Ludwigshafen am Rhein

  • Hochstraße Süd Ludwigshafen: Ausschreibung für Neubau beschlossen

    Hochstraße Süd Ludwigshafen: Ausschreibung für Neubau beschlossen
    Der Stadtrat Ludwigshafen hat den Neubau der seit 2019 gesperrten und teils abgerissenen Hochstraße Süd auf den Weg gebracht.
    www.swr.de

    Nach Fertigstellung der dann wieder hergestellten Hochstraße Süd soll ja die Hochstraße Nord abgerissen werden, um einer ebenerdigen Allee Platz zu machen, somit der Stadt neue Entwicklungsperspektiven zu geben. Ausgerechnet die Stadtratsfraktion Grünes Forum und Piraten fordert nun einen Stopp dieser Planungen. Alles sei zu teuer. So rächt sich, dass die ganze Planung so langsam angegangen wurde, dass es nun zu Baukostensteigerungen kommt und zudem nun derartige politische Profilierungsversuche aufkommen. Doch wie sie die Sanierung der Hochstraße Nord (ohne städtebaulichen Gewinn für die Stadt) finanziell stemmen wollen, verlautbart diese Fraktion nicht. Auch ist verwunderlich, dass ausgerechnet diese Leute nun plötzlich für den Erhalt Autobahn-ähnlicher Hochstraßen, die die Stadt durchschneiden, plädieren.

    Forum fordert Stopp beim Projekt Hochstraße Nord

    Forum fordert Stopp beim Projekt Hochstraße Nord - Ludwigshafen
    Die Stadtratsfraktion Grünes Forum und Piraten fordert, aus finanziellen Gründen den Abriss der Hochstraße Nord und den Neubau der ebenerdigen ...
    www.rheinpfalz.de
  • "Betonversessene Planierraupen-Architektur" - Eine Tour durch die hässlichste Stadt in Deutschland.

    "Verglichen mit dem Zentrum von Ludwigshafen wirkte jeder Pissbahnhof in Vorpommern, jede Autobahntankstelle in Sachsen-Anhalt wie ein blühender Zukunftsort."

    Ludwigshafen: Eine Tour durch die „hässlichste Stadt in Deutschland“ - WELT
    Ludwigshafen ist Geburtsort eines großen Philosophen, Sitz eines riesigen Chemiekonzerns und die angeblich unansehnlichste Stadt Deutschlands. Mit diesem Makel…
    www.welt.de
  • Mir gefällt dieser launige, dazu noch mit Schmalspur-Vergangenheitsbewältigung durchsetzte, Text nicht. Klar, ist in Ludwigshafen bezüglich der Verkehrsplanung über Hochstraßen einiges falsch gelaufen. Aber, die Stadt ist ja auch keine alte Stadt, sondern erst im 19. Jahrhundert entstanden und stark kriegsbeschädigt. Viele der angesprochenen Probleme sollen ja in den nächsten Jahren angegangen werden. Die Hochstraße Süd wird saniert, die Hochstraße Nord abgerissen, ebenso das Rathaus-Center. Es sollte also mal die Kirche im Dorf gelassen werden. Ich finde zum Beispiel deutlich schlimmer, wie sich Dortmund oder Essen präsentieren, denn das waren Städte mit viel Geschichte, die aber heute kaum mehr ablesbar, jedenfalls kaum besser erkennbar ist, als im armen Ludwigshafen.

  • Zum Thema Ludwigshafen habe ich an anderer Stelle schon folgendes geschrieben, Zitate aus Stadtentwicklung Ludwigshafen

    Zur Entstehung der Stadt:

    Zitat

    Im Revolutionsjahr 1849 wurde das preußisch besetzte Ludwigshafen vom republikanischen Mannheim aus in Brand geschossen, sicherlich nicht nur aus "ideologischen" Gründen, sondern auch, um den kommerziellen Rivalen vernichtend zu treffen. Doch falls solche Absichten bestanden hatten, so schlugen sie gründlich fehl, denn der bayerische Staat zahlte außerordentlich hohe Entschädigungssummen für die Zerstörungen, so dass der Ort binnen zweier Jahre wieder aufgebaut werden konnte - und sogar größer als vorher.

    Der zeigte sich deutlich in Zahlen: Zwischen 1870 und 1900 verdoppelte sich in jedem Jahrzehnt die Einwohnerzahl der Stadt, 1914 lag sie bei 94.000, sechs Jahre später, verzögert durch den Ersten Weltkrieg, erreichte sie die Grenze von 100.000 - eine Entwicklung, die von den Zeitgenossen nicht ganz zu Unrecht als "amerikanisch" empfunden wurde. In der Tat war sie einzig für Süddeutschland, und neben Wilhelmshaven die einzige erfolgreiche Stadtgründung jener Dezennien im Deutschen Reich.

    Zur damaligen Situation:

    Zitat

    "Die ganze Stadt war Lärm und Rauch, Schmutz und Gestank", schrieb ein Zeitgenosse. (...) Die Landschaft um Ludwigshafen kann man sich für einen langen Zeitraum nicht hässlich genug vorstellen.

