Sanierungsbedürftige Schlösser und Gutshäuser auf dem Gebiet der ehem. DDR

  • Varchentin ist auch wirklich eine Mammutaufgabe, wohl noch vor Broock das größte zu sanierende Gutshaus in MV.

    Allerdings ist die Lage in der Nähe der Müritz ja sehr vielversprechend. Da sollte schon irgendwann was gehen. Doch die letzten Mutigen waren mit ihrem sehr ehrenamtlichen und gemeinnützigen Ansatz leider zum Scheitern verurteilt, das habe ich denen aber auch von Anfang an gesagt. Die hatten leider kein wirklich tragfähiges wirtschaftliches Konzept.

    Ich könnte mir hier sehr gut eine hochwertige Wohnanlage mit Café oder Restaurant und Veranstaltungsangebot vorstellen. Ggf. auch etwas Wellness und Ferienwohnungen. Der Lenné-Park sollte möglichst öffentlich bleiben.

    Vielleicht können sich ja ähnlich wie in Broock die Ehrenamtler die sich schon gefunden haben, zumindest um die Pflege der Anlage kümmern und alles halbwegs schick und in Schuss halten. Das wäre schon mal viel wert. Dann ist es auf jeden Fall auch viel leichter verkäuflich.

  • Erfreulicherweise tut sich jedoch bei mir um die Ecke auf einem besonders geschichtsträchtigen Areal am Tollensesee bei Neubrandenburg etwas.
    (Ich dachte ich hatte schon davon berichtet, doch finde den Artikel nicht)

    Der Gutspark Alt Rehse mit seinem Herrenhaus beherbergte u.a. die NS-Reichsärzteschule und Honeckers Ausflugsresidenz. Aufgeladener Grund, jedoch kein Hindernis zur Entwicklung. Die Lage direkt am Tollensesee ist enorm reizvoll!

    Dort wird ein Hotel mit Schwimmbad und Meditations-Erholungszentrum entstehen. Im Mai 2018 eröffnete schon ein nettes Cafe für Ausflügler vom See und Radfahrer.

    Das zu DDR-Zeiten simplifizierte Herrenhaus im Park (es gibt noch ein zweites kleines oben im Ort). Ich hoffe die Fassade wird mit dem früheren Bauschmuck rekonstruiert:


    Url: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/Category:…s_Alt_Rehse.jpg

    Bei allen Gräueln, die an diesem Ort erdacht wurden - das Ortsbild ist sehr reizvoll. Regionale Handwerker haben den Ort in den 1930ern mit gut zwei Dutzend adretten Fachwerkhäusern ausgestattet, wie diesem Gemeinschaftshaus im Gutspark bzw. Schlosspark:


    Url: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/Category:…aus_im_Park.JPG


    Da es sich um eine kurze dpa Pressemitteilung zur Entwicklung handelt, kann die hier auch komplett rein:

    Park Alt Rehse soll Hotel mit Meditationszentrum werden

    23.7.2017
    Der denkmalgeschützte Park Alt Rehse (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) soll nach langem Streit nun als Hotel mit Meditationszentrum ausgebaut werden. Das sehen die Pläne der neuen Eigentümer vor, die am Wochenende erstmals vorgestellt wurden, wie Ortsvorsteher Fritz Krüger am Sonntag sagte.

    «Unser Hauptthema ist dabei «Entschleunigung» - also wie komme ich von der Alltagshektik runter», sagte Investorin Gabriele Wahl-Multerer der Deutschen Presse-Agentur. Die Unternehmerin hatte den 65 Hektar großen Park am Tollensesee, der in der NS-Zeit als «Führerschule der deutschen Ärzteschaft» genutzt wurde, 2016 mit dem Berliner Unternehmer und Biochemiker Jens Schneider-Mergener gekauft.

    Die Investition der Schlosspark Alt Rehse Entwicklungs GmbH soll eine zweistellige Millionensumme werden. Alt Rehse war in den 1930er Jahren zu einem NS-Musterdorf umgebaut worden. Um den Park wurde auch wegen der NS-Geschichte seit mehr als 20 Jahren gestritten.

