Potsdam - die Berliner Vorstadt

  • Ich will mich selbst mal als "Kulturfrevler" insofern bezeichnen insoweit, als ich an meinen hier eingestellten Beitrag 216 anknüpfe:

    Nicht alles, was alt ist, muss unter allen Umständen erhalten werden.

    Das war nie so gewesen und wird hoffentlich auch nie so sein. - Vielmehr geht es um die Erhaltung bzw. Rekonstruktion der stadtbildprägenden, die Stadtgeschichte versinnbildlichenden Struktur. Dazu gehört für mich die Wiederherstellung des Potsdamer Stadtschlosses, die Wiederherstellung des Lustgartens vor allem bei Abriss des Mercure und alle Maßnahmen, die den zweifellos belastenden innerstädtischen Autoverkehr durch Verlagerung auf andere Verkehrsmittel minimieren helfen.

    Mit der zu DDR-Zeiten mit voller Wucht aufprallenden Nutheschnellstraße auf die Berliner Straßen-Kreuzung ist eine Lage entstanden, die faktisch nur die Auswahl des Unguten lässt, zumal ein vgl. höherer Anteil dieses Autoverkehrs nicht verlagerungsfähiger Durchgangsverkehr durch Potsdam ist. Eine Altlast des 1970er-Jahre Denkens, als das bauliche Monstrum quer durch die Berliner Vorstadt bzw. Nauener Vorstadt geführt werden sollte, unter Abschneidung des südlichen Teils der Alexandrowka bei direktem Auftreffen auf die Pappelallee. Wenn ich einen Vergleich anstelle, so handelt es sich bei der Straßenverkehrsführung der Nutheschnellstraße und der 1975 - 1981 errichteten Humboldtbrücke (Nuthestraße) um die Errichtung einer Potsdamer Waldschlösschenbrücke.

    Bei dieser Lage:
    Dem tatsächilchen Ausbau der künftig dreispurigen Behlertstraße steht eine Verkehrsberuhigung auf der parallelen Hans-Thoma-Straße gegenüber und wenn beide parallel laufenden Richtungsfahrbahnen zusammengenommen werden, handelt es sich - bei Abstrichen der Vergleichbarkeit gewiss - um einen Rückbau von vier auf drei Spuren, wenn beide Straßenzüge faktisch zu einem zusammengefasst werden.

    Der angedachte Ausbau der nach Norden hin anschließenden Straße "Am Neuen Garten" betrifft nach allem, was ich weiß, ausschließlich die Anlage breiterer Fahrradspuren, sodass sich das subjektive Sicherheitsgefühl von Radfahrern auf dieser Hauptverkehrsstraße anstelle eines zurzeit "hineingequetschten" Fahrradstreifens künftig erhöht. Ein weiterer drei- oder gar mehrspuriger Ausbau hat weder irgendwo einen Sinn, noch ist er m. E. irgendwo geplant.

    Sinn hat er nicht, weil die dritte Spur in die Hegelallee führt, bzw. den zusätzlich aufgenommenen Autoverkehr von dort in umgekehrter Richtung auf die Kreuzung Berliner Straße führt, nördich davon ergibt sich aus einem Ausbau der Autofahrspuren keinen Sinn. Das betrifft dann auch die Unmöglichkeit der Weiterführung durch die Alleestraße und in Höhe der Alexandrowka.

    Das DDR-Ding der weitergeführten Nutheschnellstraßenachse bis zur Pappelallee ist hingegen mausetot. Schon zu DDR-Zeiten wurde es begraben, als die Alexandrowka zum Denkmal erklärt wurde. Nach der Wende gab es eine Traumtänzerei, dass anstelle der teilweisen Brückenkonstruktion es einen Tunnel "bei den Holzhäusern" geben solle. Die Begriffsbezeichnung war charakterisch für das auswärtige Planungsbüro.

    Maßgabe ist für mich allein, ob es tatsächlich zu der versprochenen Verkehrsberuhigung in der parallelen Hans-Thoma-Straße kommt, die heute den kompletten Autoverkehr in Richtung Süden aufnimmt. Das wäre dann analog der Zusammenfassung des Hegelallee-Autoverkehrs auf der Nordseite der Hegelallee, bei Rückstufen der südlichen Fahrbahn zu einer reinen Anliegerstraße. Diese Lösung auf die Straßenzüge Hans-Thoma-Straße und Behlertstraße angewendet, empfinde ich als gut vertretbar.

