• Norderstraße 56

    Jahrelang gammelte das Haus Norderstraße 56 in Weener (erbaut 1719) vor sich in. Nun soll es restauriert werden. Der nicht mehr standsichere Giebel wurde inzwischen abgetragen und etwa 50 cm zurückversetzt wiederaufgebaut, um einen breiteren Bürgersteig anlegen zu können. Die vormals grau verputzte Fassade wird sich zukünftig backsteinsichtig präsentieren:

    http://www.rheiderland.de/index.php?id=260&artikel=2467

    http://www.oz-online.de/-news/artikel/…n-neues-Gesicht

    http://www.rheiderland.de/index.php?id=260&artikel=3149

  • Um 60 cm zurückversetzt ist der hübsche Giebel wieder in ursprünglicher (1719) Ziegelgestaltung zu bewundern.

    Zitat

    [...] Der später aufgetragene Putz wurde von der Giebelwand entfernt, um die ursprüngliche Klinkeransicht wieder herzustellen. Die Vorderfront sieht also in etwa so aus wie bei der Errichtung des Gebäudes im Jahr 1719 – einschließlich der Blockrahmenfenster, wie sie damals üblich waren. Die verputzte Südseite mit den Blendrahmenfenstern entspricht dagegen den Umbauten, wie sie im Jahr 1870 vorgenommen wurden. Somit lassen sich nach der Restaurierung verschiedene Bauepochen wiederfinden.

    Der Giebel sieht wieder aus wie im Baujahr 1719 - Ostfriesenzeitung

    Vorherige Ansicht

    Noch ältere Ansicht:

    Bildquelle: http://www.bildindex.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich finde, der Denkmalschutz sollte dem Investor hinsichtlich des Abrisses der Werkstattgebäude und der geplanten Backsteinsichtigkeit der Fassaden entgegenkommen und sich nicht in Prinzipien verbeißen. Anderenfalls könnte nach weiterem Leerstand und Verfall irgendwann der Abriss der Häuser in der schönen Norderstraße drohen - und das dann sicherlich auch trotz Denkmalschutz.

    Zitat

    Investor und Behörde streiten über die Sanierung von vier historischen Häusern in der Norderstraße in Weener. Bei einem der Gebäude möchte der Geldgeber die Ziegelfassade aus dem 18. Jahrhundert wieder sichtbar machen.[...]

    Millionen-Projekt in Altstadt droht zu scheitern - Ostfriesenzeitung

    Wenn wir schon in Weener sind: Das sog. Fronhaus ist das älteste Wohnhaus des Ortes und steht in derselben Straße (Norderstraße N°19).

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Wikiwal', CC BY-SA 3.0

    Zitat von weener.de

    Das älteste Wohnhaus der Innenstadt ist das "Fronehaus", das um oder vor 1660 erbaut wurde. Die Steinkreuzfenster mit Entlastungsbögen wurden 1954 rekonstruiert. Der holländische Renaissance-Giebel ist einer der wenigen in Ostfriesland, die noch im Originalzustand erhalten sind.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wie bei dem unten abgebildeten Haus wurde auch hier der Giebel bei der Restaurierung im Jahr 1965 abgetragen, das Haus verkürzt und der Giebel anschließend wiederhergestellt. Die Kreuzstockfenster wurden bei dieser Gelegenheit rekonstruiert, "leider in einer wenig authentischen Form" (vgl. Eberhard Pühl: Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland. Backsteinbauten des 15. bis 19. Jahrhunderts. Oldenburg 2007, Seite 184).

