KAMAKURA, Stadt der Samurai und des Zen (J) (Galerie)

  • Nachdem ich zuletzt die japanische Stadt Nikko vorgestellt hatte, möchte ich ab heute ein wenig Kamakura vorstellen, vor allem ein paar der dortigen Tempel und Schreine.

    Kamakura ist eine ca. 50 km südwestlich von Tokio gelegene Stadt mit 173.000 Einwohnern, die sich als Stadt der Samurai versteht, weil sie vom 12. bis 14. Jahrhundert der Regierungssitz Japans war (Kamakura-Zeit), nachdem der erste Shogun von Japan, Minamoto no Yoritomo (1147–1199), den Hauptsitz des Landes von Kyoto nach Kamakura verlegt hatte.

    Kamakura ist auch durch dutzende Tempel und Schreine aus jener Epoche geprägt. So ist die Stadt ein Zentrum des Buddhismus in Japan, wofür beispielsweise der Begriff des Gozan charakteristisch ist, ein Tempelrangfolgensystem der jeweils 5 bedeutendsten Tempel des japanischen Zen-Buddhismus in den Zentren Kamakura und Kyōto.

    Im Unterschied zu Nikko sind die vielen Tempel/Schreine von Kamakura weit über das Stadtgebiet verteilt. Deshalb konnte ich bei meinem Tagesausflug nach Kamakura nur ein paar der dortigen Kultstätten besichtigen und ablichten. Auch wird die nicht besonders sehenswerte Wohnbebauung der Stadt auf meinen Bildern kaum zu sehen sein.

    Kamakura ist wie viele andere Orte Japans im Laufe der Jahrhunderte vielfach durch Feuer, Sturm und Erdbeben zerstört worden. Zuletzt hat ein Erdbeben die Stadt im Jahre 1923 grundlegend zerstört. Deshalb sind fast alle Tempel/Schreine der Stadt Rekonstruktionen des 20. Jahrhunderts, was man den Bauten auch meist ansieht.

    Allerdings, und dies hatte ich ja bereits im Nikko-Strang kurz thematisiert, vermute ich, dass aufgrund dieser häufigen Zerstörungen in der Geschichte Japans die bewusste Zerstörung und nachfolgende getreue Rekonstruktion von Kultbauten, Shikinen-Sengū genannt, ein wesentlicher Bestandteil des Shintoismus geworden ist. Deswegen ist der bei uns übliche Originalitätsfetischismus der Gegner von Rekonstruktionen in Japan auch deutlich weniger verbreitet, ist mein Eindruck.

    3 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (16. Oktober 2013 um 20:16)

  • Die erste Tempelanlage, die ich besichtigt hatte, war der Engaku-ji, eine 1282 von chinesischen Zen-Buddhisten gegründete Anlage von heute noch 18 von ehemals 43 Tempeln, die zum großen Teil nach vielen Zerstörungen, zuletzt 1923, immer wieder rekonstruierend neu errichtet wurden. Das Kloster ist gemäß des Gozan die Nummer zwei in der Rangfolge der Klöster des Zen-Buddhismus in Kamakura und bewahrt u.a einen Zahn Buddhas als besondere Reliquie auf.

    Das kleiner Eingangtor, dessen Gestalt schon zeigt, dass hier kein schintoistischer Schrein, sondern ein buddhistischer Tempel zu finden ist:

    Dahinter dann das große Innere Tor von 1783...

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (16. Oktober 2013 um 20:00)

  • Von dort aus gelangt man zum größten Tempel des Areals, …

    … der Haupthalle, die zuletzt im Jahre 1964 als exakte Rekonstruktion nach einem Bauplan von 1573 neu errichtet wurde…

    ...und diese Buddha-Figur des 12./13. Jahrhunderts beherbergt:

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (16. Oktober 2013 um 20:00)

  • Links von der Haupthalle entdeckt man...

    … dieses wunderbare, auch recht neu erscheinende Gebäude, wohl der Wohnsitz des Hauptpriesters dieses Tempels …

  • … mit einem kleinen Garten, der exemplarisch die Kunst der Gartengestaltung des Zen-Buddhismus veranschaulicht:

    Dahinter etwas erhöht dieser Friedhof:

  • Dies ist der sog. Butsunichian, das Mausoleum eines bedeutenden Regenten des 13. Jahrhunderts, der den Zen-Buddhismus in Japan verbreitet hat:

    Diese 2,5m hohe Glocke aus dem Jahre 1301 gehört zu den besonders wertvollen Nationalschätzen Japans:

  • Zum Abschluss der Besichtigung des Engaku-ji Tempels noch ein Tor mit sehenswerten Schnitzereien:

    Fortsetzung folgt ...

  • Der höchstrangige Tempel des Zen-Buddhismus in Kamakura ist der 1253 gegründete Kenchō-ji, den ich aus Zeitmangel leider nur flüchtig besichtigen konnte.

    Dieses äußere Eingangstor aus dem Jahre 1783 stammt eigentlich von einem Tempel in Kyoto und wurde erst 1943 hierhin transloziert:

    Im Hintergrund dieses Äußeren Tores sieht man erhöht das 30 Meter hohe ...

    … Innere Tor, das 1775 im alten Stil wiedererrichtet und sogar das große Erdbeben von 1923 weitgehend überstanden hatte:

    Dies sind die sehenswerten Hauptgebäude des Tempels:


    gemeinfrei


    gemeinfrei

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (16. Oktober 2013 um 20:38)

  • Von dort ging es Richtung Zentrum, an dieser typischen Wohnbebauung vorbei:

    ...und, damit es nicht zu idyllisch wird, hier einmal ein Blick in eine Hauptstraße des Zentrums …

    … mit solchen Läden .

    In einem der dortigen Restaurants hatte ich Mittags dieses Zen-buddhistische Menü genossen:

    Fortsetzung folgt demnächst ...

  • Und wieder vielen Dank für die Bilder, -Frank-.

    Die Bepflanzung ist in der Idylle immer sehr wichtig und macht einen großen Teil des Gesamteindrucks aus. Was mich in Japan schon des öfteren gewundert hat und zum Schmunzeln brachte, sind diese wild und wirr verlaufenden, hängenden Leitungen über den Straßen. Für ein so hochentwickeltes Land ist das schon irgendwie ärmlich. Ist mir in den USA aber auch schon aufgefallen.

  • ... Was mich in Japan schon des öfteren gewundert hat und zum Schmunzeln brachte, sind diese wild und wirr verlaufenden, hängenden Leitungen über den Straßen...

    Ja, das war mir auch aufgefallen und deshalb hatte ich das Photo auch so photographiert. Warum das dort nicht besser gelöst wird, ist mir auch ein Rätsel, schön anzusehen ist dieses Leitungswirrwarr sicherlich nicht.

  • Nach zwei buddhistischen Tempelanlagen kommen wir nun zum wichtigsten Shintō-Schrein der Stadt, dem Tsurugaoka Hachiman-gū, der vom ersten Shogun Japans im Jahre 1191 hierhin verlegt wurde und um den herum als Zentrum die Stadt Kamakura gewachsen ist. In dieser Kultstätte waren viele Jahrhunderte (in Japan durchaus üblich) sowohl Shinto-Schreine, als auch Buddhismus-Tempel vereint. Nach einem landesweit geltenden sehr umstrittenen Dekret von 1868 wurden diese beiden Religionen im ganzen Land strikt getrennt, deshalb sind auch hier heute nur noch die shintoistischen Schreine erhalten, die buddhistischen Gebäude wurden entweder transloziert oder zerstört.

    Eine Besonderheit dieses Komplexes ist dieser 1,8km von Shinto-Toren und Kirschbäumen gesäumte gerade Weg:

    Auf dem Weg dorthin rechts eine bekannte Brücke:

    … und links ein kleiner See...

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (17. Oktober 2013 um 21:41)

  • ...und schon steht man vor den beiden Hauptgebäuden des Schreins, dem unteren "Jüngeren Schrein" und um 61 Stufen erhöht dem "Älteren Schrein", dem Hauptschrein:

    Hier aber zuerst die obligatorische Stelle zum rituellen Händewaschen:

    … benachbarte Gebäude …

  • ...und jetzt drei Photos des eben gezeigten unteren Jüngeren Schreins, der wohl seine heutige Erscheinung 1624 erhalten hatte:

  • ...von dort aus geht es die Stufen hoch zur Haupthalle, die 1828 nach historischem Vorbild errichtet wurde:

    Hier zum Vergleich zwei historische Photos des 19. Jahrhunderts:


    gemeinfrei


    gemeinfrei

  • Weiter geht es mit einer weiteren der vielen Tempelanlagen des Zen-Buddhismus in Kamakura, dem vergleichsweise jungen Hōkoku-ji Tempel von 1334, der zwar nicht zu den Haupttempeln zählt, aber auch sehr sehenswert ist. Fast alle Gebäude der Anlage wurden beim großen Erdbeben 1923 zerstört und später rekonstruiert.

    Das Eingangtor:

    die schöne Gartenanlage: