Die Domkirche zu Strängnäs - die schwedische Gotik von Anfang bis Ende (S) (Galerie)

  • [Alle die, die im Bilderrätsel-Strang mitgelesen haben, dürften nun schon in gewissem Maße über das Folgende informiert sein]

    Strängnäs ist eine Kleinstadt in Zentralschweden mit heutzutage etwa 12000 Einwohnern. Sie liegt am Mälaren, also im Kernland des mittelalterlichen Schwedens, und war dort neben der ersten Hauptstadt Sigtuna, der strategisch wichtigen Stadt Örebro, dem Bischofssitz Västeras und natürlich der den Mälaren nach Osten hin absichernden Burg und späteren Hauptstadt Stockholm einer der wichtigsten Orte.
    Der Legende nach versuchte um 1080 der heilige Eskil, ein heidnisches Opferfest auf dem heutigen Domberg zu verhindern, und wurde deshalb gesteinigt.
    Dieses Ereignis ist ursächlich für Strängnäs Bedeutung als Wallfahrtsort im Mittelalter, deutet aber mit dem Vorhandensein eines Opferplatzes auch auf eine frühe Bedeutung des Ortes hin; diese wird auch von verschiedenen Ausgrabungsbefunden gestützt.

    Die kirchliche Geschichte des Ortes begann um 1120 mit der Gründung des Bischofssitzes, knappe 100 Jahre später wurde zusätzlich noch ein Dominikanerkloster über dem Grab des Eskil errichtet.

    Der Bau des heutigen Doms wurde um 1250 begonnen, der Kernbau wurde kurz vor 1300 vollendet.

    Städtebaulich ergab sich hiermit eine höchst interessante Situation, denn die Dominkanerkirche und der Kernbau des Doms hatten im 13. Jahrhundert
    beinahe identische Grundrisse und vermutlich auch ein sehr ähnliches Aussehen, sodass die Stadtsilhouette an beiden Seiten von zwei fast gleichen, im Vergleich zu den damaligen Wohnhäusern riesigen Kirchen auf 2 Hügeln der Stadt dominiert wurde.

    Die Stadtrechte wurden Strängnäs erst 1336 gewährt; dies stellte jedoch eher den Abschluss als den Anfang eines wirtschaftlichen Aufschwungs dar und diente eher der Festigung der Stellung der Stadt.

    Die frühe Domkirche war eine dreischiffige Staffelhalle ohne Turm und klar abgegrenzten Chor; sie entsprach damit einem damals üblichen Bautyp der Region, von dem heute nur noch eine einzige Kirche erhalten ist; dies wäre die Marienkirche in Sigtuna (Bild ).
    Im 14. Jahrhundert begann man, entlang der Seitenschiffe Kapellen anzubauen, was der Kirche einen ungewöhnlichen, beinahe quadratischen Grundriss verschaffte. Um 1420 errichtete man den Turm; die Kirche hatte damals sicherlich gewisse Ähnlichkeiten mit der Storkyrkan in Stockholm. Erst 1470 wurde der Bau des großen Hallenumgangschores begonnen, wodurch die Kirche noch einmal bedeutend länger wurde.

    Die Kirche besitzt eine wertvolle Ausstattung aus den Epochen Gotik bis Barock, zudem ist die mittelalterliche Farbfassung größtenteils erhalten bzw restauriert.

    Nun zu den Bildern:

    Zunächst der Grundriss:


    Die Legende dazu (für die, die's lesen können, ich selbst kann kein Schwedisch)


    Chor und Turm:


    Die Südseite:




    Eingefügt in die Kapellen der Nordseite sieht man die Reste der Sakristei des Originalbaus, und damit dessen letzte sichtbare Reste am Außenbau:



    Die Westeingang des Kirchhofs mit dem Kapitelhaus zur Rechten



    Das Nordtor zum Kirchhof, erbaut um 1500


    Diverse Runensteine, eingemauert in die Grundmauern des Doms:



    Und noch einmal der Turm von Nordosten gesehen:


    Das Innere folgt in Kürze...

  • Die Legende dazu (für die, die's lesen können, ich selbst kann kein Schwedisch)

    Die Domkirche von Strängnäs im Verlauf der Jahrhunderte

    Schwarz: Kernbau, ca. 1270-1330
    Blau: Erweiterung 1340er Jahre - Anfang 15. Jahrhundert
    Braun: 1424-1445
    Rot: 1448-1462
    Grün: 1470er Jahre - um 1500
    Orange: Neuzeitlich

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (16. Juli 2014 um 16:01)

  • Nun zum Inneren:

    [die Qualität der Bilder schwankt mitunter sehr stark, ich bitte daher um Nachsicht bei den schlechteren Photos]


    Gesamtansicht des Mittelschiffs


    Das rechte Seitenschiff


    Durchblicke zum Mittelschiff


    Besonders hier zeigen sich große Ähnlichkeiten zur bereits am Anfang erwähnten Marienkirche zu Sigtuna (Innenraum ). Insbesondere der Ansatz der Gewölberippen mit eigenem Kapitell oberhalb des eigentlichen Pfeilerkapitells fällt hier als Gemeinsamkeit auf.



    [soviel zur stark schwankenden Qualität der Bilder]


    Nun zum Chor, den ich leider nicht im Gesamten auf ein Photo bekommen habe:

    Man beachte die Gewölbe des Seitenschiffs/Chorumgangs...


    Der Chorscheitel (wieder ein Bild, das sich durch seine überragende Qualität von allen Anderen abhebt...)


    und der spätgotische Hauptaltar (vor einem Art-Déco-Hintergrund, der im Zuge einer Erneuerung um 1910 entstanden ist)


    Zur Rechten steht ein weiterer, nicht minder prächtiger spätgotischer Altar:


    An der Rückwand der Art-Déco-Chorschranke sind die Grabplatten einiger vorreformatorischer Bischöfe angebracht:




    Dreht man sich im Chorhaupt um, so erblickt man die einzige sich für großflächigere Bemalung eignende Wand. Logischerweise wurde diese Möglichkeit auch genutzt...


    Im nördlichen Seitenschiff standen dann noch einige Reste des einstigen Chorgestühls herum; ein Paar davon habe ich aufgenommen.



    The End