Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin - die Kaiserbäder auf Usedom

  • was ist schöner - das historisierende oder das supermoderne Hotelgebäude? Ich würde, wenn überhaupt, sicher in dem historisierend gebauten Hotel einchecken. Wirkt irgendwie anziehender...

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Als Quasi-Bansiner freue ich mich, dass das Thema Ost-Usedomer Marina an der Ostsee wieder in den Fokus rückt.

    In den letzten Jahren war ein Rückgang des gehobenen Qualitätstourismus zu beobachten, weil Angebote wie Yachthäfen der entsprechenden Kundschaft einfach fehlen. Folge sind Massentourismus und Preisverfall, was nicht gut für die altehrwürdigen, edlen Kaiserbäder sein kann. Eine Verramschung ist nicht im Sinne der Bewohner und Urlauber. Den Preiskampf mit der polnischen Ostseeküste kann und muss man auch nicht gewinnen; vielmehr müsste man es mit Sylt und dem zunehmend luxuriösen Rügen (und dessen Ostküste) aufnehmen. Das gilt auch für die Entwicklung des Flughafens.

    Die immer wieder angekündigte Marina am Bansiner Schloonsee wäre recht gut "versteckt", würde keine bestehenden Ensembles beeinträchtigen und auch die Ostseeküste im Gegensatz zu einer direkten Küstenmarina nur wenig verändern. Architektonisch geht sicher mehr Richtung Bäderarchitektur, aber die verlinkte Ansicht ist auch nur eine frühe Skizze. Sie ist gegenüber den Ursprungsplänen deutlich sensibler und sehr verschlankt.

    Der Standort: https://goo.gl/maps/2fKrj8KfRZF2


    Luxus-Marina in den Kaiserbädern geplant

    Zwischen Bansin und Heringsdorf soll am Sackkanal ein exklusiver Yachthafen entstehen. Voraussetzung ist, dass der Energiekonzern Engie, der vor Usedoms Küste Erdgas fördern will, die Fläche am Schloonsee gegen einen Alternativstandort tauschen kann.

    Luxus-Villen, Platz für 60 Segel- und Motorboote,
    Einkaufspassage mit Gewerbeflächen – so stellt sich Projektentwickler
    Harald Linde den exklusiven Yachthafen am Schloonsee zwischen Bansin und
    Heringsdorf auf Usedom vor. Zur laufenden Debatte um die
    Erdgasförderung tauchen nun wieder die Hafenpläne auf.

    Sobald der Energiekonzern Engie, der vor Usedoms Küste Erdgas fördern will, sein schon zu DDR-Zeiten erschlossenes Betriebsgrundstück am Schloonsee gegen einen Alternativstandort am alten Klärwerk in Bansin oder der ehemaligen Russenkaserne in Ahlbeck eintauschen kann, sollen die Vorbereitungen für die Schloonsee-Marina wieder intensiviert werden; das bestätigte Linde gegenüber der OZ.

    Gegenüber den vor gut zehn Jahren präsentierten und heiß diskutierten Marina-Konzepten gebe es einige Änderungen, betont Linde: So seien landseitig keine Hotels mehr vorgesehen, sondern Villen mit Bootsstegen sowie Gewerbeflächen für maritime Dienstleister wie Segelmacher oder Servicewerft. „Wir wollen ein Fünf-Sterne-Ambiente. Alles muss vom Feinsten sein“, sagt Linde, der auch Vorsitzender des Heringsdorfer Bauausschusses ist.

