Entlang der Elbe II. - Stadtbilder in Tschechien (Galerie)

  • Kornitz konnte ich identifizieren. Der tschechische Name ist Chornice. Erfüllende Gemeinde ist Jevíčko. Die nächste etwas größere Stadt ist Mährisch Trübau (Moravská Třebová). Der Turm der Dorfkirche ist wirklich interessant.


    Chornice (Kornitz), okres Svitavy, der Turm der Lorenzkirche (kostel svatého Vavřince)
    (Foto: Lehotsky, August 2011, CC-BY-SA-3.0)

    Die katholische Pfarrkirche gehört zur Erzdiözese Olmütz. Der Turm wurde von einer spätmittelalterlichen Burg übernommen. Er wurde 1578 erneuert. Die Burg verschwand im Laufe der Zeit. Der Turm wurde zum Kirchturm umfunktioniert. Ab 1701 wurde die heute bestehende Kirche angebaut, die auch noch über Teile der barocken Ausstattung verfügt.


    Chornice (Kornitz), Kirchturm (Foto: Lehotsky, August 2011, CC-BY-SA-3.0)

    Der Turm ist für die Kirche eines kleinen Dorfes ungewöhnlich. Zur Baugeschichte konnte ich jetzt nicht mehr ermitteln. Man sieht auf den Fotos, dass die mittlere, neunte Spitze in ihrer heutigen Form aus späterer Zeit stammt als der übrige Dachaufbau. Die mittlere Spitze ist kupfergedeckt und wirkt in ihren Formen recht konventionell. Ansonsten zeichnet sich das mehrstufige Turmdach durch eine Schiefereindeckung und eine spätmittelalterliche Formensprache aus.


    Chornice (Kornitz), Dorfkirche (Foto: Pilda, März 2009, public domain)

    Vergleichen wir Kornitz mit den anderen Neunspitzen, so stellen wir doch eine deutlich geringere architektonische Qualität fest. Anders als bei den Türmen in Pardubitz und Znaim sind die beiden Rechtecke des mehrstufigen Dachaufbaus hier nicht gegeneinander verdreht. Zudem passt hier die Hauptspitze in Material, Formgebung und Proportionen nicht zum Rest. Ich vermute, dass sie erst in neugotischer Zeit aufgesetzt wurde.

    @ursus carpaticus
    Meister Nikolaus von Edelspitz ist nur für die Znaimer Gegend nachgewiesen. Wie kommst du darauf, dass man hundert Jahre später in Pardubitz auf Pläne von ihm zurückgegriffen haben soll? Ich halte das für abwegig. Wieso sollte Meister Nikolaus Pläne für einen Turm angefertigt haben, den er gar nicht bauen wollte? Die äußere Ähnlichkeit beider Türme kann allenfalls belegen, dass Anregungen von Znaim übernommen wurden.

  • Manchmal sollte auch ein Herr Oberlehrer was gelernt haben, bevor er groß den Mund auftut:
    Für alle anderen Interessierten: Meister Nikolaus ist in Pardubitz sehr wohl nachweisbar.
    https://www.suedmaehren.eu/persons/niklas-von-edelspitz/

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (11. Juni 2019 um 10:55)

  • Zitat von ich selbst

    Ein weiteres sehr originelles Beispiel, wohl auch vom nämlichen Architekten, fand sich in Südmähren, wahrscheinlich Saitz (nicht erhalten, kein Bild verfügbar).


    das mit Saitz ist nicht aufrecht zu erhalten. Wahrscheinlich handelt es sich um Gurdau. Ein altes Bild kann ich nach wie vor nicht ausgraben.


    https://www.google.at/search?tbm=isc…f=1561967395968

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Immer noch auf der Suche nach einem weiteren Neunspitz, und zwar im Südmährerland. Ich hatte mal eine AK mit sowas in Händen, hab sie aber nicht gekauft (sie schien mir gar nicht selten) und hab auch den Ortsnamen vergessen.

    Der heutige Turm der Kirche zur Gurdau scheint in der Tat eine Vereinfachung des NvE-Musters zu sein. Aber eine wirklich alte AK kann ich einfach nicht mehr ausgraben. Vielleicht ist wer geschickter als ich:

    Wehrkirche Johannes des Täufers in Gurdau [in explore] | Flickr

    Wehrkirche Johannes des Täufers in Gurdau

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hallo,
    ich hatte am vergangenen Wochenende die Möglichkeit, Melnik, die Stadt am Zusammenfluss von Elbe und Moldau zu besuchen. Leider war das Wetter nicht schön und der Ort menschenleer.
    Hier einige Impressionen:

    Kirche St. Peter und Paul, der 60m hohe Turm stammt aus dem 15. Jahrhundert




    Hinter der Kirche hat man Blick auf die Moldau (links) und den Moldau-Kanal (rechts). Die Elbe wird durch das gelbe Haus links verdeckt. Am unteren Bildrand sieht man den Schloßweinberg. Im Ort gibt es ein Weingut der Familie v. Lobkowitz.



    Villa Karol des Bezirkssekretärs von Melnik Franzisek Vinkler, erbaut im Stil der englischen Gotik.



    Blick zum Schloß, das 1992 an die Familie Lobkowitz zurückgegeben wurde. Der Innenhof war leider außerhalb der Saison nicht zugänglich.



    Auf dem Marktplatz standen noch die Buden des Weihnachtsmarktes. Zwei hatten geöffnet.

  • Auf der Rückfahrt nach Sachsen kurzer Zwischenstopp in der Casanova-Stadt Dux. Der Anstrich des Schlosses hat irgendwie auch schon bessere Zeiten gesehen. Hinter dem Schloßpark begann früher der Kohletagebau.



    Drehung um 180 Grad - Marktplatz

  • In Melnik war ich schon, im tiefsten Kommunismus. Kann mich imgrunde nur an die Kirche und an diese geschwungene Ringzeile erinnern:

    Mělník – Wikipedia

    In Dux war ich noch nie.

    Der Platz schaut sehr schön aus. Man sieht immer nur Schloss oder Kirche. Ist er geschlossen erhalten?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mich hat diese Gegend immer irgendwie abgeschreckt - sie war bei uns immer negativ konnotiert - Braunkohle, Industrialisierung, Waldsterben, Verwahrlosung. Und auch aus der Zeit nach Kriegsende hat man von dort eigentlich die allerschlimmsten Sachen gehört. Sie liegt auch sehr weit weg für uns. Daher kenn ich sehr wenig. Nur in Teplitz war ich mal. Das Gebiet zwischen Teplitz und Karlsbad ist für mich nach wie vor städtebaulich terra incognita.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
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  • Snork 20. Januar 2023 um 08:48

    Hat den Titel des Themas von „Entlang der Elbe II. - pathetische Stadtbilder (CZ) (Galerie)“ zu „Entlang der Elbe II. - Stadtbilder in Tschechien (Galerie)“ geändert.

  • In der Tat hat es das Schicksal mit Nordböhmen, sowohl ökologisch als auch historisch im 20. Jahrhundert, nicht gut gemeint. Ich kann mich noch sehr gut an den Wald auf dem Erzgebirgskamm in den 1980er Jahren erinnern, er glich einem "Atomwald", fast nur Fichten ohne Nadeln. In der Zwischenzeit hat sich das Bild sehr gewandelt, es gibt wieder Mischwälder und versteckte Moore auch mit Birkwild.

    Geologisch ist die Gegend sowieso interessant. Und damit meine ich nicht nur das Vorkommen von Rohstoffen. Ich möchte nur die Amethyst- und Achatvorkommen ganz in der Nähe zur sächsichen Grenze erwähnen, die heute noch den Veitsdom (siehe Wenzelskapelle Sockelbereich) in Prag oder die Katharinakapelle in der Burg Karlsstein zieren.
    In den letzten Jahren wurde auch mit Hilfe des Airborne Laserscanning frühmittelalterlicher Bergbau gefunden. Erwähnen möchte ich jenen auf dem Kremsiger bei der ehemaligen Stadt Pressnitz, die wegen einer Talsperre verschwand.

    Architektonische Kleinode gibt es zum Glück auch noch. Sie verdienen es, nicht vergessen zu werden. Hier einige Beispiele:

    1. Stadt Ellbogen (Loket)
    2. Schloß Hauenstein (Zamek Horni Hrad), Diese kenne ich in den früher 1990er Jahren noch völlig verfallen, zugewachsen und mit Drahtzaun abgegrenzt. Mit viel Herzblut arbeiten seit Jahren ein paar "Verrückte" an dem Wiederaufbau. Inzwischen kann man in dem Schloß schon wieder übernachten.
    3. Stadt Klösterle (Klasterec nad Ohri) mit herrlichem Schloß und Park.
    4. Stadt Kaaden (Kadan), ebenfalls an der Eger
    5. Stadt Sonnenberg (Vysluni)mit dem "Dom des Erzgebirges"

  • Ich kenne Nordböhmen noch aus meiner Zeit als ich im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet lebte! Eine traumhafte Märchenlandschaft! Der Blick vom Töpfer über den Ralsko bis hinein in die böhmische Tiefebene ist ein Traum und erst die komplett mit Inneneinrichtung erhalten Schlösser wie Sychrow, Münchengrätz oder Friedland und viele mehr machen süchtig. Ich kann Nordböhmen allen wärmstens empfehlen, wenn sie Natur und gebaute Kultur miteinander verbinden möchten. Im Gegensatz zu den ehemaligen deutschen Gebieten im Westen oder Süden Böhmens sind viele deutsche Friedhöfe in Nordböhmen noch erhalten und deren Gräber werden teilweise auch noch liebevoll gepflegt- ob von heutigen Bewohnern oder vertrieben Verwandten in Sachsen war mir nie ganz klar, aber es war wunderbar ☺️!

  • Das ist doch ein anderes Nordböhmen, weiter im Osten - das ist wirklich wunderschön. Altstädter sprach über das Gebiet nördlich der Eger.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.


  • Ich habe als Kind/Jugendlicher mit meinen Eltern zahlreiche Ferientage in Südböhmen, bei verbliebenen Deutschen, verbracht. Genau handelte es sich um Eleonorenhain/Lenora an der jungen Moldau bei Wallern/Volary. Diese Ort besaß eine alte Glashütte, die heute leider nicht mehr existiert. Diese Aufenthalte waren für mich prägend. Wir hatten gute Kontakte zu vielen Deutschen und erfuhren viel über ihren beschwerlichen Alltag. So lernte ich welche kennen, die mit Wassereimern Himbeeren aus den Wäldern holten und sie für ein paar Kronen an die örtliche Potraviny verkauften. Es gab alte Glasschleifer, die privat Trinkgläser verzierten. Traurig war, daß uns Bewohner baten, keine Pakete aus der DDR zu Weihnachten zu schicken, weil der Zoll in der Tschechoslowakei höher war als der Wert des Inhaltes.
    Die Landschaft nicht weit weg vom Lipno-Stausee war unberührt und ruhig. Aus dieser Gegend stammte auch der Schriftsteller Adalbert Stifter.
    Auch hier kann ich viele interessante Orte benennen. z.B.:


    1. Prachatitz (Prachatice)
    2. Böhmisch Krumau (Cesky Krumlov)
    3. Winterberg (Vimperk)
    4. Wallern (Volary) mit alpenländischer Architektur