• Brand am Marktplatz

    http://www.hr-online.de/website/rubrik…cument_50580367

    Als ich die ersten Bilder sah, wurde mir richtig schlecht, aber zum Glück ist der ikonoklastische Drang des Mannes nicht von Erfolg gekrönt gewesen, da die Gasflasche im Kofferraum wohl nicht explodiert ist. Nicht auszudenken, was sonst hätte pasieren können. Das Haus, in das er hineinraste, Markt 6 von 1609, siehe DenkXweb, Bilder von mir hier und hier.

  • Solche Aktionen von völlig gestörten Psychopathen lassen sich leider nie ganz verhindern. Zum Glück ist das Attentat nicht gelungen und das nicht nur wegen des herrlichen Fachwerkhauses.

  • Der Zeitungsartikel klingt in der Tat bedrohlich, weil man als Leser die beiden Zwischenfälle leicht vewechselt.
    so gesehen ist nichts passiert.
    Deine Vorliebe für gewählte Ausdrucksweise RMA II in allen Ehren, aber ob der Begriff Ikonoklasmus hier anwendbar ist, erscheint mir zweifelhaft. Typischerweise fehlen in den Angaben jegliche Hinweise auf den Täter, was in mir als gestandenen Mitteleuropäer einen gewissen Verdacht hervorruft.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Die Aufbruchstimmung aus dem Denkmalschutzjahr 1975 währte leider nur ein paar Jahre. Es fehlt die Nachhaltigkeit und so verfallen jetzt Stadtkerne, die einst mühsam saniert wurden.

    ...

  • So schwarz würde ich da nicht sehen, ich war erst vor kurzem in Alsfeld und habe kaum leerstehende Häuser und keine wirklich verfallenen Häuser gesehen. Das größte Problem in Deutschland ist, dass sobald etwas Farbe und Putz bröckelt, was bei Fachwerkhäusern schnell passiert, gleich die Rede von Schandflecken ist. Viele der Häuser in Alsfeld sind über 500 Jahre alt und wurden über die Zeit sicher nicht alle 30 oder 40 Jahre saniert und stehen immer noch.

    Hier ist das von Ravensberger erwähnte Haus am Roßmarkt 18/20.


    Beim Haus Kirchplatz 10 von 1392(d), 1585 und 1664 umgebaut, müsste wirklich mal etwas geschehen.

  • Das sehe ich auch so. Ich war letzten Monat in Alsfeld und hatte nicht den Eindruck, dass die Altstadt verfällt. Dass einige Häuser etwas Patina angesetzt haben und nicht so aussehen als seien sie vor fünf Jahren erbaut worden, halte ich für gut. Auch das macht den Charme einer Altsadt aus.

    Dies bedeutet natürlich nicht, dass Schäden an Häusern zu beseitigen sind, damit es gar nicht erst zu einem Verfall kommt.

    Was den immer wieder gerne genommen Begriff des Schandfleckes angeht: Ein Haus wird doch immer erst als Schandfleck bezeichnet, wenn Planungen bestehen das Grundstück anderweitig zu bebauen. Dann wird das Haus plötzlich zu Schandfleck für die ganze Stadt. Die Presse nimmt dann (meistens) dies gerne auf und unterstüzt die Abbruchpläne ohne sich mit der Frage wie das Stadbild beeinträchtigt wird, historischem oder baukünstlerischem,Wert auseinanderzusetzen. Dabei wird auch ausser Acht gelassen, dass der Eigentümer eines Grundstückes dafür verantwortlich ist, dass ein Baudenkmal nicht verfällt. Diesen Eigentümer als Opfer des Denkmalschutzes darzustellen ist daher absurd. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn ein Investor ein Baudenkmal in schlechtem Zustand erwirbt und sich dann über Sanierungskosten beschwert. Hier liegt doch die Vermutung nicht nur nahe, das der Abbruch von vornherein geplant ist. Und Stadt und Presse machen da mit .... (und wenn wie in Reutlingen sich Widerstand regt, kommt das Gejammere das Klima für Investoren sei schlecht.)

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (17. Juli 2014 um 19:20)

  • Bei dem beschädigten Gebäude handelt es sich nach der Hessischen Denkmaltopographie um ein "mächtiges, giebelständig orientiertes Fachwerkhaus, das mit einer Verschieferung versehen ist. Während der Sanierungsarbeiten der frühen 80er Jahre war für kurze Zeit die Fachwerkkonstruktion des Hauses einsehbar: es handelt sich um einen Ständerbau mit einer ursprünglichen Halle und einem aufgerähmten Wohnbereich. Fachwerkfiguren sind nicht ausgebildet, die Schmuckformen sind im Bereich des Geschoßüberstandes auf ein bescheidenes Ausmaß reduziert. Die links angesiedelte Toreinfahrt stammt wohl aus den 20er Jahren des 18. Jh. Heute ist das Haus wieder verschiefert."


