Der größtmögliche Kontrast zum hier gezeigten beschaulichen, friedlichen und irgendwie gutbürgerlichen Annapolis ist ohne Zweifel das 30 Meilen entfernt gelegene Baltimore mit gut 600.000 Einwohnern. Das Image der Stadt liegt irgendwo zwischen für Europäer unbekanntem amerikanischem Durchschnitt und Kriminalitätshochburg am Rand der Pleite. Befeuert wurde das negative Bild der Stadt durch die phantastische HBO-Serie „The Wire“, die das Wechselspiel zwischen Polizei und Drogendealern im einer nach dem Verlust lokaler Industrie ausgesprochen negativem Umfeld zeigt. Dies geschieht in einem brachialen Amerikanisch in lokaler Prägung, das ebenso schwer zu verstehen wie unterhaltsam ist.
Irgendwo hatte ich gelesen, Baltimore war neben den Schauspielern einer der Stars in „The Wire“, dabei war von der Innenstadt in der Serie nur wenig zu sehen, der Großteil der Serie spielt im westlichen Teil der Stadt, die nach wie vor hochgradig gefährlich ist und die wir (wir waren einen halben Tag vor Ort) auch tunlichst gemieden haben.
1) Als erstes sehen wir auf die Pennsylvania Station von 1911, einen der typisch wuchtigen US-Bahnhöfe im Beaux Arts Stil, auch wenn das Exemplar in Baltimore nicht so gewaltig ist wie die Bahnhöfe etwa in New York, Detroit, Chicago oder anderenorts. In The Wire linkt der Drogenboss Marlo durch eine getürkte Drogenübergabe den Polizisten Herc im Bahnhof, ein schönes Beispiel für eine überarbeitete Realität im Film. Im Film herrscht im Bahnhof hektische Betriebsamkeit, im Hintergrund rattert eine Anzeigetafel. In der Realität war es vor Ort deutlich gemütlicher. Die elektronische Anzeigetafel rattert kein Stück und es passiert generell nicht viel, da hier auf der Verbindung Boston - Washington kaum mehr als ein Zug pro Stunde durchkommt. Die Züge hatten z.T. gigantische Verspätung
2) Gegenüber sehen wir eines der typischen US-Post-Office-Gebäude in ausgehendem Art Deco.
3) Leider haben wir es nicht bist zur knapp nördlich des Bahnhofs gelegenen Lovely Lane Methodist Church geschafft, gebaut 1895 von dem New Yorker Architekten Stanford White. Der Turm der Kirche wurde laut Wikipedia und überhaupt ziemlich offensichtlich der Pomposa-Abtei in der italienischen Provinz Ferrara (eine tolle Kirche!!) nachempfunden.
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5) Von hier wäre es nicht weit zu „Bodie’s Corner“ (Ecke Barclay/Lavale nahe dem Greenmount Cementary) aus The Wire gewesen, an der der als ausgesprochen sympathisch dargestellte Dealer Bodie erschossen wird. Wenig abseits des Bahnhofs gelegen sieht diese Ecke schon reichlich finster aus, nach Abrissen ist die Bebauung deutlich zurückgegangen.
6) Jetzt sehen wir eine Karte. Oben habe ich den Bahnhof markiert, unten rechts den Inner Harbor, die City Hall darüber. Ganz links sehen wir den Verlauf der Howard Street.
7) Jetzt gehen wir die Charles Street in Richtung Innenstadt und sind positiv überrascht. Das Bahnhofsumfeld in Baltimore hatte ich mir schlimmer vorgestellt.
9) Jetzt sind wir immer noch am Verlauf der Charles Street und schauen am Mount Vernon zum Washington Monument in Richtung Süden (also Richtung Downtown) ...
10) ... und zurück in Richtung Norden. Um ca. 10.30 morgens war es hier etwas ausgestorben, später hat es sich hier deutlich belebt.