    Ich kann mir auch beim besten Willen keine irgendwie geartete Nutzung der beschriebenen Gebäude vorstellen, denn das Monstrum der Nuthestraße als Altlast der 1970er Jahre Planung ist da und die einzige Möglichkeit der sinnvollen Nutzung der beschriebenen Gebäude wäre die tatsächliche Halbierung der Fahrbahnbreiten in der Nutheschnellstraße (gewesen). Da wüsste ich keine Stadt, die zu so einer mutigen Tat fähig wäre, Autoverkehrsströme ersatzlos und auf der Stelle zu halbieren.

  • Hallo Himmelsrichtungen,

    so sehr ich Ihre Beiträge hier im Forum achte und schätze, aber der Vorherige bringt keine, aber auch wirklich keine Begründung, warum man nun diese letzten Zeugnisse einer ganzen Epoche der Militärgeschichte Potsdams nun platt machen sollte. Außer der Begründung: uns wurde da in den 70er Jahren von der DDR die Nuthe-Schnellstraße und Humboldtbrücke hinterlassen. Und damit die zukünftig überhaupt einen Sinn macht, dann muss man halt durch die Straße durch... Und ich will Ihnen nicht mal das Argument der Autogerechten Stadt unterstellen.

    Warum zum Teufel müssen dann die ältesten Gebäude in der Berliner Vorstadt fallen? Die letzten Wohn-Kasernen der Garde du Corps? Warum zum Teufel fallen nicht diese hässlichen Kisten der 30er Jahre auf der gegenüber liegenden Straßenseite, die nun der "Pro Potsdam" gehören? Von den 30-Jahre Bauten haben wir noch einige mehr in Potsdam. Auf der Seite würde der Abriss die Gegend vielleicht sogar noch aufwerten. Gibt's dafür ein Argument, die historisch wertvollsten und ältesten Gebäude nieder zu legen, wenn man schon von Sinnhaftigkeit und Begründung der DDR-Verkehrsachse redet?

    [Edit] Da ich gerade am Querlesen und einem interessanten Link hier im Forum gefolgt bin, hier ein Zitat, warum Denkmalschutz in Deutschland benötigt und betrieben wird:
    "Die Triebfeder aller entsprechenden Bestrebungen ist sicher die Angst vor dem Verlust bedeutender Zeugnisse, vor dem Verlust von Gebäuden, die in der Lage sind, Geschichte erfahrbar zu machen. Diese Bedrohung wird aber erst deutlich beziehungsweise gesellschaftlich diskutierbar, wenn der Bestand an schützenswerter Substanz bereits rar oder akut bedroht ist. So gesehen entspringt der Gedanke des baulichen Denkmalschutzes einem Mangel: einem Mangel an Gebäuden, die eine vergangene Zeit bezeugen können, aber eben auch einem Mangel an Gebäuden, die einen emotionalen Anschluss ermöglichen."

    Diese Gebäude in der Behlertstraße sind die Letzten ihrer Art! Alle anderen Kasernen Potsdams, die teils noch als solche ungenutzt vorhanden oder bereits einer neuen Bestimmung zugeführt wurden, sind jüngeren Datums und entsprechen dem oben gezeigten Hauptgebäude der Garde du Corps (Mitte bis spätes 19. Jh.). Damit haben wir hier das letzte, zusammenhängende Gebiet von Militär-Wohn-und Nutzungsgebäuden auf dem Stadtgebiet Potsdams, welche aus dem 18. und 19. Jahrhundert einen zusammenhängenden Komplex bilden. Ergänzend: alle gleich alten oder früheren Zeugnisse wurden bereits durch Krieg und DDR-Zeit vollends getilgt. Oder soll es gerade deswegen abgerissen werden, weil es Militärhistorie und so vollständig erhalten ist?[/Edit]

    Übrigens habe ich heute zufällig einen der Hauseigentümer getroffen, als ich mir den zum Haus zugehörigen Hof anschauen wollte. Leider wurde mir dies verwehrt. Jedoch tat der Hauseigentümer sehr erstaunt, als ich ihm mitteilte, das ich hier wäre, um für mich diese Gebäude zu dokumentieren, da diese abgerissen werden sollen. Schon interessant, wenn die Verlautbarung zum Abriss eines Hauses der Hauseigentümer dies erst aus der Presse erfährt (oder hier in diesem Fall von interessierten Mitbürgern).

