Hannas Kyrka - eine typische schonische Landkirche (S) (Galerie)

  • Die Kirche des Ortes Hannas - was heißt hier Ort; Hannas ist im Wesentlichen diese Kirche und noch 2-3 Häuser daneben; eine in Schonen häufig anzutreffende Situation.

    Die Kirche stammt im Kern aus dem 12. Jahrhundert und besitzt architektonische Details aus allen kunstgeschichtlichen Epochen, die Schonen je erlebt hat - mit Ausnahme derer des 20. und 21. Jahrhunderts.

    Fangen wir an:


    Sofort fällt der Treppengiebel des Turmes auf, der Zeuge der dänischen Bautraditionen im mittelalterlichen Schonen ist.


    Spätestens hier fällt zudem auch auf, welch intensive Pflege den Gräbern und Friedhöfen in Südschweden zukommt - die Kieswege werden dort geharkt, und ich fühlte mich prompt schlecht, als ich eines dieser geometrischen Kunstwerke beschädigte, indem ich nicht den eigentlich üblichen Plattenweg vom Friedhofstor zum Haupteingang der Kirche nutzte.


    Der Kirchturm allerdings hätte mal einen neuen Anstrich verdient...


    Das Waffenhaus - ungewöhnlicherweise auf der Nordseite gelegen, das in puncto Geradlinigkeit der Mauerecken durchaus mit Lehmbauten in Westafrika mithalten kann - herrlich!


    Die Apsis - erst hier merkt man, dass die Kirche eigentlich romanisch ist, und die Treppengiebel nur eine spätere Zutat (des 14. Jahrhunderts, zusammen mit dem Turm) sind.


    Die gesamte Kirche von Südosten her gesehen. Die großen, bleiverglasten Fenster des Langhauses und Chorquadrats dürften im 17. Jahrhundert ausgebrochen worden sein. Links des östlichen Langhausfensters erkennt man ganz schwach noch die Umrisse eines romanischen Fensters.


    Hier nochmal aus nächster Nähe.


    Auch die Umrisse des einstigen romanischen Südportals wurden im Putz markiert.

    Nun zum Inneren:


    Die Gewölbe sind wohl im Rahmen einer größeren Umbaumaßnahme im 14. Jahrhundert, zusammen mit den Treppengiebeln, dem Waffenhaus und dem Turm eingezogen worden. Allein der schlichte Chorbogen verrät das hohe Alter der Kirche.


    Nochmal der gesamte Innenraum, diesmal von der Empore. (In Deutschland wäre dieselbe Empore mit Sicherheit nicht zugänglich gewesen)

    Nun zur Ausstattung.


    Diese Tür zum Waffenhaus dürfte noch aus dem 13. Jahrhundert stammen.


    Das Triumphkreuz wurde kurz nach 1300 geschaffen.



    Kanzel und Altar sind barock, die Wandmalereien dahinter ebenfalls. (Wer hätte auf Anhieb gesehen, dass der Altar in einer Apsis steht?)


    Ein schöner barocker Leuchter (bitte korrigiert mich, sollte der Leuchter nicht barock sein)

    Nun zum wertvollsten Teil der Ausstattung:


    Der romanische Taufstein, geschaffen kurz vor 1200 von einem Meister namens Sighraf (der Name findet sich in einer Signatur an einem anderen Taufstein, dieser lässt sich anhand stilistischer Details demselben Bildhauer zuordnen).


    Die detailreiche und akkurate Ausführung zeugt von den hohen bildhauerischen Fähigkeiten Sighrafs, vor allem, wenn man sie an den Werken anderer skandinavischer Meister dieser Zeit misst (von Gotland einmal abgesehen).


    Da ich kein passenderes Abschlussbild gefunden habe, nun noch einmal der Kirchturm mitsamt Friedhof und herrlichem schonischen Abendhimmel.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mündener (16. Juli 2014 um 01:49)

  • Sehr vielen Dank für diese besonders schöne Bilderserie. Die Kirche ist winzig, doch voller Charakter. Gute ältere Photos der Kirche findet man hier. Meister Sighraf arbeitete übrigens auf Gotland und hat viele Taufsteine für den Export gefertigt; einer von ihnen hat es bis Mölln in Schleswig-Holstein geschafft.