Linz - Landstraße (Galerie)

  • In diesem Strang möchte ich euch die Denkmäler der Landstraße, der zweifellos wichtigsten Linzer Straße außerhalb der Altstadt, präsentieren. Da es für eine gebührende Präsentation zahlreicher Fotos und Beiträge bedarf, verwende ich hier für eine einzelne Straße ein einzelnes Thema.

    Die Landstraße ist die historische Hauptachse von der Altstadt und deren südlichem südlichen Ausgang, dem Schmidtor in Richtung Süden und somit ein Teil der wichtigen Handelsstraße aus dem Land ob der Enns und dem Gebirge in Richtung Böhmen.

    Im Früh- und Hochmittelalter war die westlich verlaufende Herrenstraße der wichtigste N-S-Verkehrsweg. Als im 13. Jahrhundert östlich der damaligen Stadt der Hauptplatz angelegt wurde, verlagerte sich die Hauptachse um etwa 200 m nach Osten - die Landstraße war geboren. Unmittelbar außerhalb der Befestigung bildete sich ein kleiner Angerplatz heraus - der Taubenmarkt. Aufgrund der Bedeutung der Straße und des Platzmangels in der Innenstadt dürften im nördlichen Teil schon im 15. Jahrhundert einige Häuser gestanden sein. Im 16. Jahrhundert siedelten sich hier zahlreiche Handwerker, Bürger und auch Adelige an. Es entstanden zahlreiche, z. T. sehr repräsentative Freihäuser, Palais und Stiftshäuser. Schon im späten 16. Jahrhundert war sie Bebauung im nördlichen Teil weitgehend geschlossen. Mit Karmelitenkloster und -Kirche sowie Ursulinenkloster und -Kirche wurden im 18. Jahrhundert zwei großartige Sakralbauten geschaffen, die heute noch städtebaulich äußerst dominant sind.

    Auf Merians Kupferstich von 1649 sehen wir im linken Teil des Bildes eine Landstraße mit prächtigen Bürger- und Freihäusern. Ähnlich verhält es sich mit dem Kupferstisch von Vischer

    Am Katasterplan von ca. 1825 sieht man zu beiden Seiten der Straße auf einer Länge von etwa einem Kilometer (!) bis zum heutigen Volksgarten eine fast durchgehend geschlossene Bebauung, die im südlichen Teil fast ausschließlich aus Vorstadthäusern des 18./frühen 19. Jahrhunderts besteht. Seitlich befanden sich in erster Linie Felder und Gärten.

    Mit dem Abbruch des Schmidttores und mehrerer "störender" Wohnhäuser wurde 1862-63 eine breite und gerade Straßenachse zwischen Hauptplatz und Taubenmarkt geschaffen, etwa gleichzeitig entstanden seitlich der Landstraße auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebieten die großen gründerzeitlichen Zinshausviertel (Volksgartenviertel, Neustadtviertel, etc...), plötzlich war die Straße mitten in der Stadt. Der Name "Landstraße" war somit nicht mehr unbedingt treffend, blieb aber bis heute erhalten. Nicht nur in den umliegenden Gebieten, auch an der in diesem Strang behandelten Straßenachse wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut und gebaut. Man errichtete prächtige historistische Paläste und qualitätsvolle Bauten der Neuen Sachlichkeit. Allerdings fiel diesem Bauwahn ein Großteil der alten Verbauung - vor allem so gut wie alle Vorstadthäuser - zum Opfer. Nur im Nordteil gibt es noch geschlossene vorgründerzeitliche Ensembles.

    In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde ebenso einiges abgerissen und neu erbaut. Diesmal waren es vor allem Gründerzeitler, die draufgingen. Auch im 21. Jahrhundert verewigte sich ein schlechter Architekt mit dem Passage-Kaufhaus. Hierfür mussten einige vor dem 19. Jahrhundert entstandene Bürgerhäuser das Zeitliche segnen - für einen furchtbaren Stahlglasklotz.

    Die Verbauung der Landstraße ist heute äußerst durchmischt. Wie bereits erwähnt ist im oberen Teil noch ein Hauch von Altstadt spürbar, vor allem die Stiftshäuser der 17. Jahrhunderts sind zu erwähnen. Um so weiter man nach Süden geht, um so häufiger werden Gründerzeitler und Neubauten. Ab dem Johann-Konrad-Vogel-Platz ist´s aus mit Häuser vor dem 10. Jahrhundert. Es folgen einige grandiose Gründerzeitensembles - Vor allem das pompöse Kaufmännische Vereinshaus fällt auf. Ab dem Volksgarten ist die Fußgängerzone aus, das letzte Stück bis zum Neuen Musiktheater ist heruntergekommen und schirch. Man versucht derzeit vieles, um diese 150 Meter Straße aufzuwerten. Ziel ist eine durchgehende Einkaufsstraße - naja, fast bis zum Bahnhof.

