• Sicherlich kannst Du einen Leserbrief schreiben und einige Protesttransparente an das Haus pinnen, in denen Du die Leute auf das Baudenkmal überhaupt aufmerksam machst. Die Möglichkeiten als Einzelperson sind natürlich begrenzt.

    P.S.: Der Abriss des intakten Volkshauses zum Mohren ist natürlich skandalös. Gut, dass die Fläche nicht wieder bebaut wurde. Eine Neubebauung sollte zumindest die äußerliche Gestalt zu rekonstruieren versuchen. Hierauf sollte klar gepocht werden. Ich hoffe auch, dass die historische Mohr-Figur gesichert wurde.

  • Auf dem Mohren-Areal soll ein dauerhafter Grünstreifen entstehen mit einen Kreisverkehr.

    http://www.gotha.de/fileadmin/stad…-2009-08-20.pdf

    Die Mohren-Figur wurde restauriert und steht jetzt im Rathaus in Gotha.

    http://www.meinanzeiger.de/resources/medi….jpg?1319561752


    Ja und Zeitungen... der letzte Artikel in der Thüringer Allgemeine ("Das älteste bekannte Haus Gothas ist unrettbar verloren" 20.02.2014) hatte diesen Klang: "unrettbar verloren", "Nicht mehr zu retten", "Nichts mehr zu machen", "Es bleibt nur der Abriss"

    ... ist das noch objektiv? Da angeblich ein Drittel der Substanz nicht Schwamm befallen ist?

  • Was Bauforschung und Denkmalschutz angeht, so kann man eines ganz sicher sagen: Zeitungen sind größtenteils inkompetent, auf regionaler Ebene aber auf jeden Fall. Die großen überregionalen Zeitungen haben vereinzelt Leute mit Ahnung wie z. B. die FAZ mit Dieter Bartetzko, der studierter Kunsthistoriker ist, aber das stellt leider die absolute Ausnahme dar. So werden dann überwiegend Pressemitteilungen nachgekläfft oder umformuliert, die, oh Wunder, vom Eigentümer oder seiner PR-Abteilung verfasst sind.

    Unrettbar verloren ist nichts, der Erhalt kann sich gegenüber einer auf bestimmte Zeiträume gerechneten Rendite höchstens als unwirtschaftlich darstellen. Aber so ist das mit Kultur eben, sie ist ein Luxusgut, für das man das Vorgenannte zu tun bereit sein muss. In Gotha wird dem ein „dauerhafter Grünstreifen [...] mit einen Kreisverkehr“ vorgezogen. Auch das ist ein Bekenntnis.

  • Das ist eine Planung, wie sie auch aus der DDR der 80er Jahre stammen könnte und das meine ich natürlich nicht positiv. "Gebäude mit Dispositionsbedarf" - Hier ist ein Totalabbruch der Mohrenstraße zu Gunsten von großen Verkehrsschneisen geplant. Da stehen auch so bedeutende Gebäude wie das Volkshaus zum Mohren nur im Weg. Bei der Planung berücksicht wurde der Bestand so gut wie gar nicht.

    Ein gutes Stück hat man schon geschafft:

    Zitat

    Umsetzung (Stand 01/2014)
    Bisher wurden 13 Grundstücke von der Stadt erworben und 13 desolate Immobilien durch die Stadt und 5 von Privateigentümern abgebrochen. Für Bereiche, die nicht als Verkehrsfläche benötigt werden, sind erste Maßnahmen zur Umsetzung des „Städtebaulichen Rahmenplanes“ in Vorbereitung. Erste temporäre Gestaltungsmaßnahmen wurden an städtebaulich relevanten Flächen zur Aufwertung des Quartiers umgesetzt.


    http://www.thueringen.de/de/genialzentr…/mohrenstrasse/

    Äußerst bedauernswerte Entwicklung. Da wird vorgegangen wie in einem Gewerbegebiet.

  • "Grundloser" Abriss von wichtigen Gebäuden hat in Gotha Tradition. Natürlich wurden auch Gebäude abgerissen um beispielsweise Plätze und Straßen zu vergrößern oder um sie durch ansehnlichere zu ersetzen.

    Aber in Gotha gab es, wie auch in anderen Städten in Deutschland, regelrechte Kahlschläge. Gotha wurde im Zweiten Weltkrieg relativ wenig beschädigt.

    Im Zweiten WK brannte beispielsweise dieses großartige Stadttheater aus. Die Ruine wurde erst 1958 gesprengt.

    Die Margarethenkirche wurde beschädigt. Auch hier entschied man sich innen zum Kahlschlag (glücklicherweise blieben u.a. Orgelprospekt und Kanzel erhalten).

    Dann wurde Anfang der 1980er ein Drittel der Innenstadt mit einem Mal abgerissen. Dann folgte Ende der 80er der zweite Kahlschlag, der nur durch die Wende unterbrochen wurde.

    Da es kein wirkliches Sanierungskonzept für die übrige Innenstadt gab (außer Hauptmarkt, Marktstraße), wurde der Rest Stück für Stück abgerissen.

    Ein großes Problem sehen einige Bürger in der erfolgten einseitigen Sanierung der Plattenbaugebiete und Siedlungen der 50er und 60er. Deshalb wurde die Innenstadt wahrscheinlich sehr stark vernachlässigt. Außerdem gab es natürlich Probleme mit Rückübertragungsansprüchen.

    ...und Schuld hat natürlich keiner. :kopfschuetteln:

    Habe dieses Video auf einer Facebook-Seite gefunden: Der Bürgermeister spricht über SEINE (Phantasie?-)Stadt... :blah:

    http://www.youtube.com/watch?v=Np9hSJEvHYk

    Einmal editiert, zuletzt von JoDaWeidner (2. April 2014 um 22:32)

  • Bürgermeister Schmitz-Gielsdorf (wahrscheinlich vom OB Knut Kreuch geschickt) will den Bahnhof abreißen lassen, bzw. das was noch von ihm übrig ist. Obwohl die Studenten ein neues Nutzungskonzept für das bestehende Gebäude erstellen und die Bausubstanz kostenlos untersuchen. Da spart sich die Stadt gleich das Abrissgutachten.

    "Es ist aber aller Voraussicht nach geplant, dann den Bahnhof abzureißen..." (02.04.14)

    Also erst ein nutzloses Konzept und dann abreißen.... cclap:)

    http://www.mdr.de/thueringen-journal/video187744.html

    Der Bahnhof um 1900

    heute

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…hnhof_Gotha.JPG (Michael Sander)


    2 Mal editiert, zuletzt von JoDaWeidner (3. April 2014 um 20:58)

  • Zumindest die Schaufront sollte doch als Fassade erhaltbar sein, oder? Man könnte eine in den Ursprungszustand versetzte Fassade einem modernen Neubau vorblenden.

    P.S.: Gibt es auch mal ein paar gute Meldungen und schöne Ansichten aus Gotha zu hören/sehen? Oder rollt da gerade nur der Abrissbagger?

  • Heimdall:
    Zumindest eine "wieder gut gewordene" und bedeutsame Meldung ist doch eigentlich überregional bekannt, aber hier nicht vermeldet worden:
    Das Winterpalais ist bis zum Jahr 2011 der langen Verwahrlosung und schlampigen Abrissarbeiten zum Opfer gefallen.

    Ansicht im Jahr 2006:

    Bildquelle: Wikipedia, Elmar Nolte - gemeinfrei gestellt

    Der Wiederaufbau nach historischem Vorbild ist mittlerweile fast vollständig abgeschlossen (außerordentlich flott!) und die Stadtbibliothek ist bereits eingezogen.

    Visualisierung des Neubaus:

    Bildquellle: Planungsentwurf Gothaer Winterpalais, AIG Gotha GmbH

    Bilder der Abrissarbeiten und der Neuerrichtung

    Filmbeitrag des MDR: Das Winterpalais erstrahlt in neuem Glanz

    Informationsseiten der Stadt Gotha zum Winterpalais

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ja stimmt, das Gebäude wurde sehr gelungen rekonstruiert. Nach dem Abriss waren nur noch zwei Fassadenteile und das Gärtnerhaus (ganz links) vorhanden. Wahrscheinlich genau so viel, dass man die Fördergelder erhalten konnte. :wink:


    http://www.noise-fotografie.de/portfolio/goth…s-winterpalais/


    http://www.noise-fotografie.de/portfolio/goth…s-winterpalais/


    Sogar die Stukkaturen im Eingangsbereich wurden rekonstruiert.



    http://www.stukkateur-kinder.de/gotha-winterpalais.57,de.html

    Außerdem wurde das Herzogliche Museum wiedereröffnet (Herbst 2013). Das größte Kunstmuseum in Thüringen. Vorher war dort das Naturkundemuseum untergebracht, welches jetzt seine Sammlungen im Schloss Friedenstein zeigt.


    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…useum_Gotha.JPG
    Michael Sander

    Zu guter Letzt das alte Stadtbad. Welches scheinbar vorbildlich saniert wird und einen modernen Hallenanbau bekommen hat.


    http://www.gotha.de/leben-in-gotha…g-in-gotha.html

    Trotz alledem, das 500 Jahre alte Fachwerkhaus hat von diesen schönen Ansichten leider nichts. :opa: Das wird nächste Woche abgerissen.

    2 Mal editiert, zuletzt von JoDaWeidner (4. April 2014 um 18:54)

  • Sehr gute Fotos von den Abbruchhäusern im Brühl. Diese Woche sollte der Abriss beginnen.


    Zusammenhängender ältester Fachwerkbau (graue und gelbe Fassade) von 1525 (erneuert um 1700) in Gotha



    Gebäude (wahrscheinlich Ende 16./Anfang 17. Jhrdt.)



    Jugendstilanbau (zwischen den beiden oben gezeigten Häusern)

    Fotos: Elmar Nolte http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BChl_%28Gotha%29

    Einmal editiert, zuletzt von JoDaWeidner (9. April 2014 um 13:27)

  • @"JoDaWeidner"
    Mach doch mal ein paar Transparente und hänge diese an die Häuser. So wird doch wenigstens die Einwohnerschaft mal aufmerksam auf die Gebäude. Nur die wenigsten aus Gotha dürften in diesem Forum lesen (was die Wirkung des Forums nicht schmälern soll).

  • Jammerschade :crying: :crying: Wirklich schlimm, dass so etwas abgerissen wird! Das älteste Haus! Haben die Gothaer Politiker denn gar keine Achtung vor ihrer eigenen Geschichte?

    Zitat

    Mach doch mal ein paar Transparente und hänge diese an die Häuser. So wird doch wenigstens die Einwohnerschaft mal aufmerksam auf die Gebäude.


    Ich möchte dich ebenfalls zu diesem Vorhaben ermutigen! Auch wenn es jetzt wahrscheinlich nicht mehr viel nützen wird, du machst sicher viele Gothaer darauf aufmerksam. Vielleicht denken sie dann vor dem nächsten sinnlosen Abriss ein wenig nach...

  • In Gotha scheint es schwierig zu sein, Häuser zu "retten". Die Stadt ist recht klein (44 000 Einw.) und die städtische BGG und WBG haben einen riesigen Wohnungsbestand (typisch für die Genossenschaften der ehem. DDR). Die üben glaube ich, eine große Macht (Druck?) auf Mieter, Handwerker, Presse, ... aus.

    Der Oberbürgermeister Knut Kreuch ist laut Wikipedia Fahrzeugschlosser und hat dann ein Studium als Betriebswirt (VWA) und Verwaltungsbetriebswirt (VWA) begonnen, aber ob er einen Abschluss hat, steht da nicht. Er ist vielleicht so ein bisschen wie der ehemalige Bürgermeister Manfred Rauner in Weißenfels (Sachsen-Anhalt).

    Diese Bürgermeister sind eine Art Showmaster, haben immer einen flotten Spruch auf den Lippen und sind beliebt bei alten Leuten und schlichteren Gemütern. Sie brillieren mit Aktionismus und lassen gern auch mal eine mit Ungeziefer verpestete Bruchbude abreißen. Ein Haus, in welchem es keine Ungeziefer gibt, das noch zu retten und von kulturhistorischen Wert ist, aber wen interessiert das schon?

    Habe diese seltsame Video von diesem Gothaer Bürgermeister gefunden:

    http://www.youtube.com/watch?v=Np9hSJEvHYk

    Der scheint auch zu arbeiten (siehe Winterpalais, Herzogliches Museum und Stadtbad) und sicher hat er die verfallenen Gebäude im Stadtbild satt. Aber dafür geht er über "Leichen" (hat u.a. das Volkhaus zum Mohren und sehr viele alte Gebäude auf dem Gewissen).

    Ich denke, es gibt in Gotha Bürger, die darüber reden und es gibt eine Facebook-Seite.

    Es gibt einige, die sich gegen die "Oberen" wehren. Schließlich haben die Gothaer vor kurzer Zeit den Bau eines großen Einkaufzentrum verhindert:

    https://www.facebook.com/UnserGothaAltstadtOhneGalerie

    Aber ich denke auch, dass sich viele ducken, weil in dieser Stadt geklüngelt und gemauschelt wird- schließlich ist es eine Kleinstadt und außerdem wer braucht schon Geschichte und alte Häuser, wenn es doch RTL und Aldi gibt. :wink:

    3 Mal editiert, zuletzt von JoDaWeidner (13. April 2014 um 19:09)


  • Foto: Udo Hopf http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…dseite_1996.jpg


    Habe hier noch ein Foto auf Wikipedia entdeckt, wo die Andreaskreuze des ältesten Wohnhauses der Stadt zu sehen sind. Das Foto ist 1996 entstanden, als das Nachbarhaus (bis auf die Fassade des Erdgeschosses) abgerissen wurde. Man kann deutlich die schönen Andreaskreuze erkennen. Bisher ist kein weiteres Fachwerkhaus in Gotha bekannt, wo diese Andreaskreuze zu finden sind.

    Hier noch die Wikipedia-Artikel:

    Ältestes Wohnhaus der Stadt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BChl_9-11

    Brühl:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BChl_%28Gotha%29

    Brühl 13-15 (soll auch abgerissen werden):
    http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BChl_13-15

  • Wie gesagt, Bewusstsein vor Ort kann man am ehesten bilden, wenn man vor Ort agiert, z.B. durch Leserbriefe und/oder Transparente an den Häusern. Nur so kann man auch auf örtlichen Klüngel wirksam aufmerksam machen.

    ...und außerdem wer braucht schon Geschichte und alte Häuser, wenn es doch RTL und Aldi gibt.

    Wenn das so ist, das die Leute nicht mal mehr trauern, sondern noch zufrieden sind, wenn sie nur die Leberwurst für 60 Cent beim Discounter kaufen können oder sie den Bohlen im TV sehen, sind solche Abrisse natürlich auch eine Konsequenz der herrschenden Mentalität. Es ist klar, dass bedeutende Kulturgüter nur in Zeiten eines hohen kulturellen Bewusstseins geschaffen werden können. Erhalten werden sie, so lange Menschen sich des Wertes dieser einst geschaffenen Kulturgüter noch bewusst sind. Geht auch dieses Bewusstsein von (einstiger) Bedeutung verloren, dann setzt eben der Verfall ein. Ist wie bei dem Erben, der das vom Großvater mühsam aufgebaute und vom Vater immerhin noch bewohnte und erhaltene Haus verkauft, um es mit seinen Kumpels in der Kneipe zu versaufen.

  • Heute Rollen die Bagger und nach fast 500 Jahren endet die Geschichte des ältesten Fachwerkhauses der Stadt Gotha. Das Haus von 1622 wird ebenfalls Opfer von Dummheit, Lügen und Klüngelei.

    Dem Bürgermeister Knut Kreuch sollte sofort der Denkmalschutzpreis "Silberne Halbkugel" entzogen werden.