Verunstaltete historische Bauwerke

  • Ich weiß nicht, ob es schon so einen Strang gibt, aber ich fände es toll, wenn viele von euch mit vorher/nachher-Vergleichen dazu beitragen würden, zu zeigen, wie viele Städte und Dörfer heute aussehen würden, wenn nicht irgendwelche Kulturbanausen sie verunstaltet hätten.
    Ich mache gleich mal den Anfang und zwar mit einem besonders heftigen Vergleich:

    Kochschulhaus in Griesheim


    vorher:

    nachher:

  • Neußer

    Poste ruhig so viel du willst - je mehr, desto besser. :daumenoben:
    Das Bild, das du verlinkt hast, ist zum Glück(?) nicht mehr aktuell. Das Bauwerk ist vom Efeu befreit worden. Das Fragezeichen habe ich hingesetzt, weil in einem Zug ein Stahl-Glas-Beton-Kiosk (tolles Konstrukt, oder? :biggrin: ) daneben gestellt wurde, der auf meinem Bild leider(?) nicht zusehen ist.

  • Da hab ich auch ein Exemplar, der Carl-Eugen-Bau in Stuttgart

    Einst:

    Jetzt:

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Da fällt mir doch auf Anhieb das Hotel am Kölner Dom ein.... Oder das rote Jugendstilkaufhaus am Hamburger Jungfernstieg.


    In Mecklenburg und Vorpommern gibt's zwar auch einige, aber zum Glück nicht so viele verschandelte Baudenkmäler.
    Bei Gelegenheit schau ich mal nach Fotos.

  • Hallo zusammen,

    das fiel mir da auf Anhieb ein: Potsdam ehemalige neue Kriegsschule auf dem Brauhausberg. Gebaut so:

    Quelle Wikipedia

    oder als alte Postkarte:

    Quelle: zeno.org

    dann gab es da einen Bürgermeister in den 30er Jahren. Seither sieht das Gebäude so aus:

    Quelle: Potsdam-abc Ich habe dieses Bild gewählt, denn das Wikipedia-Bild des Brandenburger Landtages ist leider aus einer gänzlich anderen Perspektive, als die historischen Aufnahmen.

    An diesem Gebäude hat selbst die DDR-Zeit nur etwas zu getan, nichts weg genommen. Denn damals war dies die Bezirksleitung der SED, von Potsdamern "Kremel" genannt. Das Parteiabzeichen prangte übergroß am Turm. Das Oval ist heute noch zu erkennen.

    Was aus diesem Gebäude wird, wenn der neue Landtag im Stadtschloss Potsdam fertig ist, ist noch gänzlich offen.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Ja, da wäre eine Wiederherstellung des prächtigen historistischen Ursprungszustandes sehr geboten.

    Eigentlich ist der Bau das geborene Panoramahotel dort oben. Oder vllt. eine (Kur)Klinik, ein Studentenwohnheim, gehobene Residenzen, wieder eine Schule (ohne Krieg?)? Vieles ist möglich. :)

  • Zwar ist das Gebäude etwas zu hoch, aber es stört mich nicht sonderlich. Würde es abgerissen (eine Translozierung ist illusorisch), käme mit Sicherheit kein flacher Fachwerkbau als Ersatz, sondern ein mindestens ebenso hoher Glaskasten, schon um die Rendite für die Maßnahme hoch zu halten. Nein, lasst das Gebäude einfach stehen, es ist auch bereits ein Zeitdokument.

  • "Erstrahlt im neuen Glanz"

    Ich kann vor lachen nicht. Die Hutschachteln, die republikweit Vororte verunstalten hat man da oben drauf gesetzt, weiter nichts. Hier wär ein Komplettabriss die bessere Lösung gewesen. Das hätte einem wenigstens diese makabere Darstellung erspart. Dass manche Leute nicht mal rot im Gesicht werden wenn sie sowas als großen Wurf verkaufen wollen.

  • Zu dieser "Entstuckung" und "Entrümpelung vom überflüssigen Zierrat" wie es erklärtes Programm der NS-Machthaber war - und zwar sowohl die Vertreter der monumentalistischen Richtung wie der weniger monumentalen Heimat-Richtung - passt dann auch das Abräumen der Kuppeln auf der seinerzeitigen Reichspost am Wilhelmplatz (heute Postgebäude am Platz der Einheit), um eine einheitliche Bauhöhe hinzubekommen ...

    ... und dazu passt dann auch bspw. die völlige Entstellung des Kaiserdamms in Berlin-Charlottenburg, wie ich es hier woanders mal schrieb:

    Es waren die NS-Machthaber, die die historische Prachtstraße des Kaiserdamms (entstanden 1906) 1938/39 ausräumten, die aus einem sorgsam und sehr gut gestalteten Straßenraum eine Schieß- und faktische Autobahn machten, wie sie bis heute besteht.

    Aus 2 + 4 + 2 Fahrspuren, dazwischen (nach europäischen Vorbildern) jeweils doppelte Baumreihen, wurde eine einheitliche Fahrbahnfläche von 12 Spuren geschaffen, innerhalb derer kein Baum und kein Strauch stören sollte, die Bäume und Speer-Leuchten außen am Rande aufgereiht wie die Zinnsoldaten.

    Leider habe ich nach intensivem Suchen bezüglich des Kaiserdamms kein gemeinfreies Motiv vor 1938 bekommen, um den Unterschied anschaulich illustrieren zu können. Oder hat da jemand andere Quellen?

  • Nun Himmelsrichtungen,

    warum dieses Kompett-Zitat meinerseits? War mein Beitrag so gehaltvoll? Aus meiner Sicht sicherlich nicht, mit den 3 verlinkten Bildern und den dazwischen liegenden Einzeilern... Zumal sie in Ihrem eigenem Beitrag so garnicht darauf eingehen. Warum dann dieses Komplett-Zitat? Wollen Sie sich meine Aussagen sichern? Auftrag von Oben?

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR an deren Mitarbeiter
    Luftpost

  • @ Luftpost,

    ich hatte kurz überlegt, ob ich auszugsweise oder aber den Beitrag in Gänze zitieren sollte und aus Gründen der Anschaulichkeit - weil ich ihn sehr treffend fand, Danke dafür, das habe ich ggf. versäumt - habe ich ihn in Gänze zitiert. Besonders betrifft das die ANSCHAULICHEN Unterschiede zwischen dem Ursprungsbau und dem jetzt dort vorhandenen Bau aus der gleichen Perspektive im gleichen Maßstab. Mein Wunsch ginge dahin, dass auch der von mir angesprochene Kaiserdamm in Berlin aus gleicher Perspektive fotografiert worden wäre, wozu ich aber nichts gefunden habe.

    Die Analogie im Hochbau - hier, in Potsdam, der jetzt noch amtierende Landtag, vorher "Kreml", vorher Kriegsschule - dort,in Berlin, der Tiefbau - die Ausräumung des Kaiserdamms erschien mir frappierend.

    Falls es zur Überschrift Irritationen gibt: Ich finde, dass die NS-Ideologie und der Staatssozialismus bei allen Unterschieden sonst, genau in dieser - von mir leicht ironisierten - Losung sehr sehr eins waren.


    Moderationshinweis (Palantir): Bitte generell Vollzitate von Vorgängerbeiträgen vermeiden - es steht doch alles nachlesbar da.

  • Also, beim Ratskeller in Dannenberg wäre abreißen die bessere Lösung gegen diesen Wiederaufbau gewesen. Ich meine, auch der wilde historistische Stilmix ist m.E. nicht überzeugend - ein bisschen Barock, etwas Klassizismus und eine Prise gotisches Fachwerk sind jetzt architektonisch kein großer Wurf. Aber DAS hat das Gebäude nicht verdient, dann lieber in Würde untergehen lassen. So ist es Leichenfledderei.
    Der auch abgebrannte Fachwerk-Vorgängerbau scheint mir barock gewesen zu sein? Gibt es dazu Erkenntnisse?

  • Zum Vorgängerbau des jetzt verunstalteten Dannenberger Ratskellers kann ich leider nichts mitteilen, "Hildesheimer". Ist natürlich auch schon eine ganze Weile her, dass dieser abgebrannt ist.

    Ein Klassiker der gänzlich verunstalteten Gebäude, auf den ich ja bereits mehrfach in anderem Zusammenhang hingewiesen habe, ist das barocke Karlshospital in Kassel.

    Heutiger Zustand:
    http://www.detail360.de/Db/DbFiles/pro…33/foto1_profil
    http://www.e3p.de/uploads/tx_e3p…geschnitten.jpg

    Hier ein Aufsatz zur Historie des Gebäudes mit historischen Bildaufnahmen:
    http://www.presche-chr.de/christian/Karl…schichte_II.pdf

  • So Karoru, da verlieren sie den Glauben an die Menschheit?

    Hier handelt es sich um ein Denkmal, das von der Denkmalpflegerin bereits zum Abriss freigegeben wurde.

    Stellen Sie sich den Platz ohne die Reste der Fassade vor.

    Edit durch Moderator: Eine Beleidigung gelöscht. Kraftausdrücke sind in diesem Forum unerwünscht

  • Ach Herr Hildesheimer, Sie wollen keine Nachrichten empfangen, das passt zu Ihrer Ignoranz!
    Halten Sie doch lieber Ihren Mund, bevor Sie über Dinge lästern von denen Sie keine Ahnung haben!

    Der Architekt des Ratskellers in Dannenberg