    Quellen meiner Informationen:

    Dehio Linz

    Denkmaldatenbank der Stadt Linz

    Franziszeischer Katasterplan

    Detailreicher Plan von Linz

    Hier noch ein selbst gezeichneter (Baualter)Plan:

    Legende der Farben:
    - Grün: spätgotisch (1. Hälfte 16. Jahrhundert)
    - Blau: Renaissance (ca. 2. Hälfte 16. Jahrhundert und 1.+2. Drittel 17. Jahrhundert)
    - Gelb: Barock (ca. 3. Drittel 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert)
    - Orange: Klassizismus etc... (ca. 1. Hälfte 19. Jahrhundert)
    - Rot: Gründerzeit (ca. 1850 bis 1914)
    - Grau: Neue Sachlichkeit (1914 bis 1938)

  • Sakralbauten

    Ursulinenkirche- und Kloster (Nr. 31) - Linz - Landstraße

    Karmelitenkirche (Nr. 33) - Linz - Landstraße

    Karmelitenkloster siehe Profane Monumentalbauten

    Profane Monumentalbauten

    Ehem. Baumgartenberger Stiftshaus - siehe Klosterhof

    Ehem. Bruderhaus - siehe Ehem. Hotel Schiff

    Ehem. Linzer Bürgerspital (anstelle Nr. 15) - Linz - Landstraße

    Ehem. Florianer Stiftshaus (Nr. 22) - Linz - Landstraße

    Ehem. Hotel Schiff bzw. Ehem. Bruderhaus (Nr. 36) - Linz - Landstraße

    Karmelitenkloster und Karmelitenbau (Nr. 35) - Linz - Landstraße

    Kaufmännisches Vereinshaus (Nr. 49) - Linz - Landstraße

    Klosterhof (Nr. 30) - Linz - Landstraße

    Ehem. Lambacher Stifthaus (Nr. 28) - Linz - Landstraße

    Palais Mannstorff (Nr. 32) - Linz - Landstraße

    Palais Weissenwolff (Nr. 12) - Linz - Landstraße

    Passage-Kaufhaus (Nr. 16) - Linz - Landstraße

    Winkler-Bau (Nr. 15) - Linz - Landstraße

    Weitere Bauten nach Hausnummern!

  • Ich beginne meine Galerie logischerweise mit dem Taubenmarkt, dem nördlichsten Teil der Landstraße. Die Dreiecksform entstand vermutlich durch eine ehemals hier stehende Bastei.

    Vorher kurz zum sogenannten Älteren Ballhaus: An der Ostseite des Taubenmarktes stand einst dieses Ballhaus des landständischen Adels, welches im frühen 17. Jahrhundert gebaut wurde. Nach einem Brand 1682 wurde es aufgegenen und in mehrere Häuser aufgeteilt. Heute stehen an der Stelle dieses Gebäudes die Häuser Nr. 1, 3, 5, 7, 9, 11, alte Bausubstanz wurde vielfach verwendet.

    Nr. 1

    Das kleine Bürgerhaus steht an der Ecke zum Graben und ist ein Teil des ehem. Ballhauses. Nach dem Brand und Verkauf wurde es um 1700 verändert und neu fassadiert (Die Fassade, welche evt. ein Werk des Architekten Johann Michael Prunners ist, könnte auch später entstanden sein). An der Ecke Marienfigur.

    Nr. 3

    Dieses mächtige Geschäftshaus ist m. E. eines der am Wenigsten gelungenen Gebäude der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts in Linz. Dabei stammt es von Gustav Steinberger (zusammen mit Adolf Foehr), von dem man sonst nur Qualitatives kennt. Obwohl - so schlecht ist das Haus eigentlich gar nicht. Mit dem Mansarddach und dem Erker ist es eigentlich sogar ziemlich interessant. Mich stört wohl die Tatsache, dass es überhaupt nicht hier her passt, am Meisten. Und der Mecki im Erdgeschoss lässt mich die Architektur darüber irgendwie nicht ernst nehmen ^^

  • Als nächstes zeige ich euch das eindrucksvolle Gründerzeitler-Ensemble Landstraße 4/6, 8, 10. Die drei auf schmalen Grundstücken errichteten Häuser zählen wohl zu den besten Baugruppen des späten 19. Jahrhunderts in Linz.

