Diese Realpräsenz Christi und das Stellvertretertum des Priesters während der Eucharistie sind im katholischen Glauben von zentraler Bedeutung und meines Erachtens nicht verhandelbar. Die Feier des Abendmahls ist im Katholizismus eben nicht nur Erinnerung, sondern vor allem das „Mysterium der Gegenwart Christi“. Wenn aber jemand diese Realpräsenz nicht anerkennt oder nicht genügend respektiert und in der Eucharistie primär eine gemeinschaftliche Erinnerung an das letzte Abendmahl sieht, in der sich alle Beteiligten gleichberechtigt gegenübertreten, kann er zwar sicher immer noch ein guter Christ, aber halt kein Katholik mehr sein
Die Transsubstantiation als Teil der Eucharistie war bereits im Mittelalter ein wichtiger Bestandteil der katholischen Lehre und wurde entsprechend häufig in der christlichen Kunst dargestellt. Wir leben aber in einer zutiefst säkularisierten Welt. Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die meisten Katholiken an diesen oder auch andere Teile der christlichen Lehre nicht mehr wortwörtlich glauben. All diesen Menschen absprechen zu wollen, Katholiken zu sein, empfinde ich als befremdlich. Kirchen, die versuchen, ihren Gläubigen eine unumstößliche Lehre als Bedingung für die Zugehörigkeit aufzubürden, laufen irgendwann Gefahr, sich im Sektenhaften zu verlieren. Ich glaube, dass die katholische Kirche dies mittlerweile erkannt hat, aber noch nach Wegen sucht, wie man die kanonische Lehre mit der Wirklichkeit des Lebens in Einklang bringen kann.