    Artikel in der OZ: http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Use…baedern-geplant

  • Sanierung
    Ahlbecker Seebrücke auf Usedom erstrahlt in neuem Glanz
    http://www.waz.de/reise/ahlbecke…d209166921.html

    (Behörden-Gängelei oder Bauherren-Dilettantismus? Oder ein vorgeschobenes Argument?)
    Zinnowitz
    Kulturhaus: Wieder ein halbes Jahr verschoben
    Der Baustart des ehemaligen Kulturhauses in Zinnowitz auf der Insel Usedom verschiebt sich wieder um ein halbes Jahr. Der Grund: Der Investor versäumte es, rechtzeitig ein Ersatz-Fledermausquartier fertigzustellen.
    http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Use…Jahr-verschoben

    :kopfschuetteln:

  • Das Geld für das Fledermausquartier ist hinterlegt, herauswinden beziehungsweise ignorieren könnte der Bauherr diese Sache also nicht mehr. Ich sehr eher den nachträglich gewünschten Wohnungsverteilunsschlüssel als ursächlich an. Die ofensichtlich kompetenzbefreiten Gemeindevertreter sollten eigentlich froh sein, den Schandfleck im Zentrum des Ortes wegzubekommen.

  • Matthias: So wie ich das verstehe, ging der Wunsch nach mehr Ferienwohnungen im Zinnowitzer Kulturhaus aber doch vom Investor aus?! (Zitat: "Es gehe den Investoren darum, die Vorhaben auch finanziell darstellen zu können.")

    Bleiben wir auf der Sonneninsel Usedom.
    Das 60er-Jahre-EKZ im Herzen vom Kaiserbad Heringsdorf (neben dem Kurhotel-Doppelhochhaus) war hier schon mehrfach Thema.
    Ursprünglich waren dort die "Kaiserbögen" der Berliner HD Projektentwicklungs GmbH (hier Ansichten/Pläne dazu). Mit "kaiserlicher" und würdiger Architektur hatte das aber nicht viel zu tun, es waren ziemlich austauschbare Renditekisten und eine für das Straßenleben wohl eher ungünstige gläserne Passage vorgesehen. Kritik an dem Bebauungsplan gab es in der Gemeinde vor allem an der Größe der Kubatur sowie dem ungeklärten Verkehrsfluss, wodurch das Projekt nicht zustande kam.

    Der bisherige Eigentümer hat das Areal an die Fluck & Landt Immobilien GmbH aus Berlin weiterverkauft (keine Webseite, Referenzen kenne ich nicht). Der neue Investor plant eine „markante und neue Bebauung“. Hoffentlich heißt „markant“ in dem Falle auch zum Ortsbild mit seiner Bäderarchitektur passend. Wobei ich mir durchaus auch ein drittes, etwas höheres Hochhaus im klassischen Stil auf der Seite zum Kurhotel vorstellen könnte, als neue Landmarke. Die anderen beiden Hochhäuser werden eh nicht mehr verschwinden, dann könnte man die Erinnerung ans alte Kurhaus auch mit einem formschönen, schlanken neuen Hochhaus wiederbeleben. Zugleich würde weniger Fläche verbaut, der Immobiliendruck ist schon immens und immer mehr Natur und freie Sichtachsen gehen verloren.

    Quelle ist vom Juni 2016, seitdem habe ich dazu noch nichts Neues mitbekommen: http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Use…serbad-verkauft

    Zur Illustration, das Doppelhochhaus vom Kurhotel/Reha-Hotel Heringsdorf (die Grundformen sind seit der postmodernen Sanierung der 90er gar nicht verkehrt, man sollte es aber mal eleganter streichen und insgesamt etwas aufhübschen):


    Kurhotel Heringsdorf - HDR by Uwe Dörnbrack, auf Flickr

    Kurhotel von der Seebrücke gesehen

    Das gruselige EKZ, bald weg:

    http://i.imgur.com/xHQ9tv4.jpg (Quelle: https://www.insel-usedom-wollin.de/heringsdorf/einkaufen.html )

    Das einstige Kurhotel/Kurhaus Heringsdorf, an dessen schlichte Variante der Bäderarchitektur man anschließen könnte:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bund…t%C3%A4t%22.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bund…t%C3%A4t%22.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Usedom_Postkarte_032.jpg


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Usedom_Postkarte_041.jpg

    Mit alter Seebrücke:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Usedom_Postkarte_046.jpg


    Weitere Ansichten: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…ngsdorf_(Usedom)

    Hier steht noch einiges zur Geschichte des Kurhotels, samt historischen Abbildungen - auch vom gruseligen DDR-Plattenbau: http://www.kurhotel-heringsdorf.de/de/gut-zu-wissen/hotelgeschichte

  • Gegenüber vom im Bau befindlichen "Haus des Gastes" wurde vor einiger Zeit diese schmucke Villa saniert. Sie zählt zweifellos zu den schönsten Villen an der Neue Strandstraße und zeigt einmal mehr, dass der gezeigte Funktionsbau in dieser Umgebung hätte verhindert werden müssen.

