Zerbst/Anhalt - Schloss Zerbst

  • Generell finde ich den Katharina-Kult in Zerbst übertrieben. Geboren wurde Katharina in Stettin. Dort hat sie auch den größten Teil ihrer Kindheit verbracht. Bereits mit 14 Jahren kam sie nach Russland. Ihre verschiedenen Aufenthalte in Zerbst machen nur einen kurzen Teil ihres Lebens aus.

    Du darfst nicht übersehen, dass es sich beim Wiederaufbau des Schlosses um ein sehr schwieriges Projekt handelt. Angesichts der enormen Bauaufgabe gilt es, schon um finanzielle Mittel zu generieren, zu vermitteln, weshalb man ausgerechnet diesem Schloss eine solche Aufmerksamkeit widmet. Der Hinweis auf Katharina gibt dem Schloss somit das gewisse Etwas. Natürlich kann man den "Katharina-Kult" als "übertrieben" bewerten, aber dann schaue erst mal, welcher Kult um Goethe gemacht wird, der in manchen Häusern vielleicht ein-, zweimal nächtigte, wofür es gleich eine Gedenkplakette an der Hausfassade gibt. Also, die Konzentration auf Katharina bei Schloss Zerbst ist schon richtig in meinen Augen.

  • Das benachbarte Schloss Dornburg an der Elbe war für Katharinas Mutter errichtet worden.

    http://www.stefan-schueler.de

    Es steht heute noch, aber ohne sie wäre es wohl in den 1950er Jahren abgerissen worden, obwohl sie zu dieser Zeit schon lange tot war. In der Architektur habe die Bauherrin Hinweise auf die Tochter am fernen Zarenhof versteckt, obwohl sie zur Erbauungszeit nur die Frau des Thronfolgers war.

  • Externer Inhalt youtube.com
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  • Ist der Förderverein eigentlich noch aktiv oder gar existent? Der letzte Eintrag in der sonst so regelmäßig gepflegten Vereinschronik ist vom 20.12.2021.

    Akanthus war doch dort auch Mitglied, oder? Er war aber laut seines Profils auch zuletzt am 13.12.2021 hier im Forum aktiv. Das fällt ja zeitlich auffällig genau zusammen...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ah, vielen Dank, unter "Neuigkeiten" hatte ich nicht geguckt. Der Link in Deinem Beitrag ist übrigens falsch. :opa: :wink:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Liebe Interessierte,

    es tut mir leid, dass ich keine Zeit für Nachrichten hier im Forum gefunden habe. Es ist definitiv kein Desinteresse! Ich verspreche Besserung …

    Die zeitlich und inhaltlich sehr anstrengende Realisierung des Projektes „Umsetzung des kulturellen Nutzungskonzeptes“ hat mir als Bauherrn sehr viel abverlangt. Ich habe seit anderthalb Jahren fast täglich 12-Stunden-Arbeitstage, um meinem Job und den Baubelangen gerecht zu werden. Letzteres war durch „Karina“, Lieferschwierigkeiten und extreme Preiserhöhungen gekennzeichnet. Die große Herausforderung war, bauliche Kürzungen so vorzunehmen, dass das Förderziel trotzdem noch erreicht wird. Aber: Die 2,7-Millionen-Baumaßnahme wurde erfolgreich abgeschlossen.

    Der Link zu den von mir verfassten Neuigkeiten auf der Vereinshomepage wurde hier schon benannt. Dort sind Eindrücke vom Leistungsumfang erkennbar.

    Mehr demnächst …

  • Die Bild hatte im letzten Monat berichtet:

    Zerbst: 2,7 Mio. Euro werden in Schloss investiert - ein Dach für das Zuhause der Zarin
    Zerbst (Sachsen-Anhalt) – Wie der Palast einer künftigen Zarin sah Schloss Zerbst (Anhalt-Bitterfeld) schon sehr lange nicht mehr aus.
    www.bild.de

    Und noch ein kleiner Hinweis auf dieses Produkt mit dem Motiv des Zerbster Schlosses:

    Vorgestellt hier: Oboenmusik von Johann Friedrich Fasch im Zerbster Schloss - CD-Tipp | BR Podcast

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Bild hatte im letzten Monat berichtet:

    Zerbst: 2,7 Mio. Euro werden in Schloss investiert - ein Dach für das Zuhause der Zarin Zerbst (Sachsen-Anhalt) – Wie der Palast einer künftigen Zarin sah Schloss Zerbst (Anhalt-Bitterfeld) schon sehr lange nicht mehr aus.

