Datierung von Altbauten

  • Wie alt würdet ihr dieses nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude einschätzen. Das Haus soll demnächst abgerissen werden.


    Eine ältere Aufnahme, der Eingang soll sich früher im 1. Obergeschoss befunden haben.


    Aus dem Jahr 1835 gibt es folgende Beschreibung: " Es ist nebst Scheuer massiv, aber von schlechten, kleinen Steinen erbaut. Ehedem soll der Eingang im 2ten Stock (das auch dem Ansehen nach so scheint) durch eine Treppe, die man habe hinauf ziehen können, gewesen sein. Mit einer Mauer ist es, wie sich noch zeigt, vielleicht auch mit einem Graben, umgeben gewesen. An den Gebäuden findet sich durchaus keine Jahreszahl; wohl aber an der Mauer neben dem Eingang. Die jedoch sichtbar neueren Ursprungs ist - mit der Jahreszahl 1589"

  • Wenn da nicht diese Beschreibung aus dem Jahr 1835 vorhanden wäre, hätte ich das Haus ins 19. Jahrhundert datiert. Dies auf Grund jeglicher fehlender Schmuckelemente. Bauzeitlich gleich mit dem Mauerwerk sind die Fenstergewände in den Giebeldreiecken, mit einfachem Ladenfalz an den Seiten und am Sturz. Im 16. und 17. Jahrhundert hätte ich hier eine zusätzliche Kehle erwartet, die am unteren Ende in einer Nase ausgelaufen wäre.

    Auf dem dritten und vierten Bild erkennt man in der Giebelwand im Erdgeschoss einen vermauerten Lichtschlitz, der wiederum sehr altertümlich wirkt. Auf dem vierten Bild erkennt man um die Ecke ein weiteres vermauertes Fenster, leider nur unscharf, um dort den Ladenfalz zu beobachten. Es dürfte dasselbe Fenster wie auf der letzten Aufnahme sein, das dort links im Erdgeschoss noch unvermauert ist. Auch dort sind keine Nasen zu beobachten. Dieses und das Fenster rechts davon scheinen ebenfalls bauzeitlich gleich mit dem Mauerwerk entstanden zu sein. Das Mauerwerk selbst dürfte ursprünglich verputzt gewesen sein.

    DIe kleinen Fenster und der Hocheingang wirken sehr altertümlich, und trotzdem würde ich das Haus allerfrühestens ins 17. Jahrhundert datieren, eher aber ins 18. Jahrhundert.

    Interessant sind die obersten Eckquader an allen vier Gebäudeecken am Übergang zu den Dachschrägen. Sie kragen aus und schliessen in einer geschwungenen Form ab. Diese Form findet sich vielleicht auch an andern datierten Bauten in der Ortschaft oder der Region und könnte den entscheidenden Hinweis auf das Alter des Hauses geben!

  • Zeno: Das Haus befindet sich in einem kleinen Dorf in der nördlichen thüringischen Rhön.

    Riegel: Die geschwungenen Eckquader waren mir auch aufgefallen. Hier nochmal ein Detailbild.

    Zwei Detailbilder von der Traufseite.

    In der Gegend stehen nur sehr wenige Steinbauten zum Vergleich, der Fachwerkbau war absolut vorherrschend. Etwa 10km entfernt gibt es dieses Wirtschaftsgebäude eines Schlosses aus dem frühen 18. Jh, der Übergang zum Giebel ist auch geschwungen aber einfacher ausgeführt.