    Mir ist jedoch etwas aufgefallen. Wenn man sich zum Eingang des Gebäudes begibt, fällt bei genauerem Hinsehen ein unschöner Makel auf.

    Gemeint ist das gleich rechts neben der Eingangstür folgende Fenster. Hier waren anscheinend Maler am Werk, die ihr Handwerk nicht richtig verstanden haben. Die über die Klinkerfassade runtergelaufene Farbe hätte man sicher vermeiden können.

    Laufen wir ein Stückchen weiter die Neue Strandstraße in Richtung Ortszentrum, kommen wir am letzten sanierungsbedürftigen Objekt dieser Straße vorbei.

    In dieser Villa befindet sich das Restaurant "Le Soleil", dass nicht schlecht besucht schien. Doch auch wenn das Gebäude glücklicherweise nicht leer steht, so wäre eine Auffrischung der Fassade angebracht, weil alle Nachbarvillen mittlerweile saniert sind und der heruntergekommene Zustand umso mehr auffällt als ohnehin schon.

  • Vor gar nicht langer Zeit gab es rege Diskussionen um die Villen "Emma" und "Aegir" im Seebad Bansin auf der Insel Usedom. Villa "Aegir" wurde im Januar 2014 abgerissen, selbiges Schicksal ereilte Villa "Emma" nur ein Jahr später im Januar 2015. Ärger gab es vor allem wegen dem aufgehobenen Denkmalschutz der beiden Villen, wodurch ein Abriss erst möglich wurde.

    Nur zwei Jahre später wächst auf den ehemaligen Grundstücken der Villen ein riesiger Investorenbau heran, welcher Appartements beinhalten soll - und das in direkter Seenähe bei angrenzender Lage an die Bergstraße, eine der schönsten Straßen zusammenhängender Bäderarchitektur auf der ganzen Insel. Kein Wunder also, warum die Grundstücke ins Investorenvisier geraten sind.

    Jetzt aber zum Neubau. Rund um die Baustelle wurden Informationsplakate an die Bauzäune gehängt, die eine Visualisierung des zukünftigen "Beach House" zeigen.

    So wird sich das "Beach House" zur Seestraße präsentieren. Ganz links sieht man auch eine Ansicht zur Bergstraße, welche die Seestraße kurz vor dem Neubau kreuzt.

    Etwas mehr sieht man auf dieser Darstellung. Die Ansichten zur Bergstraße und zur Strandpromenade sind fast identisch.

    Bilder zum aktuellen Baufortschritt. Von der Uhr der Strandpromenade aus:

    Von der Kreuzung Seestraße und Bergstraße aus gesehen:

    Um mir an dieser Stelle ein Urteil zu erlauben, finde ich den Neubau noch gelungen. Ein gestalterischer Wille ist erkennbar, ganz im Gegensatz zum gegenüber neu errichteten "Beach Hotel", welches wie ein billiges Mallorca-Hotel die ganze Promenade verschandelt und sich überhaupt nicht in das sensible Gefüge der Bäderarchitekturvillen einfügt, welche es umgeben.

    Um abschließend noch einmal auf die Villen "Emma" und "Aegir" zurückzukommen, so ist es trotzdem sehr schade um deren Verlust. Wenn man sich dieses Bild der Villa "Aegir" zu ihren Hochzeiten anschaut, dann wäre eine Rekonstruktion der zum Schluss sehr heruntergekommenen Villa wünschenswert gewesen:

    http://bansdo.de/wp-content/uploads/2013/10/19-1024x619.jpg

    Villa "Emma" war - zumindest äußerlich - auch bis kurz vor ihrem Abriss noch im Originalzustand erhalten und hätte wahrscheinlich gar nicht aufwendig saniert werden müssen.

