Norden (Galerie)

  • Nun begeben wir uns ins Kircheninnere und stehen zuerst in dem im 18./19. Jahrhundert sehr stark umgestalteten romanischen Langhaus ...

    … und erkennen im Hintergrund bereits die gotischen Bauteile der Kirche:

    Am Anfang des Querhauses steht diese bedeutende Barockkanzel aus Holz von 1712 ...

    … die mit zahlreichen Skulpturen geschmückt ist …

    … hier Moses ...

    … und am Treppenaufgang erkennt man (ein wenig) Luther :

  • Dort befindet sich auch dieses prächtige Epitaph von 1678 ...

    … und diese Chorgestühlswangen von 1481:

  • Bekanntestes Ausstattungsstück der Ludgerikirche ist die etwas ungewöhnlich um den südöstlichen Vierungspfeiler herum platzierte Arp Schnitger Orgel, die dieser von 1686-92 hier erbaut hatte und welche die größte Orgel Ostfrieslands und ein Kunstwerk von internationalem Rang ist:

    Hier ein Blick vom deutlich höheren Hochchor auf das Querhaus mit der Orgel:

  • Drehen wir uns am Standort des letzten Photos um, so erblicken wir den spätgotischen Hochchor ...

    … mit einem protestantischen Flügelaltar von 1582:

    Der Chorumgang:

  • Links vom Hochaltar ragt das 1500 errichtete und im 19. Jahrhundert stark erneuerte Sakramentshaus in die Höhe:

    Fortsetzung folgt …

  • Danke schön schonmal, Frank, für die fotografische Dokumentation von Norden. Vor langer Zeit bin ich (noch ohne Architekturinteresse) oftmals durch Norden gekommen - auf der Strecke nach Norddeich/Mole mit Ziel Norderney. Nichts ist mir in Erinnerung...
    Gar nicht mal sooo unbedeutend, was dort - trotz der bedauerlichen bis zu frevelhaften Verluste - noch zu bestaunen ist.
    Hier ein Zeitdokument einer zwar nicht so bedeutenden Szenerie, dessen Beschreibung aber zu entnehmen ist, dass es auch in Norden die seligen 70er Jahre waren, die in die Vollen gingen.
    Ein bisschen etwas wird ja noch kommen wie die "3 Süsters" oder das älteste Haus der Stadt ('Vienna'), oder? cool:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • ... Ein bisschen etwas wird ja noch kommen wie die "3 Süsters" oder das älteste Haus der Stadt ('Vienna'), oder? ...


    Natürlich, ich berarbeite gerade die restlichen Bilder und werde sie spätestens morgen zeigen können :)

  • Der Marktplatz von Norden, in dessen nördlichem Bereich die Ludgerikirche steht, gehört mit seiner Fläche von 6,678 Hektar zu den größten Marktplätzen Deutschlands und entspricht von seiner Größe her etwa dem Roten Platz von Moskau, wie ich gelesen habe. Der Platz hat einen großen und alten Baumbestand, wodurch es kaum möglich ist, die Weite des Platzes photographisch festzuhalten, wie an diesem Bild vielleicht zu erahnen ist.

    Hier deshalb ein Link zu bing maps, der die tatsächliche Größe des Platzes zeigt
    http://binged.it/18JbUGf

    Wegen des reichen Baumbestandes des Platzes gibt es auch ein paar idyllische Ecken …

    … hier das Langhaus der Ludgerikirche im Hintergrund …

    … und ein Denkmal von 1901 für unseren Reichskanzler Bismarck in einem anderen Bereich des Marktplatzes

    2 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (6. Dezember 2013 um 22:04)

  • Nun werde ich einige der den Marktplatz begrenzenden Bauten vorstellen. Nicht in allen Bereichen ist die historische Bebauung noch erhalten, aber sie dominiert den Platz zum Glück noch deutlich.

