Jena - Neubebauung des Eichplatzes

  • Die Positionen des Teils der Bürgerschaft, der gegen dieses Projekt war, waren sehr verschieden. Selten habe ich jedoch den Wunsch nach ästhetischer Architektur wahrgenommen. Dies war weniger das Problem.
    Vielmehr wurde der Erhalt des "freien Raums" gefordert - für Spielplätze, Parkplätze, kulturellen Raum, Blick auf den Jentower, Blick auf den Kirchturm oder Blick sonstwohin. Der Wunsch nach mehr "grün" war jedoch am deutlichsten - und das in einer Stadt, in der der Wald maximal 10 Gehminuten entfernt ist, egal, wo man sich befindet.
    Andere forderten durchaus einen anderen Bebauungsplan und andere Architektur - aber keinesfalls solche Architektur, wie sie in diesem Forum gemocht würde.
    Alles im allem halte ich dieses Votum für klar nachteilig für die Stadt - auch auf lange Sicht. Unter den heutigen Stadtbau-politischen und Bau-kulturellen Rahmenbedingungen wären diese Projekte eine sehr gute Lösung gewesen.

  • Angesichts dessen, dass zur Zeit fast überall nichts gescheites gebaut wird, scheint es mir auch hier besser, wenn erstmal nichts kommt. Die Freifläche finde ich nicht so dramatisch. Dass der Markt durch das Papageienhaus geschlossen wurde, war sicherlich ein großer Fortschritt. Am Eichplatz aber würde ein neues, mehr oder weniger künstliches "Quartier" geschaffen, für das m. E. die Forderung nach einer räumlichen Geschlossenheit nicht so gelten kann, wie es am Markt war.

  • (...) Die Freifläche finde ich nicht so dramatisch. (...)

    Ich dagegen sehr. Zwar wohne ich nicht in Jena und habe mit der Stadt nichts am Hut. Aber wenn ich allein Bilder dieses völlig überdimensionierten Parkplatzes sehe, bekomme ich schon Magenschmerzen. Eine schnelle Lösung und baldige Bebauung würde ich mir sehr wünschen.


    Zitat

    (...) Vielmehr wurde der Erhalt des "freien Raums" gefordert - für Spielplätze, Parkplätze, kulturellen Raum,... (...)

    Na, es ist ja nicht so, als würde gar kein freier Raum mehr bleiben. Schließlich soll der Eichplatz neu entstehen. Parkflächen kann man auch in einem Parkhaus oder einer Tiefgarage schaffen. Ein Spielplatz im Zentrum ist wohl eher ungewöhnlich. Aber selbst das könnte man mit einigen Spielgeräten hinbekommen. Ein Ergebnis mit dem der größte Teil der Bevölkerung einverstanden ist, sollte machbar sein.

  • Im Herbst 2015 soll ein weiterer Versuch zur Neugestaltung des Eichplatzes gestartet werden. Diesmal sollen von Anfang an auch die Bürgerinitiativen gefragt werden, bevor ihnen fertige Konzepte vorgesetzt werden. Die Firma "StadtLabor " aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] soll die Planung und Durchführung des zweiten Versuches übernehmen. Im ersten Quartal 2016 gibt es dann die Auswertung der Ergebnisse.

    http://www.otz.de/web/zgt/politi…chten-300609050

  • Nach einer Bürgerversammlung wurden nun zwei Entwürfe/Varianten gewählt, die zur Grundlage der künftigen Neubebauung des Eichplatz-Grundstücks werden könnten.

    Bei der einen Variante ist eine lockere Ansammlung von Gebäuden in der Mitte der Fläche vergesehen. Drumherum gibt es dann drei angedeutete Plätze, die eigentlich nur einen Ring um die Neubauten bilden. Da kommt es ganz stark auf die Gestaltung dieser Plätze an (Ich könnte mir auf jedem der drei Plätze einen sprudenden Brunnen vorstellen. Aber ich entscheide ja nicht ;) ) - Das erinnert mich aber spontan eher an eine Gruppierung von Buden auf einem Weihnachtsmarkt.

    Die andere Variante führt wenigstens die bestehende Bebauung und die Staßenräume weiter. Das sagt mir persönlich eher zu. In beiden Vorschlägen gibt es auch die Möglichkeit mindestens einen Hochhausturm einzubauen. Das lehne ich entschieden ab. Der Jentower ist schon alleine schlimm genug.

    Für beide Varianten werden weitere Anregungen & Ideen zur Verfeinerung gesammelt
    Man darf gespannt sein, was am Ende kommt. - Hier sieht man die Modelle beider Eichplatz-Varianten:

    https://thib24.de/5450/jena-das-…latz-varianten/

  • Ich teile Deine Meinung, "Neußer". Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jena bereits unter solchem Bevölkerungszustrom leidet, dass dies unbedingt die "Verdichtung" in Form von Wohn- oder Bürohochhäusern nötig macht. Die Variante entlang der bestehenden Bebauung beruhigt die Situation und schafft einen gut strukturierten Stadtraum. Die Variante mit der "lockeren" Gebäudeinsel wirkt dagegen völlig unstrukturiert. Sie schafft kein wirkliches Spannungsverhältnis zwischen Straße und Platz, sondern gruppiert wirr die Häuser zusammen, um sie durch übergroße Freiflächen von der restlichen Stadt abzugrenzen.

  • Die geschlossene Blockrandvariante mit zwei kleineren Türmen ist am besten. Doch, Jena braucht urbane Verdichtung im Zentrum und hat ein Platzproblem.

    Und die Stadt ist als eine der wenigen Deutschlands auch historisch (sprich zu Vorkriegszeiten) schon eine Hochhausstadt gewesen und kann durch eine Ansammlung, die eine kompakte Skyline bildet, nur gewinnen. Siehe hierzu die Wikipedia-Liste. Die Zeiss-Hochhäuser wurden ja schon 1915, 1936, und 1959 errichtet, bis 1970 die Keksrolle hinzukam. Der JenTower ist mE nicht schlimm sondern ein interessantes Wahrzeichen. Eine besonders spannende und bedeutende Altstadt hatte Jena ja nun auch nicht wirklich.

    So eine Hochhaus-Skyline in einem Talkessel hat schon was. Davon würde auch das Stadtbild von u.a. Stuttgart deutlich profitieren mE, zumal es so nachkriegsgeprägt ist.

    https://c7.staticflickr.com/9/8158/7655550718_9e8fe12f91_b.jpg
    Zweifarbig by UrbanDreams, auf Flickr

    https://c2.staticflickr.com/4/3329/3227808177_f52859c700_b.jpg
    jena skyline by jacob starkey, auf Flickr
    https://flic.kr/p/aAH7TU

    https://c4.staticflickr.com/8/7107/6999338067_f1c92f0b02_b.jpg
    Landgraf Nacht by UrbanDreams, auf Flickr
    bei Nacht: https://flic.kr/p/oGUCFb

    https://c5.staticflickr.com/8/7122/6853271420_06551a5e85_b.jpg
    Skyline by UrbanDreams, auf Flickr


    Diese Bilder zeigen doch ein interessantes Gefüge, das es so in Deutschland kein zweites Mal gibt. Langweilige Mittelstädte ohne Höhepunkte gibts genug mE. Jena stehen die Hochhäuser gut.


    Moderationshinweis (Zeno): Eingebundene Bilder wegen Urheberrecht durch Links ersetzt

  • Jena braucht urbane Verdichtung im Zentrum

    Und wenn nur der Eichplatz (der seit einem halben Jahrhundert unbebaut ist) ohne Hochhäuser bebaut wird, was passiert dann? Geht die Stadt dann unter? Versinkt sie in der Bedeutungslosigkeit? Herrschen dann Verfall und Armut?

    die Stadt ist als eine der wenigen Deutschlands auch historisch (sprich zu Vorkriegszeiten) schon eine Hochhausstadt gewesen ... Die Zeiss-Hochhäuser wurden ja schon 1915, 1936, und 1959 errichtet, bis 1970 die Keksrolle hinzukam.

    Aber die Zeiss-Hochhäuser stehen außerhalb der Altstadt, während durch durch das Unihochhaus ein ganzes, bis dato erhalten gebliebens Viertel innerhalb der Altstadt zerstört wurde. Damit ist eine beispiellose, gewaltige Störung des Stadtbildes eingetreten, was mit den Zeiss-Hochhäusern alleine nicht der Fall war.

    Der JenTower ist mE nicht schlimm sondern ein interessantes Wahrzeichen.

    Wenn er außerhalb der Altstadt stehen würde, würde ich das vielleicht auch so sehen. Es ist sehr wohl schlimm, dass hier innerhalb der Altstadt so ein Monstrum steht.

    Eine besonders spannende und bedeutende Altstadt hatte Jena ja nun auch nicht wirklich.

    Und deswegen kann man sie bedenkenlos plattmachen und die freie Fläche mit Hochhäusern bebauen? Geht's noch?

    Die Vorstellung, zwischen wertvollen und damit erhaltenswerten und "nicht besonders spannenden" und demzufolge nicht erhaltungswürdigen Altstädten zu unterscheiden, ist voll daneben.

