Immerath (Stadt Erkelenz)

  • Ja, man hätte 2011 den Braunkohleausstieg statt den Atomausstieg beschließen müssen! Obwohl ich auch nicht unbedingt ein Freund konventioneller Atomkraftwerke bin, ist dieser rheinische Tagebau mir doch einen viel größeren Dorn im Auge (Macron hat es ja schon verstanden, mit seiner "CO2-Steuer", die ja hauptsächlich auf die bzgl. Klimapolitik extrem heuchlerische BRD ihre Auswirkungen haben wird). CDU und SPD wird es aber egal sein, denn denen scheint Deutschland sowieso ziemlich egal zu sein.

  • Diese verdammte Braunkohleförderung :wuetenspringen: !
    Dadurch werden ganze Kulturlandschaften zerstört, Dörfer mit ihren traditionellen Häusern, Kirchen und sogar vor Schlössern wie Niederländer gezeigt hat, wird nicht halt gemacht! Dabei habe ich vor 10 Jahren ungefähr eine Dokumentation gesehen, wo eine ganze Dorfkirche wegtransportiert wurde auf einem Laster! Wirklich sehr traurig, dass der “Immerather Dom“ ein sehr imposantes, rheinisches, neoromanisches Bauwerk dafür geopfert wird. Und von dem Kirchen“ersatzbau“ ohne Worte! Es ist eine Schande, was hier wegen der unermesslich Gier nach Rohstoffen an Zerstörungen hingenommen wird...

    Das ist schlichtweg das Ergebnis der grottenschlechten (Energie-)Poltik dieses Jahrzehnts, das hat nicht viel mit Rohstoffgier zutun. Tja da hat man die Landschaft mit tausenden Windkraftanlagen vollgestellt und Deutschland ist trotzdem noch abhängig von der Kohle unter Immerath. :applaus:

  • Heute heißt es Abschied nehmen vom Immerather Dom Sankt Lambertus! :( Die wunderbare Kirche muss dem Braunkohletagebau Garzweiler weichen. Hat man eine Translozierung nicht einmal erwogen?

    Zum Abschied diverse Impressionen:

    Der alte Ort Immerath wurde bereits abgeräumt:

    Quelle, mit mehr Bildern und Drohnenvideos: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…ath)?uselang=de


    Als nächstes können wir uns dann u.a. von der pittoresken Kapelle St. Josef in Berverath verabschieden, die für den Tagebau nach 2025 weichen soll:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erke…rath_(3560).jpg


    Letztlich kann man all dies auch als Auswirkungen des Atomausstieges werten. Würde Deutschland eine Atompolitik wie Frankreich fahren, könnten wir all die sinnlos subventionierten Tagebaue und Kohlekraftwerke einstampfen, ordentlich CO2 und Feinstaub einsparen und das Land mit günstiger, sauberer und weitgehend sicherer Energie versorgen. Stattdessen pflastern wir uns alles mit Windrädern voll und beziehen am Ende die Grundlastenergie von unsichereren Kernkraftwerken und schmutzigen Kohlekraftwerken der Nachbarländer...

  • Ja die modernistische Kirche als “Ersatzbau“ ist wirklich eine Beleidigung für den großartigen Immerather Dom :wuetenspringen::kopfwand:

    Als nächstes können wir uns dann u.a. von der pittoresken Kapelle St. Josef in Berverath verabschieden, die für den Tagebau nach 2025 weichen soll:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Erke…rath_(3560).jpg

    Den Abriss dieser hübschen neobarocken Kapelle muss man wirklich verhindern. Vor Ort sollte man diese translozieren, sie ist ja nicht so groß wie der Immerather Dom!

  • Ohne Worte!

    So habe das Bistum Aachen keinerlei Interesse an der sakralen Glaskunst aus Immerath gezeigt. Und somit riskiert, "dass die Fenster einfach weggeworfen werden". Was Annette Jansen-Winkelen "eine Schande" und "nicht nachvollziehbar" nennt. "Man hat uns gesagt, dass Fenster mit Wänden gleichzusetzen seien und daher nicht bewahrt werden müssen." Anfragen an anderen Stellen seien auf ein ähnliches Desinteresse gestoßen. Der ehemalige Kölner Generalvikar Stefan Heße habe kirchliche Kunst sogar als "Asche von gestern" bezeichnet – Quelle: https://mobil.ksta.de/29439862 ©2018

  • Absolut gruselig.
    Abreißen können Sie, dass muss man ihnen lassen.
    Aber so etwas wieder neu aufbauen, dass kann hier keiner mehr.
    Stattdessen ein Kirchenneubau, der aussieht, als ob da drin eine Sekte ihr Unwesen treibt.

  • Die neue Westwallkirche wurde vermutlich schon in weiser Vorahnung für die Rückzugsgefechte der letzten Christen gebaut...quasi eine Kirchenburg im modernistischen Sinn.

    Der Abriss des Doms ist allerdings ein Skandal erster Güte. Der Abriss dieses Doms und wie man selbst mit rettenbaren Kunstwerken umgeht, steht wohl als Synonym für den kulturellen und geistigen Verfall dieses Landes. Traurig, aber leider keine wirkliche Überraschung für uns.