    Hier vor allem historistische Bauten der östlichen Seite des Marktplatzes:

    Den Klotz links im folgenden Bild habe ich absichtlich nicht ganz photographiert, um eure Nerven zu schonen ;)

    Daneben dieses Backsteinhaus des 18. Jahrhunderts …

    … und diese Baulücke. Warum man ausgerechnet diesen Fassadenrest erhält ist mir schleierhaft:

    Eine Impression der Nordseite des Platzes …

  • An der Nordwestecke des Marktplatzes steht etwas isoliert das Haus Manninga, das auch, wie von Palantir angesprochen, nach einem vorherigen Besitzer Haus Vienna genannt wird und wohl ab 1530 errichtet wurde. Man beachte die niederländisch geprägten Specklagen, die auch schon beim Haus Schöningh zu erkennen waren. Damals wohl ein Trend in Norden:

    An der Westsseite wiederum eine Mischung von Bauten verschiedener Epochen …

    Dies ist im Kern ein noch spätgotisches Haus, das um 1500 errichtet wurde, die Front stammt aus der Barockzeit:

    4 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (7. Dezember 2013 um 12:12)

  • Ebenfalls an der Westseite steht das Alte Rathaus, ...

    … das heute ein Teemuseum beherbergt und im Kern aus dem 14. Jahrhundert stammt, der Treppenturm ist aus dem 16. Jahrhundert. Man beachte auch das leider nicht mehr vorhandene Haus direkt links neben dem alten Rathaus.


    Creative Commons Attribution 3.0 Unported license

    Bei meinem Besuch war das Alte Rathaus leider eingerüstet …

    Die links davon benachbarten Bauten sind noch weitgehend erhalten

    Fortsetzung folgt ...

    2 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (6. Dezember 2013 um 23:08)

  • Zeno: nach dem was ich gelesen habe, war der riesige Marktplatz von je her das Zentrum und der Siedlungskeim der Stadt. Neben der heute nur noch existierenden Ludgerikirche gab es im Bereich des daneben liegenden ehemaligen Friedhofes (auf einem meiner Bilder sieht man noch einen der heute noch vorhandenen Grabsteine) auch die älteste Holzkirche des Ortes und am Rand des Marktes mehrere Klöster.

    Zudem wurde der Platz seit Jahrhunderten tatsächlich zum Abhalten von Märkten genutzt. Laut Reiseführer war dieser Marktplatz zuerst Weideland, dann um 1000 planmäßig als Marktplatz angelegt, wobei zuerst nur die Nordostecke hierfür genutzt wurde. Da hier aber bei den Märkten riesige Tiermassen zusammengetrieben wurden, hatte sich seine Fläche auf das heutige Ausmaß vergrößert. Erst seit dem 18. Jahrhundert allerdings wurden die verbliebenden Weideflächen planmäßig bepflanzt, Baumreihen angelegt, gepflastert und mit Brunnen dekoriert, etc.. Heute dominiert in der Tat der Baumbestand so sehr, das man zu großen Teilen fast von einem Stadtpark sprechen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (7. Dezember 2013 um 21:36)

  • Die schönste Seite des Marktplatzes ist die Südseite, die ich von Westen nach Osten zeigen werde:

    Hier sieht man das heute Standesamt, ein in den 1870er Jahren errichtete ehemalige Schule:

  • Der zweigeschossige Backsteinbau mit Freitreppe östlich neben dem Standesamt ist die Mennonitenkirche des Ortes. Die Kirche ist von außen nicht direkt als Kirche zu erkennen, was daran liegt, dass das Gebäude ursprünglich im Jahre 1666 als Wohnhaus eines Juristen erbaut und erst 1795 von der Norder Gemeinde der Mennoniten gekauft und Innen zu einer Kirche umgebaut wurde.

    Charakteristisch sind die Fruchtgehänge über den Erdgeschosfenstern:

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (7. Dezember 2013 um 11:45)

  • Wiederum östlich leicht versetzt zur Mennonitenkirche stehen am Marktplatz zwei weitere bedeutende Gebäude der Stadt.

    Zum einen das heutige Rathaus, das 1855 im klassizistischen Stil erbaut und von der Stadt Norden bereits 1884 gekauft wurde und seitdem als Rathaus genutzt wird.

    Direkt daneben stehen sehr photogen die Dree Süsters (Drei Schwestern), drei im gleichen Stil errichte giebelständige Backsteinbauten. Das linke Haus ist um 1570, das mittlere um 1630 erbaut worden. Das rechte Haus war auch in dieser Zeit errichtet worden, ist allerdings, heute unfassbar, 1963 abgerissen worden, um Platz für einen Parkplatz zu schaffen. Allerdings schon 1991 ist es wieder nach altem Vorbild rekonstruiert worden.

    Zum Vergleich noch eine historische Ansicht der Dree Süsters (der schmale einachsige Verbindungsbau zum Rathaus wurde auch nicht wiederhergestellt):


    gemeinfrei

    2 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (7. Dezember 2013 um 12:34)

  • Östlich daneben leicht versetzt stehen diese zwei Häuser. Beachtenswert ist vor allem das giebelständige Haus links, das heutige Polizeirevier, das 1617 vom damaligen Bürgermeister der Stadt errichtet wurde.

  • An der bereits teilweise gezeigten Ostseite des Marktplatzes sind vielleicht nach diese beiden Gebäude recht interessant. Links ein extrem übersaniert erscheinendes Haus, wohl mindestens aus dem 17. (?) Jahrhundert stammend und rechts davon …

    … das sogenannte Vossenhaus, das in seinem ältesten, mittleren Teil aus der Spätgotik (um 1500) stammt. Sein heutiges Aussehen erhielt das Gebäude 1796 durch den Weinhändler Voss, der das Haus als Gasthof nutzte. Das Gebäude beherbergt seit 1982 die Stadtbibliothek:

    So, das war´s.

  • Vielen vielen Dank!
    Eine sehr schöne Galerie! Habe mich schon recht drauf gefreut ;)
    Am besten gefällt mir die Ludgerikirche, mit dem Langhaus, das fast wie das einer Dorfkirche wirkt und dem daran anschließendem spektakulärem Chor...
    Schade, dass die Verbauung der Altstadt nicht mehr so gut erhalten ist. Wieso haben eigentlich fast alle älteren Häuser Mauerwerksklammern? Kann es sein, dass man diese auch als Dekoration einsetzte (v. a. am "Viennahaus")
    LG
    Tobias

  • ... Habe mich schon recht drauf gefreut ;) ... Wieso haben eigentlich fast alle älteren Häuser Mauerwerksklammern? Kann es sein, dass man diese auch als Dekoration einsetzte (v. a. am "Viennahaus")

    Danke, schön, dass dir die Bildserie gefällt. Nachdem ich sie dir ja vor mehr als einem Monat schon angekündigt hatte, musste ich jetzt ja mal damit loslegen ;)

    Was die Mauerwerksklammern sollen, ist mir auch nicht bekannt. Da sie aber so oft und oft auch regelmäßig angebracht wurden, ...

    ... vermute ich durchaus auch dekorative Zwecke. Wer weiß es genauer?

  • Bei den von dir genannten "Mauerwerksklammern" handelt es sich um so genannte Bau- oder Maueranker. Sie dienten keineswegs nur dekorativen Zwecken, sondern hatten die Aufgabe, verschiedene Bauteile miteinander zu verankern und Seitenschübe aufzufangen. Im obigen Fall handelt es sich um Giebelanker, die Balkenlagen mit dem Mauerwerk des Giebels verbinden sollten.

    Im Lexikon der Kunst" (Seemann, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] 2004, Seite 174) heißt es:

    "In der Regel besteht ein Anker aus einem Band oder Stab, der an seinen Enden entsprechende Vorrichtungen zur Befestigung besitzt, entweder Aufbiegungen oder in Querrichtung durchgesteckte Eisenstäbe (Ankersplinte oder -platten)."

    Maueranker :
    http://www.hb-n.de/components/com…9f965d7c3ba.jpg

    Sehr schön kann man die Funktion der Maueranker beim Haus Norderstraße 56 in Weener sehen, dessen baufälliger Vordergiebel inzwischen abgetragen wurde. Die Deckenbalken des Erdgeschosses sind in diesem Falle mit Ankern an den Seitenwänden befestigt:

    http://www.rheiderland.de/fileadmin/webc…381907488_1.jpg

    Zusätzlich gab es aber auch Anker an der Vorderfront des Hauses:

    http://www.rheiderland.de/fileadmin/webc…365061156_1.jpg

    Die Splinte alter Maueranker konnten als Zieranker künstlerisch als Ornamente, Jahreszahlen oder Initialen gestaltet sein:

    http://www.oz-online.de/media/newsimag…32016020127.jpg