    Ich bekomme das Bild nicht zitiert. Schön, dass jetzt wieder etwas vom Haupttrakt da ist. Die eine Fensterachse scheint ja an der originalen Position zu sein. Aber könnte man da theoretisch irgendwann weiterbauen? Das geschlossene Mauerstück links der Fenster bis zur Außenwand kommt mir doch arg breit vor, und ändern ließe sich da ja nichts mehr, weil komplett aus Beton und sicher tragend? Es wäre schade, wenn man sich hier die Option auf einen Weiterbau verbaut hätte.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • frank1204 Schau hier mal bei Neuigkeiten das jetzt oberste Bild (1. Februar 2023) an. Das ist die entsprechende Stelle von Innen her gesehen. Die Breite des Mauerstücks könnte schon stimmen, wenn dereinst der Haupttrakt realisiert wird. Das nächste Fenster schlösse wohl genau an der Eckkante an. Und sonst wäre es ein Leichtes, hier ein paar Ziegelsteine wieder auszubrechen, denn der Anbau ist nicht aus Beton errichtet, sondern aus Ziegelmauerwerk :smile: , siehe die Bilder vom 19. Mai, 11. Juli und 4. Oktober 2022. Nur der Liftschacht ist betoniert, und dieser sitzt nicht an der künftigen Aussenfassade. Wenn ich die ganz aus roten Ziegelsteinen gemauerte Wand bezüglich Mauerungstechnik betrachte (siehe 1. Bildlink), könnte diese bereits für einen künftigen Abbruch vorgesehen sein, um die Südgalerie hier weiterführen zu können. Man beachte auch den 'Pfeiler' an der rechten Bildkante, der dann stehen bleiben würde, weil dieser in der (künftigen) Trennwand der Südgalerie und der daran anschliessenden Räume steht.


    Akanthus Vielen Dank für die beiden tollen Vergleichsbilder der Nordostecke! Die Nordostecke hatte sich ja nach aussen geneigt, wie man das gut anhand der Fenstersimsresten rechts sehen kann, ebenso auch am Rissbild und den herausgefallenen Brüstungspartien. Wurde diese Ecke vor den Maurerarbeiten wieder hineingezogen und stabilisiert? Wenn nicht, hätte das ja rechte geometrische Probleme mit den beiden Fensterachsen gegeben, weil die Fassadenebenen links und rechts der Fenster durch das Auswärtskippen jeweils verschoben waren.

  • Riegel: Danke für die Hinweise, das ist ja super! Ich hatte wohl noch die Betonwände des Fahrstuhlschachts im Kopf und das dann verwechselt.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Großformatige, aktuelle Ansicht des Schlosses von Norden


    Hier kann man mal per Drohnenflug den Blick schweifen lassen (auch aktuell).

    Zerbster Schloss
    #drohne #nature #ruine #Schlosszerbst #zerbsterschloss
    www.youtube.com

    Ein paar kurze Einblicke und Hintergründe (zumindest erst jüngst eingestellt).

    Schloss Zerbst/Anhalt
    Geschichte der Residenz der Fürsten von Anhalt-Zerbst(Auszug aus Zerbst/Anhalt - Geschichte, Kultur ...)Ursprünglich befand sich an der Stelle des Schlosses ...
    www.youtube.com

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Ergänzung des Corps de logis nach Westen wurde auf den alten, noch tragfähigen Fundamenten und vorhandenen Kellermauern, die zu Beginn des Großprojektes freigelegt wurden, neu errichtet. Die Abstände der Südfenster in den hofseitigen Galerien wurden anhand von historischen Grundrissen und qualitativ guten Fotografien (Messbildaufnahmen) ermittelt und umgesetzt. Der Abstand von der rechten Fensterseite bis zum Ansatz des Ostflügels ist recht gering, da dieser Trakt erst ab 1744 angesetzt wurde. Im Innern zeichnen sich, da nur noch partiell Putze mehr vorhanden sind, in jeder Etage die historischen Fensteröffnungen ab, die mit dem Seitentraktanbau verkleinert und zu Türöffnungen umfunktioniert wurden. Es wurden pro Etage drei Fensteröffnungen verkleinert bzw. verschlossen. Die Abstände zwischen den ehemaligen Öffnungen entsprechen ebenfalls dem Abstand zwischen linker Fensterseite des Neubaus und jetzigem Mauerende/Flügelabschluss. Diese Ecke markiert genau die rechte Seite des dann anzulegenden Fensters.

    Westlich (links) neben dem rekonstruierten Kellerfenster ist unter der jetzigen Terrasse (notwendiger Fluchtweg und nördlicher Zugang zum Aufzug) bereits ein zweites Kellerfenster im Rohbau angelegt, das aber nach außen verschlossen ist. Das ist im Innern vom Nordeingang sichtbar, wenn man in Richtung Aufzug geht. An dieser Stelle ist dann der Weiterbau geplant. Das ist statisch auch schon berücksichtigt, ein Ausbruch jetziger Giebelsteine (Poroton) ist nicht kompliziert. Zwischenzeitlich muss man halt mit der recht mächtigen Giebelwand leben.

    Übrigens habe ich den Aufzugsschacht, der frei vom Altmauerwerk auf Bohrpfählen steht, mit dem Ausstieg auf der Dachebene und der Überfahrt sowie den Treppenhausüberbau so anlegen lassen, dass diese Elemente mit der Errichtung des historischen Daches in diesem verschwinden und äußerlich nicht mehr sichtbar sind.

    Derweil bleibt nichts anderes übrig, als auch diese nicht gerade schöne Ansicht zu akzeptieren. Der Aufzugsbau nur bis zum zweiten Obergeschoss wäre nicht sinnvoll gewesen und vor allem nicht nachhaltig.

    Auf dem aktuellsten Bild der Neuigkeiten der Vereinshomepage ist der weiterzubauende Flur erkennbar. Ich habe gerade erst ein Banner mit einer historischen Ansicht des 60 Meter langen Flures angebracht, der zum Westflügel verlief, um die einstigen Dimensionen für Besucher sichtbar zu machen.

    Ursprünglich war angedacht, den übrig gebliebenen Pfeiler der Nordostecke des Corps de logis wieder ins Lot zu richten. Ich stehe zwar innovativen Ideen sehr aufgeschlossen gegenüber, aber den Aufwand für das Heranziehen dieses überaus massiven Pfeilers über mehrere Etagen hielt ich dann doch für sehr gewagt. Dieser steht so wie er ist durch sein Eigengewicht stabil da. Fundamentuntersuchungen bis in ca. 8 Metern Tiefe, die ich vor etlichen Jahren vornehmen ließ, haben gezeigt, dass die Fundamente des Corps de logis unter Erdniveau erheblich vor die Fassade vorkragen und völlig in Ordnung sind. Der niederländische Baumeister hat das sicher ganz absichtlich so angelegt, da ein Teil des Nordostpavillons auf dem alten Burggraben steht. Das bringt heute leider noch massive Feuchtigkeitsprobleme im Innern mit sich, aber keine statischen. Das Ausbersten der oberen Mauerbereiche und den sich anschließenden jahrelangen massiven Ausbrüchen in den Fensterachsen resultieren aus einem Bombenvolltreffer 1945. Beispielsweise hat sich im zweiten Obergeschoss auch ein fast zwei Meter starken inneren Wandabschnitt im Treppenhausbereich um ca. 25 cm im Block verschoben. Daran ist erkennbar, welche Kräfte gewirkt haben müssen.

    In den 1960er Jahren wurde laut Akten festgestellt, dass der Pfeiler in Gesimshöhe ca. 60 cm außer Lot liegt. Zum Glück, vermutlich durch die Feststellung vom Erdboden aus, hat sich das nicht bestätigt. Es sind dort nur ca. 20 cm, an anderen Fassadenstellen bis ca. 25 cm. Durch die Verteilung auf die Ost- und Nordfassade war die Geometrie der Fensterachsen selbst nicht so massiv betroffen. Somit haben die neu eingebauten Fenster ein fast einheitliches Maß. Kleinere Abweichungen ließen sich optisch kaum sichtbar gut ausgleichen.

    Die etwas außer Lot stehenden Fassadenbereiche inklusive Pfeiler wurden mit starken Ringankern und massiven Zugankern, die direkt mit den Stahlbetondecken verbunden sind, im zweiten Obergeschoss stabilisiert.

    Das Heranziehen des Pfeilers und anderer Mauerabschnitte hat sich dann schnell auf Grund der massiven Preissteigerungen erledigt. Auf dem Foto der Dachebene ist links die „ausgebeulte“ Ostfassade gut sichtbar.


    Meine Idee war, die „Störungen“ durch nicht ganz im rechten Winkel ausgeführte Hauptgesimse zu kaschieren. Und das hat auch ganz gut funktioniert und wird mit dem späteren Fassadenputz und dem Ziehen des Profils des Hauptgesimses noch besser. Und ich bin auch der Meinung, dass man dem Gebäude sein Alter und vor allem die heftigen Kriegsspuren ansehen darf.