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    8 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (28. Juni 2013 um 20:55)

  • Hallo Luftpost,

    es geht keineswegs darum, dem Nachlass der DDR (worin das wiederum Spielart eines systemübergreifenden Nachlasses war) irgendeinen Sinn zu verleihen.
    Die Angelegenheit ist schlicht und einfach die: das Monstrum ist da und entweder besitzt man den Mut, es zurückzubauen auf die Hälfte seiner Fahrspuren und hält die Reaktionen aus oder aber, die Einschätzung ist diejenige, dass es bei nur allmählicher Veränderung des Verkehrsverhaltens auf absehbare Zeit dazu führt, dass der Autoverkehr ja irgendwo "gelassen" werden muss, dort, wo er mit brutaler Wucht auf die besagte Kreuzung knallt.

    Was sind Ihre Vorschläge in Richtung Nuthestraße?
    Rückbau?
    Umleitung über die Erste bzw. Zweite Barocke Stadterweiterung, Hauptpost, Am Kanal ...
    Beibehaltung des bisherigen Zustands, der den Gebäuden gleichfalls keine Luft zum Atmen lässt?

    Wir können zurzeit feststellen, dass gut 2/3 der von der Humboldtbrücke Kommenden geradeaus durch die besagte Behlertstraße fährt, 1/3 biegt ab in Richtung Innenstadt. An der nächsten Ampelkreuzung Behlertstraße / (Hans-Thoma-Str.) Kurfürstenstraße fährt wiederum gut 2/3 geradeaus, 1/3 biegt in die Kurfürstenstraße und als Fortführung Hegelallee (Innenstadt) ab.

    Summa Summarum ergibt sich 1/3 von 100 und 1/3 von 70, also etwas über 50 % an auf andere Verkehrsträger verlagerungsfähigen Verkehr. Das ist die Straßenbahn aus den Neubaugebieten (zu DDR-Zeiten Wohnkomplexen) und das Fahrrad und von Beidem wird vermehrt Gebrauch gemacht. Gesetzt den optimistischen Fall, den ich sehr begrüßen würde, dass DIE HÄLFTE verlagerungsfähig ist, bliebe die zweite Hälfte + die Geradeausfahrenden des überörtlichen Verkehrs, die auch in nichtabsehbarer Zeit dort entlangfahren, wo die besagten, im Prinzip schützenswerten Gebäude stehen, für die Sie sich engagieren. Macht also knapp drei Viertel des gegenwärtigen Autoverkehrs aus.

    Wie wollen Sie unter diesen Umständen den Autoverkehr organisieren, dem zu DDR-Zeiten genauso fatal der Weg über die Humboldtbrücke geebnet wurde, wie in Dresden dem Autoverkehr mittels der Waldschlösschenbrücke zu heutiger Zeit?

    Fazit: Im Zuge der Neuorganisation des Autoverkehrs gibt es keinen Ausbau, nur eine leidliche andere Bewältigung einer 1970er-Jahre-Altlast, bei Entlastung der zahlreicher vorkommenden Wohnbebauung in der Hans-Thoma-Straße, von deren Initiative diese Umgestaltung ausging.

    Gleichfalls mit freundlichen und herzlichen Grüßen

  • Hallo Himmelsrichtungen,

    die Antwort an dieser Stelle habe ich bereits gegeben: wenn schon wieder in Potsdam angerissen werden muss, dann doch bitte nicht die denkmalgeschützten, ältesten und letzten Vertreter der Militärgeschichte Potsdams, welche auch noch unmittelbar am ehemaligen Kerngebiet der ehemaligen Altstadt liegen. Dann können doch gefälligst die 30er Jahre Bauten auf der gegenüber liegenden Straßenseite fallen. Zumal von deren Baustil wir noch einige und auch bessere und sogar schöne Vertreter in Potsdam haben (ich denke hier z.B. an das Schillerplatzviertel). Diese Gebäude in der Behlertstraße hat die "Pro Potsdam" gerade in einem Rechtsstreit "gewonnen". Dann können diese auch für die "Pro Potsdam" kostenneutral rückgebaut werden.