  • Zitat von erbse

    (...) Langweilige Mittelstädte ohne Höhepunkte gibts genug mE. Jena stehen die Hochhäuser gut.


    Jena ist mit über 100.000 Einwohnern ja nun schon eine Großstadt. Höhepunkte der meisten Mittelstädte sind die Kirchen, Rathäuser und Schlösser. Und das soll bitte auch so bleiben. Diese Hochhaus-Geschwüre passen nur zu den allerwenigsten Städten. - Zugegeben, das erste Deiner Bilder in Beitrag Nr. 51, gefällt mir auch. Es müssen aber nicht unbedingt noch mehr Hochhäuser werden.

  • Die meisten deutschen Städte sind ja doch sehr flach oder haben, wenn es hochkommt, ein ödes solitäres Hochhaus aus Nachkriegszeiten. Da fällt Jena schon positiv aus dem Rahmen. Auch Leipzig, Düsseldorf und natürlich Frankfurt. Es kommt immer auf die Situation vor Ort an. In einer Stadt wie Lübeck, Regensburg oder Rothenburg will ich keinesfalls irgendwelche Hochhäuser in Nähe der Altstadt sehen, in Orten wie Stuttgart, Kassel, usw. kann ich mir das aber gut vorstellen, eben auch, weil die hügelige Topographie und die Prägung durch eher öde Nachkriegsarchitektur das geradezu herausfordert.

    Für das jetzt geplante Quartier wird keine Altstadt abgerissen Zeno. Stattdessen entstehen neue urbane Blocks, wo sonst betonierte Einöde herrschte.

    Dass die Keksrolle ein Altstadtquartier ersetzt hat, ist tragisch, keine Frage. Aber das sind längst gelegte Eier. Das passierte schon zu DDR-Zeiten. Von daher ist der Weg vorgegeben meines Erachtens. Jena hat sich im 20. Jahrhundert als Hochhausstadt definiert und kann diesen Weg im 21. ruhig weiter gehen. Natürlich in Maßen, dem Format der Stadt entsprechend, und ohne Altbauten zu zerstören oder historische Ensembles direkt anzugreifen. Am Eichplatz ist ein angemessener Ort für mittelhohe Hochhäuser, wie ich finde, um den JenTower etwas einzurahmen und ihn nicht mehr ganz so solitär und dominierend erscheinen zu lassen. Sie können ja sehr gern auch im klassischen Stil sein, á la Kollhoff, Nöfer oder Ralph Schmitz.

  • Solch banale Flachbebauung will ich am Eichplatz jedenfalls nicht sehen:
    http://www.atp-sustain.ag/de/startseite/…-jena/index.htm
    http://jena.tlz.de/web/lokal/poli…ates-1248076203

    Dann lieber kleinteilige Bebauung im klassischen Stil mit zwei abgestuften mittelhohen Hochhäusern, vllt ähnlich dem Berliner Beisheim-Center oder gar etwas mit Kuppeln und geradezu neobarock daherkommend ähnlich der alten New Yorker Newspaper Row (Park Row), passend zur benachbarten Jenaer Kirche:


    gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Newspaper_Row,_1906.JPG

  • Die von Dir gezeigten Hochhäuser sind wirklich toll. Von dieser Sorte könnte ich mir durchaus 2 Stück neben dem JenTower gefallen lassen. Aber leider ist das in unserer Zeit völlig unrealistisch. Wenn da Hochhäuser kommen, sehen sie eher aus wie die übliche Flachbebauung. Nur eben in die Höhe gezogen. Zumindest ist das meine Befürchtung.

    Der Idee, völlig verhunzten Städten mit einer gewissen modernen Skyline zu mehr Attraktivität zu verhelfen, kann ich tatsächlich etwas abgewinnen. Hätten Hagen, Ludwigshafen oder Pforzheim einige glänzende und interessante Türme zu bieten, würde das auch von der flachen Nachkriegswüste ablenken.

    Für Kassel würde ich mir lieber eine Reihe von wohl platzierten Rekonstruktionen im Zentrum wünschen, um sich dem verlorenen Stadtbild anzunähern.

  • Der Idee, völlig verhunzten Städten mit einer gewissen modernen Skyline zu mehr Attraktivität zu verhelfen, kann ich tatsächlich etwas abgewinnen. Hätten Hagen, Ludwigshafen oder Pforzheim einige glänzende und interessante Türme zu bieten, würde das auch von der flachen Nachkriegswüste ablenken.

    Naja, deswegem würden wohl kaum mehr Besucher kommen. Bei einer Skyline reicht vprbeifahren, Foto machen und in der nächstgemütlicheren Ortschaft einkehren.