  • Die Friesenbrückein Weener, eine der längsten Eisenbahnklappbrücken Deutschlands, wurde gestern von einem Frachter aus Antigua gerammt und dabei stark zerstört:
    Bericht auf Welt.de

    Meine Befürchtung ist, dass die leider aktuell nicht mehr sonderlich ansehnliche Brücke, die nach dem Krieg in Vorkriegsform wiederaufgebaut wurde, nicht repariert sondern durch eine moderne, bunte geschweißte Stahlkonstruktion ersetzt wird.
    Die genieteten Stahlbrücken aus der ersten Hälfte des 20. Jh. (inkl. Wiederaufbauzeit) haben leider keine große Lobby und werden in den vergangenen 20 Jahren fast überall durch häßliche, moderne Brückenbauten ersetzt, die häufig das Landschaftsbild stark verändern. Ich selber bin sehr traurig über diese Entwicklung, zumal auch architektonisch bedeutende Brücken wie die Aakerfährbrücke in Duisburg oder die Berliner Brücke in Halle weichen mussten. Auch die im Torgau-Thread erwähnte Elbbrücke zählt zu den Modernisierungsopfern, bei denen nur sehr selten (z.B. Sternbrücke in Magdeburg) versucht wird, die historische Optik beizubehalten.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Problem bei Eisenbahnbrücken ist leider, dass diese errheblichen dynamischen Belastungen ausgesetzt werden, bei jeder Zugüberfahrt federn sie. Durch den daraus resultierenden häufigen Wechsel von Zug-, Entspannungs-, und Druckkräften verändert sich das Molekülgefüge in den Eisenteilen, so dass irgendwann die für die Treagfähigkeit notwendigen Kennwerte nicht mehr erreicht werden. Dies Phänomen ist als Materialermüdung bekannt.
    Hier in Hannover müssen wohl leider demnächst einige wunderschöne Jugendstilbrücken einer Anfang des 20. Jahrhunderts eröffneten und ausserhalb der schweren Kriegszerstörungen überlebten Güterumgehungsbahn ersetzt werden.

    Die Bahn hat natürlich Interesse an einem möglichst schnellen Austausch ohne monate- oder gar jahrelangen Streckensperrungen und muss auch einem Anspruch der Allgemeinheit auf Grundversorgung an Transporten gerecht werden. Das geht leider nur unter Aufgabe gewisser ästhetischer Ansprüche. Das gängige Verfahren ist die Konstruktion eines komplett neuen Brückenfahrwegs neben der alten Brücke und Abbruch dieser und Einschieben der neuen innerhalb weniger Stunden/ Tage, um möglichst bald den Fahrbetrieb wieder aufnehmen zu können. Genietete Konstruktionen im historischen Sinn sind nicht mehr möglich, da das Nieten anerkannt gesundheitsschädlich ist und schon seit Jahrzehnten in Mitteleuropa nicht mehr praktiziert wird. Zudem ist das Schweissen deutlich rationeller. Es gibt einfach keine Firma, die diese Arbeiten noch ausführt. Bei der Sanierung einer Fussgängerbrücke in Celle (Landgestüt) mussten schon in den 80er Jahren Nietarbeiter aus Osteuropa angeheuert werden.
    Wo es geht, werden alte Geländer oder Architekturelemente wie z. B. Eckpylone wieder aufgebaut (z. B. Brücke über der Hildesheimer Strasse in Hannover-Döhren).

    Ich arbeite übrigens nicht bei der Bahn, habe aber als Sohn eines sehr eisenbahnbegeisterten ehemaligen Lokführers so einiges mitbekommen - mein Vater kennt hier im Umkreis von ca. 150 - 200 km jeden Zentimeter aller Strecken und erzählt oft, was wo verändert wurde...

    Im Falle Weener müsste nun der internationale Verkehr zwischen Leer (D) und Groningen (NL) nachhaltig gestört sein - schade. Mit dem günstigen "Niedersachsenticket" konnte man nämlich mit nur einem geringen Aufpreis auf Stippvisite nach Groningen fahren...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Vielen Dank für die Ausführungen. Bzgl. der Rationalität kann ich die Bahn durchaus verstehen, andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Sanierung nicht oder nur selten möglich ist. Bei wichtigen Bauwerken wie z.B. der Müngster Brücke geht es ja auch.

    Ich habe auch mal gehört, dass die Bahn Sanierungen selbst zahlen muss, während Neubauten vom Bund übernommen werden und daher häufig zunächst gewartet wird, bis eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich ist, um dann einen Neubau zu fordern.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)