    Leider haben haben die Macht und der Einfluss des Geldes über beide gesiegt...

  • Villa "Emma" war - zumindest äußerlich - auch bis kurz vor ihrem Abriss noch im Originalzustand erhalten und hätte wahrscheinlich gar nicht aufwendig saniert werden müssen.

    Leider haben haben die Macht und der Einfluss des Geldes über beide gesiegt...

    Das Thema Geld spielt leider eine zu große Rolle, auch in den Ostseebädern, welche gerne ein Auge zudrücken, wenn es um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen geht. Zumindest entstehen an diesem Standorten keine klobigen Klötze, die mit der Bäderarchitektur nicht viel gemeinsam haben. Es ist schade um jedes historische Gebäude und beim Seestern ist auffällig, dass der Neubau deutlich größer wird. Beim ursprünglichen Gebäude zähle ich drei, beim geplanten Neubau fünf Etagen. Eine Sanierung der alten Bausubstanz dürfte daher wohl garantiert nicht im Interesse der Eigentümer gestanden haben.

  • Ich gebe dir Recht. Als Investor hat man nicht unendlich viele Ressourcen zur Verfügung und möchte sein Grundstück natürlich so gut wie es geht ausnutzen, ohne dabei ein Minus zu erzielen. Nicht nur der Neubau, der anstelle des Seesterns entsteht, ist deutlich größer und hat demzufolge mehr Kapazitäten. Auch das in Bansin entstehende "Beach House" ist im Vergleich zu den beiden Villen "Emma" und "Aegir" wesentlich größer und sicher gewinnbringender.

    Ich möchte aber nochmal meine Sichtweise darlegen. Wenn nämlich einer so anfängt, dann ziehen in der Regel andere nach. Die Kaiserbäder sind eines der beliebtesten Urlaubsziele in Deutschland, sowohl während, als auch neben der Saison. Sie werben mit ihrer Bäderarchitektur und preisen sie als etwas Besonderes an, was es so kein zweites Mal gibt (was sie ja auch ist). Aufgrund dieser Beliebtheit steigt natürlich auch das Interesse zahlreicher Investoren aus dem ganzen Land, die sich an dem Festmahl beteiligen wollen.

    Das Seebad Ahlbeck ist das von allen Kaiserbädern noch am besten konservierte Seebad und dennoch habe ich bei meinem letzten Besuch beobachten können, dass sich immer mehr moderne "Villen" entlang der Promenade präsentieren. Setzt sich dieser Trend in den nächsten Jahren und Jahrzehnten fort, was wird dann übrig bleiben?

    Den Denkmalschutz braucht man hier kaum als Argument nennen, wurde er doch im Fall der genannten Bansiner Villen ausgehebelt und beim Seestern scheint er gar nicht gegriffen zu haben, obwohl es sich um ein Gebäude mit 130-jähriger Geschichte (!) handelte.

    Die Gebäude, die dafür neu errichtet werden, sind zwar oft deutlich besser als die üblichen 0815 Glas- und/oder Betonkästen und zitieren sogar Elemente und Eigenschaften der Bäderarchitektur, sie sind aber dennoch schlicht und zurückhaltend gestaltet und wirken zu beliebig. Keiner traut sich, im Stil der echten Bäderarchitektur zu bauen, weil er sich dann Vorwürfe anhören muss, er würde nicht zeitgemäß bauen. Oder aber der Denkmalschutz schaltet sich wegen Ensembleschutz ein, wie beim ersten Entwurf zum Hotel Kaiserstrand in Bansin, wo nun stattdessen das monströse "Beach Hotel" gebaut wurde. :kopfschuetteln:

    Noch sind es ja nur einzelne Beispiele, aber ich befürchte, dass es bald mehr werden könnten und der Charakter dieser einzigartigen Orte nach und nach verloren gehen würde.

