Am Greifswalder Museumshafen, genauer im nordöstlichen Teil der Greifswalder Altstadt, wird gerade das Projekt "Hansehof" gebaut. Dabei handelt es sich immerhin um ein ganzes Altstadtquartier in direkter Nähe zum Ryck.
Genauer werden 10 Häuser gebaut, die über insgesamt 96 "individuell geschnittene" Wohnungen verfügen sollen. Das Quartier soll dreiseitig geschlossen errichtet werden und bekommt eine Tiefgarage mit 105 Stellplätzen. Das Quartier grenzt im Norden an den Hansering, im Süden an die Roßmühlenstraße und im Westen an die Brüggstraße. Ich vermute, die offene Seite mit der Tiefgarageneinfahrt ist für die Südseite des Quartiers vorgesehen.
Zunächst verlinke ich euch an dieser Stelle die Projektseite mit den Visualisierungen und näheren Informationen zum "Hansehof":
http://www.hansehof-greifswald.de/
Um die Situation des Quartiers in der nordöstlichen Altstadt besser vor Augen zu führen, stelle ich euch hier einen Screenshot von Google Maps zur Verfügung, in welchem ich das betroffene Quartier rot umrahmt habe.
Quelle: Google Maps
Zum Zeitpunkt der Aufnahme fanden in dem Quartier Grabungen statt, zuvor befand sich dort ein Parkplatz.
Gehen wir in der Geschichte aber noch ein paar Jahrzehnte zurück, so befanden sich an dieser Stelle typische traufständige Altstadthäuser mit Satteldächern, wie sie in Greifswald auch heute noch zu finden sind. Ich habe leider nur ein Bild gefunden, welches die betroffene Seite der Brüggstraße vom Ryck aus gesehen zeigt, aber man bekommt einen Eindruck, wie es ausgesehen hat:
https://webmoritz.de/wp-content/upl…eorg-Soldat.jpg
Bevor ich noch ein Urteil zum "Hansehof" fälle, zeige ich hier noch drei Bilder von der Baustelle, die ich am Dienstag bei herrlichem Sonnenschein machen konnte:
Die Bautafel zum Projekt am Hansering.
Ein Blick durch den Bauzaun vom Hansering aus, im Hintergrund die Marienkirche.
Den besten Blick auf das Geschehen bekommt man jedoch von der Brüggstraße aus.
Fazit:
Auf der einen Seite bin ich froh, dass man sich bemüht hat, das Quartier "kleinteilig" zu bebauen, was ich angesichts der Masse dieser Wohnhäuser jedoch nur in Anführungszeichen sagen kann. Außerdem nehmen die Gebäude mit ihrer Backsteinverkleidung immerhin den Baustoff auf, welcher in der Greifswalder Altstadt bestimmend ist. Auch die Farbe Weiß findet man an einigen historischen Fassaden Greifswalds.
Auf der anderen Seite handelt es sich hier mal wieder um die typischen Flachdachklötze, wie sie seit Jahren bundesweit im Trend liegen. Abwechslungsreich sehen die Gebäude nur auf dem zweiten Blick aus, im Endeffekt ist wieder ein zusammenhängender Block, welcher vortäuscht, es nicht zu sein. Für meinen Geschmack hätte man sich hier für mehrere unterschiedlich hohe traufständige Häuser mit roten Satteldächern entscheiden sollen, die hätten auch genug Fläche ausgenutzt. Das wäre der Altstadt und dem Museumshafen würdig gewesen. Selbst die historisierenden Platten im Hintergrund machen es besser.
Der "Hansehof" bestätigt für mich auch einmal mehr den Trend im Greifswalder Museumshafen, der in Richtung riesige Wohnblöcke ohne große Gestaltungsambitionen geht, hauptsache ordentlich Fläche ausnutzen und den schönen Ausblick genießen, sofern er nicht vom Nachbarklotz versperrt ist.
Wer mir jetzt vorhält, der Norden der Greifswalder Innenstadt und insbesondere diese Ecke seien sowieso verloren, dem möchte ich abschließend noch dieses Bild vom Gemeindehaus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde zeigen, welches sich in unmittelbarer Nähe zur Baustelle an der Brüggstraße befindet. Es hat, neben wenigen Gebäuden im Norden der Brüggstraße, die Abrisswelle überstanden und zeigt sich heute in saniertem Zustand:
Schade, dass solche Gebäude nicht vernünftig in ihre Umgebung mit einbezogen werden. Es wirkt dadurch ziemlich verloren in dieser Ecke.