Nikko, Weltkulturerbe in Japan (Galerie)

  • Heute möchte ich euch die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Tempel und Schreine von Nikko vorstellen, die in einem hügeligen Areal etwa 140 Kilometer nördlich von Tokio gelegen und ein wunderbares Beispiel für die von den Japanern erstrebte Harmonie von Mensch und Natur sind.

    Leider war das Wetter eher schlecht, dafür hatte mich aber die herrliche Architektur und das wunderbar gefärbte Herbstlaub entschädigt. Vielleicht wird etwas davon auf meinen leider wegen des schlechten Wetters zum Teil mäßigen Bildern zu erahnen sein.

    Möchte darauf hinweisen, dass ich leider nicht mehr alle gezeigten Motive eindeutig zuordnen kann. Hoffe aber nicht all zuviel Quatsch zu schildern, zumal ich auch kein Experte japanischer Architektur bin.

    Wie anderswo in Japan ebenfalls, stehen auch in Nikko buddhistische Tempel und shintoistische Schreine einträchtig nebeneinander, die auf den ersten Blick für den europäischen Laien nicht immer gleich zu unterscheiden sind.

    Zur Einführung ein kurzes Zitat:

    Die Geschichte Nikkos beginnt bereits Ende des 8. Jahrhunderts, als der bud­dhistische Mönch Shōdō Shōnin beschloss, hier in den unberührten Ber­gen weit im Nordosten des damaligen Regierungssitzes Kyoto, einen Tem­pel zu errichten. Lange blieb es jedoch nur ein abgelegenes, wenn auch religiös bedeutendes Kloster.
    Das änderte sich erst im 17. Jahrhundert, als Tokugawa Ieyasu beschloss, dass er hier bestattet werden wollte. Der Herrscher, der nach langem Bür­ger­krieg endlich Japan wieder geeint hatte, beabsichtigte jedoch keines­wegs seine „letzte Ruhe“ – vielmehr wollte er auch nach seinem Tod als Gottheit weiter sein Land beschützen.
    Zu diesem Zweck wurde eine gewaltige Schreinanlage errichtet, in der Tokugawa als Gottheit verehrt werden sollte. Tausende Handwerker schufteten um den prächtigen, mit bunten Holz­schnitzereien und Blattgold verzierten Schrein fertig zu stellen. In den darauffolgenden Jahrhunderten pilgerten alle Feudalherren hierher und spendeten dem Schrein reichlich, um den Landeseiniger zu Ehren.
    „Sage nicht schön, bevor du nicht Nikko gesehen hast“ lautet nicht zu unrecht ein altes japanisches Sprichwort. Die prächtigen Schreinanlagen von Nikko wurden 1999 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

    Quelle: http://www.die-japanreise.de/unesco-weltkul…mpel-nikko.html

    2 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (13. Oktober 2013 um 15:23)

  • Hier eine historische Ansicht des im folgenden gezeigten religiösen Zentrums von Nikko von 1901:

    Die zugehörige Stadt Nikko selbst ist recht neu und wenig ansehnlich.

    Hier die für die Stadt typische Architektur auf dem Weg vom Bahnhof zu den Welterbestätten ...

    Wir nähern uns dem Tempelareal ...

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (13. Oktober 2013 um 09:43)

  • ... und erreichen eine erste Hauptsehenswürdigkeit, die rot lackierte Heilige Brücke über dem Daiya Fluss, die nach Zerstörung 1906 in der ursprünglichen Form von 1636 rekonstruiert wurde:

    ... das komplett andere Verständnis der Japaner zu Rekonstruktionen und das damit einhergehende Unverständnis für den deutschen Materialfetischismus der "Rekonstruktion=Lüge-Fraktion", wäre mal eine eigene Diskussion wert ...

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (13. Oktober 2013 um 09:44)

  • ... and diesen Gebäuden vorbei ...

    ... zum bei meinem Besuch zwar zugänglichen, aber leider von außen komplett eingerüsteten Sanbutsu-do, dem größten Tempel des Nikkoareals im Stil des 17. Jahrhunderts, der (auch keine Besonderheit in Japan!) zuletzt 1871 innerhalb des Areals infolge von umfangreichen Umgruppierungen der Gebäude nach Religionszugehörigkeit an seine jetzige Stelle transloziert wurde:

    ... davor steht dieser Brunnen des Tempelgründers des 8. Jahrhunderts:

    ...und diese kleine Halle zum Reinigen der Hände (Teil der religiösen Zeremonie) ...

    Fortsetzung folgt. ..

  • In unmittelbarer Nähe befindet sich der Dai-Goma-do, ein 1998 (!) errichteter Tempel im historischen Stil...

    …, daneben die Sorinto- Säule von 1643:

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (13. Oktober 2013 um 11:28)

  • Der Tōshōgū Schrein des 17. Jahrhunderts umfasst 42 Gebäude. Den Auftakt bildet, für den Shintosimus typisch, dieses Eingangstor:

    Nun zuerst von hinten...

    ...und jetzt von vorne eine 5-stöckige Pagode des Schreins, die 1818 nach der ursprünglichen Erscheinung von 1650 rekonstruiert wurde:

    3 Mal editiert, zuletzt von -Frank- (13. Oktober 2013 um 10:20)

  • Durch ein weiteres Tor ...

    ... gelangt man zu mehreren Speichergebäuden des 17. Jahrhunderts, die herrlich dekoriert sind:

  • Von einer kleinen Anhöhe aus ein Blick zurück auf ein weiteres Tor und im Hintergrund auf den Heiligen Pferdestall …

    .., ein wegen der Holzschnitzereien sehr populäres Gebäude...

    … , hier die berühmten drei Affen, die nichts Böses sehen, hören und sprechen:

  • Vielen herzlichen Dank für diese Serie! Das sind atemberaubende Bilder, die einen mit einer selten erlebten Eindringlichkeit in die ferne japanische Kulturwelt versetzen und tiefste Bewunderung auslösen für die handwerliche Reife traditioneller japanischer Baukunst. Wie ärmlich und beschämend ist demgegenüber alles, was heutige Baumeister noch vermögen!

  • Am Pferdestall umgedreht und ein Blick auf das eben gezeigte Tor und den darüber liegenden Bereich des Schreins:

    Auf der Anhöhe hier der Trommelturm des Toshogu-Schreins:

    ...man sieht übrigens deutlich, warum diese Periode der Japanischen Kunst der Mitte des 17. Jahrhunderts mit besonders reichen Dokorationen manchmal wohl auch „Japanisches Rokoko“ genannt wird, wie ich gelesen hatte ...

  • Daneben überdachte Begrenzungswände zur nächsten Ebene, die ebenfalls 1632 errichtet und mit Schnitzereien reich dekoriert wurden:

    Fortsetzung folgt ...

  • Von diesen Mauern eingefasst steht leicht erhöht das grandiose Yomeimon Tor von 1632, das so überaus reich wie kaum ein anderes Gebäude in Japan verziert ist (auch für manche Japaner aber zu reichlich):

    … die obligatorischen Torwächter:

  • ...nun Detailaufnahmen der Fassadendekoration des Yomeimon Tors:

    Fortsetzung folgt demnächst ...

  • Danke für die bisherige Darstellung dieser faszinierenden Tempel- und Gartenanlage vom anderen Ende der Welt. Eine bemerkenswerte Harmonie zwischen der hügelig-bewaldeteten Landschaft und den originell beschnitzten Bauten wurde dort geschaffen. Bislang scheint dort auch kein Glas-/Betonkubus als Infocenter oder Kiosk etc. dazugekommen sein, wie es hierzulande vielerorts der Fall wäre.

    Obgleich deine tollen und umfangreichen Bilder gewiss keiner Ergänzung bedürfen, verlinke ich als Erweiterung diese zwei Seiten:

    http://www.digital-images.net/Gallery/Scenic…-1/nikko-1.html
    http://www.reformatt.com/blog/toshogu-shrine

    Da das Klima dort offenbar recht feucht ist (Moosbefall), dürfte die Erhaltung der wertvollen Schnitzereien eine Daueraufgabe sein.

    Gut gemachtes Video einer Reise nach Nikko. Das weckt bestimmt Erinnerungen.
    geGQBYHBz-s

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Da das Klima dort offenbar recht feucht ist (Moosbefall), dürfte die Erhaltung der wertvollen Schnitzereien eine Daueraufgabe sein.

    In der Tat. Aber das ständige Erneuern von Bausubstanz wird in Japan wohl auch, anders als bei uns, nicht als "bedauernswerter Verlust von Originalsubstanz" bewertet.

    Translozierung und Rekonstruktion von Architektur ist ja gerade ein wesentliches Merkmal des Shintoismus, wenn man z.B. an die 20-jährigen Zyklen denkt, bei denen auch zentrale Heiligtümer wie der Schrein von Ise komplett abgerissen und mit neuem Holzmaterial in identischer Form an versetzter Stelle wieder aufgebaut werden.

    Der Schrein von Ise wird momentan übrigens bereits zum 62 mal komplett neu errichtet! Eine interessante Einführung zu diesem Thema, Shikinen-Sengū genannt, findet sich hier

    Davon abgesehen scheint mir (... und ohne Philon Konkurrenz machen zu wollen ;) ...) dort das Sein das Bewußtsein zu bestimmen, denn ein dichter Moosbewuchs gilt ja als besonders erstrebenswertes Merkmal eines japanischen Gartens.

  • Weitere Impressionen dieses Bereichs des Tōshōgū Schreins. Hier im Hintergrund und ...

    … rechts im Bild …

    ...der Shin-yosha, ein Lagerhaus für tragbare Schreine, ebenfalls von 1636:

    … und der Tempel des heiligen Feuers Goma-do:

  • Wenn ich mich nicht täusche, kommen wir zum Futarasan Schrein, dessen Bauten heute größtenteils das Erscheinungsbild des 17. bis 18. Jahrhundert bewahren.

    Durch dieses Tor …

    … gelangen wir zur eher einfach gehaltenen Gebetshalle des Schreins im Hintergrund von 1713(?):

    Ein anderes Zugangstor zu diesem Bereich:

    Eine sehr neu aussehende Aufbewahrungshalle des Schreins:

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (13. Oktober 2013 um 14:15)

  • Hier eine Dachlandschaft mit der bereits gezeigten Gebetshalle (Haiden) links und der Haupthalle (Honden) des Futarasan Schreins rechts im Bild ...

    …, die hier genauer zu sehen ist und als 1619 errichtetes Hauptwerk der frühen Edo Periode und ältester Tempel/Schrein der Anlage von Nikko gilt:

    Was hier verehrt wird, weiß ich nicht:

  • Der Buddha-Tempel Jyogo-do von 1649 ...

    … inmitten des wunderbar farbigen Herbstlaubs ...

    Nun kommen wir zu den 38 Gebäuden des Rinnō-ji Tempels:

    Den Auftakt bildet das Haupttor Nio-mon von 1653:

    … mit Statuen von Kriegsgöttern links und rechts des Durchgangs: