht viel anfangen. Das würde nicht lange gutgehen.

  • Schrecklich. Nun, das sage ich als Süddeutscher, und daher ist es subjektiv. Wenn Ihr als "unterkühlte Norddeutsche" das gut findet und es Euch zusagt, dann gerne, es muss Eurem Wesen ja auch entsprechen. Das "Unterkühlte" ist ja nicht Schlechtes, absolut nicht. Aber wir mit unserer süddeutschen Gefühlswelt können damit halt einfach nicht viel anfangen. Das würde nicht lange gutgehen.

    Nun, besonders gut anzukommen scheint die hiesige Praxis nicht. Die große Mehrheit der Gemeinden schrumpft und überaltert. Wodurch es im Resultat zu dem kommt, was Thema dieses Threads ist: Abrisse von Kirchen.

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    Es kommen Kirchenabrisse in Kaiserslautern, Mannheim vor. Darüber hinaus stehen jedoch 5400 Kirchenimmobilien im Südwesten auf dem Prüfstand. Für einen erheblicher Teil (wohl 1600) steht ein Verkauf oder Abriss im Raum.

  • Hier noch zwei Bilder

    Die sind aus diesem Artikel:

    https://www.moderne-regional.de/kirchen/1390-Wetzlar/

    Die Erhaltung ist wirklich in letzter Sekunde gelungen. Es gab schon einen potentiellen Käufer, der die Kirche abreißen und an deren Stelle Wohnhäuser bauen wollte. Die Kirche ist auch im inneren sehr stimmig. der Eindruck ist zwar durch den Einbau der Ikonostase verändert und die Kirche auch nicht mehr so weitläufig. Ich finde aber ungeachtet dessen, die Umgestaltung gelungen.

    Meine Meinung: Die Nutzung eines von ihrer Gemeinde nicht mehr benötigten Kirchenbaues durch eine andere (vorzugsweise christlichen) monotheistischen Religionsgemeinschaft ist allen anderen Nutzungen und in der Regel dem Abriss, vorzuziehen.