    Ludwigshafen hatte zudem ja mal mit dem Friedrich-Engelhorn-Hochhaus eine Landmarke und zudem bedeutendes Baudenkmal der 50er Jahre. Es war immerhin für gute 6 Jahre das höchste Haus in Deutschland. Wurde jedoch abgerissen....

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Nun ist der Rahmenplan zur Neubebauung des Eichplatzes entschieden. Es sollen drei kleinere Hochhäuser gebaut werden, um den Jentower besser in die Stadt zu integrieren.

    Dazu entstehen noch vier Blöcke, die wenigstens an ihren Außenseiten die Kollegiengasse und Rathausgasse weiterführen. An der Innenseite der Blöcke wird es einen neuen Platz geben.

    Mit den Plänen bin ich eigentlich ganz zufrieden. Das könnte wirklich gut werden. Ein Brunnen soll auch noch kommen. Alles hängt jetzt an der zukünftigen Architektur. Da bin ich auf das nächste Jahr gespannt.

    https://thib24.de/6439/eichplatz…n-kombi-modell/

    http://www.jenaer-nachrichten.de/stadtleben/518…chplatz-in-jena

    Ein Videobeitrag:

    http://www.jenatv.de/mediathek/3668…it_beendet.html

  • Wie man mit so etwas zufrieden sein kann, ist mir schleierhaft. Diese schiefwinkligen Klötze werden ganz gewaltig stören, so etwas hat in keiner Altstadt etwas zu suchen. Also ich bin absolut dagegen!

  • Hier sind doch keine Architekturen vorgegeben, nur die Anordnung der Baumassen. "Schiefwinklige Bauklötze" müssen's freilich nicht sein. Ich wäre auch eher für eine stringentere Architektur, die eher an den klassischen Hochhäusern von Zeiss orientiert ist.

    In seiner Anordnung wirkt das Ganze doch organisch und passt gut in diesen städtebaulichen Zusammenhang, das könnte -bei geschmackvoller Architektur- Jena wirklich gut stehen. Und zur Stadtkirche und den umgebenden Altstadtquartieren wird die Maßstäblichkeit im Zusammenspiel mit dem JenTower gewahrt, es fügt sich alles. So hatte ich mir das vorgestellt. :)

  • Das Modell bietet viele interessante Blickwinkel und Sichtachsen. Von keiner Gasse kann man direkt durch die Blöcke auf die andere Seite blicken. Die Anordnung ist regelrecht verwinkelt. Na, wenn das nicht altstadtgerecht ist, ...

    Um sich in die spätere Bebauung und diese Situation hineinzudenken, benötigt man freilich etwas Phantasie. Leider ist diese nicht jedem gegeben.

  • bei geschmackvoller Architektur

    Diesbezüglich erwarte ich mir in Jena nicht sonderlich viel. In Jena mögen sie´s "modern".

    So etwas...
    http://www.goruma.de/export/sites/w…_Markt_1600.jpg
    (Bildmitte)

    ...oder so etwas...
    http://static.panoramio.com/photos/original/45650034.jpg
    (Glaskasten Bildmitte)

    ...wäre schon das höchste, was ich erwarte. Möglichenfalls läuft es auf Flach- oder Betondachblöcke a la Marktplatz Neubrandenburg hinaus. Aber ich lasse mich auch gerne mal angenehm überraschen.

  • Natürlich wird die Architektur nicht toll werden. Das haben wir ja an unzähligen Wettbewerbsergebnissen der letzten Jahre schmerzhaft erleben dürfen.

    Möglicherweise wird da irgendwo ein vereinzeltes Satteldach auftauchen. Mehr aber auch nicht. Trotzdem finde ich eine Bebauung und Verdichtung schon viel besser, als diese riesige Freifläche.

    Übrigens finde ich die Neubauten aus diesem Beispiel, gar nicht allzu übel. Das findet man auch in Erfurt. War halt der Stil der 1990er- Nachwende-Wiederaufbauzeit. Dieser Glasschrott, im zweiten Link von Heimdall, ist ganz klar indiskutabel. Wobei seine rechten Nachbarn auch Neubauten sind. Jena kann also nicht nur modern.

  • Wobei seine rechten Nachbarn auch Neubauten sind.

    An dieser Stelle haben sich Goethe und Schiller das erste Mal gesehen. Mir ist noch die Baracke bekannt, die dort früher war. Das Nachwendegebäude ist vorbildlich, aber so etwas gut Gestaltetes sucht man unter den heutigen Neubauten vergeblich. Große Hoffnungen für die Neubebauung des Eichplatzes habe ich nicht.