  • Ein ähnliches Szenario hat sich übrigens im Seebad Ahlbeck ereignet, wo im Januar dieses Jahres das Hotel "Seestern" abgerissen wurde, welches zuvor eine 130-Jährige Hausgeschichte aufwies.

    http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Use…wird-abgerissen


    :weinenstroemen:

    Das ist ja wirklich eine Schande. :kopfwand:

    Ja, das Thema hatten wir hier schon mal: Die Kaiserbäder verlieren leider Jahr für Jahr an historischer Bausubstanz. Wenn ich daran denke, wie viel (nämlich wohl fast alles) die DDR-Zeit überlebt hatteund wie viel seit der Wiedervereinigung schon abgerissen worden ist, damit könnte man hier eine ganze Galerie füllen. Ich weiß gar nicht, wer mich mehr ankotzt - die abrisswütigen Investoren oder die nichtsnutzigen Denkmalpfleger.

  • [Bezieht sich auf Bansin und die verschwundene Villa Aegir]
    Ich kanns schon verstehen, warum man da diesen Neubau hingesetzt hat. Damit läßt sich ein halbwegs rentables 4-Sterne-Hotel betreiben, das war mit der alten Villa, die nur 1 OG und ein Mansardgeschoß hatte, nicht möglich.
    Sie hatte zwar schöne Fenster und Giebel, aber für die Zimmer im DG dürfte man kaum Gäste gefunden haben...
    Der Stil ist jetzt ein anderer, eher "klassizistisch-modern" statt "Jugendstil mit Renaissanceanleihen", aber ich würde das Gebäude auch als "eher gelungen" bewerten, ich finde, es paßt schon zu Bäderarchitektur.

  • Am westlichen Ende der Ahlbecker Promenade (Lage), wo diese in die von Gartenhäusern gesäumte Waldpromenade nach Heringsdorf übergeht, befindet sich eine ziemlich große Baugrube mit einer Seitenlänge von gut 250 Metern. Früher war dieser Bereich wohl teils unbebaut, teils von heruntergekommenen Bauten auch aus DDR-Zeiten bestanden; an der Ecke Rathenau- und Goethestraße,abseits der Promenade, steht die renovierungsbedürftige Villa Frithjof. Hier ein Artikel der Ostsee-Zeitung von 2018 über das dort geplante monströse Bauprojekt, einem "Suitenhotel" "Vela" des Berliner Projektentwicklers Primus.
    Hier ein paar Ansichten:
    Annäherung über die Promenade, von Osten kommend - ganz rechts ist einer der Baukräne sichtbar, die Baugrube wurde bereits ausgehoben:

    An der Baustelle vorbei, Blick zurück von der Waldpromenade, die hier von schönen Altbauten gesäumt wird. Der kleinere Baukran in der Mitte befindet sich an der Villa Frithjof:


    Am Bauzaun wird mit der Denkmal-Steuerabschreibung auf Grund der Einbeziehung der Villa Frithjof geworben:



    Tja, und nun kommt der Schock:



    Es sollte einen schon misstrauisch machen, dass sowohl hier auf dem Bauplakat, als auch auf der Projekt-Website und in dem Zeitungsartikel keine Visualisierung des Bauprojektes von der Promenadenseite her veröffentlicht wird. Man muss wohl in der Tat eine krasse Bausünde befürchten, die die gesamte Promenade empfindlich stört. Ich will nicht sagen, dass sich mit diesem abzusehenden Baufrevel die verantwortlichen Abgeordneten der Gemeindevertretung, die Verantwortlichen des Denkmalamtes und auch die Projektentwickler einen direkten Platz in der Hölle gesichert haben. Aber obwohl ich sonst nur selten missgünstige Gedanken habe, hoffe ich hier doch, dass dieses monströse Vorhaben den Investoren so gar keine Freude bereiten wird. Diese auf maximale Flächenausnutzung angelegten, ihre bauliche Umgebung ignorierenden Bauten profitieren auf perfide Weise von der Werthaltigkeit, dem Flair und der Historie des Ortes, in dem sie stehen, ohne zugleich irgendetwas zurückzugeben (einmal abgesehen von der Sanierung der Villa Frithjof), ja sie tragen sogar zu seiner Zerstörung bei. Kurzfristig mag sich die Gemeinde über höhere Einnahmen und kaufkräftige Gäste freuen. Langfristig wird Ahlbeck, wie man auch an so manch anderer Stelle an der Promenade sieht, aber einen noch viel höheren Preis zahlen müssen: ist der besondere Reiz, den die drei Kaiserbäder auf Grund der baulichen Geschlossenheit und Schönheit ihrer Promenaden und gründerzeitlichen Ensembles ausüben, erst einmal dahin, wird sich angesichts der ziemlich schlechten Erreichbarkeit und Abgelegenheit dieses Teils der MV-Ostseeküste, wohl deutlich weniger Publikum dorthin auf den Weg machen. Will man es wirklich soweit kommen lassen?

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

    2 Mal editiert, zuletzt von Snork (14. April 2019 um 22:59)

  • An der Bansiner Promenade sind in den letzten Jahren an prominenter Stelle, links und rechts der Einmündung der Seestraße, die folgenden, früher schon erwähnten Neubauten entstanden:

    Östlich das "Kaiserstrand Beachhotel" in nichtssagend-modernem Baustil - hier hat man sich endgültig davon verabschiedet, Elemente der Bäderarchitektur auch nur zu zitieren. Dieser Bau könnte weltweit in jedem anderen Küstenort genauso stehen:

    Annäherung von Osten aus Richtung Heringsdorf über die Promenade:

    Von vorne:


    Von Westen, mit Uhrentürmchen:


    Westlich der Seestraße hingegen ein durchaus gelungener Neubau eines privaten Investors . Man sieht, dass es auch heute noch möglich ist, einigermaßen auf Augenhöhe mit der historischen Bebauung zu bauen. Umso trauriger stimmt der unbegreifliche Fehlgriff des Hotels gegenüber.


    Blick von der Promenade, links angeschnitten das "Kaiserstrand Beachhotel", rechts der bessere Neubau:


    Weitere Bilder:




    Entlang der Seestraße in Richtung Ortsmitte:


    Östliche Seite der Seestraße hinter dem "Kaiserstrand Beachhotel":


    Westliche Seite - auch hier eine weitgehend erhaltene historische Bebauung:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • An der Ahlbecker Promenade direkt gegenüber der historischen Seebrücke befindet sich die folgender, äußerlich teils fertigestellter, aber anscheinend seit längerer Zeit nicht weitergebauter Neubau:

    Beim Bau hat man offenbar zumindest das - besonders in der Fernsicht - grauenvoll unproportionierte Dachgeschoss korrigiert, welches noch auf dem Bauschild abgebildet wird:

    Dieser Artikel aus der Ostsee-Zeitung von 2016 (!) berichtet über die Komplikationen bei der Bebauung des Grundstücks. Das auf dem Bauschild rechts abgebildete historische Haus ist inzwischen weitgehend saniert.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Direkt im schönsten Bereich der Ahlbecker Promenade, zwischen diesem

    und diesem

    schönen Altbau, musste, wie weiter oben im Strang erwähnt, das historische Hotel "Seestern" zugunsten des Hotelkomplexes "Das Ahlbeck" fallen.

    Der an Stelle des Seesterns entstandene Neubau ist weitgehend fertiggestellt:
    Blick von Osten:

    Der Baustil ist ja durchaus der Bäderarchitektur nachempfunden, und man kann dem Investor sicherlich ein gewisses Bemühen nicht absprechen. Dennoch ist eben nicht viel mehr als ein trauriger Abklatsch dabei herausgekommen. Schlimm finde ich persönlich besonders die billig und wie angetackert wirkenden Balkone aus verzinktem Metall.