    Quelle: dpa / https://www.welt.de/regionales/mec…rum-werden.html


    Etwas tiefergehende spannende Infos bei Hidden Places:

    http://www.hidden-places.de/showthread.php…vadis-Alt-Rehse

  • Das Herrenhaus in Pinnow wird wieder ein ganz tolles Schmuckstück! Großartiges leistet hier das Münchner Ehepaar, welches sich in dieses Kleinod verliebt hat und sukzessive saniert! Mehr solcher Leute braucht das Land!

    Zustand vor der Sanierung:


    Sanierungsstand 2018:



    Foto aus der guten alten Zeit in die zumindest auch dieses Herrenhaus wieder hinschreiten darf!


    Quelle (Fotos): http://s517624392.online.de/index.html


    Sehr Euch unbedingt auch die restlichen Fotos der Sanierung (auch im Inneren des Herrenhauses!) an:


    Galerie Herrenhaus Pinnow

  • Es gibt gute Nachrichten vom Schloss Lauterbach. Noch mal kurz zur Erinnerung: Das Gebäude stand seit 1983 leer. Nach mehreren gescheiterten Privatisierungsversuchen gründete sich 2006 ein Förderverein, der seine Mitglieder vorwiegend aus ortsansässigen Bürgern rekrutierte. Und der macht seither „Nägel mit Köpfen“ (Sanierung von Dach, Fassade, Innenausbau bis jetzt v.a. im EG). Im Jahr 2016 wurde der Beschluss gefasst, den kleinen Schlossturm denkmalgerecht zu rekonstruieren (dieser war schon vor dem Krieg wegen Baufälligkeit abgetragen worden).

    Historische Ansicht auf einem Gemälde:


    Von Bybbisch94,Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59964573


    Der Ausgangszustand im Jahr 2006, also zum Zeitpunkt der Übernahme durch den Verein:


    Von JörgBlobelt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64436802


    Fassadensanierung mit Liebe zum Detail, hier ein Beispiel:


    Von Bybbisch94,Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58344858


    Seit kurzem läuft nun die Ausschreibung für die Rekonstruktion des Turmes:


    Quelle: Ausschreibungsunterlagen
    Generalplanung/Architekt:Behzadi+Partner Architekten BDA, Leipzig


    Ein paar kurze Zitate aus dem Ausschreibungstext:

    Die Ausschreibungsunterlagen findet man hier (Risse in der 5. und 6. Datei der Liste): Klick


    Und noch ein paar Fotos:

    Gartensaal:


    Von Jörg Blobelt- Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64449849

    Bildbeschreibung(Zitat unter dem Bild bei wikipedia):
    Die historische Ausstattung aus der Zeit um 1770 war nach Kriegsende geplündert worden. Seit 2006 kümmerte sich der "Förderverein Schloß und Park Lauterbach e. V." mit sichtbarem Erfolg um das Anwesen. Der Dresdner Künstler Roland Schwenke hat ab 2010 für die Ahnengalerie im Festsaal Kopien hergestellt, die dem Raum etwas von seinem Ambiente zurückgeben.


    Musikzimmer im EG:


    Von JörgBlobelt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64449856


    Eine Maßnahme, die im April 2018 abgeschlossen werden konnte, beinhaltete die Rekonstruktion und Montage der 2 Ziervasen auf den Giebeln der beiden Längsseiten:


    Von Bybbisch94,Christian Gebhardt - Eigenes Werk, Randi Friese, Archivverwalterin undPressesprecherin des Förderverein Schloss und Park Lauterbach (Eberswalde), CCBY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69164197


    VonBybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68696416


    Meiner Meinung ist die Konstellation des Projektes ideal: Das Gebäude blieb im Besitz der Gemeinde, die Nutzung ist öffentlich (im vorliegenden Fall v. a. für kulturelle Veranstaltungen). Aber dafür braucht es eben eines: engagierte Bürger.

  • Ich finde, dass der Bund, der offensichtlich in Geld schwimmt, sich definitiv mehr für die Erhaltung "unseres" Kulturgutes und somit mit der Rettung der wichtigesten Schlösser und Herrenhäuser zu kümmern hat.

