• Sollten größere Ansammlungen von Bildern nicht lieber in den Galerie-Strang der jeweiligen Städte?

    Im Prinzip ja, aber in diesem Fall sollen die Bilder keine Galerie ergeben, sondern gewisse Vorzüge und Probleme des Stadtbildes illustrieren. Deswegen bleiben die Photos hier.

  • Tübingens Altstadt besitzt nun einen "denkmalpflegerischen Werteplan", der auch im Netz verfügbar ist:

    https://www.tuebingen.de/Dateien/werteplan_tuebingen.pdf

    Der Werteplan beschreibt ca. 600 Bauwerke, womit für Tübingens Altstadt endlich ein öffentlich einsehbares Denkmalinventar vorhanden ist. (Ich bin sicher nicht der einzige, der ein solches schon lange vermisst hat.) Erfasst sind die Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen und solche, die kraft dieses Planes als "erhaltenswert" eingestuft worden sind. Die Stadterweiterungen und die Teilorte sind leider nicht enthalten (für Bebenhausen gibt es jedoch einen eigenen Werteplan).

    Zum Werteplan war im Schwäbischen Tagblatt am letzten Samstag ein doppelseitiger Beitrag abgedruckt (nicht online zugänglich), der vor allem den Bauforscher und ausgewiesenen Kenner der Tübinger Altstadt Tilmann Marstaller zu Wort kommen lässt. Er kritisiert die oberflächliche und in vielen Details fehlerhafte Machart des Planes, der von einer Bamberger Stadtplanungsfirma erstellt worden ist. Man habe vor allem in der Unterstadt vielen Häusern den Status als "erhaltenswert" verweigert, ohne sie vorher adäquat baugeschichtlich zu untersuchen. Diese Häuser stehen nun ohne denkmalrechtlichen Schutz da und theoretisch sei ihr Abbruch ohne erneute Untersuchung möglich. Aber auch die Einstufung als "erhaltenswert" sei von dubiosem Wert. Das Haus Froschgasse 12, laut Plan erhaltenswert, wurde inzwischen abgerissen. Ein weiteres "erhaltenswertes" Haus, nämlich Lange Gasse 14, wird zur Zeit gründlich entkernt.

  • Der Neubau Froschgasse 12 ist jetzt weitestgehend fertig. Wir hatten die Pläne vor einiger Zeit diskutiert:

    RE: Tübingen

    So sah der Vorgängerbau am Ende seines Lebens aus:


    Der Neubau heute. Er ist deutlich größer als sein Vorgänger



    Warum sind die Fenster links bodentief? Soll das ein schwacher Ersatz für nicht vorhandene Balkone sein? Mir gefallen die Fenster nicht.

  • Sehe ich auch so. Etliche Details sind nicht stimmig (insbesondere die erwähnten Fenster), aber insgesamt imitiert der Neubau recht erfolgreich ein durchschnittliches Tübinger Fachwerkhaus. Er stört seine Umgebung nicht. Auch der Ladeneinbau ist vergleichsweise zurückhaltend (vgl. das linke Nachbarhaus als negatives Beispiel).
    Trotzdem ist es schade um das alte Haus. Im Kern war es eine Scheune aus dem 17. Jahrhundert, die später zu einem Wohnhaus ausgebaut worden ist. Somit war es ein Zeugnis für die landwirtschaftliche Prägung der Tübinger Unterstadt. Gleich um die Ecke, in der Bachgasse, ist noch eine große Scheune erhalten, die vor einigen Jahren auf gelungene Weise für Wohnzwecke umgebaut worden ist. Übrigens ist diese Gegend (wo Froschgasse, Bachgasse und Lange Gasse aufeinander treffen) eine der am schlechtesten erhaltenen und unattraktivsten der Tübinger Altstadt. Man beachte z.B. den missratenen Neubau neben der erwähnten Scheune in der Bachgasse.

  • Im Tübinger Stadtbild steht eine auffällige Veränderung an. Die Anhöhe, die der Altstadt nördlich gegenüber liegt, wird bisher von Klinikumsbauten aus der Zeit um 1900 beherrscht, vor allem von der Nervenklinik (links) und der Augenklinik (rechts). Das Gebäude der Augenklinik wird zur Zeit für das Asien-Orient-Institut saniert. Der Anbau, der sich links an die Augenklinik anschließt, wurde abgerissen und soll nun durch einen auffälligen Neubau ersetzt werden.


    TuebingenWilhelmsstiftVonStiftskirche Roman Eisele [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

    Der Anbau wurde um 1920 errichtet und sah ursprünglich so aus: https://img.oldthing.net/8867/23509211/…ebingen-LKR.jpg

    Um 1960 wurde er ohne viel Gestaltungswillen erweitert:
    https://www.tuepedia.de/images/thumb/5…vom_Schloss.jpg

    An seiner Stelle wird demnächst die Bibliothek des Asien-Orient-Instituts errichtet:

    https://karlundp.de/wp-content/upl…it-Menschen.jpg

    https://karlundp.de/projekt/asien-orient-institut/

    So wird die bisher noch weitgehend historische Umrahmung der Altstadt im Norden durch einen betont modernen Bau aufgebrochen. Das hässliche Parkhaus König (unterhalb der Nervenklinik) fällt von der Altstadt aus kaum auf, wenn man nicht gerade vom Turm der Stiftskirche oder vom Schloss hinüberschaut. Die neue Bibliothek liegt höher und wird vermutlich stärker auffallen.

  • Das ist für Baden-Württemberg schon etwas besonderes. In den meisten Gemeinden ist man davon weit entfernt, da ja die Denkmallisten faktisch geheimgehalten werden.

    Laut eines Beitrages im 'Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege' (Ausgabe 1/2019, ab Seite acht) gibt es in Baden-Württemberg 110 geschützte Stadt- und Ortskerne, für über 50 davon wurden inzwischen die im Beitrag Tübingers erwähnten 'Denkmalpflegerischen Wertepläne' erstellt.

    https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdp…e/view/4363/826

  • Gute Neuigkeit aus Tübingen: Für den vorderen Österberg ist eine Erhaltungssatzung erlassen worden.

    https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Sc…ten-424336.html (mit kleiner Bilderstrecke)

    https://www.tuebingen.de/gemeinderat/vo…6&voselect=5599

    Der Österberg ist der Hügel, der sich östlich neben der Altstadt erhebt. Er zeichnet sich durch eine größere Anzahl von Verbindungshäusern und Villen aus. Bisher standen auf dem vorderen Österberg nur 6 Bauten, vor allem Verbindungshäuser, unter Denkmalschutz. Nun werden auch die anderen Gebäude, sofern sie stadtbildprägend sind, mitsamt ihren Gärten geschützt. Bei den astronomischen Tübinger Immobilienpreisen sind die großen Grundstücke als Bauland sehr begehrt. Daher ist es wichtig, dass nun auch die Gärten geschützt sind. Anlass für die Satzung war der zähe Streit um das ehemalige Verbindungshaus Luginsland. Das Haus stand lange zum Verkauf, ein Investor wollte es abreissen, dann wurde es von Studenten besetzt, die ein selbstverwaltetes Wohnprojekt etablieren wollten; schließlich kaufte das Haus eine reiche Familie, die es saniert hat.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tübinger (5. August 2019 um 11:38)

  • Einzigartiger Tübinger Stadtkern erhält besonderen Schutz
    Der Gemeinderat hat sich einstimmig dafür entschieden die Altstadt als denkmalgeschützte Gesamtanlage auszuweisen, wodurch Hausbesitzer leichter an Fördergelder kommen sollen.

    Quelle: https://www.gea.de/neckar-alb/kreis-tuebingen_artikel,-einzigartiger-tübinger-stadtkern-erhält-besonderen-schutz-_arid,6181486.html?fbclid=IwAR0UhQR-cIikgpNXZx5dgr5gCMt62A5phMiwpBYj3njGACQE3n0wIv0PKKM

  • Kennt jemand von euch eigentlich ein gescheites Buch über die historischen Bauten von Tübingen (z.B.Architektur- oder Stadtführer)? Ich habe bisher leider nichts Brauchbares finden können. Im Gegensatz zu anderen Städten scheint es auf diesem Gebiet kaum etwas zu geben. Den einzigen Architekturführer den ich kenne, enthält leider nur die nach 1900 entstandenen Bauten.

  • Herzlichen Dank, Tübinger! Mich überrascht es immer wieder, dass es über viele bekannte und Städte so wenig Architektur-Literatur gibt. Ähnlich sieht es ja bei Rothenburg ob der Tauber aus.

  • Kennt jemand von euch eigentlich ein gescheites Buch über die historischen Bauten von Tübingen (z.B.Architektur- oder Stadtführer)? Ich habe bisher leider nichts Brauchbares finden können. Im Gegensatz zu anderen Städten scheint es auf diesem Gebiet kaum etwas zu geben. Den einzigen Architekturführer den ich kenne, enthält leider nur die nach 1900 entstandenen Bauten.

    Einen Ortskernatlas für Tübingen gibt es erstaunlicherweise tatsächlich nicht, aber aus dem Jahr 2018 ist der Archäologische Stadtkataster Band 41 der Stadt Tübingen zu empfehlen, der in 2 Bänden erschienen ist, leihweise auch über Bibliotheken erhältlich: https://wlb.boss.bsz-bw.de/Cover/Show?aut…n=9783942227353

  • BLOG LOKAL HINGESCHAUT · 20. Juli 2021 „Der Thore seyn fünff“ – Tübingens einstige Stadttore

    Zitat

    „Der Thore seyn fünff“[1] – lapidarer hätte der Autor eines Reisebuches im 17. Jahrhundert den Sachverhalt kaum festhalten können. Tübingen als Stadt mit Mauern und Toren war in der beginnenden Neuzeit beileibe kein Anlass für großes Erstaunen.[2] Heute jedoch, mehrere Jahrhunderte und viele Kriege später, strahlen Altstädte wie in Reutlingen oder Ravensburg, die noch ihre historischen Grenzen und Zugänge erkennen lassen, einen unwiderstehlichen Charme aus. Zwar blieb auch Tübingens Altstadt erhalten, doch an die früheren Eingänge der Stadt erinnern nur noch Straßennamen wie „Am Lustnauer Tor“ und „Schmiedtorstraße“.[3] Wo aber sind die Tore geblieben?

  • Das große Gebäude Neckarhalde 2 (ehem. Hotel Hospiz) wurde saniert und sieht jetzt dank der neuen Fenster und Klappläden erheblich besser aus als zuvor.

    img_1036a_shiftn12dui.jpg


    Die Nachbarhäuser könnten auch mal eine Aufhübschung vertragen.

    img_1037ay2d7g.jpg

    Der Zustand vor der Sanierung:

    Tübingen 2014 by-RaBoe 184

  • Überraschung: "Älteste protestantische Kirche steht in Tübingen" - "Als ältester protestantischer Kirchbau Deutschlands galt bisher die Schlosskirche im sächsischen Torgau. Nun muss sie diesen Titel abgeben. Tatsächlich ist die Tübinger Schlosskirche noch neun Jahre älter."

    Älteste protestantische Kirche steht in Tübingen
    Als ältester protestantischer Kirchbau Deutschlands galt bisher die Schlosskirche im sächsischen Torgau. Nun muss sie diesen Titel abgeben. Tatsächlich ist die…
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