  • Zitat

    Der ehemalige Kölner Generalvikar Stefan Heße habe kirchliche Kunst sogar als "Asche von gestern" bezeichnet

    Da spricht der Geist des 2. vatikanischen Konzils und seiner unseligen Liturgiereform. Ich bin kein Katholik, aber was an Verunstaltungen von Kirchenräumen seit den 60er Jahren mit dieser Reform begründet wurde, braucht sich vorm protestantischen Bildersturm nicht zu verstecken.

  • Man hätte, wenn man gewollt hätte (und die Translozierung zu teuer gewesen wäre), ja auch den Braunkohletagebau um einen gesicherten Dom herumbaggern können. Dann hätte die Kirche auf einer Insel gestanden und wäre für die Zeit nach der Renaturierung wieder reaktivierbar gewesen. Aber für solche Ideen fehlt die Phantasie oder der finanzielle Wille.

  • Den Abriss dieser hübschen neobarocken Kapelle muss man wirklich verhindern. Vor Ort sollte man diese translozieren, sie ist ja nicht so groß wie der Immerather Dom!

    Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu sehr OT, aber an dieser Stelle muss ich unbedingt an die Translozierung der Emmauskirche von Heuersdorf nach Borna erinnern (2007). Verursacher war ebenfalls ein Braunkohlentagebau.

    Hier ein Foto der Kirche am originalen Standort in Heuersdorf:


    Von Benutzer:Elsteraue - eigene Fotografie, 21.04.2006, CC BY-SA 2.0 de, wikimedia commons

    Zum Vorgang berichtet Wikipedia u.a.:

    Zitat von wikipedia

    Die mittelalterliche Wehrkirche besitzt eine solche kulturhistorische und geschichtliche Bedeutung [Anm.: mit 750 Jahren vermutlich älteste Wehrkirche Sachsens], dass die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (MIBRAG) im Zusammenhang mit der Abbaggerung des Dorfstandortes verpflichtet wurde, dieses Kulturgut zu sichern. Das wirtschaftliche Interesse, den Tagebau Vereinigtes Schleenhain mit 50 Mio. t Braunkohle zu nutzen, begründete diese Zusage im Vertrag. Die Emmauskirche wurde, nachdem am Ostermontag 2007 der letzte Gottesdienst gefeiert worden war, nicht entwidmet, nach Borna umgesetzt und wurde am neuen Standort mehrere Monate restauriert.
    Der Transport begann am 23. Oktober 2007 in Heuersdorf und endete am 31. Oktober, dem Reformationstag.
    Mit der Umsetzung und dem Transport wurde die niederländische Firma Mammoet beauftragt. Obwohl alle technischen Arbeiten in diesem Zusammenhang bekannt und machbar waren, war die Art der weiten „Verrückung“ eines kompletten Bauwerkes bislang einmalig. Das Kirchengebäude wiegt 665 Tonnen, ist 14,5 Meter lang, 8,9 Meter breit und 19,6 Meter hoch. Geplant war die Verladung als Ganzes auf ein 32 Meter langes und 800 PS starkes Spezialfahrzeug, sogenannte Self-Propelled Modular Transporter der Scheuerle Fahrzeugfabrik, welche mit 40 Achslinien ausgestattet und selbstangetrieben sind. Gesteuert wird jedes Radpaar per Fernsteuerung. Wegen der Besonderheit von Fahrzeug und Last durften die Steigungen auf dem Transportweg maximal 2° betragen. Nach Ausbau des Inventars der Kirche und umfangreichen Stabilisierungsmaßnahmen wurde das Gebäude von seinem ursprünglichen Fundament getrennt und mittels hydraulischer Stempel um 1,5 Meter angehoben. Anschließend fuhr das Spezialfahrzeug unter den abgelösten Kirchenbau, das Gebäude wurde auf den Transporter abgesetzt und so die Fahrt vorbereitet.

    Kirche auf Rädern: KlickKlick

    Und so wurde eine Hochspannungsleitung gequert: Mast unten abgeschraubt, dann das Oberteil mitsamt Leitung per Kran angehoben, damit die Kirche unten durch passte: Klick

    Hier erfolgendie Bohrungen für die anschließend „eingefädelten“ Stahlträger des horizontalenTraggerüstes:


    eigenes Foto

    Bereits eingebrachte Stahlträger:


    eigenes Foto

    Beim Transport nach Borna mussten 2 Flüsse gequert werden (na okay – 2 Flüsschen). Statische Gutachten erbrachten, dass die vorhandenen Brücken dieser Schwerlast nicht gewachsen waren, also musste man in beiden Fällen verrohren und eine temporäre Überschüttung herstellen. Hier ein Bild von der Pleißequerung: Klick


    Eine der heikelsten Stellen des Transports kurz vor der Ankunft am neuen Standort inBorna – rechts und links nur Zentimeter Luft (und dabei eine leichte Straßenkrümmung):


    Von Decius - Selbst fotografiert, CC BY 3.0, wikimedia commons


    Der neue Standort der Kirche in Borna: Klick


    Die Umsetzung kostete übrigens ca. 3 Mio € (vollständig vom Bergbaubetrieb bezahlt).

  • Das traurige Ende des "Immerather Domes". Die St. Lambertus Kirche in Erkelenz ist nun endgültig verloren.

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