    Nachdem der 1945 von seinen Eigentümern brutal enteignete Besitz nicht mehr seinen legalen Eigentümern restituiert wurde (schon seitdem halte ich persönlich den Begriff Rechtsstaat in Deutschland für sehr fragwürdig und nicht erst seit 2015), schmarotzt der Bund aber durch die Behaltung vieler ehemaliger zu diesen Anwesen zugehörigen Forst- und Landwirtschaften! Die gewinnbringenden Rosinen pickte sich der Bund heraus, aber das Kulturgut dahinter lässt er mehr oder weniger links liegen. Alle Beispiele zeigen aber, dass Private besser und vor allem nachhaltiger wirtschaften können.

    Wenn man den leerstehenden Herrenhäusern und Schlössern mit diesen eigentlich dazugehörigen Grundbesitz wieder zusammenführt, dann bin ich mir sicher, dass auch in Zukunft nicht nur entsprechend motivierte Eigentümer gefunden werden, sondern auch die Sicherung dieser Kulturgüter gewährleistet ist! Auf den Rechtsstaat kann man zwar nicht (mehr) vertrauen, aber wer sagt schon, dass nachfolgende Generationen genauso verantwortungslos agieren werden. Vielleicht lernt man zur Abwechslung einmal wirklich aus Fehlern der Geschichte...

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (18. November 2018 um 14:58)

  • Lauterbach ist ja herrlich, was für ein tolles Privatengagement, Hut ab!

    Und auch bei Pinnow. Das ist bei mir in der Nähe, wenn ich von Neubrandenburg gen Nordwesten über die Bundesstraße 104 fahre, lege ich da immer wieder gerne einen Zwischenstopp ein. Bevor es gekauft wurde, hatte ich verschiedentlich für neue Besitzer geworben. Es ist so toll zu sehen, wie detailverliebt dort gearbeitet wird. Und auch, dass diese Leute ein Auge für Patina, natürliche Materialien und Charme haben. :)

  • Im Mai hatte Erbse bereits über die vielversprechenden Sanierungsarbeiten in Schloss Ivenack berichtet (Link). Noch nicht erwähnt wurde hier ein interessanter Bericht des ZDF über den neuen Schloss-Besitzer Lars Fogh aus Dänemark, der das Schloss höchst vorbildlich und mit viel Liebe zum Detail wieder in Schuss bringt. :daumenoben: Ein Traumschloss in einer Traumlage!
    >> Link zum ZDF

  • Das Ende des 19. Jht. erbaute Herrenhaus in Gorow (Gemeinde Satow) hat eine neue Besitzerin aus Frankfurt, welche den Neorenaissancebau nun etappenweise sanieren möchte.

    Zitat

    Zum neuen Eigentum gehört auch das sanierungsbedürftige neogotische Wirtschaftsgebäude gegenüber vom Gutshaus. Seinen ästhetischen Reiz hat es nicht verloren und es soll in ein paar Jahren saniert werden. „Nur der DDR-Anbau muss weg, dann ist es wieder symmetrisch“, sagt die Unternehmerin. „Mein ganz großer Traum ist, in der Mitte eine kleine Kapelle einzurichten.“


    Neue Gutsbesitzerin plant Hotel


    Herrenhaus Gorow
    An-d [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], from Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • 1. Schloss Beuchlitz in Holleben

    Schloss zu verkaufen 
    Wer will das Schloss in Holleben aufmöbeln?
    https://www.mz-web.de/saalekreis/sch…ebeln--28964678

    Ein fast vergessenes Schmuckkästchen - Schloss Beuchlitz und die Muschelgrotte
    https://www.gemeinde-teutschenthal.de/de/teutschenth…chelgrotte.html

    Beeindruckende Muschelgrotte inklusive Schloss in Holleben sucht neuen Besitzer
    https://www.mz-web.de/saalekreis/bee…sitzer-30978198