    Und zum gesamtstädtischen Verkehr: die Havelspange ist verkehrspolitischer Unsinn, während die vollständige Isis absolut sinnvoll ist, um Verkehr aus der Teltower Vorstadt gar nicht erst durch das Zentrum der Stadt zu führen. Erstaunlicher Weise, ist ja nun mit der Abfahrt und über die Friedrich-List-Straße, eine direkte Verbindung von der Nuthe-Schnellstraße zu einer möglichen Isis geschaffen worden, sodass auch die Verkehrsströme der Schnellstraße darüber abgeführt werden könnten. Hier hat die Stadtverwaltung wirklich mal ausnahmsweise Weitblick bewiesen. Doch typisch-potsdamerisch-schildbürgerlich ist nachdem diese Verbindung und das Meierohr gebaut waren, die Isis gestorben. Stattdessen meint man wieder die Havelspange bauen zu müssen. Welchen innerstädtischen Verkehr kann die noch mal aufnehmen? Ich meine: keinen. Und Durchgangsverkehr, der irgendwie geregelt werden müsste, halte ich in Potsdam für vernachlässigbar. Dafür existieren Autobahnen rings um die Stadt herum.

    viele Grüße
    Luftpost

    PS. danke an die Admins, diesen neuen Strang einzurichten. Das wurde langsam überfällig.

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (29. Juni 2013 um 15:13)

  • Hallo Luftpost,

    Sie werfen ein Grundproblem Potsdams auf und ich sehe das auf beiden Seiten der geistig errichteten Barrikaden:

    Die einen, die im Zuge von 40 Jahren DDR-Sozialisation historische Bausubstanz eher als Geschichtsfenster begreifen, auf die im Zweifelsfall und bei Hinweis auf andere Belange (Schulen, Kitas, Schwimmbäder) getrost verzichtet werden kann ...

    ... die anderen, die historische Bausubstanz völlig zu Recht hochhalten, ohne allerdings sich darüber im Klaren zu sein, Menschen dabei nicht massenhaft vor den Kopf zu stoßen und sie buchstäblich links liegen zu lassen.

    Selbstverständlich haben die Menschen in der Hans-Thoma-Straße und auch an der Westseite der Behlertstraße, wovon die Fahrbahn ja weggerückt wird, ein Wohnrecht, was nicht einfach schnurschnacks übergangen werden kann, gleichfalls so wie die Bewohner in den Hochhaustürmen und Wohnscheiben der Neustädter Havelbucht, denen das nicht auch noch von hinten durch eine weitere Schnellstraße verleidet werden kann. Auch wenn wir uns gewiss darin einig sind, dass diese Art von Bebauung die nächste Sanierungsrunde in 20 oder 25 Jahren nicht überstehen werden.

    Die Grobheit der Wende liegt für mich darin, von einem berechtigt als falsch bezeichneten System den Rückschluss auf die dort lebenden Menschen zu tun. Genau das führt zu denjenigen Wahlergebnissen, über die dann immer wieder Erstaunen herrscht.

    Was die Havelspange übrigens angeht, so halte ich persönlich sie für zehnmal sinnvoller als die ISES, weil sie die Verknüpfung zwischen der B 1 und B 2 im wohltuenden Abstand zur Innenstadt ermöglichen würde. Würde die B 2 vom Norden her bis zur Havelspange hin komplett auf der Westseite geführt, die B 1 vom Süden her ab der Havelspange auf der Ostseite und die Havelspange mit beiden Bundesstraßen belegt werden, dann könnte die Breite Straße bundesstraßenfrei werden. Aber davor steht offenbar die Lagermentalität auf beiden Seiten ...


  • Selbstverständlich haben die Menschen ... auch an der Westseite der Behlertstraße, wovon die Fahrbahn ja weggerückt wird, ein Wohnrecht, was nicht einfach schnurstracks übergangen werden kann, ...

