Aalen - Allgemeines

  • Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und selbst dort sprachen wir als Kinder untereinander Hochdeutsch.


    Ich bin in der Stadt aufgewachsen und natürlich haben da auch die Kinder schwäbisch geredet - freilich das Schwäbisch von östlich der BW-By-Grenze. Aber das ist schon ein paar Jahre her. Offenbar hat das zwischenzeitliche Durcheinanderwirbeln der Bevölkerung ganze Arbeit geleistet.

    So etwas wie Heimatbewusstsein scheint es bei den meisten unter 30-Jährigen auch nicht mehr zu geben. Mir fällt da oft eine Bekannte ein, die "sogar schon" ca. 35 ist und aus einer mir bekannten Stadt. Da ich an einigem vom dortigen Baugeschehen interessiert war, habe ich sie darauf angesprochen, dann aber erklärt bekommen, dass sie von ihrer Stadt kaum etwas weiß. Wahrscheinlich kennt sie nur die Kinos und die Discos. Angesichts von solchermaßen Desinteresse der eigenen Heimatstadt gegenüber habe ich dann irgendwann mal gesagt, dass wenn sie etwas über ihre Heimatstadt, insbesondere die Baugeschichte, wissen will, dass sie dann mich fragen soll. Und das sage ich auch allen gemeinsamen Bekannten, die die irrige Annahme haben, sie würde ihre Heimatstadt besser kennen als ich. Dass das natürlich übertrieben und überspitzt ist, ist klar. Aber vom Baugeschehen der letzten 30 Jahre scheint sie echt nichts zu wissen. Wie fies aber auch von mir, dass ich mich dort schon ausgekannt habe, als sie noch nicht auf der Welt war. Da kann man leicht. Aber die Situation ist wohl die, dass diese Bekannte nicht die Ausnahme ist, sondern ihre Haltung symptomatisch für die ganze Generation. Wer bitte soll denn angesichts von solch großer Ignoranz unsere Städte noch bewahren vor dem gnadenlosen Kommerz?

  • Das lebendigste Brauchtum im südlichen Baden-Württemberg ist die schwäbisch-alemannische Fas(t)nacht, mundartlich meist auch Fasnet oder Fasend genannt. Klassische Zentren mit langer Tradition sind Städte wie Rottweil, Villingen, Elzach, Überlingen a.B., Schömberg, Oberndorf a.N., Wolfach, Hüfingen und Laufenburg.

    Da hast Du recht. Ich komme halt aus einer evangelischen Gegend, da ist mir die Fasnet nur aus der Ferne vertraut.

    Wenngleich die örtliche Mundart zunehmend gegenüber einer regional eingefärbten Sprachweise abnimmt, stelle ich fest, dass der Dialekt zumindest in meinem Umfeld sehr wohl und bewusst gesprochen wird. Das Interesse an teilweise originären Wörtern mit lokaler Herkunft ist groß und sie werden gerne verwendet, da sich im Dialekt manches treffender ausdrücken lässt als im Schriftdeutschen.

    Kommt wohl aufs Milieu an. Ich bin kein Schwabe, sondern in frühester Kindheit aus NRW nach Ba-Wü gekommen und hier aufgewachsen. In meinem Heimatort, der am Rande des Großraums Stuttgart liegt, stammte ein Gutteil der Kinder in meinem Alter ebenfalls aus anderen Teilen Deutschlands (und ca. 20% aus dem Ausland). Da haben wir Kinder Hochdeutsch miteinander gesprochen. Und auch seitdem wurde ich in meinem Alltag selten mit Schwäbisch konfrontiert und wenn, dann meistens von deutlich älteren Leuten. Ich selbst würde mich auch nicht als "Schwaben" bezeichnen, dennoch identifiziere ich mich stark mit meiner Heimatregion und ich bin ein bekennender Lokalpatriot. Glücklicherweise hat sich mir die Identitätsfrage nie ernsthaft gestellt; ich mußte mich nie für oder gegen etwas entscheiden und daher kann ich die Frage einfach in der Schwebe lassen.

  • Naja... "Württemberg" lässt sich auch schlecht über einen Kamm scheren. Zumindest muss man zwischen Alt-Württemberg mit Städten wie Stuttgart, Leonberg, Reutlingen, Plochingen, Göppingen etc. und dem heute württembergischen, früher weitgehend österreichisch regierten oder reichsunmittebaren Oberschwaben unterscheiden.

    Schaut man sich oberschwäbische Städte wie Wangen, Leutkirch, Ravensburg oder Biberach und die dazwischenliegenden Ortschaften an, merkt man recht schnell, dass sie viel weniger "verbaut" sind als die Städte und Dörfer nördlich vom Albtrauf. Ich kenn zumindest aus meiner Heimatstadt Leutkirch keine einzige wirklich ins Auge stechende Bausünde. Was "wiascht" ausgesehen hat, wurde in den vergangenen Jahrzehnten gerichtet, abgerissen wurde da nix ... zumindest nix historisch wertvolles. Im Gegenteil: historische Gebäude von Wert, mit denen man nichts mehr anzufangen wusste und die andernorts abgerissen worden wären - wie z. B. unser historischer Bahnhof - wurden durch bürgerschaftliches Engagement gerettet.

    Gleiches gilt für den Dialekt und das Brauchtum. In Oberschwaben gibt's eine flächendeckene schwäbisch(sprachige) Kultur. Die Kinder wachsen mit dem Dialekt auf und gebrauchen ihn natürich auch im Alltag. Bei uns haben sogar die türkischstämmigen Jungs auf dem Dorf schwäbisch gesprochen - sogar im Gymnasium war Schwäbisch Unterrichtssprache ... zur Verzweiflung einiger hochdeutscher Lehrer.

    Jetzt wohne ich in Stuttgart. Meine beiden Mädels sprechen natürlich hochdeutsch, obwohl ich nach wie vor im Alltag konsequent suebisch kommuniziere :cool:
    Aber Hochdeutsch ist hier in der Schwabenmetropole natürlich mittlerweile Lingua franca ... Und das ist - meines Wissens - auch im Speckgürtel so ...

    Umso mehr freut's mich immer, wenn ich nach Hause (also ins "württembergische" Allgäu) komme und höre, wie selbstverständlich die Kids da nach wie vor (und hoffentlich noch lang) Dialekt schwätzen.

    Und meine beiden können da zumindest insofern mithalten, als sie jedes Wort verstehen .... Bleibt ne jo au nix anders ibrig, sonscht hätte mr a leichtes intrafamiliäres Kommunikationsproblem :zwinkern:


  • Gleich westlich anschließend schon das unvermeidlich erscheinende Konglomerat aus Bauten unterschiedlicher Entstehungszeiten. Das Haus in der Mitte geht offenbar auf den Anfang des 20. Jhs. zurück und fügt sich unerwartet gut in das historische Stadtbild ein:

    Bild 4917

    Ein Vergleich mit 1955:


    2x Bildarchiv Foto Marburg

    In Aalen war ich noch nicht, nur durchgefahren Richtung Schwäb. Gmünd.

  • Naja, das sieht schon ultra-brutal aus. War zweimal dort. Wie viel Einwohner hat Aalen? Ohne jetzt nachzuschauen wohl so 40-50.000. Die "Altstadt", im Kriege nicht schwerwiegend berührt, umfasst heute vielleicht noch 100x100 Meter.