    2. Würdenburg / Schloss Teutschenthal

    Würdenburg in Teutschenthal
    Einst Regionalgeschichte - heute Verfall
    https://www.mz-web.de/saalekreis/wue…erfall-31074662

    Die Würdenburg - Das wahre Schloss zu Teutschenthal
    https://www.gemeinde-teutschenthal.de/de/geschichte-…tschenthal.html

    Teutschenthal (bei Halle/Saale), Rittergut Haus Würdenburg
    https://www.architektur-blicklicht.de/schloesser-her…of-wuerdenburg/

  • Iss ja alles gut und schön aber wer soll so ein Schloss sanieren , in einer Gegend wo es kaum Arbeit gibt …. und das sich einlassen auf einen Großkredit den Ruin bedeuten kann !?

  • Mit Arbeitsplätzen hat das nicht viel zu tun. Selbst wenn nebenan eine BMW-Niederlassung wäre, würde es wohl kaum besser um das Schloss stehen. Für solche Objekte braucht es erhebliches Vermögen, dass sich durch "normales Arbeiten" kaum erwirtschaften lässt.
    Rettung für solche Objekte gibt es meist (nicht immer) nur, wenn sich jemand aus der Hautevolee nahegelegener Großstädte erbarmt. In diesem Fall wohl aus Leipzig oder Chemnitz.

  • Erfreuliche Neuigkeiten für 2 hier im Strang schon mehrfach thematisierte Objekte:

    Schloss Lauterbach

    Im Januar wurden die Bauaufträge für die denkmalgerechte Rekonstruktion des Schlosstürmchens (incl. Schlossuhr) vergeben. Dieses war bereits 1931 wegen Baufälligkeit abgetragen worden. Am 9. April fand die Anlaufberatung zwischen allen Akteuren statt (Gemeinde, Planungsbüro, Förderverein, Denkmalpflege und alle beteiligten Firmen). Laut Förderverein besteht das Ziel darin, den Turm am Tag des offenen Denkmals der Öffentlichkeit zu präsentieren.

    Zustand 2006 (Vorderseite)

    Aktueller Zustand (Rückseite)

    Historisches Foto von 1905

    Nochmal zur Erinnerung (weil es so besonders und anerkennenswert ist): Hier agiert kein Privatinvestor (die Suche nach einem solchen blieb erfolglos), sondern ein Verein aus ortansässigen, sehr engagierten Bürgern. Das Objekt ist nach wie vor im Besitz der Gemeinde.


    Schloss Hainewalde

    Der *Förderverein zur Erhaltung des Kanitz-Kyawschen Schlosses Hainewalde e.V.* vermeldet aktuell auf seiner HP:

    Zitat von Förderverein

    Ein Blickhinauf zum Schloss lohnt sich in diesem Jahr besonders, unsere Turmlaterne wird ab April wiederhergestellt werden und in “goldenem Glanze” nach unglaublichen nunmehr 23 Jahren!! wieder auferstehen!
    Quelle: https://schloss-hainewalde.de/schlossverein-hainewalde-2/


    Historisches Foto (mit Laterne)

    Aktueller Zustand

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt die Arbeiten zur Sanierung des Schlosses. Auszug aus der HP der Stiftung:

    Zitat von Deutsche Stiftung Denkmalschutz

    Im Sommer 1995 begann ein potentieller Investor aus Freiburg mit der Abnahme und Erneuerung der Dachstühle. Da die Maßnahmen nicht zu Ende geführt wurden, war seither der Bau dem Regen ausgeliefert. 1997 übernahm die Deutsche Stiftung Denkmalschutzeinen Beitrag im Rahmen des Sächsischen Schlössernotsicherungsprogramm. Im April 1998 waren durch diese Maßnahmen die extrem gefährdeten Teile des Schlosses wieder gesichert. 2012 konnte die Ostflügel Notsicherung beendet werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich auch weiterhin für den Erhalt des Schlosses ein und beteiligt sich an der Notsicherung und Wiederherstellung der Decken im Mittelbau.
    Quelle: https://www.denkmalschutz.de/denkmal/Kanitz…es-Schloss.html