    Ist Wohnrecht aus Verwaltungssicht also höherwertiger, als der Denkmalschutz? Und haben nur die Mieter Potsdams ein Wohnrecht, während es Eigentümer ihrer Häuser nicht haben? Wird hier also mit zweierlei Maß gemessen? Warum wird hier auf der westlichen Seite der Behlertstraße auf das Wohnrecht gepocht, während auf der gegenüberliegenden Seite, auf denen die historischen Bauten stehen -die ebenfalls bewohnt sind- dieses so offensichtlich nicht zutrifft? Liegt es vielleicht daran, dass das Wohnrecht nur für Mieter der "Pro Potsdam"1 gilt, während Hauseigentümer grundsätzlich zu schröpfen, im Bedarfsfall auch zu enteignen sind? Oder soll hier einfach nur der "Pro Potsdam" -zusätzlich zum Rechtsgeschenk dieser Bauten- auch noch eine Filet-Lage erstellt werden, indem man die Straße also mehr von der "Pro Potsdam"- Seite abrückt?

    So langsam gefällt mir Ihre Argumentationskette nicht mehr, lieber Himmelsrichtungen...

    Die Grobheit der Wende liegt für mich darin, von einem berechtigt als falsch bezeichneten System den Rückschluss auf die dort lebenden Menschen zu tun. Genau das führt zu denjenigen Wahlergebnissen, über die dann immer wieder Erstaunen herrscht.

    Uh, oh, Herr Himmelsrichtungen, "die Grobheit der Wende" ... aua. Was kommt denn da zum Vorschein? Zum Ersten war es keine "Wende", sondern die friedliche Revolution '89. "Wende" heißt diese nur bei den Wendehälsen, wie Krenz und Schabowski und wie die ganzen Kader2 alle hießen. Diese versuchten, mit diesem zugegeben sehr eingängigen Begriff, die friedliche Revolution als solche umzudeuten. Mit dem politisch inkorrekten Begriff "Wende" sollte die friedliche Revolution in eine angeblich von der SED herbei geführten Wende umtransformiert werden, um damit Ausgangspunkt (nicht der Bürger auf der Straße, sondern von oben, vom Politkomitee) und die Zielrichtung (nicht Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, sondern eine irgendwie transformierte SED-DDR) zu verdrehen. Erstmals wurde dieses Wort von Egon Krenz, bei der Verkündung seiner Machtübernahme von Honecker, verwendet. Daher ist es für die damaligen Demonstranten auf den Straßen ein Un-Wort.

    Zum Zweiten scheint mir auch noch die hiesige Verwendung der "Grobheit der Wende" schon sehr auf einen Mitmenschen hinzudeuten, welcher sich in damaliger Zeit nicht wirklich für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einsetzte, sondern ehr ein Fisch im Wasser des Systems war. Und diese Menschen sind gerade in Potsdam noch heute solche, welche -wie gerade aktuell in den Kommentaren der MAZ- den Abriß der Friedenskirche3 fordern.
    Soll ich mich in Ihnen so sehr getäuscht haben? In diesem Fall, es tut mir aufrichtig leid, erübrigt sich mir eine Diskussion.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    zur Erklärung für Mitleser:
    1 die "Pro Potsdam" ist die stadteigene Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft, die sich einen zweifelhaften Namen durch die Weigerung der historischen Rekonstruktion der Alten Post gemacht hat.
    2 Kader waren besonders systemtreue Mitglieder des DDR-Systems in Politik, Verwaltung, Polizei, Militär sowie Geheimdienst
    3 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes im Park Sanssouci

    18 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (29. Juni 2013 um 18:30)

  • Hallo Luftpost,

    alles, was ich Ihnen gegenüber anzudeuten versuchte, ist Folgendes: Politik besteht aus Abwägung. Fällt für den Wiederaufbau des stadtbildprägenden und mit der Stadtgeschichte untrennbar verbundenen Bauwerks der Garnisonkirche ein Rechenzentrum, kann das für die Stadt insgesamt nur gut sein. Einschließlich des Rückbaus der ehedem zur sozialistischen Magistrale verhunzten Breiten Straße. Mit der Argumentation, dass dies nicht deshalb so geschieht, weil die DDR allein dieses Monstrum fabriziert hat, sondern hier etwas Systemübergreifendes zurückgebaut wird, befinden Sie sich außerhalb der aufgemachten Frontstellungen der Hardliner, durch Zusage, dass die DDR allein dazu fähig war, befänden Sie sich innerhalb der Frontstellungen.

    Mit jedem Stein, der bei der Garnisonkirche in die Höhe wächst, wird die Zustimmung genauso wachsen, wie weiland bei der Dresdner Frauenkirche auf Iniative Ludwig Güttlers.

