In diesem Strang möchte ich euch die Denkmäler der Landstraße, der zweifellos wichtigsten Linzer Straße außerhalb der Altstadt, präsentieren. Da es für eine gebührende Präsentation zahlreicher Fotos und Beiträge bedarf, verwende ich hier für eine einzelne Straße ein einzelnes Thema.
Die Landstraße ist die historische Hauptachse von der Altstadt und deren südlichem südlichen Ausgang, dem Schmidtor in Richtung Süden und somit ein Teil der wichtigen Handelsstraße aus dem Land ob der Enns und dem Gebirge in Richtung Böhmen.
Im Früh- und Hochmittelalter war die westlich verlaufende Herrenstraße der wichtigste N-S-Verkehrsweg. Als im 13. Jahrhundert östlich der damaligen Stadt der Hauptplatz angelegt wurde, verlagerte sich die Hauptachse um etwa 200 m nach Osten - die Landstraße war geboren. Unmittelbar außerhalb der Befestigung bildete sich ein kleiner Angerplatz heraus - der Taubenmarkt. Aufgrund der Bedeutung der Straße und des Platzmangels in der Innenstadt dürften im nördlichen Teil schon im 15. Jahrhundert einige Häuser gestanden sein. Im 16. Jahrhundert siedelten sich hier zahlreiche Handwerker, Bürger und auch Adelige an. Es entstanden zahlreiche, z. T. sehr repräsentative Freihäuser, Palais und Stiftshäuser. Schon im späten 16. Jahrhundert war sie Bebauung im nördlichen Teil weitgehend geschlossen. Mit Karmelitenkloster und -Kirche sowie Ursulinenkloster und -Kirche wurden im 18. Jahrhundert zwei großartige Sakralbauten geschaffen, die heute noch städtebaulich äußerst dominant sind.
Auf Merians Kupferstich von 1649 sehen wir im linken Teil des Bildes eine Landstraße mit prächtigen Bürger- und Freihäusern. Ähnlich verhält es sich mit dem Kupferstisch von Vischer
Am Katasterplan von ca. 1825 sieht man zu beiden Seiten der Straße auf einer Länge von etwa einem Kilometer (!) bis zum heutigen Volksgarten eine fast durchgehend geschlossene Bebauung, die im südlichen Teil fast ausschließlich aus Vorstadthäusern des 18./frühen 19. Jahrhunderts besteht. Seitlich befanden sich in erster Linie Felder und Gärten.
Mit dem Abbruch des Schmidttores und mehrerer "störender" Wohnhäuser wurde 1862-63 eine breite und gerade Straßenachse zwischen Hauptplatz und Taubenmarkt geschaffen, etwa gleichzeitig entstanden seitlich der Landstraße auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebieten die großen gründerzeitlichen Zinshausviertel (Volksgartenviertel, Neustadtviertel, etc...), plötzlich war die Straße mitten in der Stadt. Der Name "Landstraße" war somit nicht mehr unbedingt treffend, blieb aber bis heute erhalten. Nicht nur in den umliegenden Gebieten, auch an der in diesem Strang behandelten Straßenachse wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut und gebaut. Man errichtete prächtige historistische Paläste und qualitätsvolle Bauten der Neuen Sachlichkeit. Allerdings fiel diesem Bauwahn ein Großteil der alten Verbauung - vor allem so gut wie alle Vorstadthäuser - zum Opfer. Nur im Nordteil gibt es noch geschlossene vorgründerzeitliche Ensembles.
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde ebenso einiges abgerissen und neu erbaut. Diesmal waren es vor allem Gründerzeitler, die draufgingen. Auch im 21. Jahrhundert verewigte sich ein schlechter Architekt mit dem Passage-Kaufhaus. Hierfür mussten einige vor dem 19. Jahrhundert entstandene Bürgerhäuser das Zeitliche segnen - für einen furchtbaren Stahlglasklotz.
Die Verbauung der Landstraße ist heute äußerst durchmischt. Wie bereits erwähnt ist im oberen Teil noch ein Hauch von Altstadt spürbar, vor allem die Stiftshäuser der 17. Jahrhunderts sind zu erwähnen. Um so weiter man nach Süden geht, um so häufiger werden Gründerzeitler und Neubauten. Ab dem Johann-Konrad-Vogel-Platz ist´s aus mit Häuser vor dem 10. Jahrhundert. Es folgen einige grandiose Gründerzeitensembles - Vor allem das pompöse Kaufmännische Vereinshaus fällt auf. Ab dem Volksgarten ist die Fußgängerzone aus, das letzte Stück bis zum Neuen Musiktheater ist heruntergekommen und schirch. Man versucht derzeit vieles, um diese 150 Meter Straße aufzuwerten. Ziel ist eine durchgehende Einkaufsstraße - naja, fast bis zum Bahnhof.
Quellen meiner Informationen:
Dehio Linz
Denkmaldatenbank der Stadt Linz
Hier noch ein selbst gezeichneter (Baualter)Plan:
Legende der Farben:
- Grün: spätgotisch (1. Hälfte 16. Jahrhundert)
- Blau: Renaissance (ca. 2. Hälfte 16. Jahrhundert und 1.+2. Drittel 17. Jahrhundert)
- Gelb: Barock (ca. 3. Drittel 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert)
- Orange: Klassizismus etc... (ca. 1. Hälfte 19. Jahrhundert)
- Rot: Gründerzeit (ca. 1850 bis 1914)
- Grau: Neue Sachlichkeit (1914 bis 1938)