    Wo noch vor wenigen Jahrzehnten drei Einödhöfe lagen, breitet sich heute eine ganze Stadt mit etwa 12.000 Einwohnern aus. Alljährlich entstehen hier an die 200 Neubauten." Die Qualität dieser Neubauten ließ sehr zu wünschen übrig. Bis zur Einführung des bayerischen Baurechts in der Pfalz 1901 galten die - positiv ausgedrückt - sehr liberalen Regelungen des Code Napoléon, die den Behörden nur sehr geringe Handhaben boten, bauliche Exzesse zu verhindern und von denen diese zudem nur sehr zögernd Gebrauch machten. Denn zwischen 1868 und 1892 wirkten Bauunternehmer als Bürgermeister, deren Interesse an der Beschränkung ihrer beruflichen Aktivitäten naturgemäß wenig entwickelt war.

    1937 war Ludwigshafen die dichtbesiedeltste Stadt Deutschlands mit 50 Einwohnern je Hektar (Berlin 48). Der nördliche Stadtteil Hemshof mit seiner besonders schlechten Bausubstanz wurde, da im Zweiten Weltkrieg weitgehend unzerstört, seit den 1960er Jahren zu einem der größten Sanierungsgebiete der Bundesrepublik.

    Hemshof ist heute in weiten Teilen saniert, leider um den Preis großflächiger Abrisse, dazu später noch Fotos - tatsächlich werde ich jetzt mit meiner Ludwigshafen-Galerie endlich weitermachen.

    Auch wenn ich wahrscheinlich als einziger diese Meinung vertrete, so finde ich den Abriß der beiden Hochstraßen (ja, die Hochstraße Süd bleibt formell bestehen, allerdings entsteht statt der Pilzhochstraße eine Art von Brücke) bedauerlich, es war ja quasi das einzige Alleinstellungsmerkmal der Stadt.

    Viel schlimmer finde ich in der Tat den Zustand des benachbaren Mannheim, das ja einmal eine äußerst sehenswerte Residenzstadt war und sich sehr bescheiden präsentiert.

    Easy does it.

  • Mir gefällt dieser launige, dazu noch mit Schmalspur-Vergangenheitsbewältigung durchsetzte, Text nicht. Klar, ist in Ludwigshafen bezüglich der Verkehrsplanung über Hochstraßen einiges falsch gelaufen.

    Hier Zustimmung. Ludwigshafen wirkt als Ziel solchen Spottes doch etwas billig, im Englischen würde man sagen, über Ludwigshafen zu lästern, sind "low hanging fruit". Da sollte man sich doch lieber Städten zuwenden, bei denen das Verlorene umso größer ist statt hier über reine Industriestädte, die zudem einen erheblichen Anteil an der Prosperität des Landes haben/hatten, zu lästern. Gilt in ähnlichem Ausmaß auch für andere kriegszerstörte Industriestädte, ohne deren rasche Entwicklung auch nach dem Krieg das Wirtschaftswunder wohl ausgefallen wäre und somit auch die feinen Damen und Herren in Düsseldorf oder München weniger zu lachen gehabt hätten.

    Ändert natürlich nichts daran, dass man in der Stadt einiges tun kann und sollte für eine Verschönerung....

  • Und die Menschen, die dort leben, sollen mit so einem Stadtbild sich zufrieden geben? Ich finde gerade hier tut Realitivismus kein Gutes. Ein hervorragendes menschengemachtes Umfeld sollte überall in Deutschland zur Verfügung stehen und keine Wahl sein von Industriestadt und Tourihochburg.

  • Man sollte sich vom sehr kleinen Zentrum (Ausdehnung zwischen den beiden Hochstraßen nur maximal 900 Meter) nicht in die Irre führen lassen, Ludwigshafen hat ja großzügig eingemeindet und die meisten Bewohner leben eher dörflich und ländlich, selbst Ruchheim jenseits des Oggersheimer Kreuzes gehört ja noch zu Ludwigshafen und hat überhaupt nichts städtisches mehr an sich.

    Nördlich der Innenstadt liegt mit dem (auch bald in der Galerie gezeigten) Hemshof ein relativ gepflegtes Gründerzeitviertel (verglichen mit Mannheim) mit einem größeren Park.

    Außerdem tut sich schon etwas, die Rheinpromenade mit der Rhein-Galerie ist gelungen, die Industriebrachen südlich der Bahnlinie wurden beseitigt, der sehr gelungene Bahnhof Ludwigshafen Mitte errichtet, südlich davon entsteht das Ludwigs-Quartier und noch südlicher davon gibt es direkt am Rhein ein großes gehobenes Neubauprojekt (Rheinufer Süd) und auch die Rheininsel mit dem großen Rheinpark ist sehr angenehm.

    Eher ist die tatsächlich überwiegend häßliche Innenstadt ein Fremdkörper in einer ansonsten gar nicht so häßlichen "Siedlung", um mal das Wort "Großstadt" zu vermeiden, denn eine echte Großstadt ist Ludwigshafen aufgrund seiner Struktur eben nicht. Eher eine Mischung aus einem kleinen Zentrum und Dörfern mit eigenen Ortskernen.

    Easy does it.