    Ich war seinerzeit sehr dafür, dass der Straßenzug der Hegelallee und derjenige der mittleren Schopenhauerstraße genauso umgebaut wird wie es heute unumstritten der Fall ist. Das betrifft die Konzentration des Autoverkehrs auf einer Seite, die der Stadt außenliegende Seite bei Verkehrsberuhigung der inneren. Das gleiche Modell findet auch auf die parallel führenden Straßenzüge der Behlertstraße und Hans-Thoma-Straße Anwendung. Begrenzter Ausbau im einen bei Verkehrsberuhigung im anderen.

    Gewiss und anerkennenswerter Weise findet sich die Nichtvergleichbarkeit darin, dass es im Fall Behlertstraße eben nicht nur um Bäume geht, so sehr ein Teil von Natur- und Umweltschützern auch dagegen waren, wie bei der Neuanlage des Stadtkanals.

    Eine weitere Parallele ist bspw. die Erhaltung oder Ersetzung des Staudenhofblocks. In dieser Frage ist ja der Baubeigeordnete Matthias Klipp recht wankelmütig geworden. Für mich wäre die Erhaltung bzw. Sanierung des Staudenhof-Gebäudes völlig unpassend und würde der künftig kleinteiligen Quartierstruktur fast schon diametral entgegenstehen, auch wenn es Stimmen gibt, die dies zu bagatellisieren versuchen. Die beste Lösung ist weder das komplette Übergehen der dort Wohnenden noch die Erhaltung dieses hier unpassenden Gebäudes, um Konflikten aus dem Wege zu gehen, sondern ein Vorschlag, der gleichfalls gemacht wurde: Das gemeinsame Handeln der wichtigsten Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaften, um in einem der kleinteiligen Quartiere sozial verträgliche Ersatzwohnungen zu schaffen.

  • Liebe(r) Himmelsrichtungen,

    nun positionieren Sie sich doch bitte mal: der "Pro Potsdam" geschenkte 30er Jahre Wohnbloks abreißen oder denkmalgeschützte Garde du Corpes abreißen. Und bitte begründen, warum das Eine oder Andere.

    viele Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (29. Juni 2013 um 19:30)

  • Meine Position dürfte in abwägenderweise wohl hinreichend deutlich geworden sein. Selbstverständlich hat analog des Umbaus der Hegelallee und des Umbaus des mittleren Teils der Schopenhauerstraße der Schutz der Wohnbebauung und die Verkehrsberuhigung in der Hans-Thoma-Straße Vorrang. Zum Schutz übrigens nicht nur der von Ihnen abwertend gemeinten 1930er Jahre Pro-Potsdam-Bauten, sondern auch der klar älteren und hochwertigeren Bauten in privater Hand, die dort stehen.

    Der Umbau ist sinnvoll, er ist Ergebnis des Workshop-Verfahrens unter Beteiligung auch der dorti wohnenden Bürger aus dem Jahr 2008, er trägt der auf absehbarer Zeit nicht wegzubringenden Straßenverkehrs-Altlast (sprich: Nuthestraße) Rechnung, mittels derer gerade der überörtliche Autoverkehr genau an dieser Stelle vorbeigeführt wird und solange diese existiert, haben die von Ihnen bezeichneten Bauten nicht einmal die Spur einer Chance. Der Abriss angesichts dieser Gemengelage ist da das vergleichsweise kleinere Übel.

    Ansonsten müssten Sie mir sagen,

    a) auf welcher Ersatztrasse der überörtliche Autoverkehr von Nordwesten nach Südosten durchgeschleust werden soll oder
    b) wie Sie binnen weniger Jahre eine nennenswerte Verrringerung des Autoverkehrs um mehr als 50 % erreichen wollen.

    @ Palantir,

    die Diskussion derlei zu vermischen, das liegt mir ansonsten auch fern. Nur genau hier trifft das zu, was ich ansonsten als Begriff überhaupt nicht mag und ansonsten für vorgeschoben halte: Zwangslage. Und das seit 1981, seitdem das räumlich völlig deplazierte Monstrum Humboldtbrücke an dieser Stelle andockt und sich der aufprallende Autoverkehr ja nicht einfach in Luft auflösen kann. Ansonsten danke für den Hinweis!