    Hoffentlich wird eine Sanierung noch möglich sein.

  • Sanierungsstau in den Fachwerkstädten - so auch in Alsfeld. Von 278 Baudenkmäler haben 111 einen leichten Sanierungsbedarf, 42 einen mittleren und 25 Fachwerkhäusern einen hohen bis sehr hohen Sanierungsbedarf.
    https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/alsfeld/denkmalschutz-stadt-alsfeld-eruiert-bei-stadtspaziergang-handlungsbedarf_18329109#
    Die Kassen sind nicht gut gefüllt. Dafür wird ein Parkdeck (für das 1969 30 Altstadtbauten abgerissen wurden) zum zweiten Mal saniert. Diesmal kostet die Sanierung der Betonkonstruktion mitten im Herz der Altstadt mehr als eine halbe Million Euro: https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/alsfel…aniert_18857942

    ...

  • Ein Problem, das hier noch nicht angesprochen wurde, ist die unselige Kunststofffarbe, die damals auf das Fachwerk aufgetragen wurde und die jetzt buchstäblich abblättert. Dieser Mist müsste von den Häusern konsequent entfernt werden, weil er bei näherer Betrachtung den Gesamteindruck beeinträchtigt und natürlich auch dem Holz darunter schadet.

    Ansonsten ist eine Altstadtsanierung 2.0 wohl angedacht, siehe hier https://alsfeld-altstadtsanierung.de/page/aktuelles , einen Maßnahmenplan gibt es auch.

    Das weiter oben abgebildete Haus Roßmarkt 18/20 hat man wohl schon aufgegeben, deshalb auch die Abrißgenehmigung. Eine Reihe von Häusern hat einen hohen Sanierungsbedarf, darunter folgende denkmalgeschützte Häuser.

    Schaufußgasse 11

    Kirchplatz 10 (das Foto weiter oben im Thread zeigt nur die Rückseite, die Lage ist ungleich dramatischer)

    Markt 15 (an dem Haus wird schon seit letztem Jahr gewerkelt)

    Kaplaneigasse 4 (die dem Betrachter zugewandte Hälfte)

    Kirchplatz 4 (sieht man dem Gebäude gar nicht an)

    Amthof 1-5 (sieht eigentlich auch passabel aus)

    Untergasse 17

    Steinborngasse 6

    Metzgergasse 18 (drängt sich von außen auch nicht so auf)

    Untere Fulder Gasse 20

  • Untere Fulder Gasse 28 und 30 (nur das linke Haus auf dem zweiten Bild)



    Soweit dazu. Allerdings gibt es nicht wenige Häuser mit mittlerem Sanierungsbedarf, die auch nicht ganz frisch wirken:

    Am Kreuz 5

    Amthof 15

    Enggasse 2/4

    Hersfelder Straße 1 (inklusive meinem Finger)

    Markt 7 (Hochzeitshaus)

    Metzgergasse 17

    Untere Fulder Gasse 36 38

    und ich könnte in dieser Kategorie noch ein paar Beispiele ergänzen.

  • Das sieht teilweise wirklich schlimm aus. Und das in einem Land, das sich noch rühmt, reich zu sein. Zumal in einem eher wohlhabenden West-Bundesland. Gleichwohl ist auch Alsfeld verschuldet und leidet darunter, dass es in den Jahren 1995 bis 2009 über seine Verhältnisse lebte und defizitäre Verwaltungshaushalte angehäuft hat. Ich verrate mal nicht, welcher Partei die damaligen Bürgermeister angehörten. Da die Rezession vor der Tür steht und zu den größeren Unternehmen der Stadt unter anderem die VR Bank HessenLand e.G. und ein Zulieferer für Spezialkarosserien gehört, dürfte es kaum besser werden. Das wird kritisch für diese Häuser.

  • Es gibt wohl kaum noch Hoffnung für Roßmarkt 18: https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/alsfel…lsfeld_21122871

    Das Haus ist von der Bausubstanz her nicht mehr zu erhalten, darin sind sich Eigentümer, Stadt Alsfeld, Bauaufsicht und Untere Denkmalbehörde beim Vogelsbergkreis einig. Das Haus einfach niederreißen, geht aber auch nicht. Dazu gibt es von der Denkmalbehörde in Abstimmung mit der Stadt Alsfeld keine Genehmigung. Die Genehmigung zum Abbruch muss mit dem Vorhaben eines Ersatzbaues verbunden sein, um die Baulücke unter angemessenen, sich einfügenden städtebaulichen Gesichtspunkten zu schließen. An den sich daraus ergebenden Kosten und der Finanzierung scheiterte bisher das Bemühen des Eigentümers.