    Nr. 4-6

    Zinshaus in prächtigen Neurenaissanceformen, errichtet 1875 von Anton Schrittwieser. Die 3 Achsen sind völlig identisch gestaltet.

    Nr. 8

    Mit einer Breite von nur etwa viereinhalb Metern ist dieses Gebäude wohl das schmalste Gründerzeithaus in der Stadt. Erbaut wurde es im Jahre 1900 vom Architekten Wilhelm Fabigan. Die Fassadenlösung mit jeweils einem großen Dreier-Fenster pro Stockwerk ist einfach genial!

    Nr. 10

    Das dritte der prächtigen Gebäude wurde 1902 von Gustav Steinberger errichtet, die Fassade ist in reichen Neurenaissanceformen gehalten, dem hohen Mansarddach ist ein volutengerahmter Zwerchgiebel vorgesetzt. Die zwei unteren Geschosse sind Opfer eines hässlichen Geschäftseinbaues geworden.

  • Ensemble Nummern 7, 9, 11

    Die drei Gebäude waren einst Teil des etwa 1615 gebauten Älteren Ballhauses (siehe Landstraße Nr. 1) und wurden gingen dessen Aufteilung und Verkauf in bürgerlichen Besitz über, wobei sie allerdings insgesamt nur wenig verändert wurden. Sie bilden einen gemeinsamen Baublock der aus der Straßenflucht vorragt.

    Nr. 7

    Seit der Errichtung des Älteren Ballhauses dürfte sich das kleine Bürgerhaus nur wenig verändert haben. Der Erker, die Fensterrahmungen und das Grabendach (nur die Dachform oder auch der Dachstuhl?) gehen auf die Bauzeit zurück. Die Fassade stammt aus dem Jahr 1726 (vom wichtigsten Linzer Barockarchitekten Johann Michael Prunner?), der sehr gelungene historisierende Geschäftseinbau ist erst einige Jahrzehnte alt. Das kniestockartige 3. Obergeschoss ist übrigens nur ein Blendgeschoss, das in die hochgezogene Giebelmauer gesetzt wurde (typisch für den Inn-Salzach-Stil). Das Innere ist teilweise gewölbt.

    Hier zu sehen ist die Ostseite des Taubenmarktes, mit den Gebäuden Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 7 (v. links n. rechts):

    Nr. 9

    Auch dieses Bürgerhaus stammt im Kern vielleicht aus dem frühen 17. Jahrhundert, Im Gegensatz dazu steht auf einer Tafel im Inneren geschrieben: "von Grundt auferbaut 1700". Aufgrund der Form und des Blendgeschosses vermute ich aber, dass das Gebäude in der heutigen Form noch auf das Ältere Ballhaus zurückgeht. Zumindest aber das Korbbogenportal ist von 1700. Im Zuge eines weiteren Umbaus 1822 entstanden die klassizistische Fassadengliederung und der kleine Blendgiebel. Ende des 20. Jahrhunderts erfolgten eine Erneuerung sowie die Geschäftseinbauten im Erdgeschoss.

    Nr. 11

    Auch hier bin ich mir bezüglich des Alters des Gebäudes nicht sicher. Der Dehio schreibt, es wurde 1710 errichtet. Die mir Nr. 7 und 9 einheitliche Geschoss- und Traufhöhe sowie die altertümlich wirkenden Gewölbe im Hausflur sprechen für eine Entstehungszeit um 1615. Die Fassade stammt aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (gleichzeitig mit Nr. 9 im Jahre 1822?), gleichzeitig wurden hinter das ehemalige Blendgeschoss Wohnräume gebaut. Das Portal im Erdgeschoss wird wohl gleichzeitig mit der Fassade entstanden sein.

  • Prima Auftakt, Tobias. Hier stören natürlich wie so oft manche häßliche Umbauten von Erdgeschossen, die dem Kommerz geschuldet sind. So auch bei dem Ensemble Landstraße 4/6, 8, 10, das ansonsten schon ganz nach meinem Geschmack ist.

  • Nr. 12 - Palais Weissenwolff

    Das Palais Weissenwolff ist eines der schönsten Barockpalais an der Landstraße und wurde 1715 ff. vom berühmten Linzer Architekten Johann Michael Prunner errichtet, nach dem die Ungnad von Weissenwolff zwei ältere Bürgerhäuser gekauft und abgerissen hatten. Ab 1979 wurden die Hoftrakte abgerissen und das Einkaufspassage "Arkade" gebaut. Bemerkenswerterweise wurde das Vorderhaus dabei vollkommen verschont, nicht einmal Geschäftseinbauten stören die Fassade. Ausgesprochen toll für die wichtigste Einkaufsstraße Oberösterreichs!

    Zu den Ungnad von Weissenwolff: Das Adelsgeschlecht existiert schon seit dem Hochmittelalter. Von deren großer Bedeutung im 17./18. Jahrhundert zeugt u. a. ein weiteres Palais Weissenwolff am Hauptplatz. Ihr Stammsitz ist übrigens das Linz nahe gelegene Schloss Steyregg.

    Die Fassade ist in reichsten Hochbarockformen des frühen 18. Jahrhunderts gestaltet. Am Mittelrisalit befindet sich das Portal mit dem darüberliegenden Fenster in Ädikularahmung. Die für Linz bzw. den Inn-Salzach-Stil typische hohe Attikamauer wird von Skulpturen aus der griechischen Sagenwelt, welche vom Künstler Leonhard Sattler stammen, bekrönt.

    Das Portal wird von Atlanten (ebenfalls von Leonhard Sattler) getragen.

    Die einfach geniale Hausglocke :biggrin:

    Von der Durchfahrt führt ein Portal mit diesem großartigen Schmiedeeisentor (etwa Bauzeit) zum Stiegenhaus.

    Die rückseitig anschließende Passage, für die leider die Hoftrakte draufgingen:

    Zurück zur Landstraße...

  • Zitat

    Prima Auftakt, Tobias. Hier stören natürlich wie so oft manche häßliche Umbauten von Erdgeschossen, die dem Kommerz geschuldet sind. So auch bei dem Ensemble Landstraße 4/6, 8, 10, das ansonsten schon ganz nach meinem Geschmack ist.


    Ja, ich finde diese Ladeneinbauten auch grässlich. Aber das ist Oberösterreichs größte Einkaufsstraße, was will man sonst erwarten? Im Vergleich zu anderen Städten sind wir diesbezüglich ja noch einigermaßen gut weggekommen. Übrigens: die schlimmsten Geschäftseinbauten und Bausünden folgen noch. Den Auftakt zu den brutalsten (Um)bauten der Landstraße mache ich mit

    Nr. 14

    Das ehemalige Bürgerhaus ist wahrscheinlich das älteste Gebäude der Landstraße, es wurde etwa um 1500 erbaut. Ende des 17. Jahrhunderts erfolgte ein Fast-Neubau, im 18. Jahrhundert wurde die Fassade in Barockformen umgestaltet. Im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts wohnte hier der Barockmaler Bartolomeo Altomonte. Bei einem brutalen Geschäftseinbau (die - ironischerweise heute kaum belebte - "Egger-Passage") wurden die unteren zwei Stockwerke und auch ein Teil des zweiten Obergeschosses entkernt und mit eine bemerkenswert hässlichen Glasfront "verschönert". Übrigens - wie ich von unserem bärigen Forumsmitglied aus den Karpaten erfahren habe - soll die ausgeführte Fassadenverschircherung noch der harmloseste der Entwürfe gewesen sein (kann ich mir ehrlichgesagt aber kaum vorstellen...).

    :kotz: :kotz: :kotz:

    Betrachten wir besser die schönen Obergeschosse mit der Gliederung aus dem 2. Viertel des 18. Jahrhunderts. Wieder haben wir eine hohe Attikamauer, diesmal sogar mit einer Figurennische (mit einer Statue der Maria Immaculata, 2. Viertel 18. Jahrhundert)

    Zumindest die Durchfahrt ist nicht Opfer der Entkernung geworden.

    Weiter hinten markiert ein spätgotisches Portal aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts das ehemalige Ende des Hauses. Der hofseitig angebaute Trakt dürfte - wie das eher altertümliche Gewölbe zeigt - nur wenig jünger sein.

    Nr. 15a

    Gegenüber von Nr. 14 steht dieses repräsentative Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahre 1895. Der Architekt war Ignaz Scheck.

    An der Stelle dieses Hauses und des anschließenden Winklerbaus befand sich einst das alte Linzer Bürgerspital, siehe Linz - Landstraße.

  • Zitat

    Ach so, Verschiacherung. Welch harmlos-verniedlichender Ausdruck, da gibt's - im Bedarfsfall von dem genannten Forumer - doch sicherlich einen bärigeren Ausdruck dafür. :biggrin:


    Ja, in dieser seriöse Galerie darf ich leider keine Kraftausdrücke verwenden. Außerdem mangelt´s mir da an der nötigen ursianischen Kreativität. Vorschläge für bessere Ausdrücke solcher Fassadenvergewaltigungen (der ist aber auch nicht schlecht :wink: ) sind jederzeit willkommen und werden dankbar angenommen.

    Und weiter geht es mit einem meiner absoluten Lieblingsgebäude,...

    ... Landstraße Nr. 15 (Eigenartigerweise in der Reihenfolge nach 15a), dem...

    ...von Hans Feichtlbauer anstelle des ehemaligen Bürgerspitals mit der Hl.-Geist-Kirche (Geschichte des Spitals, siehe nächster Beitrag).

    Der Winkler-Bau stellt zweifellos eine der hervorragendsten städtebaulichen Lösungen der frühen Moderne in Linz dar. Durch drei ineinander gesetzte Baukuben, darunter ein achtgeschossiges Hochhaus, entsteht eine zur Ecke Landstraße/Bethlehemstraße eine ausgewogene und spannende Schaufront. Die Fenster sind einfach gerahmt, die Ecken sind teilweise mit blauen Kacheln verkleidet.

    Die Landstraßenfront mit Nr. 15a:

    Die Eckverkleidung:

    Gedenktafel für Franz Schubert, der einst im Vorgängerbau weilte

    Der Winklerbau ist eigentlich eine große hufeisenförmige Anlage. Der Trakt zur Landstraße ist nur ein kleiner Teil des Baukomplexes. Zur Bethlehemstraße bilden die drei dort etwas schlichter gestalteten Flügel einen mittlerweile fast gänzlich durch Geschäfte verbauten Hof aus.

    Der Rest des ehemaligen Hofes in Richtung Landstraße, rechts befindet sich an der Wand die große "Winkler Bau"-Inschrift

    Der letzte Rest des ehemaligen Bürgerspitals ist diese Wandnische mit der Figur Christus am Ölberg, welche wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt.

    Zum ersten Beitrag habe ich übrigens im Nachhinein einen genauen Plan des oberen Teils der Landstraße hinzugefügt.

  • Linzer Bürgerspital

    Anstelle der Gebäude Landstraß 15a und 15 stand einst das alte Linzer Bürgerspital, das auch über eine Hl-Geist-Kirche verfügte. Heute ist es - bis auf eine Wandnische beim Winklerbau - vollständig verschwunden.

    G e s c h i c h t e:

    Ich erlaube mir hier ein wörtliches Zitat, um mir etwas Schreibarbeit zu ersparen:


    Zitat

    An dieser Stelle befand sich seit dem Beginn des 14. Jahrhundert das Bürgerspital mit Hl. Geist Kirche und Friedhof, der nach der Auflassung des Gottesackers bei der Pfarrkirche im 16.Jahrhundert als Stadtfriedhof diente, um dann durch den ersten Barbarafriedhof auf der Höhe der Mozartkreuzung ersetzt zu werden. 1786 wurde das Bürgerspital (kein Krankenhaus, sondern ein Heim für geistig oder körperlich beeinträchtigte Bürger) aufgehoben. An diese Einrichtung erinnert als letztes Relikt eine kaum beachtete figürliche Ölberg-Szene im Hof. 1790 übersiedelte die Post vom Hauptplatz hierher, wo auch die dritte Volksschule (Spital- später St.Josephs-Pfarrschule) und zeitweise die Polizei untergebracht war.

    (Quelle: http://www.linz.at/archiv/denkmal…aldetail&id=676)

    Das Bürgerspital, das Am Kataster von ca. 1825 als mehrflügeliger Komplex um zwei Höfe, schon ohne Kirche, dargestellt ist, wurde irgendwann zwischen etwa 1870 und 1895 abgerissen, wahrscheinlich kurz vor 1895. Hier konnte ich leider keine genaueren Quellen finden, was eine nähere Einschränkung des Zeitraums nicht zulässt. Eine Ansicht des Spitals, etwa 1870/80: http://www.linzansichten.at/landstrasse/wi…/winklerbau.htm

    Hier noch eine Ansicht des Bürgerspitals von 1656 (der berühmte Merian-Stich), die Kirche ist hier noch sichtbar. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…7c/Linz-neu.jpg Wo auf dieser Ansicht übrigens das Ältere Ballhaus, das damals existiert haben muss, sein soll, ist mir ein Rätsel. Es sollte sich direkt rechts der Spitalkirche befinden. Vielleicht eine kleine Ungenauigkeit?

    Zu guter Letzt noch ein Bauplan der heutigen und der Situation um 1825 (nach dem F. Kataster). die mit Bleistift eingerahmten und rot angemalten Gebäude sind auf dem alten Kataster verzeichnet, die unbemalten, mit schwarzen Linien eingezeichneten Bauten existieren heute. Gut sichtbar sind das zweihöfige, an allen Seiten freistehende Bürgerspital, sowie der stattdessen errichtete dreiflügelige Winklerbau mit dem nördlich anschließenden Haus Nr. 15a.

  • Nr. 16 - Schlägler Stiftshaus

    Seit dem Jahre 1640 befindet sich das Grundstück im Besitz des Stiftes Schlägl, im selben Jahr wurde mit dem Neubau des Hauses unter dem Architekten Cipriano Novo begonnen. 1862 erfolgten eine Aufstockung sowie eine Neufassadierung unter dem wohl wichtigsten Architekten des mittleren 19. Jahrhunderts in Linz, Johann Rueff.

    Das viergeschossige Gebäude besitzt zwei Erker, die prächtige Fassade ist in den typischen Formen des Frühhistorismus der 1860er Jahre gestaltet. Erst vor wenigen Monaten wurden bei einer Renovierung die Reste eines Sgrafittofrieses (1640) freigelegt. Diese zeigt, wie stark das Haus und die Geschosshöhen im Laufe der Jahrhunderte verändert wurden. Wahrscheinlich war dieses Band einst unmittelbar unter der Traufe!

    Der rückseitige Arkadenhof lässt sich leider nicht betreten, deswegen nur ein miserables Foto aus der seitlichen Egger-Passage:

    d

  • Nr. 16 - Passage-Einkaufszentrum

    Die zweifellos schlimmste Bausünde an der Landstraße schließt den historisch am besten erhaltenen, ersten Abschnitt der Landstraße brutal nach Süden ab. Für den Erstbau aus dem Jahre 1962 mussten mehrere alte Bürgerhäuser weichen. Diese Stelle ist die einzige an der Landstraße, wo sich bis nach dem Krieg die ursprüngliche, kleinteilig parzellierte historische Verbauung erhalten hat, ausgerechnet diese musste weichen! Nach 1962 sah´s so aus. Im Jahr 2000 wurde dann der heutige Glaskasten hingeklotzt.

    http://www.arabella.at/oberoesterreic…easer.large.jpg

    Das alte Kaufhaus war fast noch schöner...

    Wenden wir den Blick von dieser städtebaulichen Grausamkeit ab und schauen zurück:

    Und dann noch einmal Richtung Süden:

    Nr. 18

    Ein eigentlich ganz gut gelungener 60er-Jahre-Bau.

  • Nr. 22 - Florianer Stiftshaus

    Schon seit dem Spätmittelalter ist eine Bebauung auf dem Grundstück bezeugt, seit 1615 befindet es sich im Besitz des Stiftes St. Florian. 1615-18 Neubau des Hauses, wahrscheinlich vom Architekten Marx Martin Spaz. Seitdem wurde das Gebäude kaum verändert, es ist zweifellos einer der besterhaltenen Renaissancebauten in Linz!

    Die Fassade ist im eher "eingeschränkten [aber äußerst wirkungsvollen, Anm.] Vokabular der österreichischen Renaissance" (frei nach UC) gestaltet. Bemerkenswerter Weise sind immerhin alle Dekorationselemente in Stein gehauen und nicht aus Putz geformt!

    "16 16"

    Der wunderschöne Innenhof mit Arkadengängen lässt sich nur schlecht fotografieren. Er ist zur Spittelwiese offen.

    Es sei auch noch auf die leider nur eingeschränkt zugänglichen Innenräume hingewiesen, die teilweise eine sehr reiche Ausstattung (Stuckdecken, etc...) aufweisen.

  • Nr. 24

    Eckhaus zur Spittelwiese, erbaut 1838 von Johann Metz. Rechts das Florianer Stiftshaus.

    Nr. 26

    Urkundlich 1595 erstmals erwähnt. Das im Kern ältere Haus wurde 1893 von Franz Höbarth aufgestockt und umgestaltet.

    Ensemble Nrn. 27 und 29

    Ursprünglich befand sich hier eine Zeile von sieben sehr schmalen, alten Bürgerhäusern, von denen 1962 leider fünf für eine Stadtbildvergewaltigung geopfert werden mussten (siehe Passage-Kaufhaus, Nr. 16)

    Nur noch zwei der Häuser sind erhalten: Links das Kaufhaus, rechts die Ursulinenkirche. Irgendwie hat es aber auch seinen eigenen Reiz, dass die Häuschen zwischen zwei Riesen eingeklemmt sind und regelrecht von ihnen erdrückt werden.

    Zum obigen Bild: Die baustellenartige Holzkonstruktion, die in den Turm der Ursulinenkirche führt, ist nur vorübergehend. Sie ist Teil der "Höhenrausches" einer Mischung aus einem Kunstprojekt und einem monumentalen Aussichtsturm.

    Nr. 27

    Urkundlich 1595, schon seit 1861 Bäckerei. Tatsächlich reicht das Haus im Kern ins 16. Jahrhundert zurück. Die bemerkenswerte Spätbarockfassade entstand etwa 1730/40, vielleicht ist sie ein Werk Johann Michael Prunners, Das dritte Obergeschoss dürfte einst bloß ein Blendgeschoss gewesen sein, dahinter wurden mittlerweile Räume gebaut.

    Nr. 29

    Dieses kleine Haus geht auf das 17. Jahrhundert zurück, die stark veränderte Fassade lässt sich wohl ins erste Viertel des 19. Jahrhunderts datieren.

    Blick zurück, Richtung Norden, noch einmal unser liebes Passage-EKZ im Bild...

    Nr. 28 - Lambacher Stiftshaus

    Ursprünglich standen hier zwei Bürgerhäuser, die im 16. Jahrhundert erstmals erwähnt wurden. Sie wurden 1636 bzw. 1652 vom Stift Lambach aufgekauft und schließlich 1672 zu einem Haus zusammengefasst (Wie viel 16. Jahrhundert sich in dem Bau noch befindet, weiß ich nicht, recht viel dürfte es aber nicht sein). 1863 erfolgte eine Aufstockung durch Anton Schrittwieser,

    Die originale Fassade von 1672 in den spätesten Renaissanceformen hat sich fast unverändert erhalten, das vierte Geschoss von 1863 gibt dem Haus eine ganz andere, weit kubischere Wirkung. Im Erdgeschoss originales Portal. Hofseitig befinden sich Arkadengänge.

  • Zitat

    Was ist das für ein störender Übergang zum Kirchturm und ist dieser nur vorübergehend und wird hoffentlich bald wieder abgerissen?

    Ich habe es im letzten Beitrag schon kurz angesprochen (da habe ich noch nicht gesehen, dass diese Frage aufgetreten ist), aber hierbei handelt es sich um den Höhenrausch. Schon zum dritten Mal in Folge werden über den Sommer gewaltige Holz- uns Stahlkonstruktionen angelegt, auf denen man flanieren und den wirklich grandiosen Ausblick genießen kann. So schön die Sicht von dort ist, recht toll sieht es von unten nicht aus. Eher wie ein misslungenes Baugerüst, oder... ah ja, wie ein Kunstprojekt! ablachen:) Im Herbst wird es dann immer wieder abgerissen, und im Jahr darauf wieder (und größer!) aufgebaut. Scheinbar macht das so viel Geld, dass es sich auszahlt. Und: Eigentlich waren alle Linzer die ich kenne, schon einmal oben.

    Es sieht natürlich grauenvoll aus, aber ist sicher eine gute Werbung für Linz und man kann wirklich eine tolle Aussicht genießen. Also find ich es insgesamt ganz gut.

  • Nr. 30 - Klosterhof (ehemaliges Baumgartenberger Stiftshaus)

    Ein älteres Bürgerhaus ging 1626 an das Stift Baumgartenberg über, ab 1652 wurde es neu erbaut. 1693 erfolgte ein Umbau, u. a. wurde der kurze Hofflügel angebaut. 1784 wurde das Kloster Baumgartenberg aufgehoben, das Stiftshaus fiel an das Stift Kremsmünster. 1930-31 wurde das Gebäude zum Gasthaus, dabei wurde hofseitig ein weiterer Arkadengang zugebaut.

    Der Klosterhof ist ein ähnlich kubischer Bau wie das rechts daneben stehende Lambacher Stiftshaus, zwischen ihnen befindet sich die einzige "Baulücke" der Landstraße mit einem nur eingeschossigen Geschäft aus dem 20. Jahrhundert.

    Der Klosterhof steht an der Ecke zur Bischofstraße, dort kann man die Dimensionen des Grundstücks gut sehen. Der lange Hof (heute Biergarten) ist mit einer Mauer bzw. einem eingeschossigen Bau von der Bischofstraße getrennt, am Schluss davon steht das zweigeschossige Gartenstöckl von 1652. Hinter der Anlage schließt der Bischofshof mit seinem Garten an.

    Blick in die andere Richtung:

    Zurück zum Hauptgebäude: An der Seite zur Bischofstraße steht der Anbau von 1693, der die Kapelle (mit prächtigen Stuckaturen!) beinhaltet.

    Das Hofportal, darüber Wappen des Stiftes Kremsmünster, bez. 1710 (wohl von einem anderen Gebäude 1784 hier her versetzt).

    Die Hofseite des Hauptgebäudes:

    Der Arkadengang stammt aus den 30ern, dahinter schließt der Laubengang von 1652 an - es entsteht eine zweischiffige Halle.

    Abschließend möchte ich noch kurz auf die Innenräume eingehen, die ich leider nicht fotografieren konnte: Im Erdgeschoss haben mehrere Räume eine hervorragend erhaltene Ausstattung aus den 30er-Jahren. In den Obergeschossen hat sich die historische Ausstattung ebenfalls gut erhalten (Böden, Türen, bar. Stuckdecken...). Besonders die schon oben erwähnte Kapelle ist sehenswert.

  • Nr. 31 - Ursulinenkloster und -Kirche

    G e s c h i c h t e: Das Ursulinenkloster in Linz wurde 1679 gegründet, schon nach zwei Jahren wurde die erste (provisorische) Kirche geweiht, mit dem Bau der Klostertrakte wurde erst 1692 begonnen, die Fertigstellung erfolgte gut drei Jahrzehnte danach. Die Kirche wurde schließlich von 1736 bis -57 neu erbaut, wobei die Arbeiten erst nach einer weiteren Bauphase 1770-72 gänzlich fertiggestellt wurden. Das das Kloster eine Schule hatte, war es von der Säkularisation kaum betroffen. Die Auflösung und Profanierung erfolgte 1968, seit 1977 befindet sich darin das Landeskulturzentrum.

    Ursulinenkirche und -Kloster bilden einen mächtigen Komplex von großer städtebaulicher Bedeutung an der Landstraße, besonders die Doppelturmfassade des Sakralbaues ist bemerkenswert - sie wurde zu einem Linzer Wahrzeichen.

    Kirche:

    Westfassade

    Die Fassade wurde in zwei Bauphasen errichtet. Der Bereich bis zum Hauptgesims stammt von 1736-57, die Turmzone mit dem Mittelgiebel und das Hauptportal wurden 1770-72 gebaut. Typisch für den Spätbarock ist die Schwingung in der Fassade, die bei den Türmen kaum aufgenommen wurde, was schon vom anbrechenden Klassizismus zeugt.

    Portal von ca. 1770:

    Inneres:

    Das Innere ist als dreijochiger Raum ausgebildet, wobei das mittlere Joch wesentlich kürzer ist und den äußeren Jochen Kapellen zugeordnet sind. der leicht eingezogene Chor besitzt ein Joch. Vom berühmten Franz Joseph Ignaz Holzinger (u. a. Klöster Wilhering, St. Florian und Metten) stammen die eleganten Stuckaturen.

    Der Altar wurde 1741 aufgebaut. Das Altarbild mit den Erzengeln ist ein Werk des Martino Altomonte.

    Und weils so schön ist noch im Hochformat...

  • Kloster

    Erbaut von 1692-1723. 2009 wurde bei einem Brand der Dachstuhl schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Fassaden haben eine schlichte, aber durchaus wirkungsvolle Gliederung, die allerdings manchmal aufgrund diverser mehr oder weniger skurriler Kunstaktionen verdeckt ist (Beispielsweise Ortstafeln )

    Hofseite:

    Die Innenräume sind nur begrenzt spektakulär, weswegen ich keine Bilder zeige...