  • Zur spezifischen Frage der Havelquerungen, neben der ersten, anhand derer Potsdam im Zentrum bedeutend erwachsen war, angedacht bzw. gebaut der zweiten Querung, einer dritten oder was immer AUTOverkehrsplanern zu welcher Zeit dazu auch einfiel : Genau das ist abseits des Stranges zur Berliner Vorstadt ein ganz eigener Strang und lohnte, vorgestellt zu werden, wer denn die Quellen entsprechend aufbereiten kann.

    Ich kann mich nur verbal darauf beziehen, dies als Vorgriff auf einen eventuell zu schaltenden Strang, bezogen auf Potsdam, wobei die Planerphantasien ja da weiter reichen bis zum Rembertikreisel in Bremen und der so bezeichneten Mozarttrasse, einem 1960er und 1970er Jahre-Spuk, der das Ostertor-Viertel brachial zerschnitten hätte und ebenso endgültig zu den Akten gelegt wurde wie die vier, sechs- und achtspurigen geplanten Autoverkehrs-Zerschneidungen durch Hamburg-Ottensen. Von den Nazi-Planungen bezüglich Berlin und bezüglich des Neuen Altona und der brachialen Umgestaltung ganzer Stadtquartiere einmal abgesehen. Eine geplante Elbbrücke mit einer Durchfahrtshöhe von über 80 Metern und Pylonenhöhen von 250.

    Zu Potsdam nur skizziert und HIER also absichtlich nicht ausgeführt:

    Überlegungen zu einer seinerzeit zweiten Havelquerung (eine bestand ja in Form der Langen Brücke) in den 1920 Jahren war vom Bahnhof Potsdam-Charlottenhof (Luisenstraße, heute Zeppelinstraße) mitten durch die damals in Planung begriffene Wohnsiedlung am Kiewitt per Brücke hinüber nach Hermannswerder.

    Rein verkehrlich bestand für eine solche Trosse keinerlei Notwendigkeit, die hätte angeführt werden können. Glücklicherweise war das Geld alle und der Baugrund gab das nicht her. Heute ist diese Trasse vor allem wegen Hermannswerder ein Ding der Unmöglichkeit.

    Zur frühen DDR-Zeit, Anfang bis Mitte der 1950er Jahre wurde der Plan einer zweiten Havelquerung am Ostende der Freundschaftsinsel entwickelt, bezogen auf den seinerzeit noch existierenden, aber durch den Krieg ruinös gefallenen Potsdamer Hauptbahnhof. Dieses auch zur zweiten, östlichen Anbindung dessen. Das war die Zeit, als die DDR das Zentrum noch als Zentrum begriff, das Stadtschloss noch nicht vernichtet war und die Bahnhöfe des Zentrums noch nicht als bloßer Wurmfortsatz faktisch abgehängt.

    Nach dem Aufbauplan von 1959 - d. h. zwei Jahre vor Mauerbau - wurden diese Pläne ad acta gelegt, was für die Freundschaftsinsel sehr gut war, die Neuordnung des Bahnverkehrs nach j. w. d., um die Voraussetzung für die Abschottung zu treffen, war hingegen Vorbote des dann folgenden Mauerbaus 1961.

    In den 1960er und 1970er Jahren: Ausweisung von Baugebieten, recht einseitig in südliche und weit mehr südöstliche Richtung hin, mit allen Problemen, die durch diese einseitige Bebauung entstehen. Bau der Nuthestraße aus genau diesen Gründen und dann schon zu DDR-Zeiten ein Erschrecken, dass diese Achse eine völlige Fehlplanung war, gar nicht weitergeführt werden KONNTE, weil ihre Weiterführung in der üppigen Breite Denkmalgebiete IMMENSEN AUSMASSES vernichtet hätte. Seitdem Achselzucken.

    Auf Autoverkehrsebene kann dieses Problem allein nicht gelöst werden, nur in der Gesamtheit aller Verkehrsträger.
    Vgl. Beitrag.

    Betrachten wir den StadtORGANISMUS, so war die DDR-Planung seinerzeit nichts anderes, als dem Körper einen Arm anzufügen, der genauso schwer ist wie der Körper der Stadt selbst. Kein Mensch kann sich auf diese Weise fortbewegen. So kann also nur das Zentrum zur alten Güte ausgebaut werden und versucht werden, in andere Richtungen weniger brachial, doch gleichsam wirksam zu bauen.

  • Ein in meinen Augen sehr gelungenes Bauprojekt wird in Potsdam realisiert: Das Wohnviertel "Luise & Charlotte" im klassischen Stil.

    http://www.immobilien-zeitung.de/1000016177/pot…luise-charlotte

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Das ist doch kein "klassischer Stil". Die Nachtanimation ist geschönt - de facto ist das minimale Kastenarchitektur, nur notdürftig durch Sockelbildung kaschiert.

  • Na ja, es fällt nicht weiter auf. Weder im Negativen noch im Herausragenden, Identitätsstiftenden. Vielleicht etwas in Widerspruch zu dem sonstigen Geltungsbedürfnis seiner wahrscheinlichen Bewohner. :blink:

    Gebäude, vor denen Menschen stehenbleiben, sind ja Gebäude, bei denen sich auch noch beim zweiten, dritten und ggf. vierten Blick etwas offenbart. Bei diesen Gebäuden ist nach meiner Empfindung alles bereits auf einen einzigen Blick zu erfassen, beim zweiten und dritten Blick ist nichts weiteres da, so dass Stehenbleiben nicht recht lohnt.

  • Ich kann das schon sehr gut nachvollziehen, Exilwiener. Allerdings empfinde ich es eher so, dass Güte in der spezifischen Architektur weniger aus einem vglw. Schlechteren woanders her rührt, vielmehr aus dem (sich jeglichen Vergleiches entziehenden) Vermögen der eigenen Baukunst.

  • Zitat


    Kolonnaden droht der Einsturz

    Achtung, Einsturzgefahr! 350 000 Euro sind für die Sanierung der Unesco-prämierten Säulengänge an der Glienicker Brücke nötig.
    Die Kolonnaden an der Glienicker Brücke sind völlig marode, es droht sogar der Einsturz. Deshalb sollen die Stadtverordneten kurzfristig und ungeplant 350 000 Euro aus dem städtischen Haushalt genehmigen. Die steinernen und zum Unesco-Welterbe gehörenden Säulengänge sollen bis zum 25. Jubiläum des Mauerfalls am 9. November repariert werden. Das geht aus einer Rathausvorlage für die Stadtverordnetenversammlung am 2. April hervor.
    Der Sandstein des Bauwerks weist erhebliche Risse auf: Die gut 100 Jahre alten Stahlverbindungen waren im Laufe der Zeit gerostet und aufgequollen und sprengten den Sandstein von innen heraus. Schon seit 2012 ist das Problem bekannt. Damals gab es erste Sanierungsarbeiten. ...

    http://www.pnn.de/potsdam/840055/

    APH - am Puls der Zeit

  • Hallo,

    eine positive Nachricht

    Zitat

    PNN
    Ohne Gegenstimmen und ohne längere Debatte haben die Stadtverordneten am Montag 350 000 Euro für die Sanierung der Kolonnaden an der Glienicker Brücke beschlossen. Der außerplanmäßig gewährte Zuschuss soll wie berichtet mit nicht genutzten Finanzmitteln aus dem vergangenen Jahr finanziert werden. Mit der kurzfristigen Entscheidung können die steinernen und zum Unesco-Welterbe gehörenden Säulengänge bis zum 25. Jubiläum des Mauerfalls am 9. November repariert werden.


    Schön, wenn sich alle einig sind. Geht doch... :applaus:

    http://www.pnn.de/potsdam/844785/

    Schöne Grüße aus der Landeshauptstadt... :thumbup:

  • Hallo,

    nachdem Palantir auf der Seite 2; #13, bereits über das neue Bauvorhaben in der Berliner Vorstadt berichtet hat, sollen nun wieder zur "Untermalung" ein paar Fotos folgen:

    Charlotte und Luise, Entwurf

    Quelle: http://formart.eu/de/angebote/ka…-luise-potsdam/

    Berliner Straße, Blickrichtung Berlin. Altbestand zum Vergleich.

    ...und hier noch einmal...

    Die Fritz-Rumpf-Straße

    Über Geschmack soll man ja nicht streiten... Und die Gegend wird trotzdem weiterhin das bevorzugte Wohngebiet des Potsdamer (Geld-)Adels sein.

    Fotos: Autor, 06.08.2014

    Den Namen des Projektes finde ich allerdings richtig gut :wink:

    Viel Freude beim Anschauen... :thumbup: