Wenn ich mir meine Generation ansehe (Anfang Zwanzig), dann sind die allermeisten meiner Altersgenossen konformistisch bis zum Umfallen. Erst bei den Jüngeren (so um 18, 19) habe ich den Eindruck, dass es sich da etwas aufgabelt: Da hat man dann wirklich wieder eine klitzekleine Minderheit von Jugendlichen, die tatsächlich auf die Idee kommen, dass das, was ihnen die Lehrer als altbackenen Konservatismus (historische Architektur, Kultur etc.) präsentieren, eher ihren Rebellionstrieb befriedigt als ein Pseudo-Widerstand gegen einen Strohmann, der schon seit fünzig Jahren nicht mehr die gesellschaftliche Realität widerspiegelt.
Ich weiß ja nicht, auf welcher Schule du deine Erfahrungen gesammelt hast. Ich habe ja nun aber ein wenig mehr Lebenserfahrung auf dem Buckel als du. Weder in meiner Schulzeit, noch im Studium, noch auf den zahlreichen anderen Bildungseinrichtungen, auf denen ich tätig war oder mit denen ich zusammengearbeitet habe, habe ich etwas von einer Abneigung gegenüber unserer Kultur gespürt. Gänzlich falsch ist, dass es ein konservativer Wesenszug ist, kulturaffin zu sein.