• Warum heißt die Gotik überhaupt so?
    Weil man sie im Süden als deutschen Stil empfand und sie demnach als barbarisch stigmatisieren wollte. Schließlich gab es schon damals keine Goten mehr. Heute würde man abfällig "Teutonik" sagen, die Goten haben ausgedient (vgl allerdings "Asterix bei den Goten", den gehässigsten unter allen Asterix-Bänden).
    "Gotik" war demnach ein Schimpfwort, das zum Gattungsbegriff mutiert ist, wie etliche hundert Jahre später "Atonalität".
    Wer darauf hinweist, dass die Wurzeln der Gotik in Frankreich liegen, hat natürlich recht, vergisst aber, dass Frankreich damals noch lange nicht so romanisch geprägt war. Bis heute verdankt Frankreich im Grunde seine Faszination seiner enormen Vielschichtigkeit. Eigentlich passen die Franzonsen nirgends hinzu. Dass sie sich "gallisch" gebärden, blendet das böse Schicksal, das die keltlischen Restbestände unter französischer Herrschaft erlitten haben, völlig aus.

    Interessant erscheint auch der Umstand, dass die französische Kultur im Weltkrieg enormen Zerstörungen ausgesetzt war. Trotz aller empflindlichen Einbußen, die Italien erlitten hat, kann man, so meine ich sagen, dass die allierten Befreier und Kuturbewahrer in Italien doch ein wenig schonender vorgegangen sind. Warum etwa Rouen so arg zerstört worden ist, vermochte ich nirgendwo zu ergründen. Aber letztlich habe ich mit damit noch nie tiefgründigauseinander gesetzt, vielleicht sind dieser Überlegungen einfach nur weithergeholt. Monte Cassino war schließlich auch kein Lercherlschaß.

    ad Hitlerem:
    Von seiner Gotikphobie habe ich noch nie gehört. Aber egal, wie es darum steht - mit seiner süddeutschen Abkunft hat sie wohl kaum zu tun. Braunau/Inn ist anders etwa als die Namensschwerter an der Steine eine gotisch geprägte Stadt. Österreich und auch Oberösterreich sind gotisch geprägte Länder, und dennoch gilt die Gotik bei uns als Stil des eigentlichen Deutschlands. Warum also ein großdeutsch denkender Österreicher die Gotik hassen sollte, ist sicherlich nicht mit dessen Herkunft begründbar. Ich würd' s anders, etwa auf die Art veruschen: Diktatoren neigen eher zu schlichterer, leichter reproduzierbarer Monumentalität, wie sie sich etwa im Klassizistischen manifestiert (dessen Vorbilder überdies fernab des Christentums waren).
    Mit dieser Gotik- = Mittelalterphobie könnte man auch Hitlers skandalöses Versagen in der Luftabwehr (Me 262-Debatte) erklären.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    2 Mal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (15. Dezember 2014 um 15:40)

  • Zitat

    Das Einzige, was die Fassade jetzt noch etwas auflockert sind die gigantischen Leuchtbuchstaben "Clip Dealer", was auch immer einem dadurch wieder suggeriert werden soll...

    ähm... der Schriftzug "Clip Dealer..." ist nicht auf der Fassade, sondern als "Wasserzeichen" des Bilderhgosts auf dem Foto... da passt doch schon die perspektivische Verzerrung nicht, und niemand käme auf die Idee, mit dem Schriftzug das Zifferblatt der Uhr zu durchkreuzen...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...


  • ähm... der Schriftzug "Clip Dealer..." ist nicht auf der Fassade, sondern als "Wasserzeichen" des Bilderhgosts auf dem Foto..

    Oh :schockiert: :blink: jetzt sehe ich es auch! :peinlich: upps
    Dann ist die Fassade ja noch langweiliger, als ich dachte.

    Es wäre schön, wenn so manches Gebäude in den deutschen Stadtzentren nur Wasserzeichen wären :rolleyes:

  • Interessant erscheint auch der Umstand, dass die französische Kultur im Weltkrieg enormen Zerstörungen ausgesetzt war. Trotz aller empflindlichen Einbußen, die Italien erlitten hat, kann man, so meine ich sagen, dass die allierten Befreier und Kuturbewahrer in Italien doch ein wenig schonender vorgegangen sind. Warum etwa Rouen so arg zerstört worden ist, vermochte ich nirgendwo zu ergründen. Aber letztlich habe ich mit damit noch nie tiefgründigauseinander gesetzt, vielleicht sind dieser Überlegungen einfach nur weithergeholt. Monte Cassino war schließlich auch kein Lercherlschaß.

    (OT) Gerade die Normandie wurde leider durch zwei Zerstörungswellen getroffen (der Frankreichfeldzug 1940 und D-Day 1944). Dort befanden sich vor dem Krieg die wohl schönsten und interessantsten Altstädte Frankreichs...

    Zum Beispiel: Lisieux ...

    4 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (15. Dezember 2014 um 16:50)

  • und da wir gerade dabei sind einige vorher-nachher Vergleiche von Köln zu zeigen:
    Hier noch ein besonderes Sahnestück ( Quelle: freies Internet): Das alte Kölner Opernhaus, was meiner Meinung nach sogar noch den sprühenden Historismus des Pariser Opernhauses übertrifft.
    Nach dem Krieg war das Gebäude beschädigt, jedoch die sehr aufwändigen Sandsteinfassaden hatten den Krieg gut überstanden. Es war also leicht wiederaufbaufähig.
    Natürlich musste auch das Opernhaus in den 50er Jahren (In dieser Zeit wurde fast mehr zerstört, als durch den Krieg) abgerissen und durch diesen zeitlos schicken Neubau ersetzt. :unsure:


  • Nach dem Krieg war das Gebäude beschädigt, jedoch die sehr aufwändigen Sandsteinfassaden hatten den Krieg gut überstanden. Es war also leicht wiederaufbaufähig.
    Natürlich musste auch das Opernhaus in den 50er Jahren (In dieser Zeit wurde fast mehr zerstört, als durch den Krieg) abgerissen und durch diesen zeitlos schicken Neubau ersetzt. :unsure:

    Könnte es sein, das man sich damals an die Baumaterialien bediente, für den Wiederaufbau der zerstörten Wohnhäuser?
    Räuberei für den eigenen Privatbesitz, schließe ich da auch nicht aus.

  • Hallo zusammen,

    ich wurde soeben auf unserer FB-Seite gefragt, ob jemand eine alte Ansicht des Ebertplatzes nach dem Krieg, oder zumindest bis zur autogerechnten Neugestaltung hat.

    Ich hoffe, dass ich damit im richtigen Strang bin, zum Ebertplatz habe ich sonst nichts gefunden.

    Wäre großartig, wenn da jemand was parat hätte :)

    Beste Grüße,
    Lars

  • Was es mit dem Festungsturm auf sich hat, weiß ich auch nicht so ganz....gehört wohl zur alten Hafenanlage:

    Es könnt so schön am Rhein sein, wären da hinten nicht diese häßlichen Galgentürme:

  • Was es mit dem Festungsturm auf sich hat, weiß ich auch nicht so ganz....gehört wohl zur alten Hafenanlage:

    Das ist der Malakoffturm. Er war Teil der Stadtbefestigung des 19. Jahrhunderts.

    Es könnt so schön am Rhein sein, wären da hinten nicht diese häßlichen Galgentürme:

    Das sehen bekanntlich ja einige der Kölner Forumskollegen anders.

  • Das sehen bekanntlich ja einige der Kölner Forumskollegen anders.

    Nun ja, wenn ich mitunter mal Sat1 Unterschichten TV schaue, kommt so gegen 14 Uhr "auf Streife", wofür diese Galgentürme des öfteren als Kulisse herhalten müssen. Schaut man sich dieses "auf Streife" an, erweckt es den Eindruck, Köln sei eine potthäßliche Stadt. Dabei gibt es wirklich hübsche Orte in Köln, wie zum Beispiel das Rathaus (gesetzt den Fall man betrachtet es sich nur von dieser Seite)

    oder auch die alte Gasse welche zum Rhein hinunterführt

    ebenso wie die kleine unscheinbare romanische Kirche

  • Zitat

    ebenso wie die kleine unscheinbare romanische Kirche

    Sankt Maria In Lyskirchen, seinerzeit die einzige nicht zerstörte rom. Kirche der Stadt

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.