    Traurig auch, was man dem historischen Bau in der Mitte des Komplexes angetan hat:

    Das aufgepropfte obere Stockwerk wirkt vollkommen entstellend:

    Leider geht das Grauen auch nach Westen hin weiter, wo sich ein runder Pavillon anschließt:

    Wie man auf die Idee kommen kann, so etwas in Ahlbeck an die Promenade zu setzen, ist mir ein Rätsel. Keinerlei Bezug zur Bestands-Bebauung, bei der Rundpavillons sonst nicht anzutreffen sind. Falls es in Ahlbeck so etwas wie eine Gestaltungssatzung geben sollte ...

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Vielen Dank erstmal für deine Bilder-Updates Snork! Hoffe dir hat der Urlaub gut gefallen. :) Trotz einiger architektonischer Neckigkeiten...

    Östlich das Bansiner "Kaiserstrand Beachhotel" in nichtssagend-modernem Baustil - hier hat man sich endgültig davon verabschiedet, Elemente der Bäderarchitektur auch nur zu zitieren. Dieser Bau könnte weltweit in jedem anderen Küstenort genauso stehen

    Was wir leider ausgerechnet der regionalen Denkmalschutzbehörde zu "verdanken" haben! Der Investor Seetel wollte stark historisierend im Bäderstil bauen, der Denkmalschutz hat interveniert und zu einer modernistischen Bauweise gezwungen. Angeblich um die "originale Bäderarchitektur nicht zu verwässern". :whistling:

    Wobei es dann natürlich konsequent gewesen wäre, das originale Ensemble von Hotel Meeresstrand und Co. an der Stelle zu rekonstruieren, das zu DDR-Zeiten und nach der Wende allmählich abgerissen wurde...


    Beim Komplex "Das Ahlbeck" ein ähnliches Problem. Der Denkmalschutz hat von Beginn an angemahnt, dass sich die neuen Bauteile sichtbar abheben müssen... Zum Glück vollzieht sich da allmählich ein Personalwechsel, wie ich hörte. Hoffentlich zum Besseren, bzw. werde ich die für das Thema sensibilisieren.

  • Snork 11. August 2020 um 15:54

    Hat den Titel des Themas von „Ahlbeck - Heringsdorf - Bansin auf Usedom“ zu „Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin - die Kaiserbäder auf Usedom“ geändert.
  • Updates aus den Kaiserbädern. Der Neubau direkt an der Seebrücke in Ahlbeck (Lage bei Google Maps) wurde inzwischen fast fertiggestellt. Der Baukörper fügt sich einigermaßen in die umgebende Bebauung an der Promenade ein. Auch die Fassadengestaltung ist für Usedomer Verhältnisse halbwegs akzeptabel, auch wenn wichtige Details im Vergleich mit der Bauzaunvisualisierung fehlen - Gesimse und Fensterrahmungen. Leider stört der zweigeschossige Dachaufbau die Gesamtproportionen des Hauses sehr. In der Fernsicht wirkt der Bau dann doch missglückt. Die erhaltenen Altbauten an der Promenade zeigen, dass man früher sehr darauf geachtet hat, die Dachbereiche passend zum Gesamtbau zu proportionieren. Heute verhalten sich viele Neubauten in dieser Hinsicht solipsistisch: Hauptsache noch ein paar Quadratmeter mehr in den oberen Etagen - Fernwirkung egal.

    Visualisierung am Bauzaun. Die über die Ecken geführten Gesimse zwischen den Balkonen und die profilierten Fensterrahmungen hat sich der Investor anscheinend auch gespart. Kann so eine Minderleistung eigentlich nachträglich noch von der Gemeinde sanktioniert, eine Nachbesserung eingefordert werden?

    Gegenüber die historische Seebrücke:

    Hier ein weiteres Beispiel für die leider immer wieder zu beobachtende neuzeitliche Wurstigkeit im Hinblick auf die Fernwirkung von Dachaufbauten an der Strandpromenade:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir